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Digitalfilter: Das RZ-1 bietet seinem Besitzer die Möglichkeit, das Klanggeschehen mittels wählbarer Digitalfilter an individuelle Bedürfnisse anzupassen. Über das Setup-Menü stehen zwei 32-Bit-Filtertypen, jeweils mit achtfachem Oversampling, bereit: Die so genannte „FIR (Finite Impulse Response)“-Variante verleiht der Wiedergabe etwas mehr „Fülle“ und Räumlichkeit, vor allem in der Tiefenstaffelung. Die alternative Variante „S_DLY“ – ein sogenannter apodisierender Filter, verkürzt die so genannten „Vorschwinger“ (auch: Vorechos) vor Impulsen im Musiksignal. Im Ergebnis wird so vor allem perkussive Musik knackiger, „trockener“ und mit mehr „Attack“ präsentiert. Hier ein Urteil über „besser“ oder „schlechter“ zu fällen, ginge mir zu weit. Auch wenn ich persönlich den letztgenannten Typ lieber mag.
Auch Plattenfreunde werden bedient: Bei allen Schnittstellen, die das RZ-1 vor allem aktuellen Digitalquellen und externen Festplatten oder Servern bietet, haben die Entwickler bei Esoteric die Freunde des „schwarzen Goldes“ nicht vergessen und ihrem Music System ein Phono-Modul für MM-Tonabnehmer eingebaut.
Auf den ersten Blick offenbart sich diese Möglichkeit nicht, die Rückfront des Gerätes trägt keine derartige Aufschrift. Ein Blick in die – übrigens recht gut gelungene – Betriebsanleitung des RZ-1 schafft Klarheit: Der Line 2-Eingang ist über das Menü umschaltbar. Und was der Vorverstärker zu Gehör bringt, ist beileibe keine Notlösung. Das zeigt das „Bassface Swing Trio“ („The Bassface Swing Trio plays Gershwin“), live aufgenommen und bei Pauler Acoustics in Northeim über die hauseigene Neumann-Schneidemaschine „direkt in die Rille geschnitten“, sehr eindrucksvoll.
Man stelle sich folgende Situation vor: Drei Musiker, verteilt auf zwei Etagen in einem alten Fachwerkhaus, der italienische „Fazioli“-Flügel separat postiert und mikrofoniert, Kontrabass und Schlagzeug gemeinsam in einem anderen Raum, die prachtvolle Schneidemaschine in einem weiteren. Auf Funkkommando – die Musiker können ja ihren Pianisten nicht sehen – muss der Einsatz erfolgen, der Schneidstichel in die Kupfermatrize tauchen. Ein unmittelbares, ein fassbares Musikereignis, dass man so nur selten geboten bekommt. Im Rahmen eines Pressetermins durfte ich dies vor knapp drei Jahren erleben und vergleiche demzufolge das „gepresste“ Ergebnis immer mit dem livehaftigen Ereignis von damals. Und die – inzwischen wohl vergriffene – Schallplatte hat die Situation prima eingefangen: Hier der unheimlich großvolumig und vollmundig klingende Flügel, dessen Saiten man lange nachschwingen hört und der einen ganzen Saal auszufüllen vermag, dort im Gegensatz der recht hart gezupfte und sehr nah am Mikrofon postierte und damit pointiert abgenommene Kontrabass, der von einem minimalistisch gehaltenen Drum-Set sehr knackig, schnell und trocken untermalt wird.
Mit „nur“ drei Instrumenten wird die ganze Bandbreite des Frequenzspektrums abgedeckt – unten grummelt der Kontrabass (sehr präzise durchhörbar), die Snaredrum „knallt“, die Becken scheppern, der Flügel sorgt gleichsam für einen alles zusammenfügenden „Teppich“, als auch im Soloeinsatz für glitzernde Highlights.
Bis hierhin nachvollziehbar und vom Phonomodul des Esoteric realistisch interpretiert. Woran es allerdings hapert, ist die räumliche Darstellung. Das symphatische Trio scheint bei seiner Session nebeneinander zu stehen. Ein Tiefenrelief ist nur in Ansätzen hörbar. Zum Vergleich habe ich meinen Transrotor „Insigne“ über Lehmann Audios „Black Cube Statement“ – der Line2-Eingang des Esoteric muss dafür wieder auf Hochpegelbetrieb umgeschaltet werden – laufen lassen. Nun schienen die Rauminformationen vollständiger, es ergab sich ein fassbares Bild mit viel Luft um die einzelnen Instrumente. Gerade der imposante Flügel schien mit noch breiterer Brust aufzuspielen.
Ein Eindruck, den ich bereits bei vielen Produkten – auch in dieser Preisklasse – bereits genau so gehört habe und der mich nicht sonderlich wundert. Die Basisqualität der eingebauten Pres ist gut – hier sogar ziemlich gut -, wer indes mehr möchte, sollte zu einer externen Lösung greifen.
Was „WAPt“ denn hier so? Noch vor der offiziellen Markteinführung stellte mir Teac sein Drahtlos-Audio-Player-System WAP-8600 (499 Euro) zur Verfügung, welches das RZ-1 – und natürlich auch Produkte anderer Hersteller – in idealer Weise ergänzen kann. Dank selbsterklärender Installation hatte ich etwa innerhalb weniger Minuten Zugriff auf zig Internetradiostationen, was die Frage nach einem integrierten Empfangsteil beim RZ-1 obsolet macht.
Aber nicht nur das: Via WLAN oder Ethernet greift der WAP („Wireless Audio Player“) auf meine Festplatteninhalte zu und streamt diese zur Anlage. Die Auswahl der gewünschten Musikstücke erfolgt per berührungsempfindlicher, bidirektionaler Fernbedienung mit großem Farbdisplay. Für Apple-User sei gesagt, dass der Teac’sche Netzwerkspieler erst dann auf iTunes-Bibliotheken zugreift, wenn man die – mitgelieferte – Software „Twonky Server“ auf seinem Rechner installiert. Das ist aber ebenfalls innerhalb weniger Minuten erledigt, alle Komponenten im Netzwerk erkennen sich danach automatisch. Entgegen nehmen kann der WAP-8600 alle gängigen Datenformate wie AAC (auch Lossless), MP3, OGG Vorbis, WMA, WAV und FLAC mit unterbrechungsfreier „Gapless“-Wiedergabe bis zu 16 Bit/48 Kilohertz.
Auch wenn das WAP-Konzept nicht im Mittelpunkt dieses Tests stand, habe ich es mir eingehend angehört und war sehr positiv überrascht. Es besteht die Möglichkeit, die Audiosignale des WAP-8600 via Cinch-Ausgänge rein analog zur Anlage (oder wie hier: zum Esoteric RZ-1) zu führen, oder aber mittels TOSLINK-Buchse optisch etwa einen externen D/A-Wandler anzusteueren.
Was sich hier besonders lohnt, stellt das Esoteric RZ-1 seinen Rechenknecht doch wie beschrieben auch externen Quellen zur Verfügung. Der Direktvergleich zwischen beiden Signalwegen war so spannend wie im Ergebnis eindeutig. Lieferte der Streamer bereits bei der analogen Anbindung an meine Testkette ein sehr ausgewogenes, keinen Frequenzbereich besonders bevorzugendes und damit „langzeittaugliches“ Klangbild ab, vermochte es der „Umweg“ über den D/A-Wandler des RZ-1 nach allen Seiten hin zu öffnen.
Es stellt sich hier eine Leichtfüßigkeit und Beweglichkeit dar, die von einem knorrig-strammen aber nie „angedickt“ wirkenden Bass untermalt wird und seine Stärken vor allem in der Stimmwiedergabe zeigt. Gesangsstimmen beiderlei Geschlechts kommen völlig unverfärbt und ohne unangenehme Zischlaute zu Gehör und bewegen sich realistisch im Umfeld des jeweiligen musikalischen Arrangements. Über den Wandler des Musiksystems bot das WAP-8600 damit eine Performance, die sich mit der des geräteinternen CD-/SACD-Laufwerks ernsthaft messen konnte.
Test: Esoteric RZ-1 |