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Audiodata Audiovolver Test – FIR-Filter – Testbericht – fairaudio

Inhaltsverzeichnis

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Audiodata Audiovolver – ein Schweizer Messer?

Man darf natürlich der Meinung sein, Probleme sollten da angefasst werden, wo die Ursachen liegen, und wenn man also eines mit seinem Raum hat, holt man den Akustiker, fummelt selbst herum oder zieht um. Und wenn der Lautsprecher arg präsent tönt Audiodata Audiovolver IIoder der Bass hinterherhinkt, kauft man sich eben einen neuen. Sympathisch dogmatisch, diese reine Lehre – aber das Hören im Elfenbeinturm ist in der Praxis doch recht selten.

Was, wenn man gerade umgezogen ist und die geschätzte Kette nicht mehr so spielt wie vorher – und man gleichzeitig die eigentlich notwenigen raumakustischen Maßnahmen optisch nicht erträgt? Nochmal umziehen? Oder was, wenn einem der eigene Lautsprecher eigentlich schon gefällt, aber etwas mehr Luft oben / Kontur unten / ein besseres Timing etc. durchaus wünschenswert wäre? Ihn wirklich austauschen? Und wird der neue dann das erhoffte Glück bringen? Tja, schön wäre sie schon, die berühmte Black Box, die klanglich alles so ausrichtet wie man’s mag – und im Rack verschwindet. Nun, eine solche ist auch der Audiovolver II nicht – aber Richtung Schweizer Messer für Audiophile geht es schon, schenkt man Herrn Schippers Glauben. Was kann dieses Messer und was kann es nicht?

Wogegen man auch mit dem Audiovolver keine Chance hat, sind die nicht-linearen Verzerrungen. Klirrt der Lautsprecher oder die Endstufe, so werden sie es auch nach dem Mess- und Filterprocedere tun. Schade. Oder schön, wenn man das Verzerrungsspektrum seiner Anlage mag 🙂 Audioprozessoren und digitale Raumentzerrungstools können ganz allgemein nur lineare Verzerrungen angehen, keine Nichtlinearitäten. Eher fügen sie diesen noch die eigenen hinzu – die Frage ist allerdings, ob das spielentscheidend ist im Vergleich zum Hebel, den sie anderenorts ansetzen.

Der Audiovolver kann räumliche Asymmetrien ausgleichen. Steht eine Box ecknah und die andere völlig frei, dann bietet sich beispielsweise eine Bassabsenkung für den Wandler in der Ecke an, so dass die tonale Mischung links/rechts wieder homogen ausfällt. Und ist die eigene Hörposition nicht im Sweetspot, so lässt sich auch das ausregeln – und zwar nicht nur einfach damit, dass die entferntere Box lauter gestellt wird, sondern indem die Laufzeitdifferenz zwischen linkem und rechtem Speaker entsprechend korrigiert wird (sprich: ein Delay für die entferntere Box eingefügt wird), was so mit einem normalen Balanceregler natürlich nicht möglich ist. Kanalasymmetrien – seien es tonale, seien es „zeitliche“ – lassen sich also sehr genau und feinfühlig angleichen. (Natürlich nicht nur im Bass, sondern an 32.000 Stellen über den Hörbereich verteilt und mit einer Genauigkeit von ungefähr 22 Millionstel Sekunden auf der Zeitachse.) Dies kann gerade in „Problemräumen“ ein Segen sein. Oder wenn die Paargleichheit der Lautsprecher doch nicht so gut ist wie erhofft – weiß man’s?

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Auch die Auswirkungen von Raummoden lassen sich mit Audiodatas „HiFi-Rechner“ zähmen. Natürlich wird dabei die Mode nicht direkt angegangen. Wie soll das auch gehen? Stehen zwei parallele Wände fünf Meter entfernt voneinander, so wird bei 34Hz eine Mode liegen, da beißt die Maus keinen Faden ab. Allerdings: Sitzt man im Maximum dieser stehenden Welle, so lässt sich mit dem Audiovolver bequem der Gesamtpegel absenken, indem ein entsprechend schmalbandiger Filter angesetzt wird, so dass die Summe aus Direktschall und dem reflektierten das gewünschte Normalniveau erreicht. Die Mode sitzt immer noch da, wo sie vorher war, keine Frage – doch ihre hörakustische Auswirkung wird glattgestellt. Schwieriger ist dies natürlich bei Tälern als bei Bergen im Frequenzgang: Versucht man eine solche destruktive Interferenz einfach mit höherem Pegel über die Lautsprecher „zuzuschaufeln“, hat man die Rechnung ohne den reflektierten Schall gemacht, der natürlich ebenfalls lauter wird und durch die Phasendifferenz wieder eine Grube in den Frequenzschrieb gräbt …

Audiovolver von hinten

Gut daher, dass das Ohr für (schmalbandige) Täler weniger empfindlich ist als für Berge, man bei stehenden Wellen im Bass also schon viel damit gewonnen hat, trägt man die Maxima ab und passt dann eventuell die Amplitude des gesamten Bereichs vorsichtig nach oben an, sollte der Höreindruck entstanden sein, durchs Glätten sei zu viel Tieftonenergie verloren gegangen. Eigentümlicherweise funktioniert das „Tälerzuschaufeln“ mit dem Audiovolver im Einzelfall dann aber doch ganz gut – so bei mir im Raum. Herr Schippers bringt es auf die knappe Formel „mehr und kürzer“: Das Signal wird vom Audiovolver nicht einfach nur im Pegel angehoben und pünktlich gestartet – also synchron mit den anderen Chassis des Lautsprechers -, sondern auch zeitlich gestrafft, so dass die Raumanregung geringer ausfällt – und damit der Pegel des reflektierten Schalls, ergo: das Ausmaß der destruktiven Interferenz. Diese Strategie funktioniert aber nicht im jedem Raum, sondern ist vom Einzelfall abhängig.

Fernbedienung zum AudiovolverMit der Beeinflussbarkeit der Nachhallzeit verhält es sich analog zu den stehenden Wellen – man wird mittels elektronischer Kunstgriffe hier niemals etwas direkt verändern können, denn es ist eine Raumeigenschaft. Klatsche ich in die Hände und messe die Nachhallzeit, so wird sich natürlich sowohl vor als auch nach der Installation des Audiovolvers das gleiche Ergebnis einstellen. Wenn ich dieses Klatschen aber über die Anlage abspiele, es dabei durch den Audiovolver schicke und der das Signal dann – eingedenk der Raumeigenschaften – entsprechend modifiziert, so kann das gehörte Ergebnis nicht nur „trockener“ klingen als vorher, sondern auch die am Hörplatz gemessene Nachhallzeit tatsächlich kürzer ausfallen, so Herr Schippers. Wird beispielsweise bei einem Lautsprecher, dessen Bass bei der Sprungantwort deutlich hinterherhinkt, der Laufzeitfehler korrigiert, so ist der vormalige Zeitversatz zwischen dem Ansprechen der Hochton-, Mittelton- und Basschassis verschwunden – und damit dessen Beitrag zur Nachhallzeit. Zudem lässt sich – situationsabhängig – auch das Ausschwingverhalten (in Maßen) korrigieren, was ebenfalls zu einem kürzeren Nachhallverlauf führen kann.

Stören frühe Reflexionen das Hörvergnügen, so lässt sich via digitaler Raumkorrektur nur bedingt etwas ausrichten, denn diese sind ja nicht überwiegend ein Problem mit der Amplitude des Signals oder des Timings des Lautsprechers, sondern eines mit der Zeit die vergeht, bis nach der ersten Wellenfront die zweite aus der „falschen Richtung“ kommt. Dreht man also bei der Box, die in der Nähe einer seitlichen Glasfront steht, den Pegel (auf Höhe der Frequenz, bei der die Reflexion am meisten stört) herunter und bringt so die Summe aus Direkt- und Indirektschall auf das gedachte Idealmaß, so ändert das doch nichts an dem (zu kurzen) Zeitverzug, mit der die Reflexion eintrifft und so die Lokalisation des Klangereignisses verschmiert. Was sich aber als Nebeneffekt der Raumimpulsmessung durch den Audiodata-Experten ergibt, ist die Erkenntnis, ob überhaupt störende Reflexionen vorliegen und wenn ja – woher sie rühren? Und mit dieser Erkenntnis bewaffnet, kann man „analog“ reagieren und einen Teppich über den Kachelboden legen, das Rack verschieben, die Vorhänge zuziehen …

Dass sich mit dem Audiovolver II der Amplituden-Frequenzgang des Lautsprechers beeinflussen lässt, scheint nach dem schon Gesagten so banal, dass es kaum mehr der Erwähnung wert ist. Doch trotzdem drei Dinge hierzu: Es lässt sich feinfühlig arbeiten, denn es stehen besagte 32.000 Eingriffspunkte zwischen 20Hz und 20.000kHz zur Verfügung, was einer Auflösung von circa 0,6Hz entspricht. Zweitens: Der Eingriff erfolgt digital, also jenseits der Probleme, die analoge Filter mit sich bringen, und drittens: mit sogenannten FIR-Filtern (siehe Wiki-Artikel), welche es technisch ermöglichen, die Phasenlage des Signales unabhängig von dessen Amplitudenwert stabil zu halten oder wunschgemäß zu ändern. Dies ist ein ganz entscheidender Punkt, denn erst so wird es möglich, die Sprungantwort, wie sie sich am Hörplatz darstellt, zu optimieren. Wie groß der Optimierungsbedarf ausfällt, hängt natürlich ganz stark von Ihrem Lautsprecher ab – tendenziell gilt: Je mehr Wege der Wandler besitzt, desto wahrscheinlicher wird’s, das Timingprobleme auftreten, die sich beheben ließen.

Audiovolver - analoge Ausgänge

Kurz noch zu den Anschlussmöglichkeiten am Audiovolver: Es stehen drei Digitaleingänge (Koax, S/PDIF-Format) sowie ein analoger Eingang (Cinch) zur Verfügung. Für digitale Quellen sollten idealerweise natürlich auch die digitalen Eingänge genutzt werden, da man so die AD-Wandlung spart, welche notwendigerweise (was soll eine CPU mit analogen Signalen anfangen?) hinter dem analogen Input erfolgt, über den eben Quellen wie Plattenspieler, Tape, Tuner etc. eingeschliffen werden können. Analog nach draußen geht es via XLR oder Cinch – und wer einen hochwertigen externen DA-Wandler besitzt, wird, wenn er dem internen DAC des Audiovolvers nicht trauen sollte, vielleicht die Möglichkeit nutzen, das Ausgangssignal digital abzugreifen.

Audiodata Audiovolver - Anschlüsse

Der USB-Anschluss, der auf der Rückseite zu sehen ist, dient dem Überspielen der von Audiodata berechneten Korrekturfilter – dies ist kein Digitaleingang – und die Ethernet-Buchse besitzt zur Zeit noch keine Funktion. Was sich aber bald ändern wird, denn es ist geplant, den Audiovolver II netzwerkfähig zu machen – sprich: In Kürze ist er eben nicht „nur“ ein Audioprozessor, sondern auch ein Netzwerkplayer mit Zugang zu NAS-Platten, Internetradio und was so dazu gehört. Und „Minimalisten“ verwenden ihn sowieso als Vorverstärker, denn die Analogausgänge sind regelbar (was auf digitaler Ebene geschieht). So, und nun ab ins Wohnzimmer, zum Messen und Hören …

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Test: Audiodata Audiovolver II |

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