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Abacus Ampollo: Der Klang

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Abacus Ampollo: Der Klang

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Widmen wir uns nun dem Klang. Zunächst einmal habe ich meine Quelle, den Marantz SACD7001-Spieler ohne den Umweg über einen Vorverstärker an die Cinch-Eingänge des Ampollo angeschlossen, um ein möglichst direktes Klangbild zu erhalten.

Erster Song: Das Instrumentalstück „Intro“ von The XX. Einsame Delay-Gitarrenpickings, ein in tiefen Lagen spielender Synthesizer-Flächensound, dann eine sich wahrhaft dominant in Szene setzende, raumfüllende Bassdrum; später treten noch mehrere akustische und elektronische Drums auf den Plan.

the xxOffen gestanden, mir fällt die Kinnlade runter. Dermaßen sauber, strukturiert, wie am Reißbrett – so habe ich diesen Song bisher selten gehört. Dies bezieht sich vor allem erst mal auf die Disziplinen Räumlichkeit, Fein- und Grobdynamik, denn rein tonal ist dieses Stück nun wirklich keine besondere Herausforderung und dürfte diesbezüglich auch einen 300-Euro-Verstärker nicht wirklich aus der Reserve locken. Gehen wir mal Stück für Stück vor: Die Gitarre steht festgenagelt halblinks im Panorama, aber nicht als kleiner Strich, sondern in einer realistischen „Ausdehnung“.

Die Bassdrum kommt urgewaltig, tief und schnell – und sie ist ebenfalls unglaublich präzise im Raum aufgestellt. Es klingt tatsächlich so, als würde sie einen halben Meter hinter der Verbindungslinie zwischen meinen beiden Neat-Momentum-4i-Lautsprechern erklingen, und hier (bitte jetzt nicht lachen) sogar eine genau zugewiesene vertikale Position haben. Als später die elektronischen Handclaps an den äußeren Enden des stereofonen Panoramas hinzu kommen, öffnet sich der Raum beeindruckend weit. Insgesamt ist recht viel Hall auf den einzelnen Instrumenten, jede Hallfahne für sich ist klar erkennbar und dem jeweiligen Instrument zuzuordnen. Trotzdem verkommt das Ganze jedoch – und das ist ja letztendlich mindestens genauso wichtig – zu keiner blutleeren Vivisektion, sondern es atmet und pulsiert. Ziemlich gut, muss ich zugeben.

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Als nächster Track im SACD-Spieler: „Jah Work“ von Ben Harper, Album The Will To Live, welches ich an dieser Stelle einmal gerade in tontechnischer Hinsicht besonders rühmen möchte. Hier wurde meisterhaft mikrofoniert, gemischt und arrangiert,ben harper vor allem die „Livehaftigheit“ der akustischen Schlagzeugsounds gehört mit zum Besten, was ich auf CD kenne. Jah Work ist ein Offbeat-Stück, das aber hier weniger als flügellahm-bekiffter Reggae herüberkommt, sondern auf eine sehr leichtfüßige Art und Weise, wiederum schön kontrastiert durch die klagende Stimme Ben Harpers. In erster Linie lebt dieses Stück von den beiden Rhythmusgitarren, die zur Linken und Rechten das Stück mit fein ziselierten Figuren umrahmen und dabei ständig vom solistischen in den begleitenden Modus „umschalten“. Ebenfalls bemerkenswert bei diesem Stück: die präzise Hi-Hat-Arbeit und die massiven Delays auf der Snare.

Die vorhin heruntergeklappte Kinnlade bleibt unten – es ist, als hätte man diesen Song, den ich gewiss schon 800 Mal gehört habe, einer Frischzellenkur unterzogen. Das Schlagzeug klingt dermaßen direkt, dass man bei den knackigen Rimshots beinahe die Holzspäne fallen hört. Wunderbar differenziert die verschiedenen, zum Einsatz kommenden Splash- und Crashbecken. Aber fast noch besser: das oben genannte Wechselspiel der beiden Rhythmusgitarren! Die Dinger haben einen Groove und ein Tempo, dass es wirklich eine Freude ist. Man hat beim Hören das seltene Glück, sowohl jede der Gitarren in ihrer solistischen Spielweise wahrzunehmen als auch zugleich den von beiden gemeinsam gewobenen Rhythmusteppich instinktiv zu spüren. Man möchte das Tanzbein schwingen!

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Ich fragte Herrn Sonder, worauf er diesen meines Erachtens überdurchschnittlich schnellen „Antritt“ seines Verstärkers zurückführt. Er leitete seine Antwort mit den Worten „Uns wundert selbst, dass der Ampollo den Minutenwalzer nicht in 45 Sekunden schafft“ ein, um dann jedoch etwas wissenschaftlicher fortzufahren, dass seiner Meinung nach hier die Punkte Lastunabhängigkeit und höchstmöglicher Dämpfungsfaktor zum Tragen kämen. Man könne die Membranen auf diese Weise einfach am besten und sichersten „führen“. So werblich das nun auch klingen mag, es hat sich zumindest in diesem Fall akustisch nachvollziehbar gezeigt.

Weiter: „Scissor Lock“ von Dredg, deren Musik irgendwo zwischen Alternative und Progressive Rock hin- und herpendelt. Das Album El Cielo ist hervorragend produziert und hält an einer guten derdgAnlage viel Hörspaß bereit. Im Intro eine einsame Gitarre und Gesang, später ein zurückgenommenes, trotzdem aber virtuos gespieltes Schlagzeug im Halftime-Feeling, viel perlende Gitarren, viel Raum, darunter ein tiefer, dynamisch-spielfreudiger Bass. Der Ampollo macht eine Art „Musik-Bad“ draus. Man stelle sich einen Blick in den Weltraum vor, „unendliche Weiten“ – und mittendrin hängen superpräzise aufgehängt, an genau definierten Positionen die Splashbecken und Hi-Hats. Der Bass flutet den Raum, federnd, tief, aber nicht wummsend oder vorwitzig. Das gefällt.

Dieser Song hält durch Instrumentierung und Produktion auch tonal eine sehr große Bandbreite bereit. Der Ampollo wirkt diesbezüglich im ersten Eindruck recht neutral. Ich kann keine übermäßige Betonung einzelner Frequenzbänder finden, alles ist zu gleichen Teilen „da“, tendenziell mit einer eher spielfreudig-präsenten und nicht „zartschmelzenden“, mittenbetonten oder gar dunkel-samtigen Art. Damit erinnert er mich durchaus ein wenig an meinen Yamaha AS-2000, ist diesem allerdings nicht zuletzt in den Bereichen Feinauflösung und Grobdynamik hörbar überlegen.

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Test: Abacus Ampollo | Endstufe, Vollverstärker

  1. 3 Abacus Ampollo: Der Klang