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Esoteric RZ-1: Klang CD/SACD

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  1. 3 Esoteric RZ-1: Klang CD/SACD

Die am häufigsten verwendete Betriebsart dürfte die Wiedergabe von CDs und – wer welche besitzt – SACDs sein. Und deshalb habe auch ich es mir mit einem ganzen Stapel Silberscheiben vor der Testkette bequem gemacht. Vorab seien zwei Dinge angemerkt:

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Esoteric empfiehlt in seiner Betriebsanleitung eine Einspielzeit von bis zu 500 (!) Stunden – ein Ziel, dass ich im Laufe des Tests wohl nicht ganz erreicht habe. Möglicherweise „schleifen“ sich die in diesem Bericht genannten Klangcharakteristika im Langfristbetrieb gar noch ein wenig weiter ein. Zudem dankt das RZ-1 sorgfältiges Ausphasen. Nehmen Sie sich die paar Minuten Zeit, die korrekte Netzphase festzustellen und gegebenenfalls zu korrigieren.

Jetzt aber los mit der ersten Scheibe: Selig, die meiner ganz bescheidenen Ansicht nach einzige Independent-Rock-Band (Ja, ich weiß: Auch andere „nennen“ sich so …) Deutschlands, darf den Anfang machen:

Die fünf Hamburger, die sich nach großen Erfolgen Mitte der Neunzigerjahre mit dem Abebben der Grunge-Welle als Band von der Bildfläche verabschiedeten, haben sich letztes Jahr eindrucksvoll zurückgemeldet und vor wenigen Wochen mit „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ gleich den zweiten Longplayer nach ihrer Wiedervereinigung nachgeschoben. „Freier Fall“ – selig Track Nummer 2 – kommt grundtonstark und bruchlos aus meinen Nubert nuVero 14, die offenbar mit einem „Capodaster“ im siebten Bund abgeklemmte Leadgitarre spielt prägnant und ein wenig schief die markante Hookline, die Snaredrum gibt präsent, aber nie bissig den Takt vor, Sänger Jan Plewka singt in gewohnt „nöliger“ Attitüde seinen Text – das alles wirkt homogen und stimmig, vielleicht etwas zu homogen und stimmig. Musik dieses Genres aber hat Ecken und Kanten. Jan Plewkas Stimme etwa zeigt, vor allem dann, wenn sie in höheren Lagen unterwegs ist, einen fast metallischen und durchaus rauen Unterton. Die Snaredrum „peitscht“ das Stück mit hartem Anschlaggeräusch voran, dass es bei ambitionierter Lautstärke in den Ohren beißt.

Vor derlei „Angriffen“ scheint der Esoteric seinen Zuhörer beschützen zu wollen. Möglicherweise hat Plewka ein Halsbonbon gelutscht und dem Schlagzeuger ist ein Taschentuch unter sein Snarefell geraten – man kann ja nie wissen. In jedem Fall nimmt das RZ-1 der Darstellung jede Härte und Schärfe, die aber zumindest für meinen Geschmack zu dieser Art von Musik gehört. Dass die „seligen“ Hamburger in einer Ebene vor der Anlage spielen und auch nicht weiter in den Hörraum vordringen können, ist dem Mastering der Aufnahme geschuldet, die, wie so viele aktuelle Produktionen, unter starker Kompression leidet. Dass der RZ-1 den fehlenden Eindruck von Bühnenbreite und -tiefe auch genauso ehrlich und ungeschönt wiedergibt, kann man von einem – für räumlichen Realismus stehenden – Gerät dieser Preisklasse erwarten.

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Dynamische Qualitäten zeigt der silberne Edelmann beim niederländischen Bluesgitarristen Julian Sas und dem Stück „Sugarcup Boogie“ vom Live-Album „Wandering Between Worlds“, das sogleich mit tief grummelndem julian sas E-Bass und treibendem Drum-Set einsteigt und die drei sympathischen Holländer bei bester Spiellaune zeigt: Chef Sas treibt seine handgefertige Gitarre bis in die höchsten Tonregionen, erzeugt dabei Zwischentöne, Facetten und Umgreifgeräusche, die der Esoteric in allen Details und sehr transparent darstellt. Dabei röhrt, schreit und – ja, auch das! – singt der gewichtige Frontmann in scheinbar allen Modulationen, zu denen seine Stimmbänder fähig sind. Gänsehauterzeugend! Ich habe die Band vor rund zwei Jahren in Bonn live erleben dürfen, daher fällt mir der Vergleich hier leicht.

Prima, wie viel Raum der Esoteric den Musikern lässt, wie exakt er Einzelereignisse in all ihren Facetten nachzeichnet. So hat etwa der Bassist während des gesamten, immerhin über 14 Minuten langen Stückes ein Kabelproblem. Mal brummt sein Verstärker, mal fällt dieser ganz aus. Deutlich zu hören, obwohl Bandleader Sas während mehrerer Soli fast überpräsent im Vordergrund steht und Drummer Robbie Heijnen seine Felle und Becken bearbeitet, als gäb’s kein Morgen mehr. Trotz dieser liebevollen Darstellung einzelner Details in der Musik, seziert der Japaner das Stück nicht, lässt dem Blues seinen natürlichen Fluss. Die überschaubaren Dimensionen der Location werden sowohl in der Breite als auch in der Tiefe realistisch dargestellt, die Musiker in ihrer Bühnenposition sind sauber zu orten.

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Wunderbar leichtfüßig und fein nuanciert dargeboten werden Aaron Nevilles „Summertime“ und Natalie Coles „Ask A Woman Who Knows“ („Ultimate Resolution Demonstration Disc“, KEF Edition No.2) mit prima akzentuiertem und „schnellem“, trockenem Kontrabass. Die Bläsersätze scheinen über allem zu schweben, so großzügig und mit „langem Atem“ zieht das RZ-1 die Bühne auf und verteilt das Klanggeschehen wohl sortiert im gesamten Hörzimmer. Was einem bei der Darbietung von Rockmusik noch zurück auf den Boden der Tatsache brachte (bei der durch die Produktion eingedampften Räumlichkeit der Selig-CD), wird hier zum Vorteil: Wenn die Vorlage eine so großzügige und luftig gestaffelte Raumabbildung liefert, präsentiert das RZ-1 diese auch. Ich bin geneigt, diese Eigenschaft schlicht „ehrlich“ zu nennen. Bei derart ausgefeilten Aufnahmen zeigt das Music System, in welcher Liga es spielt.

Ich wage den Vergleich des Kombigerätes mit meiner „Heimausstattung“, einem Lua Appassionato MK I am Vollverstärker Symphonic Line RG9 MK IV. Wohlwissend, dass dieses Duell etwas hinkt: Abgesehen davon, dass es sich hierbei freilich um separate Komponenten handelt, ist das Player-/Amp-Gespann aus Lua und Symphonic Line auch preisklassenbezogen noch mal ein ganz anderes Kaliber. Aber als „Grenze nach oben“ – wieso nicht? Und das RZ-1 kann bestehen. Erstaunlich gut sogar. So tönte eseotericMiss Natalies Stimme über meine persönliche Referenzkette eine Spur kratziger, die Raumaufteilung war enger und auch bei Janos Starkers´ „Suite for Cello Solo No.1 in G“ (J.S. Bach) nicht in der Lage, jedes Schwingen der Bogensaiten so unmittelbar und fein aufgelöst vorzuführen wie der Japaner. Bei Till Brönners „Rising Star“ legte der Esoteric eine „Laid Back“-Stimmung an den Tag, die meine Kette mit mehr Attacke und Elan anzugreifen suchte, was aber letztlich nicht zur entspannten Atmosphäre des Stückes passt. Das macht mir meine eigenen Komponenten, welche die Musik letztlich etwas weniger verrundet darstellen und die ich mir aufgrund meines Musikgeschmacks genau so kombiniert habe, jetzt nicht madig. Überrascht bin ich indes schon, dass der japanische CD-Verstärker meiner Kette in Sachen Feinauflösung ziemlich deutlich den Rang abläuft. Chapeau!

Auch wenn mein Sortiment an SACDs bedauerlicherweise recht überschaubar ist, im Testbetrieb kann ich mich auf ein Exemplar immer verlassen: Stockfisch Records „Closer To The Music“. Im vorliegenden Fall „Vol.3“ der unter audiophilen Hörern und Testern sehr beliebten Sampler-Serie. StetsStockfisch Records Closer To The Music Vol.3 als Hybrid-SACD produziert, lässt sich hier wunderbar die CD- mit der SACD-Spur des jeweils identischen Stückes vergleichen. Mit deutlichem Ergebnis: Spiel, Satz und Sieg für die SACD-Wiedergabe! Das Klangbild baut sich um mindestens einen Schritt näher am Hörplatz auf, wächst in alle Richtungen – gerade in die Tiefe – und offenbart ein Füllhorn an Details, die zwar auf der CD-Spur auch vorhanden sind, aber nicht so plastisch und unmittelbar dargeboten werden. So spielt Dennis Kolen sein „Seaside Rendezvous“ in der Tat mitten IN meinem Hörraum, als Rezipient bin ich Teil der Aufführung, nicht bloßer Zuhörer.

Diesen Eindruck von Unmittelbarkeit höre ich bei der CD-Spur nicht. Das Geschehen rückt deutlich vom Hörplatz ab und lässt sich – wenngleich mit ähnlichem Fluss und Musikalität ausgestattet – doch in der Nähe der Lautsprecher verorten.

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Auch bei SACD-Wiedergabe gilt: Das RZ-1 ist in seiner klanglichen Performance der „Harmonie der Frequenzen“ verpflichtet. Womit ich meine, dass es keinen Bereich besonders – und schon gar nicht störend – hervorhebt. Es verwöhnt mit seiner Transparenz und seiner liebevollen Herausarbeitung von Details, ohne das Gesamtbild und den musikalischen Fluss zu unterbrechen. Ohne aber, und das rechne ich dem Gerät hoch an, jene Musikliebhaber zu enttäuschen, die sich mitunter auch der leichten Muse, ich spreche hier von vordergründig schnödem Rock und Pop, verpflichtet fühlen. Dass er dieses Genre, wie im Musikbeispiel von Selig dargestellt, ein wenig „rundschleift“ mag im Hinblick auf die oft nicht gerade audiophile Qualität aktueller Pop- und Rockeinspielungen auch ein Vorteil sein, bleiben sie doch – wenngleich nicht ganz so „attackig“ verabreicht, wie von dem einen oder anderen Rockfan wohlmöglich gewünscht – hörbar und nerven nicht etwa mit üblen Zischlauten oder anderen Kompressionsartefakten, die mir bereits von vielen Geräten mit HighEnd-Anspruch auf dem Silbertablett, nach dem Motto: „Hörst Du, wie schlecht das ist!“, serviert wurden.

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