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fällt die Ella erst mal durch ihre eigenwillig anmutende, aber vom Entwickler empfohlene Aufstellung auf: Das Schweizer Pärchen soll sehr stark nach innen eingewinkelt werden, um in puncto Raumdarstellung das Beste zu geben und eine möglichst große Hörzone zu erzielen: Bewegt man sich dabei aus der mittigen Hörposition heraus nach links oder rechts bzw. nähert sich einem der beiden Lautsprecher, so wandert man gleichzeitig auch aus dessen Achse (also der unmittelbaren „Face-to-Face“-Position) heraus. Gleichzeitig tritt man vermehrt in die Achse des Lautsprechers ein, von dem man sich entfernt.
Aufgrund der Tatsache, dass insbesondere hohe und mittlere Töne einen Pegelabfall erfahren (siehe Abstrahlverhalten), sobald einem die Membranen nicht mehr frontseitig direkt ins Gesicht blicken bzw. außerhalb der Achse sind, kompensiert diese winkelabhängige Pegelveränderung (zum Teil) die entfernungsbedingte Veränderung des Lautstärkepegels – die Hörzone ist dadurch theoretisch in einem größeren Bereich homogen.
In praxi ist diese Homogenität allerdings auch vernehmlich – ob links oder rechts auf meinem Sofa sitzend: Es klingt räumlich in der Tat weniger verschoben, als das sonst so der Fall ist, wenn ich von der (mittlerweile fast durchgesessenen) Couch-Mitte zur Seite rücke.
Ganz unprätentiös geben sich die Schweizer Damen allerdings nicht, wenn`s ums richtige Plätzchen im Hörzimmer geht. Nach einem Weilchen Hin-und-Her-Geschiebe stand aber fest: Das klassische gleichschenklige Dreieck umschreibt nicht die optimale Aufstellungs-Geometrie: Mit gebührlicher Distanz zueinander bzw. mit erhöhter Basisbreite positioniert, fühlen sie sich die beiden Ella umso wohler:
„Mittendrin statt nur dabei“, heißt es bei den Ellas dann, wenn`s richtig einrastet. Ja, soviel sei schon mal vorab verraten: Bühnentechnisch liefern die Schweizerinnen ganz, ganz feine Kost ab …
Die musikalische Kost, die der englische Schriftsteller und Songwriter Paul Roland abliefert, ist aber ebenfalls nicht zu verachten. Als Markenzeichen weisen viele seiner Songs, neben typischer Rockinstrumentierung, auch klassische oder barocke Arrangements auf – eine eigenständige und interessante Mischung, wie ich finde.
Tja, die Ella versetzte mich beim Stück Madhouse (Album: „A Cabinet Of Curiosities“) jedenfalls gleich anfänglich in ziemliches Erstaunen. Gerade eben noch über meine Thiel CS 2.4 gehört – die nun wahrlich nicht als Freund verwaschener Klangbilder bekannt ist – kam es mir fast so vor, als sei der berühmte Vorhang zur Seite geschoben worden.
Ob die im Stück ab und an beinahe aufschreiende Geige oder das gelegentlich vor sich hingrummelnde Cello: Die Ella transportiert diese Instrumente so klar, deutlich und transparent, dass man fast meinen könnte, es hätte sich so etwas wie eine Verstopfung im Gehörgang gelöst. Aber auch die Stimme Paul Rolands – die gemeinhin eine ganz besondere Sensibilität ausstrahlt – lässt aufhorchen: Offen, durchsichtig und klar umrissen wird diese in den Raum gestellt und gleichsam – aufgrund der besonderen Schlackenlosigkeit bzw. Unmittelbarkeit des Klangbildes – mit einer zusätzlichen Portion Intimität versehen.
Ja, der Mittenbereich gerät im besonderen Maße natürlich bzw. emotional – in dieser Hinsicht ist die Ella in der Tat als so etwas wie eine „gefühlsbetonte Präzisionsmaschine“ einzustufen. Dafür schon mal „Hut ab“ …
… – und die nächste CD in Fonels Simplicité gelegt: Rachel`s (Album: The Sea and the Bells) verstehen es, aus einer Vielzahl akustischer Instrumente gleichsam harmonische wie rhythmische und dichte Klangteppiche zu weben – ein absoluter Tipp für Klassikfans, die vor einem Hauch Avantgarde nicht zurückschrecken.
Ob Streicher, Bläser oder Piano oder die teils opulent geratene Melange aus allem: Die Durchhörbarkeit und Reinheit des über die Ella Gebotenen beeindruckt erneut. Aber auch die räumliche Sortierung: Klar definiert und ortungsscharf dirigiert die Schweizerin das Geschehen auf der Bühne. Letztere liefert – je nach Positionierung der Ella – zudem weniger eine distanzierte Draufsicht, denn eine involvierende Teilhabe am Geschehen.
Um mal eine Schublade zu bedienen: Die Ella ist – was Ihre tonale Abstimmung betrifft – eher in die Kategorie der Studiomonitore einzuordnen, als in die Familie der vollmundigen Genusswandler. Dafür sorgt auch ihr prinzipiell feines Auflösungsvermögen und der präzise – für den einen oder anderen wohlmöglich gar schlank wirkende – Bassbereich. Letzterer ist allerdings per Elektronik regelbar – wer mehr Speck um die Hüfte bevorzugt, als in Neutralstellung geliefert: Bitteschön …
Wieso „prinzipiell“ feinauflösend? Ja, nicht nur bei der letztgenannten CD fällt auf: Der Hochtonbereich ist zwar keinesfalls als die unbedingte „Stelle mit dem Lindenblatt“ an der Ella zu betrachten – zumal es da eh` die unterschiedlichsten Geschmäcker gibt -, aber für Freunde hauchzarten Nuancierungsvermögens wahrscheinlich auch nicht als ausgesprochene Schokoladenseite zu interpretieren:
Becken und Hi-Hat mag ich persönlich einen Tuck feiner und seidiger, als das, was der Titankalotte da entströmt. Aber auch Tord Gustavsens Pianoläufen (Tord Gustavsen Trio; Album: Changing Places) fehlt ein Fitzelchen Schmelz im oberen Bereich der Tonleiter: Über eine Sehring 703 SE gehört, gewinnt das Zusammenspiel von Pianolauf und Beckenanschlägen „oben rum“ schon etwas mehr an Geschmeidigkeit.
Tja, manchmal kann man mit wenig Worten viel umschreiben: Der im Text bereits gefallene Begriff „Präzisionsmaschine“ steht den „Klangwerk Ellas“ zumindest recht gut zu Gesicht. Jedenfalls gilt: Wer ein heimeliges und betont weichzeichnend abgestimmtes Klangbild favorisiert und wohlmöglich auch noch üppige Bassschwaden über seine Wandler abgeliefert bekommen möchte – der investiert die 9.400 EUR sicherlich anderswo.
Wer aber gerne intensiv, tief und im wahrsten Sinne des Wortes „aktiv“ in seine Aufnahmen hineinhört sowie Neutralität und eine trockene Spielweise zu den Lieblingstugenden eines Wandlers zählt und Komponenten besitzt, die nicht Gefahr laufen, von den Ellas entlarvt zu werden: Der wird mit einem derart transparent-unmittelbaren und gleichsam räumlich wohlsortierten Klangbild beloht, dass es einem in ungestörten Hörstunden richiggehend in Atem versetzt. So schlackenlos und unmittelbar habe ich jedenfalls selten Musik vernommen – Respekt!
Die Klangwerk Ella ist ein auf Neutralität und Zeitrichtigkeit getrimmter Lautsprecher in gleichsam eigenständigem wie zeitlosem Design, der …
- insbesondere im Mittenbereich den berühmten Vorhang beiseite schiebt: Schlüssigkeit, Auflösung, Körperhaftigkeit und Durchhörbarkeit sind vorbildlich.
- räumlich – je nach Aufstellung der Ella und persönlichem Geschmack – sowohl eine sachliche Draufsicht auf die Bühne, als auch eine sehr intensive Teilhabe am Geschehen liefern kann
- eine recht große Hörzone bereitstellt, innerhalb derer das Klangbild homogen bleibt.
- über einen präzisen Bass verfügt, welcher über die Aktivelektronik auch auf eine etwas vollmundigere Gangart getrimmt werden kann.
- dank der Aktivtechnik zu Hause an verschiedenste räumliche Situationen angepasst werden kann. Kurze Hörabstände oder eine sehr wandnahe Aufstellung stellen die Ella dabei vor keine Probleme. Ein individueller Einmessservice gehört zum Lieferumfang der Klangwerker.
- insgesamt ein eher trockenes Klangbild liefert: Ein bisschen mehr Geschmeidigkeit oder Schmelz – gerade in den oberen Frequenzlagen – mag sich der Eine oder Andere wohlmöglich wünschen.
- durch Abwesenheit von Gewindeaufnahmen für Spikes o.ä. überrascht – allerdings haben die Klangwerker versprochen, sich in dieser Hinsicht zukünftig „spendabler“ zu zeigen.
Test: Klangwerk Ella | Aktivlautsprecher, Standlautsprecher