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Der La Source wird in einem gut 36 Kilogramm wiegenden Doppelfaltkarton geliefert, der aufgrund seiner diversen Aufkleber zunächst keinen besonders highendigen Eindruck macht. Doch einmal ausgepackt sieht’s schon ganz anders aus: Ein wunderschönes Flightcase aus Aluminium und Holz kommt da zum Vorschein, aus welchem der La Source sich trotz seines beträchtlichen Eigengewichts sicher entnehmen lässt. Das dürfte mit Abstand die luxuriöseste Verpackung für eine HiFi-Komponente sein, die meine trüben Augen je erblickten. Bisher hielt ich es immer für überkandidelt (und preistreibend), HiFi-Komponenten in Flightcases zu liefern. Angesichts der Tatsache, dass bei diesem Gerät Geld jedoch eh keine Rolle spielt, finde ich den Verpackungsdresscode durchaus angemessen, wenn nicht gar zwingend …
Das äußere, klassisch elegante Erscheinungsbild lässt Solidität und beste Verarbeitung vermuten. Nach einigen Stunden Betrieb wird jedoch auch offensichtlich, wie ergonomisch die äußere Gestaltung zugleich ist. Jede Funktion kann spielend leicht entweder von der großen Frontplatte oder per Fernbedienung abgerufen werden. Es gibt keinerlei Usability-Schweinereien, die die Bedienung erschweren würden. In das beigelegte, ausführliche Handbuch musste ich gar nicht erst blicken; im Gegensatz zu manch anderem japanischen Konkurrenten, mit dem ich schon das Vergnügen hatte, machte der La Source mir das highfidele Leben wirklich leicht.
Auch das zentrale Display ist höchst ergonomisch. Jeder Betriebszustand ist klar sichtbar, auch vom Hörplatz aus – bis auf die eingestellte Lautstärke, aber das halte ich für verzeihlich. Der La Source ist ansonsten das komfortabelste und rundum angenehmste Gerät, das ich in diesem Bereich je benutzen durfte. Die Balance aus Stringenz der äußeren Erscheinung und Nutzerfreundlichkeit darf als ideal bezeichnet werden.
Sprechen wir vom Gehäuse: Das extrem steife Aluminiumchassis isoliert das Esoteric-Laufwerk gleichermaßen gut von internen wie externen Vibrationen. Es besitzt einen 10 mm dicken, 13 Kilogramm schweren stählernen Unterboden, der Vibrationen vom Laufwerk abhalten und die bestmögliche Auslesegenauigkeit sichern soll. Dickes, eloxiertes Aluminium mit 50 mm Stärke ziert Gehäusedeckel und Frontplatte. Das Gerät ruht sicher auf drei hochwertigen Aktyna-Standfüßen, die das Gerät vom Aufstellungsort entkoppeln.
Als ich das Rezensionsexemplar orderte, wusste ich übrigens nicht, welche Finish-Variante man mir schicken würde. Ich bekam das Gerät in Schwarz, was mich nicht gerade glücklich machte, denn eine schwarze Komponente zeigt sich bei Foto-Sessions oft als Diva – und verlangt überdies nach regelmäßigem Staubwischen. Ersteres traf zu, letzteres nicht – das Chassis wirkt nicht besonders staubfängerisch und der La Source gehörte damit erfreulicherweise stets zu den gepflegtesten Komponenten in meinem Rack.
Und jetzt zu den Funktionen und Features:
Wie bereits erwähnt, stammt das Laufwerk aus dem Hause Esoteric – und es ist das beste, welches man bei Esoteric für OEM-Geräte freigibt. Der verbauten VRDS-NEO-VMK-5-Mechanik, einer Esoteric-Neuentwicklung, sagt man hohe Zuverlässigkeit und außerordentliche Laufruhe nach. Das VMK-5 besitzt einen für den High-Speed-Einsatz optimierten Hochpräzisions-Aluminium-Teller und wurde mit einer Scheibe aus Polycarbonat gekoppelt, um ungewünschte Resonanzen zu minimieren. Die verbesserte Rotationsträgheit des VMK-5 sorgt für hohe Zuverlässigkeit, Resonanzkontrolle und einen extrem leisen Betrieb.
Esoterik entwickelte auch eine nachgerade geniale Technologie für den Antrieb der Laser-Einheit. Diese stellt sicher, dass sich die optische Achse des Lasers immer im absoluten Mittelpunkt des Pit-Tracks befindet (kennt jemand noch den Nakamichi Dragon?). Das minimiert ungewünschte Effekte und Tracking-Offset durch „flatternde“, exzentrische oder nicht plane CDs. Dieses hochpräzise Pickup-System und der vibrationsfreie VRDS-Schlitten dürften die herausragendsten mechanischen Merkmale des La Source darstellen. Gleichwohl gleitet der Lademechanismus selbst nicht ganz so geräuschlos wie der des Luxman D06 – insgesamt aber ist die Mechanik jedoch die beeindruckendste, der ich je begegnet bin.
Die digitale und analoge Signalverarbeitung wurden separat optimiert, um in beiden Bereichen optimale Leistung zu erreichen. Audio Aéro entwarf hier ein erstklassiges Platinendesign – unter anderem mit Gold-Leiterbahnen – für präziseren Datenfluss. Gemeinsam mit ABC PBC beziehungsweise Ex-Anagram wurde ein „ultimativer“ Digitalprozessor entwickelt, der auf einem 32-Bit/384-kHz-DSP von S.T.A.R.S. Evolution basiert und einen asynchronen 2-Kanal-Sample-Rate-Konverter mit symmetrischem Dual-Mono-Mode beinhaltet. Der digitale Ausgang treibt zwei Burr-Brown 1792 DACs. Jedes ABC-PCB-Modul hat einen einzelnen Audio-Input, der Daten im PCM-Format bis zu 24/192 oder stereo DSD bei 2.8224 MHz erlaubt. Das Eingangs-Signal wird intern zu einem 8xFS PCM-Format hochgesampelt. Die Ultra-low-Jitter-Master-Clock wird durch einen hochwertigen natürlichen Quarz gespeist, was Störgeräusche so weit wie möglich unterdrücken soll. Digitale Artefakte werden hierdurch ebenfalls auf weniger als 1 Picosekunde RMS-Jitter heruntergedrückt.
Bei S.T.A.R.S. Evolution verwendet man eine eigene Taktsynchronisationsschaltung, um alle eingehenden Daten mittels einer hochwertigen Master Clock zu synchronisieren. Durch diese besonders stabile Taktreferenz wird Jitter zwischen allen involvierten Einzelkomponenten minimiert – übrigens stellt diese Detailllösung auch das wichtigste elektronische Unterscheidungsmerkmal zwischen dem La Source und dem erst kürzlich erschienenen La Fontaine dar.
Das Upsampling auf 384 kHz kann dem Standard-Redbook-Signal die Klarheit und Detailfülle verleihen, die man generell gerne der SACD oder dem DVD-A-Standard zuschreibt. Bestmögliche Dynamik, geringster Klirr und höchster Rauschabstand – all dies wird erreicht durch einen innovativen Upsampling-Kernel mit > 144dB Spiegelfrequenzunterdrückung. Auch das Adaptive Time Filtering (ATF) stammt aus dem Hause Anagram – es gestattet eine präzisere Interpolation von Audiodaten als es herkömmliche Samplingratenkonverter leisten können. ATF arbeitet mit einem Polynom-Fitting-Algorithmus, der die Originaldaten besser interpoliert als Sample-and-Hold- oder die schrittweise Näherungsinterpolation, die heutzutage üblicherweise eingesetzt werden. Diese per se bereits sehr fortschrittliche Technologie wurde durch Audio Aéro erneut verfeinert, um Jitterfehler beim Resampling bis hinein in den Bereich des Vernachlässigbaren zu minimieren.
Interessant ist eine Betrachtung der ABC-PCB-Standard-Datenblätter. Sie zeigen einen Vergleich zwischen „normalem“ Upsampling und dem Anagram-Upsampling bei 384 kHz und ATF – beim theoretischen Fall eines nicht vorhandenen Clock-Jitters. ATF zeigt bessere Ergebnisse, sowohl beim absoluten Jitter als auch beim Resampling-Jitter. Was vor allen Dingen den Unterschied ausmacht, ist der „Error Path“, der bei der klassischen Sample-and-Hold-Interpolation üblicherweise nicht den Originaldaten folgt. Bei Einsatz von ATF hingegen wird der „Error Path“ durch den „weich“ arbeitenden Polynom-Fitting-Algorithmus bestimmt – und folgt damit dem originalen Datenstrom wesentlich naturnäher.
Das hat zwei Hauptvorteile. Resampling-Fehler, die durch Jitter erzeugt werden und bei nicht ganzzahligen Taktraten auftreten (z.B. 44,1 kHz gegenüber 48 kHz) werden minimiert. Des Weiteren liegen die durch den S.T.A.R.S.-Evolution-Algorithmus erzeugten extrem geringen Restfehler jenseits des Dynamik-Rahmens von 24-Bit-Audio und sind damit dem Sample-and-Hold-, aber auch den schrittweise arbeitenden Linear-Interpolatoren überlegen.
Die besondere „Data-to-System“-Synchronisation ermöglicht es, sämtliche eingehenden digitalen Audiodaten neu mit der eingebauten hochwertigen Master-Clock zu synchronisieren. Resultate sind ein zupackenderer, fokussierterer Bassbereich, verbesserte stereofone Bühnenbreite und -präzision sowie ein optimiertes Voicing innerhalb gleicher tonaler Lagen. Die Ausgangsstufe des S.T.A.R.S.-Moduls nutzt überdies die sogenannte „Sonic Scrambling“-Technologie: Pro Kanal arbeiten zwei DACs im Differentialmodus und erhalten somit ein gespiegeltes Signal mit einer niedrigen, zusätzlichen Vorspannung. Dies führt zu einer deutlich verbesserten Linearität gerade bei niedrigen Pegeln.
Das S.T.A.R.S.-Modul arbeitet eingangsseitig mit einem Zwei-Kanal-Direct-Stream (DSD) bei 2.8224 MHz (64 x 44,1): Dieser DSD-Stream wird dann ins PCM-Format (Puls Code Modulation) konvertiert, was eigentlich bei 2.8224 MHz im 1-Bit-Format nicht geht – aber dank eines eigens entwickelten Filter-Algorithmus (DSF) eben doch. Auf diese Weise ist auch eine maximale Unterstützung der SACD-Features gewährleistet.
Angesichts dieser technischen Features wird schnell klar, dass man beim La Source nicht versucht hat, einen faulen Kompromiss zwischen Redbook- und DSD-Standards zu finden, sondern die Sache wirklich von Grund auf angegangen ist, um aus beiden Formaten auch tatsächlich das Optimum herauszuholen. Das S.T.A.R.S.-Modul verfügt übrigens auch über eine digitale Phasenumkehr, durch die die Ausgangsdaten invertiert werden können. Standardmäßig ist diese Funktion jedoch deaktiviert und kann nur im Software-Modus aus dem Menü „Optionen“ heraus aktiviert werden. Wie bereits erwähnt, braucht das Modul eine Master-Clock in Form einer eingespeisten Sinuswelle oder eines externen Oszillators. An dieser Stelle setzt Audio Aéro auf einen hochwertigen Quarzoszillator. Die Master Clock des La Source hat einen RMS-Phasenjitter von weniger als einer Picosekunde bei 25 MHz und verfügt über einen Control Input, eine digital geregelte Stromversorgung sowie drei Clock Outputs.
Die hochpräzise Clock nutzt ein Clock-Management, das auf den Namen DSS-Synchronisation hört. Es gestattet dem System, eine Vielzahl von Abtastraten und Datenformaten zu verarbeiten. DSS synchronisiert das gesamte Audio-System zur Master Clock und führt sämtliche Daten auf eine Abtastrate zusammen. Sämtliche Samplingfrequenzen werden dabei von 48 kHz und/oder deren Vielfachen abgeleitet.
Die analoge Ausgangsstufe wurde gegenüber den Modellen „Capitole“ und „Prestige“ deutlich optimiert. Audio Aéro verweist an dieser Stelle besonders auf eine signifikante Reduktion von Nebengeräuschen und eine Verbesserung der Lautstärkeeinstellung. Zum Einsatz kommen Subminiatur-Röhren aus dem Militärbereich (Philips 6021W), die für bestmöglichen Kontakt und verlängerte Lebensdauer direkt auf die Platine gelötet sind. Die Vorstufe verfügt über eine sehr geringe Ausgansimpedanz, der Ausgangspegel kann am Gerät entweder fix (2, 3 oder 4 Volt) oder regelbar eingestellt werden. Letzteres wird über einen direkt hinter den Röhren sitzenden Wolfson-Buffer realisiert.
Wie der eine oder andere Leser festgestellt haben dürfte, haben wir es hier mit einem ziemlich komplexen Gerät zu tun. La Source ist nicht einfach ein CD/SACD-Spieler der Oberklasse. Auf die Gefahr hin, dass es etwas ausuferte, musste ich an dieser Stelle einmal in der gebotenen Deutlichkeit aufzeigen, welch unglaublicher persönlicher und technologischer Aufwand in diesem Triumvirat aus CD/SACD-Wiedergabe, D/A-Wandlung und Vorstufe steckt. Im Grunde genommen könnte man den La Source auch in drei Gehäuse packen: Man nehme ein hochpräzises Laufwerk, einen ausgefeilten D/A-Wandler und eine edle Vorstufe – und wenn man dies mal zu Ende denkt, erscheint der Preis des La Source vielleicht gar nicht mehr so erschreckend hoch.
Test: Audio Aéro La Source | Vorstufe