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Technik Podium Sound .5 – Testbericht – fairaudio

Inhaltsverzeichnis

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Technik & Konzept:

Podium Sound .5 von untenIndem man mit elektronischen Pianos arbeitet resp. experimentiert. Genau dies tat Mr. Katz nämlich während der Zeit, in der er in deutschen Opernhäusern als Pianist tätig war (in den 80er Jahren). Neben einigen Vorteilen, die die digitalen Klaviere boten, konnte er sich aber nicht restlos mit deren Klang zufrieden geben. Zu „elektrisch und unnatürlich“ erschien ihm dieser, auch dann, wenn bestes Equipment vorhanden war. Die Frage, warum es so künstlich klingt, ließ ihn nicht los und nach seiner Übersiedelung Richtung England, wo er an der „University of Surrey“ an einer Dissertation zum Thema „Cognition of Expression in Music“ arbeitete, beschäftigte er sich eben auch mit dieser Frage. Als praktisches Ergebnis entstand 1998 ein elektronisches Piano, welches seinen Anforderungen hinsichtlich eines natürlichen Klanges standhielt. Und die hierbei gefundenen Erkenntnisse wurden schließlich auf den Lautsprecherbau „heruntergebrochen“.

Dabei ist die Grundidee, ein schwingendes Paneel zur Konstruktion eines Lautsprechers zu verwenden, für einen Pianisten vielleicht nahe liegend. Ist denn der Resonanzboden eines Klaviers etwas prinzipiell anderes? Die Saiten dieses Instrumentes verlaufen über einen Steg, welcher mit dem Resonanzboden verbunden ist und so wird die Saitenschwingung auf den Boden übertragen. Dabei soll dieser Resonanzboden freilich nicht nur bei seiner Eigenresonanz mitschwingen, sondern den gesamten Frequenzbereich des Klaviers verstärken.

Die Natur der Schallausbreitung im Resonanzboden – und vermittelt über diesen dann auf die Luft – ist eine andere, als bei einem konventionellen dynamischen Lautsprecher-Chassis. Bei Letzterem wird versucht, eine rein kolbenförmige Bewegung (vor und zurück) der ganzen Membran zu erreichen – Resonanzen und stehende Wellen innerhalb der Membran sind unerwünscht (siehe Partialschwingung) und großer Aufwand wird betrieben, genau diese zu vermeiden. Dies ist beim schwingenden Resonanzboden (bzw. Paneel des Lautsprechers) nicht der Fall: Die Schwingung, die auf den Steg übertragen wird, setzt sich im Resonanzboden-Material (auch) senkrecht zur Anregung stehend fort (transversale Welle) und diese Biegewellen im Material rufen an verschiedenen Punkten des Bodens eben auch verschiedene Anregungszustände (sowohl in der Amplitude als auch zeitlich in der Phase) hervor. Im Ergebnis ist die Schallanregung daher eher „diffuser Natur“, da ein (über das Frequenzspektrum möglichst homogenes) Gemisch aus Schallwellen abgestrahlt wird, welche sich voneinander zeitlich und räumlich (in der Orientierung der Ausbreitungsrichtung) unterscheiden.

Und das ist einer der springenden Punkte der Podium Sound-Überlegungen: Konventionelle dynamische Treiber seien zur Wiedergabe von Direktschall sehr gut geeignet, aber diffuser Schall kann prinzipbedingt nicht richtig wiedergegeben werden. Versuche, das Manko durch Surround-Systeme zu überwinden oder auf elektronischem Wege den Lautsprechern anzutrainieren, seien letztlich Flickschusterei. Aus einem (idealerweise) „kolbenförmig schwingendem Punkt“ werde nie ein „Diffusschallgenerator“ – einen solchen brauche man aber und der Podium-Speaker sei einer.

Eine interessante Theorie, wird man zugeben müssen – die freilich noch einiger Präzisierung bedarf. Dem Klang (und der Klangausbreitung) akustischer Instrumente mit etwas „Analogem auf der Wandlerseite“ gerecht zu werden, ist nur ein Grund, einen Diffusschall-Lautsprecher zu entwerfen (aber für Shelley Katz ein wichtiger Punkt, warum „normale“ Lautsprecher immer auch wie Lautsprecher klängen und nicht wie das eigentliche Instrument). Ein weiterer Grund liegt aber auch in dem Wunsch, „dem Klang akustischer Instrumente in einem Konzertsaal“ möglichst nahekommen zu wollen – mit Betonung auf „Konzertsaal“ oder allgemeiner, (auf) den Aufnahmeort und seiner jeweils spezifischen Raumakustik. Denn auch die korrekte Wiedergabe des diffusen Raumschalls (den, der Aufnahme) gelinge eben durch einen „diffusen“ Lautsprecher wesentlich besser und somit profitiere das Raumgefühl, welches ein solcher Wandler zu vermitteln imstande sei.

Nun wird man berechtigterweise zwei Sachen einwenden können: Es sind Instrumente oder allgemein Schallereignisse denkbar, die eher Direktschall-Qualität besitzen. Und zum anderen ist bei der Raumakustik das Verhältnis von Direkt- zu Indirektschall oder auch der zeitliche Abstand zwischen dem Eintreffen des Direktschalls und den ersten, frühen Reflexionen zu beachten (siehe Raumakustik). Wenn nun ein Lautsprecher nur diffus abstrahlt – vernachlässigt er damit nicht auch wesentliche Parameter? Ja. Das zugehörige „aber“ umfasst zwei Punkte: Die Podium-Wandler sind letztlich auch Kompromisse, da der Direktschall über ein schwingendes Paneel eben schlechter wiedergegeben werden kann, als über konventionelle Lautsprecher. (Aber dies gelte für klassische dynamische Wandler – in der umgekehrten Richtung – eben auch.)

Zum anderen ist das Unternehmen Podium Sound letztlich der Spin-off eines größeren (Forschungs-)Projektes, dessen Ergebnisse (und Patente) unter der Gesellschaft und dem Namen „Layered Sound Technologies Ltd.“ zusammengefasst werden. Herr Katz ist Direktor von Layered Sound – und die Idee hierbei ist es gerade, die Stärken beider Systeme (dynamische und „Paneel“-Systeme) zu kombinieren . Freilich ist die Entwicklungsaufgabe, daraus ein wohnzimmertaugliches System zu kreieren, ein ungleich größeres Projekt. Und da alle Theorie bekanntlich grau ist, man aber nach jahrelanger Entwicklungsarbeit auch mal auf einen grünen Zweig kommen muss, begann man mit der Konstruktion eines „einfachen“ Paneel-Lautsprechers. Podium Sound wurde im Dezember 2006 gegründet.

Dabei gibt Anwendungen der Layered Sound-Technologie, doch diese lassen sich z.Z. nicht im HiFi-Bereich finden, sondern in Theatern und Aufführungshäusern (z.B. im „Musical Dome“ in Köln oder im“Capitol Theater“ in Düsseldorf). Die dort verwendeten „Paneel-Lautsprecher“ stammen von der Firma NXT. Deren Grundprinzip – eben ein schwingendes Paneel zur Schallproduktion zu benutzen – ist das gleiche, die NXT-Produkte weichen von den Podium Wandlern aber in vielen anderen Punkten ab. „Konuswandler“ ist ja auch nur ein Gattungsbegriff …

Podium Sound .5 von hintenNach so viel Theorie, vielleicht mal ein näherer Blick auf den Testprobanden, die Podium „point five“. Die äußeren Maße betragen 140 x 61 Zentimeter, bei zwei Zentimeter Stärke des Rahmens. Auf der Rückseite ist eine Art „Rückgrat“ zu sehen, welches genau in der Mitte senkrecht nach unten verläuft. Im Profil ist zu erkennen, dass es leicht keilförmig, mit der breiteren Seite nach unten weisend, gearbeitet ist. Ganz unten ist eine Bohrung, die der Aufnahme einer (35 Zentimeter langen) Stahlstange dient.

Podium Sound .5: Bohrung zur Aufnahme der Stange

Podium Sound .5: 35 cm Stahl

Die Podium steht also auf drei Füßen: zwei Spikes links und rechts und die oben zu sehende Stange.

Podium Sound .5: Spikedetail

Der Rahmen besteht in der Standardausführung aus (massiver) englischer Eiche, gegen 400 Euro Aufpreis sind Ausführungen in Kirsche, Ahorn oder Wallnuss möglich. Schwarzer Klavierlack (wie passend …) und ein weißer Rahmen werden in Kürze ebenfalls auf Wunsch lieferbar sein. Die Frontbespannung gibt es in Schwarz oder in Cremeweiß. Da jedes Podium-Modell individuell in Handarbeit gefertigt wird, ist bei allen Bestellungen mit einer Lieferfrist von mindestens zwei Wochen zu rechnen. Und das ist für den Erwerb eines gediegenen Möbelstückes doch eigentlich recht schnell, oder? Meine wesentlich ungediegenere sonstige Wohnungseinrichtung brauchte jedenfalls meist länger, so sie nicht von Ikea stammt. Die Podium .5 ist schlicht perfekt verarbeitet, freilich werden einige nicht auf Massivholz „stehen“, aber jene, welche schon, freuen sich umso mehr – über die Inkarnation alles Nicht-Ikeahaften sozusagen.

Podium Sound .5 Detail

Podium Sound .5: RückgratAm „Rückgrat“ sind vier seltsame Löcher zu erkennen, in denen es metallisch schimmert.Dies sind die Stellen, die die „Motoren“ beherbergen – normale Schwingspule/Magnet-Kombinationen. Über das Single-Wire Terminal wird das eingehende elektrische Signal via Silberleitungen an die Treiber geleitet. Eine Frequenzweiche gibt es nicht, zur Impedanzanpassung ist lediglich ein Widerstand eingebaut worden, damit die Lautsprecher unkritischer zu betreiben sind.

Die Magnete sind fest im Holz montiert und jede der vier Schwingspulen ist mit dem schwingenden Paneel verbunden.

Podium Sound .5: Sitz der Treiber

Podium Sound .5: Sitz der Treiber Detail

Deren Bewegungen versetzten nun die „Platte“ in Schwingung. Leicht lässt sich vorstellen, das Material und Form des Paneels ganz entscheidende Einflussgrößen sind, damit der Lautsprecher so klingt, wie er nach Mr. Katz auch klingen soll …

Podium Sound .5: Von hinten ohne BespannungDas Paneel ist ein Honeycomb (also ein Werkstoff mit einer wabenförmigen Struktur) aus Nomexpapier, welches vorn und hinten mit (transparentem) Polyester foliiert ist. Die Wahl fiel auf dieses Material, da es leicht und stabil sowie einfach zu verarbeiten ist und „langzeitstabil“ die gleichen physikalischen Eigenschaften aufweist. Das wichtigste von allem sei aber die Fähigkeit, „to ring like a bell“. Eine Aussage, die nicht gerade von allen Lautsprecher-Entwicklern propagiert wird, aber es geht ja auch um ein anderes Prinzip. Die angeregten Biegewellen lassen das Paneel nun an vielen Punkten „unterschiedlich schwingen“ – und das dies ein über den Frequenzbereich homogenes Gemisch ergibt, ist die eigentliche Kunst.

Die Podium-Wandler werden ganz überwiegend „nach Gehör“ abgestimmt, Mr. Katz vergleicht seine Arbeit mit der eines Instrumentenbauers, eine Rechenaufgabe für den Computer sei die Abstimmung jedenfalls nicht.

Podium Sound .5: Starkes Licht durchscheint die BespannungEs ist kein Zufall, dass die Ecken rund sind – dies steuere die Biegewellen im Material in die gewünschte Richtung. Auch die Wahl des richtigen Klebers zur Befestigung des Paneels an die „Motoren“ sei wichtig. Und ganz entscheidend die Behandlung des Plattenrandes: Hier träten die größten Turbulenzen auf und deshalb sei eine Abdeckung der offenen Waben (an der Schnittkante beim Rand) zur Vermeidung unerwünschter Geräusche entscheidend. Aber diese Abdeckung dürfe keine dämpfende Wirkung auf die schwingende Platte ausüben. Auch von „Sound Bridges“ ist die Rede, welche das Paneel punktuell mit dem Holzrahmen verbinden, und so eine Art Abmischung der transversalen Wellen ermöglichen. Des weiteren sei der Abstand der Schwingspulen zueinander wichtig, bei der Podium 1 würde ferner eine Aufteilung der Frequenzen auf die einzelnen Spulen vorgenommen, was nicht mit einer normalen Frequenzweiche zu vergleichen wäre, da schließlich nur eine „Membran“ das gesamte Spektrum abstrahle, sich aber trotzdem als vorteilhaft erwiesen habe … Ehrlich gesagt bin ich nach wie vor verwundert, dass ein solcher Lautsprecher überhaupt funktionieren kann, aber dass es eine (verdammte) Tüftelei ist, das glaub‘ ich gern‘.

Podium Sound .5: Die Stange

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Test: Podium Sound .5 | Standlautsprecher

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