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Technics Grand Class SL-1300G

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Gib Stoff!
  2. 2 Technics SC-CX700: Klangtest und Vergleiche

Technics ist eine Marke mit bewegter Vergangenheit, wie Hifi-Freunde wissen. 1965 tauchte der Markenname erstmals als Spinoff des Elektronikkonzerns Matsushita auf – witzigerweise ausgerechnet für einen Lautsprecher namens „Technics 1“. Erst in den Folgejahren gelang es dem Unternehmen, sich mit den bis heute renommierten DJ-Plattenspielern der 1100- und 1200-Serie einen Namen zu machen, um schließlich jahrzehntelang beachtliche Erfolge zu feiern – und dies bekanntermaßen auch mit anderen Hifi-Komponenten. Wobei Technics nicht zuletzt immer wieder ausnehmend gute Lautsprecher baute. 2010 tauchte die Marke für manche überraschend ab, um 2014 anlässlich der Berliner IFA wieder neu aufzuerstehen. Und wieder war es ein Lautsprecher, nämlich der ambitionierte R1, der als erstes neues Technics-Produkt vorgestellt wurde. In den folgenden 10 Jahren ging es Schlag auf Schlag: Technics schuf eine komplett neue Produktpalette als highfideler Vollsortimenter. Was bisher fehlte, wird nun nachgeholt: ein zeitgemäßer Streaming-Aktivlautsprecher als kompakte All-in-One-Lösung namens Technics SC-CX700 (2.499 Euro | https://www.technics.com/de/).

Zugegeben: Wenn die vielzitierte „gute Fee“ bei mir vorbeikäme und mir drei Wünsche für zu testende Hifi-Komponenten gewährte: Ein Streaming-Aktivlautsprecher wäre nicht dabei. Warum? Nun, weil es eine Herkulesaufgabe ist, innerhalb dieser Produktkategorie wirklich audiophil abzuliefern – zumal zum vergleichsweise bodenständigen Preis des SC-CX700. Da residieren auf engstem Raum Treiber, Verstärker, WLAN- und Bluetooth-Empfänger, eine DAC- sowie eine Streaming-Sektion. Es braucht hier wirklich reichlich Feingefühl und Hirnschmalz, um auch von Highend-Lösungen verwöhnte Ohren glücklich zu stimmen.

Erster Eindruck

Die Technics SC-CX700 gibt es neben dem Terracotta Brown unserer Testmodelle auch in Silky Grey und Charcoal Black

Doch bevor wir tiefer in die Technik einsteigen, ein Blick aufs Äußere: Die Technics SC-CX700 sind so tief wie ein CD-Jewelcase, doppelt so hoch und anderthalbmal so breit, um mal ohne Zentimetermaß eine bildliche Vorstellung zu ermöglichen. Die 15-Millimeter-MDF-Wände verlaufen allesamt parallel, kommen allerdings mit abgerundeten Ecken, die dem Lautsprecher etwas zusätzlich Gefälliges verleihen. Zentrales optisches Element ist ein Koaxialchassis mit zwei Treibern, das rund vier Fünftel der Frontfläche einnimmt, darunter residiert ein rechteckiger Bassreflexaustritt, ebenfalls mit abgerundeten Ecken. Ein weiteres wichtiges optisches – und haptisches – Element: Front und Seiten sind mit einem Mikrofasermaterial namens „Dinamica“ bezogen, das überwiegend aus recycelten Polyesterfasern besteht und sich anfühlt, als hätte man Samt und Velours miteinander vermählt. Dieser „Stoff“-Bezug ist in drei dezenten Farben erhältlich: Terracotta-Braun, Schwarz und Silbergrau.

Die Mischung aus harten (MDF) und weichen („Dinamica“) Materialien verleiht dem SC-CX700 eine zeitlose Eleganz, finde ich. Und da der Stoffbezug an den Seitenflächen schwungvoll in einer Kurve am Gehäuse entlangfließt, wirkt das Ganze noch ein wenig edler. Ja, dieser Lautsprecher sieht ebenso eigenständig wie hochwertig aus – ein unaufdringlicher Hingucker. Spaltmaße sind ebenfalls nicht auszumachen, der Koax-Treiber ist ohne sichtbare Schrauben bzw. mit Zierblenden angebracht, kein nach „Technik“ oder „Konstruktion“ aussehendes Detail trübt den Blick.

Verarbeitung und Gehäusedetail der Technics SC-CX700

Die Radien und der Materialmix des Gehäuses – die Technics SC-CX700 sind zum Gutteil mit einem Textilmaterial bezogen – sorgen für einen ebenso eigenständigen wie unaufdringlichen, edlen Look

Zwei Lautsprecher, vier Amps

Noch interessanter wird es aber unter der Haube, denn Technics hat offenbar wirklich alles versucht, den oben erwähnten Herausforderungen beim Bau eines solchen Lautsprechers konsequent beizukommen: Es handelt sich um eine Art Master-Slave-System. Die Verstärkungselektronik residiert nicht ausschließlich im Master-Lautsprecher, sondern beide Lautsprecher haben ihre eigenen dezidierten Amps für Tiefmittelton und Hochton intus. Der Master indes zeigt auf seiner Rückseite ein voll besetztes Anschluss- und Einstell-Feld, während der Slave rückseitig ausschließlich einen RJ45-Netzwerkanschluss beherbergt. Nicht mal der muss zwingend eingesetzt werden, denn der Master kann den Slave wahlweise per Funk mit digitalen Audiodaten versorgen, die dann im Slave verarbeitet und verstärkt werden. Über diese Wireless-Verbindung lassen sich Digitaldaten bis hoch zu 24 Bit / 96 kHz übertragen. Wem das nicht reicht, der bringt eine Netzwerkstrippe zwischen die beiden Kanäle und freut sich über eine höhere Maximalauflösung der -datenübertragung, mithin eine Bittiefe von bis zu 24 Bit und eine Samplerate hoch bis 192 kHz.

Wahlfreiheit: Kabel, Funk, links und rechts …

Das rückseitige Anschlussfeld der Master-Box der Technics SC-CX700

Das Anschlussfeld der Master-Box der Technics SC-CX700

Blicken wir mal näher aufs Anschlussfeld des Masters: Hier lassen sich zwei Analogquellen direkt anschließen – eine Hochpegelquelle per Stereo-Miniklinke sowie ein Plattenspieler (MM) per Cinch. Dazu gibt es drei Digitaleingänge (USB-C, HDMI ARC, TOSLINK) und einen Subwooferausgang. Die Einbindung ins hauseigene Netzwerk erfolgt wahlweise per WLAN oder RJ45-Buchse. Per Umschalter lässt sich definieren, ob der Masterlautsprecher links oder rechts positioniert sein soll. Sehr praxisgerecht – so muss man zum Beispiel nicht sein ganzes heimisches Setup umbauen oder längere Kabel anschaffen, bloß weil die Quellgeräte oder der Internetrouter auf der „falschen“ Seite stehen.

Spezialitäten des Hauses

Koaxialtreiber sind eine Spezialität der Japaner, mit der ebenfalls die Technics SC-CX700 aufwartet. Die Eigenkreation heißt hier „Phase Precision Driver 4“. Der 15-cm-Tiefmitteltöner des Koaxsystems kommt mit einer Alu-Membran in deren Zentrum ein 19-mm-Ringradiator gleichen Membranmaterials sitzt. Die Arbeitsbereiche des Systems erfahren ihre Trennung ungefähr bei 2800 Hertz – ein durchaus üblicher Bereich für Zweiwegsysteme. Da der Tiefmitteltöner naturgemäß wesentlich größere Auslenkungen als der Ringradiator verrichtet, hat man bei Technics die Distanzstücke und Durchführungstüllen, die die zentralen Teile der Hochtönerbefestigung darstellen, als hochfeste Konstruktionen mittels Computeranalysen berechnet. Dadurch sollen Resonanzen im Bereich des Tieftöners unterdrückt und so auch die Sauberkeit der Hochtonwiedergabe gesteigert werden. Der Korb des Tieftöners besteht aus stabilem Aluminium-Druckguss – in dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit  – und ist mithilfe unterschiedlich starker Korbstreben als resonanzableitende Konstruktion ausgelegt.

Der Koaxial-Treiber der Technics SC-CX700

Das Koaxsystem der Technics SC-CX700 kommt mit einem Aluminium-Konus, in deren Zentrum ein 19-mm-Ringradiator – ebenfalls mit Alu-Membran – residiert

Und da der Ringhochtöner durch seine flache Bauhöhe eine über die gesamten Membranfläche geringe Höhendifferenz aufweist, läuft er weniger Gefahr akustischen Phasenverschiebungen anheimzufallen als typische Kalottenhochtöner: Die Laufzeitdifferenz zwischen dem an der Kalottenbasis und der Kuppe entstehenden Schall ist bauartbedingt größer. Beim Ringhochtöner der Technics SC-CX700 hingegen liegt die Membranhöhe bei gerade mal zwei Millimetern, sodass die kritische Auslöschfrequenz hier bei über 40 kHz und somit weit entfernt vom theoretischen Hörbereich liegt.

Kammerspiele

Damit nicht genug: Der Koax-Treiber arbeitet rückseitig in eine eigene Kammer, die nach allen Seiten geschlossen ist – bis auf den Bassreflexaustritt, versteht sich, und erfährt dort besonderen mechanischen Halt. Wo ist der Lautsprecher am schwersten? Natürlich am Magneten! Es ist also nicht optimal, den Lautsprecher ausschließlich an der Front seines Korbs mit der Schallwand zu fixieren. Nicht zuletzt bei basslastiger Musik kann der Treiber so nämlich ins Taumeln kommen. Aus diesem Grund befindet sich hinter der äußerlich sichtbaren Schallwand eine innere zweite „Schallwand“, die das Magnetsystem stützt und somit die mechanische Hauptbelastung abfängt.

Die Technics SC-CX700 von innen

Elektronik und Treiber residieren in vollständig getrennten Kammern, dazwischen liegt noch ein „polsternder“ Acht-Millimeter-Luftspalt. Gut zu sehen ist auch, wie eine „zweite Schallwand“ stabilisierend das Antriebssystem des Koaxtreibers fixiert

Auch die Elektronik bekommt innerhalb des Gehäuses eine eigene, geschlossene Kammer zugewiesen. Zusätzlich ist sie mittels einer Metallschirmung gegen einwirkende elektromagnetische Störungen gewappnet. Wie von anderen neuzeitlicheren Technics-Komponenten bekannt, kommt auch in unserem Probanden die spezielle Digitalverstärkertechnologie namens JENO Engine zum Zuge. Diese hier genau zu beschreiben, würde den Umfang meiner technischen Ausführungen unnötig sprengen, da ich auf die Ausführungen meines geschätzten Kollegen Michael Bruss verweisen kann, der das Prinzip in seinem Testbericht Technics SU-R1000 sehr gut zusammenfasst. Nur in aller Kürze: Die gesamte Signalverarbeitung und Verstärkung finden in der digitalen Domäne statt. Was nebenbei bedeutet, dass eingehende Analogsignale zuvor ins Digitale gewandelt werden. Ebenfalls aus dem Technics-Fundus übernommen wurde der raffinierte Kunstgriff, HDMI-Signale ungestörter fließen zu lassen, ohne dabei die HDMI-Spezifikationen zu verletzen. Hierzu wiederum verweise ich auf meinen Test des Streamingverstärker Technics SU-GX70.

Die Verstärkerelektronik der Technics SC-CX700

Die integrierten Digitalverstärker leisten pro Kanal 60 (Tiefmittelton) beziehungsweise 40 Watt (Hochton)

Messen, regeln, steuern …

Zu guter Letzt (mancher Leser scharrt wohl schon mit den Hufen, wie es denn nun klingt) ein paar Worte zur Usability: Zentrale Steuerungs-App ist das Technics Audio Center für Android und iOS. Hier erfolgt nicht nur die komplette Steuerung und Verwaltung des Lautsprechers (übrigens inklusive Raumeinmessung, dazu später mehr), sondern auch die Zuspielung via Streamingdienste, Internetradio oder aus dem lokalen Netzwerk. Freundlicherweise liegt überdies eine kompakte Fernbedienung bei, sodass man für die wichtigsten Einstellungen (Lautstärke, Eingangswahl etc.) nicht ständig zum Smartphone greifen muss. Und nun: Auf ins Hörvergnügen!

Inbetriebnahme und erste Schritte

Wer den Technics SC-CX700 als Lifestyleprodukt einsetzen und möglichst wenig Kabel im Raum sehen möchte, der nutzt komplett die drahtlose Wiedergabe, bindet ihn also per WLAN ins Netzwerk ein und nutzt überdies die digitale Funkstrecke vom Master zum Slave. Genau das machen wir hier nicht, denn uns interessiert natürlich, wie der Technics-Lautsprecher unter optimalen Bedingungen klingt. Dennoch habe ich die zwei Netzwerkstrippen aus dem Setup mal entfernt. Die Kabelverbindung zwischen beiden Lautsprechern wurde durch die Funkstrecke ersetzt – und das Streaming erfolgte per WLAN statt per Netzwerkkabel. Meine Erwartung war, dass das Klangbild darunter leiden würde. Das war aber überraschenderweise nicht der Fall. Bei normaler „Gebrauchsmusik“ (Rock, Pop, Konsorten) im Redbook-Standard bemerkte ich lediglich einen minimalen qualitativen Abfall in der Hochtonauflösung. Bei Hi-Res-Material hingegen wirkte die gesamte Abbildung etwas weniger greifbar, auch schien die Grundlinie, von der aus der Klang räumlich aufgebaut wird, einen Tick nach hinten zu wandern. Kurz: Man hört’s schon, aber allzu drastisch ist der Effekt nicht.

Das obere Bedienfeld an der Technics SC-CX700

Drei-Wege-System: Die Technics SC-CX700 lassen sich per App und Fernbedienung steuern – oder auch unmittelbar am Masterlautsprecher

Nichtdestotrotz spiele ich wie gesagt per Netzwerkkabel vom Router zu – und verbinde beide Lautsprecher ebenfalls per Netzwerkkabel miteinander, um die optimale digitale Bandbreite ausschöpfen zu können. Nachdem dies geschehen ist, installiere ich die Audio-Center-App, die die eingeschalteten Lautsprecher sofort findet. Hier kann ich auf Wunsch verschiedene DSP-Presets abrufen, z.B. für freistehende oder wandnahe Aufstellung. Oder aber ich nutze die Space-Tune-Raumeinmessung. Dazu kann ich entweder mein iPhone verwenden – oder die im Lautsprecher eingebauten Messmikrofone: Denn nicht jeder nennt ein iPhone sein Eigen und mit Android-Geräten funktioniert’s aufgrund der Hardwarevielfalt der unterschiedlichen Hersteller leider nicht. Ich lasse aber jegliche Raumoptimierung zunächst beiseite und höre in der Grundeinstellung. Zu guter Letzt hinterlege ich in der App noch meine Qobuz-Zugangsdaten – der Großteil des Tests wird nämlich per hochauflösenden Streaming vollzogen, der zentralen Domäne dieses Lautsprechers. Das alles funktioniert flink und zügig, die Erstinbetriebnahme nach dem Aufstellen und Einschalten der Lautsprecher hat gerade einmal zehn Minuten gedauert.

Technics SC-CX700: Klangtest und Vergleiche

Technics SC-CX700 mit Fernbedienung

Die Technics SC-CX700 lassen sich auch per mitgelieferter klassischer Fernbedienung steuern

Eines möchte ich vorab gleich spoilern: Die Technics SC-CX700 sind keine Lifestyleprodukte, sondern ernstzunehmendes Audiotools. Alleskönner sind sie wiederum auch nicht, das wäre angesichts der Funktionsfülle und Größenbeschränkung technisch auch nicht machbar.

Blicken wir zunächst mal auf die Tonalität. Hier zeigen sich die SC-CX700 mit einem frischen Klangbild: Die Höhen sind gut ausgeleuchtet, aber nicht überpräsent. Der Ringradiator spielt klar und transparent auf, im Zweifelsfall eher auf der frischen als auf der gülden-abgedunkelten Seite. Wenn beispielsweise in Joy Divisions Track „New Dawn Fades“ die Leadgitarre mit ordentlich Twang daherkommt, dann wird das über die Technics SC-CX700 mit der gebotenen Präsenz durchgereicht und nicht ein Stück weit runter gedimmt wie beispielsweise bei meiner Kombi aus der Vorstufe Tsakiridis Alexander (3.250 Euro), der Endstufe Valvet A4 MK2 (6.200 Euro) und den Lautsprechern Audio Note AX Two/2 (3.750 Euro), die im Hochton etwas gelassener und gefälliger, aber nicht so detailgetreu agiert. Das Mittenband der SC-CX700 wirkt authentisch und originalgetreu, nahezu wie bei einem guten Studiomonitor, kleinere Verfärbungen und Näseleien, wie man sie schon mal bei Koaxialsystemen (ich denke hier an meine selige Tannoy Turnberry GR) erlebt, kann ich nicht ausmachen.

Die Technics SC-CX700 übereinander gestapelt

Das Bild wirkt zwar kippelig, tonal agieren die Technics SC-CX700 aber nahezu schlagseitenfrei

Erstaunlich profund ist wiederum der Bass, der für ein so kompaktes System erfreulich tief hinab reicht und in meinem 18-qm-Hörraum keinen Subwoofer vermissen lässt. So wird der oben genannte Joy-Division-Song mit genau dem bauchigen und voluminösen Bassspiel gereicht, wie man das erwartet. Nur echte Subbässe – wie in U2s „Cedars of Lebanon“ – gibt’s logischerweise nicht, wobei das Signal über die Technics SC-CX700 nach unten sanft ausfadet und nicht rigoros abgeschnitten wird. Man ahnt die unterste Etage zumindest. Und: Es scheint mir so, als hätten es sich die Entwickler von Technics bewusst verkniffen, den SC-CX700 einen Oberbasshöcker zur psychoakustischen „Anreicherung“ des Tieftonbereichs zu verpassen – wie man ihn beispielsweise bei der KEF LSX (um 1.200) vorfindet. Nein, der Technics-Lautsprecher wirkt diesbezüglich wie eine ehrliche Haut, das Wörtchen „Studiomonitor“ fiel ja bereits. Nimmt man alles zusammen, bleibt ein erfreulich vollständiger und breitbandiger Gesamteindruck. Bei vernunftbegabten Lautstärken macht der SC-CX700 tonal eine ausgezeichnete, reife Figur: neutral, betonungs- und verfärbungsfrei bei naturgemäß leicht limitiertem Tiefgang in der untersten Oktave.

Tempo, Dynamik, Pegelfestigkeit

Daft Punk Random Access MemoriesDer Technics SC-CX700 ist natürlich kein Pegelwunder und auch keine Disco-Box. Das wäre angesichts der Abmaße und der technischen Daten (pro Box stehen 60 Watt für den Tiefmitteltonzweig und 40 Watt für den Hochtöner zur Verfügung) ja auch verwunderlich. Wer unter zivilen Bedingungen (Mietwohnung oder Reihenhaus) Musik hört, auch bei ordentlich angehobener Zimmerlautstärke, wird das gar nicht bemerken. Wer hingegen krasse Bassdrums zuspielt (z.B. die brutalen synthetischen Schubser in Billy Eilishs „Bury a friend“ oder die akustischen Bassdrums in Daft Punks „Bring life back to music“) und dann die Lautstärke richtig weit aufreißt, der wird den Tiefmitteltöner hörbar in die Kompression treiben – aber warum sollte man das auch machen? Wer zivilisiert Musik hört, der wird sich hingegen daran erfreuen, wie wieselflink und timingsicher dieser Lautsprecher spielt, und zwar über den gesamten Frequenzbereich.

Technics-Logo und Betriebs-LED an der Technics SC-CX700

Ein dezentes Leuchten zeigt den Betrieb an

Archive AxiomIn Archives sinisterem Stück „Baptism“ (Album: Axiom) gibt es viele schöne Beispiele dafür. Da wäre zum Beispiel ein immer wieder eingeworfener, rückwärts abgespielter Klavierakkord, der scheinbar aus dem Nichts kommt, schnell einfadet und dann mit einer massiven Attack „aufhört“, quasi wie mit dem Skalpell abgetrennt. Das brizzelt richtig am Trommelfell und hinterlässt fast schon einen wohligen Phantomschmerz, wenn eine Kette flink abliefert. So passiert‘s bei der Technics SC-CX700. Sie vermag es aber auch, die tieffrequenten Sequenzerattacken präzise, scharf und mit akkuraten Hüllkurven nachzuzeichnen. Das gelingt nicht jeder Verstärker-Lautsprecherkombi, auch beispielsweise nicht meinem Gespann aus dem Audio Note Cobra (4.895 Euro, fairaudio-Testbericht), der zwar für eine Vollröhre erstaunlich flink unterwegs ist, und den Harbeth 30.2 XD. Die Technics-Boxen sind da insgesamt tatsächlich noch einen Zacken schneller unterwegs, und selbst bei minimalen Lautstärken funktioniert das noch genauso unverschleppt und zügig. Respekt.

Räume zum Schwelgen

Ein weiteres Sahnestück des Technics-Aktivlings: die Räumlichkeit. Gut, man sollte bei einem kleinen Koax-System, das sich asymptotisch der Punktschallquelle annähert, schon erwarten, dass diese Disziplin beherrscht wird. Obwohl: Ein Koax muss per se ja keineswegs „zeitrichtig“ beziehungsweise phasenkohärent spielen, obwohl das ebenfalls entscheidend fürs räumliche Empfinden ist.

Das rückseitige Anschlussfeld der Slave-Box der Technics SC-CX700

Das Anschlussfeld der Slave-Box der Technics SC-CX700 fällt erwartungsgemäß übersichtlich aus

Und wie gut das alles beim Technics SC-CX700 funktioniert, ist für mich unbedingt hervorhebenswert. Nehmen wir vom bereits erwähnten Archive-Album den Opener „Distorted Angels“ – hier gibt es fast schon in die Unendlichkeit reichende Synthesizer-Hallräume mit frappierender Tiefe. Diese werden konterkariert von einer Gesangsstimme, die furztrocken genau aus der Mitte kommt. Der SC-CX700 spielt von der Grundlinie aus scheinbar grenzenlos in die Tiefe des Raums hinein und lotet diesen vorbildlich hell und nachvollziehbar aus – hier ist das vielzitierte Vollbad in der Musik möglich. Die Stimme wiederum positioniert sich festgenagelt in der Mitte und manifestiert sich ebenda lebendig und realistisch. Wenn die Aufnahme es hergibt, trifft man manche Schallquellen dann auch gerne mal seitlich jenseits der Lautsprecher an, wie zum Beispiel in New Orders „Ceremony“, wo die Toms des Schlagzeugs ziemlich krass an die Außenseiten gemischt wurden. Das alles wirkt dennoch zu keiner Zeit effekthascherisch oder über Gebühr Cinemascope-artig, sondern schlicht und einfach richtig, kohärent, glaubwürdig. Hier zeigt sich, dass das Zusammenspiel aus Tiefmittel- und Hochton sehr gut funktioniert, ganz offenbar zeit- und phasenrichtig, nichts trübt das räumliche Hörvergnügen. Große Klasse!

Transparenz, Kontrast, Auflösung

Billy Eilish No time to dieEine Sache verdient zuallererst ein dickes Lob: Die Technics SC-CX700 sind komplett rauschfrei. Nicht nur im Leerlauf (da kann man mit einem Noise-Gate tricksen), sondern auch bei der Zuspielung leiser Signale. Leider findet man das bei bezahlbaren Aktivsystemen nicht immer, es ist aber immens wichtig, weil nur ein rauschfreies System wirklich kontrastreich aufspielen kann, insbesondere bei zarter Musik. Eine Ballade wie Billy Eilishs „No time to die“ wird über die SC-CX700 zu einem emotionalen Erlebnis. Die zart-perlenden Klaviertöne kommen aus dem Nichts, die Synth-Flächen faden langsam ein, die brüchige Stimme von Eilish ist ganz nah, singt einem fast ins Ohr – und als der Song endet, sitzt man wieder vor rabenschwarzer Stille. Auch die Feinauflösung geht mehr als in Ordnung, wenngleich die aktive Technics kein beflissener Studiomonitor ist (und auch keiner sein will). Gerade im Mittenband ist sie zum Beispiel besser auflösend als die konzeptionell ähnliche KEF LSX (1.190 Euro). Es gibt aber sicherlich Aktivsysteme, die noch mehr feinste Details herausschälen können, gerade im Hochtonbereich oder bei der Ausdifferenzierung der Mitten in unübersichtlichen Aufnahmen mit großem Orchester. Ich denke hier beispielsweise an die Aktiv-Monitore von Genelec. Diese kosten jedoch ein Vielfaches – und noch dazu steht hier die Analytik bewusst so deutlich im Hintergrund, dass für manchen Hörgeschmack die Vermittlung von Emotionen zuweilen in den Hintergrund tritt. Das muss man wollen und mögen – und war sicherlich nicht das Entwicklungsziel von Technics.

Die Technics SC-CX700 mit Frontabdeckung

Eine Treiberabdeckung zählt ebenfalls zum Lieferumfang der Technics SC-CX700

Probieren geht über Studieren – weitere Features …

So weit, so gut. Blicken wir nun kurz noch auf weitere Features. Zunächst einmal der Phonoeingang: Der klingt besser als erwartet, ist ebenfalls erfreulich nebengeräuscharm (minimalstes Grundrauschen), zeigt realistische Klangfarben und einen schön flinken Antritt gerade im Tieftonbereich. Ein Auflösungswunder ist er indes nicht, man sollte hier aber die Kirche im Dorf lassen: Für den Hausgebrauch ist das mehr als solide und gefühlt immer noch oberhalb einer Budget-Phonovorstufe wie der Pro-Ject Phono-Box angesiedelt. Die analoge Zuspielung per CD-Spieler habe ich auch noch ausprobiert. Tonal und dynamisch gerät diese vergleichbar mit der Digitalsektion, ein Jota Transparenz und Farbenpracht geht hier beim A/D-Wandlungsprozess allerdings schon verloren. Wer etwa einen CD-Spieler ankabeln möchte, der ist möglicherweise besser bedient, den Digitalausgang des Drehers und -eingang der SC-CX700 miteinander zu verbinden. Muss man ausprobieren!

Dann wäre da noch die Space-Tune-Raumeinmessung. Ich habe die Variante mit den in den Technics SC-CX700 eingebauten Mikrofonen ausprobiert. Das geht flink, man wählt die Space-Tune-Messung in der App an, daraufhin werden ein paar Sinus-Sweeps und Klickgeräusche abgespielt – und schon ist das System „eingemessen“. Ich habe dabei tatsächlich eine Klangveränderung festgestellt, nämlich eine leichte Betonung des Präsenzbereichs. Im Direktvergleich (man kann praktischerweise „live“ umschalten zwischen Space-Tune und „Flat“) wirkt das zu Beginn sogar etwas involvierender und frischer, auf lange Sicht hat mir aber tatsächlich das unbehandelte Signal besser gefallen, weil der Gesamtauftritt insgesamt kohärenter und stimmiger wirkt. Aber das ist ein anekdotischer Einzelfall und stark abhängig vom persönlichen Geschmack sowie von der Raumakustik. Ich finde es gut, dass Technics so etwas anbietet – am Ende kann man ja frei wählen, wie man’s lieber mag.

Oberseitiger Lüftungsschlitz der Technics SC-CX700

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Acapella Audio Arts

Test: Technics SC-CX700 | Streaming-Lautsprecher

  1. 1 Gib Stoff!
  2. 2 Technics SC-CX700: Klangtest und Vergleiche

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