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Stereokonzeptionelles im Hörraum

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Stereokonzeptionelles im Hörraum

„Darüber zu schreiben ist ja leicht“, sagte Kollege Ralph nach dem ersten Probehören. Ja, stimmt, finde ich einerseits auch – denn die Stereokonzept 3.0 weist doch schon ein klar fassbares Klangprofil auf. Andererseits ist sie wiederum auch gar nicht so leicht zu fassen, hat sie doch – mag es zunächst auch fast wie ein Widerspruch klingen – gleichsam etwas ausnehmend Allürenfreies, „Eigenschaftsloses“ an sich.

John Frusciante

Aber reden wir nicht lange um den heißen Brei herum, sondern begeben uns einfach direkt an den Plattenschrank und legen John Frusciante ein: Der Ex-Gitarrist der Red Hot Chili Peppers hat eine ganze Reihe von Solo-Werken an den Start gebracht, die nicht nur aus kommerzieller Sicht, sondern insbesondere auch musikalisch wenig mit den Alben der kalifornischen Combo um Sänger Anthony Kiedis gemein haben – und für meinen Geschmack nicht zuletzt mit einem hervorragenden Songwriting glänzen:

Und hatte ich im Hörraum schon so einige hochkarätige Schallwandler zu Gast und sind insbesondere meine Sehring S703 SE und Thiel CS 3.7 in dieser Hinsicht alles andere als von schlechten Eltern:

Die Qualität der Stimmwiedergabe beziehungsweise des Mitteltonbereichs der Stereokonzept fällt mir mit als erstes ins Ohr – Frusciantes larmoyant-fragiler, aber auch immer wieder sterokonzept 3kraftvoll in Szene gesetzter Gesang wirkt beispielsweise in „Times Run Out“ (Album: Will To Death) so klangfarbrein, tonal balanciert und räumlich gefasst/definiert, wird so feinsinnig und eben nicht: aufgesetzt transparent präsentiert – die unterschwellige Brüchigkeit der Stimme, der im Verlauf des Stückes zugesetzte Hall werden wirkungsvoll herausgearbeitet -, dass ich über die Unmittelbarkeit, die ein Livegefühl hervorrufende Wirkung des Gehörten schon erstaunt bin. Wozu aber auch die stimmbegleitende, ebenfalls gleichsam schlierenfrei-präzise gezeichnete wie frei von künstlicher Härte oder Gepresstheit präsentierte E-Gitarre beiträgt. Nun, das fängt ja wahrlich vielversprechend an …

cevin key

Auch bei verfremdeten, kurz eingestreuten, eher als Effekt dienenden „Astronauten-Stimmen“ – wie beim Elektronikstück „Destructor Beam“ des Kanadiers Cevin Key (Album: The Dragon Experience, 2003) zu hören – staune ich, dass sich mit den Stereokonzept 3.0 plötzlich das Gefühl einstellt, als ob mir diese direkt in meinen Hörraum funken würden und nicht „nur“ irgendein Bestandteil einer Musik wären, wirken sie im Vergleich zu meinen Thiel CS 3.7 doch tatsächlich den entscheidenden Deut plastischer, offengelegter, wie noch weniger vernebelt, zudem sowohl räumlich als auch in ihrer Textur definierter, kurzum: realistischer. Die Thiel ebnet – im direkten A/B-Kontrast merkt man dies – solche Feinheiten eher in die Musik ein, lässt es etwas flächiger/gleichgemachter, weniger sorgsam herausgearbeitet, räumlich (wahrlich keine Schwachstelle meiner Koax-bewehrten Thiel!) wie klangfarblich weniger differenziert erscheinen.

Unangenehm analytisch wirkt die 3.0 bei aller Akkuratesse aber keinesfalls – im Gegenteil. Dafür sorgt nicht zuletzt der Hochton, der zum einen zwar zweifelsfrei hochtransparent sowie – passend zum bisher Beschriebenen – sehr körperhaft spielt, sich dabei andererseits aber sehr „uneitel“ gibt, sprich angenehm natürlich-unaufgeregt tönt:

Ersteres – die Transparenz und Körperhaftigkeit – macht sich zum Beispiel bei solchen Kleinigkeiten wie dem Shaker im erwähnten „Time Run Out“ bemerkbar: Nun, dass man vor lauter Präzision jedes Körnchen einzeln hören würde, wäre übertrieben (und natürlich auch nicht realistisch oder auf der Aufnahme vorhanden), aber es stellt sich ohne große Rechen- beziehungsweise Interpolationsarbeit im Kopf tatsächlich ein realistisches Gefühl dafür ein, was da in dem Shaker die Geräusche verursacht, man „sieht“ oder von mir aus: „erspürt“ quasi das hin und her bewegte Füllmaterial. Allerdings ohne, dass es hier irgendetwas künstlich, aufmerksamkeitsheischend, „wie auf dem Silbertablett“ präsentiert wird oder es, sagen wir mal: „aufgesetzt raschelig“ tönt. Zudem „hängt“ das Instrument realistisch ortungsscharf und körperhaft im Bühnenbild, ich hatte diesen Charakterzug ja bereits bei der Stimmwiedergabe erwähnt, es wird ein auffallend realistisches Gefühl von Plastizität vermittelt.

scan-speak illuminator tief/miitteltöner

Zweites – die unaufgeregte Gangart im Hochton – ist sicherlich nicht zuletzt erfreulich für Hörer mit zum Teil weniger audiophil klingenden Alben im Plattenschrank: Auch harsch angeschlagene, lange nachklingende Becken in Kombination mit mäßiger Aufnahmequalität, wie in den ersten Takten von Frusciantes „Excercise“ zu hören, werden angenehm offen und luftig, keinesfalls künstlich abgerundet oder tonal abgedimmt, aber eingängiger, verträglicher und – ein sehr auffälliges Merkmal der Stereokonzept – noch grauschleierfreier, artefaktefreier ins musikalische Geschehen eingebunden, als ich das nicht nur von meiner Thiel CS 3.7 im Ohr habe (die Sehring S 703 SE liefert ebenfalls einen sehr eingängigen, reinen Hochton, gibt sich hier aber merklich weniger transparent-definiert).

Sowohl die Thiel als auch die Sehring lassen es dagegen aber, was den (Super-)Hochton betrifft, noch einen Tick offener, etwas luftiger zugehen, wenngleich die Stereokonzept hierbei dennoch bereits soweit ausgebaut erscheint, dass ich das – und ich reagiere auf das Thema Luft beziehungsweise auf zu trocken-matt aufspielende HiFi-Komponenten gemeinhin sehr sensibel – eigentlich nicht als hörspaßrelevant erachte.

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Test: Stereokonzept 3.0 | Standlautsprecher

  1. 3 Stereokonzeptionelles im Hörraum