Inhaltsverzeichnis
- 1 Test: Expolinear T-220 L Serie 2 | Standlautsprecher
- 2 Hifi Test Stand-Lautsprecher Expolinear T-220 Serie 2 - Klang - Testbericht Lautsprecher, High End-Hifi-Magazin fairaudio
- 3 Hifi Test Stand-Lautsprecher Expolinear T-220 Serie 2 - Fazit - Testbericht Lautsprecher, High End-Hifi-Magazin fairaudio
Mai 2008 / Ralph Werner
Fragte ich meinen Arzt, wie ich das Reißen in der Schulter und die Verspannungen im unteren Rücken am besten kurieren könnte, dann bekäme ich wohl zur Antwort: „Viel frische Luft, regelmäßig schwimmen gehen – und konzentrieren Sie sich bei Ihrer Arbeit lieber auf Tonabnehmersysteme, Sie sollten nicht so schwer tragen! Wenn’s besser geworden ist, dann eventuell mal ’nen Class-D Amp dazwischen nehmen. Höchstens!“ Auf dem Rezept stände dann vielleicht ein ABC-Pflaster, aber mit Sicherheit nicht „Expolinear T-220 Limited Serie 2“. Ein 2-Wege-Standlautsprecher, optisch schlank, dafür aber ’nen Zentner schwer. Das Stück, versteht sich. Ja, ich weiß: Es gibt schwereres. Und ich weiß auch: Rücken gerade halten und aus den Knien heraus heben. Danke für die Hinweise.
Die Ausmaße unseres Testprobanden tragen für die exakt 47 kg/St. nicht die Schuld. Mit 96x19x32 Zentimetern (HxBxT) ist man zwar kein Gnom mehr, aber gigantisch buchstabiert sich auch anders. Das hohe Gewicht rührt von den „steinernen Wangen“ her, die die T-220 zieren – eine Tradition beim Berliner Herstellers Expolinear Elektroakustik, der alle Lautsprecher-Modelle folgen. Zwei Zentimeter starker, roter Travertin – die Standardausführung – ist es in unserem Fall. (Über 60 weitere Natursteinsorten stehen auf Wunsch zur Verfügung.) Die Steinflanken treffen auf ein MDF-Gehäuse, welches an den Seiten (und hinten) eine Stärke von 13 mm aufweist, bei der Schallwand sind’s dagegen 19 mm. Das i-Tüpfelchen im Gehäuse-Materialmix sind die Glasplatte oben und das schwarze Gewebe auf der Vorder- und Rückseite.
Die Grundidee, ein Lautsprechergehäuse in Sandwich-Ausführung zu gestalten, ist einfach, aber effizient: Unterschiedliche Materialien besitzen auch unterschiedliche Eigenresonanzen. Will das eine tanzen, mimt das andere die Spaßbremse – und umgekehrt. Klangverfärbende Gehäuseresonanzen sollen so drastisch gesenkt werden. „Die Chassis sollen wandeln, die ‚Box‘ drum herum schweigen“, so der Leitgedanke.
Die Expolinear T-220 gibt es schon seit gut acht Jahren auf dem deutschen Markt, aufmerksame Leser haben aber sicherlich bemerkt, dass ein „Serie 2“ der Produktbezeichnung anhängt (seit knapp einem Jahr). Ja, sie wurde überarbeitet – feingeschliffen könnte man es wohl nennen -, aber dem ist äußerlich wenig anzumerken. So beziehen sich die Veränderungen denn auch hauptsächlich aufs Innenleben, genauer, aufs Frequenzweichendesign (und deren Bauteile) und auf das Hochton-Bändchen – Letzteres soll nun dank spezieller Faltung langzeitstabil mit konstanten akustischen Parametern arbeiten, so der Hersteller.
Bändchen … eine weitere Expolinear-Tradition. Und eine Eigenentwicklung obendrein. Der dünne Streifen Alu wird von Neo-Dyms auf Trab gebracht. Der recht üppig dimensionierte Übertrager im Hinterteil des Chassis sorgt für die nötige Impedanzanpassung:
Laut Datenblatt beträgt der Wirkungsgrad des Bändchens 92 dB/W/m, freilich wurde es für die T-220 etwas gebremst, damit es nicht zu vorwitzig tönt (Wirkungsgrad der T-220: 87 dB/W/m). Die Trennfrequenz liegt bei 2.700 Hz, getrennt wird mit 12 dB / Oktave. Damit das rasante Tempo, welches das Bändchenprinzip konstruktionsbedingt vorlegt, auch weiter unten gehalten werden kann, muss was Leichtes her. Und damit zur dritten Expolinear-Tradition:
Den Tief-/Mitteltonbereich bestellen zwei Podszus/Görlich-Treiber – jene silberglänzende Vollkonusse mit den komischen Falten. Hier wiederholt sich in gewisser Weise die Sandwich-Geschichte, denn deren Membran ist ein solches: Sie besteht vorn und hinten aus Aluminiumfolie und dazwischen aus einem Mineral-Hartschaum-Gemisch als „Belag“. Der inneren Dämpfung der Membran soll dieser Aufbau gütlich sein und auch dem Ziel „Leichtheit“, da Schaum nun mal überwiegend aus Luft besteht. Und da es ein Hartschaum ist, gerät die Görlich-Membran auch sehr steif. Hierzu trägt ebenfalls bei, dass es sich um einen Vollkonus handelt, also kein kreisrunder Ausschnitt in der Mitte zu finden ist – eine solche Form ist in sich stabiler. Die drei Punkte „leicht / steif / gute Dämpfung“ will man hiermit erfolgreich abgehakt haben.
Membranflächenposing ist mit der Expolinear T-220 nun nicht gerade angesagt – die Görlichs messen knapp 10 Zentimeter im Durchmesser (bewegte Membranfläche) -, aber ein recht langer linearer Hub soll dies auffangen. Die Chassis sind relativ weich aufgehängt und arbeiten in einem Volumen von 8,7 Litern. Wie auf den ersten Blick zu sehen, handelt es sich bei der T-220 um eine Bassreflex-Konstruktion. Löblich, dass die entsprechenden Öffnungen nach vorne weisen, allein schon deshalb, weil vorne weiter weg von der Rückwand ist als hinten …
Standesgemäß werden beste Bauteile für die Frequenzweiche verwendet, so Jörg Henning-Reinelt, der Chef von Expolinear (TRITEC Spulen mit sieben einzeln isolierten, verdrillten Leitern, Gold Caps „auf Maß“ gefertigt speziell für diesen Wandler, …).
Ferner erfolgt die Innenverkabelung mit Ortofon 6N-Kupfer-Kabeln.
Anschluss bietet ein „ultrasolides“ Bi-Wiring-Terminal – was zweifellos stimmt. Aber sagen wir mal so: „Ultraergonomisch“ kam mir nicht sofort über die Lippen, als ich die Blechbrücken gegen Kabel austauschte …
Test: Expolinear T-220 L Serie 2 | Standlautsprecher
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