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Warum eigentlich zum Einstieg in den Klangteil dieses Berichts nicht einmal in eigener Sache jammern? Ja, wie einfach war es damals, als ich noch keine Hörberichte in die Tastatur zu hämmern pflegte und fürs Bewerten einer HiFi-Komponente – es ging ja lediglich um meinen eigenen Spaß – ein wenig eloquentes „das Gerät hier gefällt mir aber schon besser als das erste“ oder so ähnlich reichte.
Denn das genaue Er- beziehungsweise Begründen, warum eine Komponente einem gefällt oder nicht, deren Klangcharakteristik also valide zu analysieren und beschreibbar zu machen, gehört für mich zu den am meisten Konzentration abfordernden Tätigkeiten, die ich kenne. Oder zu den am wenigsten steuerbaren, kommen einem die subtileren, aber dennoch entscheidenden Einsichten doch häufig dann, wenn man gerade nicht nach ihnen sucht, man mit einer Testkomponente einfach nur Musik genießt oder es bei der Computerarbeit im Hintergrund lediglich ein wenig akustisch rieseln lassen will.
Lautsprecher machen es einem in der Regel etwas einfacher als andere Komponenten und unterscheiden sich häufig „greifbarer“ – versuchen Sie aber mal, sich einem Gerät vom Formate des Audio Research DAC8 mittels vergleichsweise profaner Kriterien wie tonaler Neutralität, Grobdynamik, räumlicher Ortungsschärfe oder schierer Tiefbassfähigkeit zu nähern.
Denn klar, ich sag’s sicherheitshalber expressis verbis, ist der DAC 8 mit Blick auf solche Kriterien über jeden Zweifel erhaben, hervorzuheben ist in diesem Kontext unter anderem seine vorbildlich offen-luftige Bühnenillusion, doch gerade im Zusammenhang mit USB-Computeraudio und Mediaplayern wie eben Foobar oder J. River mache ich häufig selbst mit deutlich preiswerteren DACs klangliche Erfahrungen, die in, sagen wir mal: „grobakustischen“ Belangen zumindest keine Fragen aufkommen lassen und auch teurere CD-Player hinter sich lassen.
Nein, die Charakteristika, die ein Gerät wie den Audio Research zum Objekt der Begierde werden lassen und einen motivieren, noch einige zusätzliche Kiloeuro auf den Händlertresen zu legen, liegen jenseits der grobakustischen Pflicht. Und dennoch bot das Umstöpseln auf den Audio Research – mit meinen hochauflösenden Audionet AMP Monos und den Thiel CS 3.7 hinten dran -, durchaus eine Überraschung, klang es doch im Vergleich zu dem, was ich bisher so gewöhnt war, angenehm „untechnisch“ oder „eingängig“ – ohne zunächst, dass mir mein Kopf sagen konnte, woran das nun genau läge und ohne, mag es auch fast wie ein Widerspruch klingen, dass mir zuvor jemals in den Sinn gekommen wäre, etwa meinem geschätzten Northstar USB dac32 (via Kernel-Streaming angesteuert, zudem bekommen ihm bei mir die Audio Exklusiv d.C.d.-Feet hörbar gut) eine technisch klingende oder schwer verdauliche Spielweise zu unterstellen.
Interessanterweise sind die Unterschiede zum Beispiel gegenüber dem Northstar Wandler via S/PDIF noch signifikanter als über USB – so spielte der Audio Research DAC 8 mit meinem CD-Player Fonel Simplicitè als Zuspieler auf ähnlichem Niveau, wie per Laptop gefüttert, beim Northstar rutsche die Performance nach dem Wechsel von USB auf S/PDIF schon stärker nach Süden, das Klangbild fühlte sich doch merklich grobschlächtiger an.
Aber wie dem auch sei, lassen wir den Audio Research einfach mal an meinem mit J. River bewehrten Notebook und reisen im Folgenden einfach durch ein paar aufschlussreiche Hörrunden, bei denen vornehmlich mit Exact Audio Copy extrahierte 44,1-kHz/16-Bit-WAV-Dateien zum Einsatz kommen:
Aufschlussreiches tritt nicht selten zutage, wenn man sich mithilfe des Albums Skullgrid der New Yorker Formation Behold… The Arctopus auf Spurensuche begibt: Ein ebenso aberwitzig rasantes wie virtuoses Jazz-Metal-Spektakel mit zum Teil „krummen“ Rhythmen jenseits ausgetretener Viertel-Pfade und einem recht interessanten Instrument, hat sich Gitarrist Colin Marston doch einer nicht gerade häufig zu hörenden, zwölfsaitigen Warrguitar verschrieben.
Und ja, die musikalisch sperrige Kost serviert der Audio Research DAC8 so ungewohnt leicht verdaulich, dass ich an dieser Platte etwas länger hängen blieb: „Beweglicher, reiner, atmender als gewohnt“, so meine Hörnotizen, klingt es über den Amerikaner, die einzelnen Instrumente – Schlagzeug, Bass und eben Warrguitar – wirken artefaktefreier, im positiven Sinne ruhiger, weniger „schreiend“ in Szene gesetzt. Letzteres liest sich vielleicht ein wenig komisch, ist aber tatsächlich der Eindruck, der sich mit spontan vermittelt.
Aufs zweite Hören wird einem klar, was für die Vokabeln „beweglicher/atmender“ sowie „reiner“ wohl (mit)ursächlich ist: Die einzelnen Instrumente wirken etwas weniger kantig abgegrenzt, haben mehr mikrodynamische Luft um sich herum und differenzieren sich klangfarblich „sauberer“ beziehungsweise eindeutiger – gerade bei einem solchen Sound-Kuddelmuddel wie dem vorliegenden ist mir das sehr willkommen. Ein bisschen kommt mir in diesem Zusammenhang mein letztes Testobjekt in den Sinn – wenngleich ein Verstärker und kein DAC -, die Sauermann-Endstufe, die in diesen Bereichen ja ebenfalls ihre Meriten hat und mir sehr angenehm in Erinnerung geblieben ist.
Solche Klangeigenschaften kommen nicht zuletzt der schwedische Sängerin Lykke Li zugute, die zum beispielsweise im wunderbar ätherisch-fragil wirkenden, insbesondere im Refrain aber gleichsam mitreißenden Song „Tonight“ (Album: Youth Novels, 2008) stimmlich ein wenig (zu) dünn, fast glasig-hart wirken kann.
Und klar mag das auch von meiner eigenen „Tagesform“ abhängen und ich höre den Titel auch nicht ständig und bei jedem Test, aber in Verbindung mit meiner Audionet/Thiel-Combo wird mir über den Audio Research DAC8 eigentlich das erste Mal klar, dass die Produktionsqualität des Songs eigentlich gar nicht unbedingt als bekrittelnswert durchgeht, und warum man sich wohl für ein solches „Sounddesign“ entschieden haben wird: Dieses unterstreicht den distanziert-sensiblen Charakter der Musik nämlich auf besondere Weise, wenngleich es klanglich auch – je nach verwendeter HiFi-Hardware – leicht ins etwas kalt-anämische abdriften kann.
Interessant ist, dass dies mit dem DAC8 eben nicht passiert, aber das keinesfalls darin begründet liegt, dass er nun tonal wärmer, wohlmöglich noch mit einem Grundtonbäuchlein ausgestattet zu Werke geht, nein, tonal würde ich unseren Probanden, ich hatte es oben schon angerissen, als von Kopf bis Fuß zweifelsfrei neutral einstufen.
Aber fühlen wir dem Audio Research DAC8 noch weiter auf den Zahn und kommen zugleich intensiver auf konkrete HiFi-Kriterien zu sprechen …
Test: Audio Research DAC8 | D/A-Wandler