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fairaudio: Test Standlautsprecher Analysis Audio Omicron (4-ENDE)

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  1. 4 fairaudio: Test Standlautsprecher Analysis Audio Omicron (4-ENDE)

Die Tugenden …

Vor die Wahl gestellt, in einem Steinbruch zu arbeiten oder mit einem Material zu hantieren, welches viermal dünner als ein menschliches Haar ist – würde ich mir lächelnd Hammer und Meißel schnappen. Wenn ich so etwas sehe …

Mylarfolie

… und mir dann meine schwere Aversion gegen Frischhaltefolie in Erinnerung rufe (wie um alles in der Welt reißt man die ab, ohne einen doofen, klebenden Plastikstrang zu fabrizieren???) – dann ist mir alles klar. Gut, dass mich keiner vor die Wahl stellt. Respekt gebührt aber denen, die so etwas können. Tut hier vielleicht nix zur Sache, aber trotzdem.

Was dünner ist, ist auch leichter. Und was leichter ist, ist – bei gegebener Kraft – eben schneller. Dies gilt nicht nur für die Formel 1, sondern auch für Lautsprecher und so ist die geringe bewegte Masse (einer) der entscheidenden Vorteile des Flächenstrahler-Konzeptes. Schnell gilt aber nicht nur hinsichtlich des „Starts“ eines Tons, sondern auch in Bezug auf sein Ende. Wenn Schluss ist, ist Schluss – ein kurzer Bremsweg sozusagen (und kein längeres Ausschwingen). Das korrekte zeitliche Verhalten bei der Wiedergabe eines Klanges – der „Viersatz“ Attack, Decay, Sustain, Release – das sollte die Domäne eines Flächenstrahlers sein. Zeigt sich das auch bei der Omicron? Ja, und wie!

Sunnyland SlimBeispielsweise bei meiner Sunnyland Slim Platte – um gleich mal so unaudiophil wie irgend möglich zu beginnen. Die knistert nicht ein klein wenig, das ist eher schon ein prasselnder, lodernder Kamin. Die Scheibe ist komplett runter, fürchterlich. Aber der alte Mann ist ja so cool, ich steh‘ immer noch ein bisschen auf diesen Old-School-Blues …

Über die Omicron laufend, ist die Platte rhythmisch unmittelbar ansteckend und das, obwohl hier nichts weiter als ein Piano spielt und Sunny dazu singt. Was sonst vielleicht als Hintergrundbeschallung taugt, hier wird es lebendig. Die Stimme beispielsweise, die präsentiert sich genau richtig: nicht zu präsent, nicht zu dezent, nicht messerscharf abgegrenzt, nicht wolkig aus dem Off. Nuanciert und detailliert – mal liegt „Raumhall“ um die Stimme, mal nicht, mal klingt sie brüchig, dann schwingt sie sich jauchzend hoch, um dann wieder traurig zu nuscheln – aber ohne dies auf dem Silbertablett zu servieren. Vielleicht würden mir noch ein paar schöne Worte einfallen. Belassen wir es einfach dabei, dass hier ein alter Bluesrecke noch mal alles gibt. Sehr nett bzw. very nice. Und die Pianoläufe erst, die können so schnell werden, wie sie wollen, die Wiedergabe verstrickt sich nicht. Klar, deutlich und ansatzlos werden die Töne präsentiert. Dieses Instrument scheint wirklich etwas für die „flachen Griechen“ zu sein …

Das zeigt sich auch bei der CD „Changing Places“ vom Tord Gustavsen Trio. Freie Fahrt für freie Bürger ist die Devise. Tempolimit ade. Dabei mimt die Omicron aber nicht den Speedfreak, der nicht weiß, wo das Bremspedal Tord Gustavsen Trio / Changing Placesist. Die Töne überschlagen sich nicht, sie starten und stoppen akkurat und unvermittelt. Dieses erstklassige Timing des Wandlers sorgt für eine Vorstellung, die unheimlich klar und durchsichtig gerät. Des Weiteren fällt (natürlich) die Detailversessenheit des Hochtonbereichs auf – frei von Strähnigkeiten oder Härten wird auch noch das letzte Fünkchen geliefert. Die Arbeit an den Hi-Hats finde ich zum Teil schon aberwitzig.

Oben habe ich ein wenig über den Bassbereich „gemeckert“ – und muss mich jetzt etwas einschränken. Für die Wiedergabe akustischer Instrumente haben die Analysis Speaker (in der Regel) genug Fleisch am Knochen. Ganz zu schweigen von der Qualität der unteren Register. Wie Harald Johnsen hier seinen Kontrabass spielt, ist ganz famos. Auch vorher sind mir die Details der „Griffarbeit“ nicht völlig entgangen. Aber wie es nun genau surrt, wenn er mit den Fingern über die Saiten fährt – eher „Sirrsit“ oder doch „Sirrrrsut“ – solche Sachen teilt mir nun die Omicron mit. Aber nicht „minuziös“, sonder lässig und entspannt. Und eben im „Zusammenhang mit dem Instrument“, nicht als aufgesetztes „Blender-Hochton-Gefrickel“. Das sind wohl die Sachen, die die Anhänger des Flächenprinzips so schätzen: Details, Details, Details – aber bitte selbstverständlich, luftig und frei. Nicht kantig, rau oder zu frontal. Aber ich gebe zu, dass mir persönlich eine etwas wärmere tonale Mischung besser gefiele. Die Omicron gehört meiner Meinung nach eher zur helleren Gattung – „unsauber“ hört sich hierbei aber nichts an. Es ist mir nur einen Tick zu hell insgesamt (und das vornehmlich, wenn ich zu laut drehe).

Joanna Newsom / The Milk-Eyed MenderÜber Joanna Newsoms Platte „The Milk-Eyed Mender“ habe ich neulich schon geschwärmt. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder wurde diese Scheibe extra für die Omicron aufgenommen – oder es verhält sich umgekehrt: Dieser Speaker wurde zu Ehren der jungen Harfistin geschaffen. Sorry, aber ich beschreibe das jetzt nicht ausführlich, es ist einfach perfekt. Egal, ob es um die Wiedergabe der Harfe, des Cembalos, ihrer Stimme oder die Background-Vocals geht. Kauft Euch diese Platte, klemmt sie an eine Kette mit etwas fußlahmen 08/15 Drei-Wege-Wandlern … und dann fragt Euch, was Ihr alles vermisst und wie das wohl wäre, wenn es sich anders verhielte. Ziemlich geil, kann ich nur sagen! „Einfach Großartig, ein Gedicht!“, darunter tue ich es nicht. (Noch eine Kleinigkeit nebenbei: Wie lange eine Harfe oder ein Klavier ausschwingen kann, hat mir die Omicron dann auch aufgezeigt. Bei anderen Wandlern habe ich an diesen Stellen schon die Auslaufrille vermutet …)

Wie ist die Raumdarstellung der Analysis Audio Omicron? Erstens stark abhängig von der Aufstellung, zweitens ebenso abhängig von der Aufnahme – und schließlich irgendwie anders … Der Reihe nach:

Zunächst hatte ich die Hochtonbändchen ja innen positioniert und ich muss zugeben, dass die Lokalisationsschärfe so leicht besser war, als mit den Bändern außen. Allerdings nur etwas. Dies dürfte freilich – je nach den räumlichen Gegebenheiten – stark variieren. In meinem Raum sind die Seitenwände auch so noch ein gutes Stück entfernt (vom Hochtöner). Hat da jemand nur noch zwanzig Zentimeter Raum zur Wand, könnte die Abbildung auch sehr „wolkig“ werden. Die Omicron ist aber generell kein Scharfschütze, die Wiedergabe erfolgt eher frei-luftig und mit hinreichender Präzision – nicht gerastert oder streng sortiert. Das ist letztlich Geschmackssache. Damit die freie Abbildung aber gelingt, muss fleißig mit der Aufstellung herumprobiert werden. Wie schon erwähnt, die Mühe wird belohnt, aber man muss sie sich eben auch machen. Ist der Klang „befreit“, gerät die Abbildung in der Breite sehr gut – aber auch nicht groß anders, als mit anderen Wandlern. Die Tiefe der Bühne, die ist seltsam …

Analysis Audio Omicron

Zum einen variiert sie stärker, je nach gewählter Musik, als ich es gewohnt bin und zum anderen, na ja, es ist einfach anders. Vielleicht ist es das: Ein Instrument, das weiter hinten steht, wird hier nicht zwingend zu einem „perspektivisch verkleinerten Punkt“, von dem der Klang herrührt. Es kann annähernd so groß klingen, wie das Instrument davor – und trotzdem ist es dahinter. Das „verkopfte Testerohr“ findet das zunächst recht verwirrend – aber man kann sehr schnell Spaß an dieser „volltönende Klangaura“ gewinnen, man muss ja nicht ständig zum Appell pfeifen: „Einmal durchzählen, bitte!“ Es gibt sogar Leute, die behaupten, dass das sowieso alles artifizieller HiFi-Sound sei (wenn sie nicht Mist sagen …) – aus dieser Perspektive betrachtet vielleicht ein gutes Training, sich wieder auf die Musik einzulassen, statt „Soundeffekte“ zu sammeln. So ganz sicher bin ich mir aber auch nicht. Was, wenn es mir „künstlich gestaffelt“ eigentlich ganz gut gefallen hat? Whatever. Dass es so „anders“ klingt, dürfte daran liegt, dass ein Dipol eben viel mehr „Rauminteraktion“ verursacht, dass der Indirektschall ein noch viel größeres Wörtchen mitredet, als sonst schon – und dass der zur Ortung wichtige Direktschallanteil – relativ gesehen – eben kleiner ausfällt. Oder „natürlicher“, gar „eingebetteter“? Diesen philosophischen Diskurs trage ich jetzt nicht aus …

Was wohl auch zum Thema Raumabbildung gehört und mir positiv an der Omicron auffällt, ist, dass sie niemals „zu frontal“ wird, aber auch nicht hängermäßig „laid-back“ und wenig involvierend. Die Musik spielt leicht vor der Grundlinie, auf der die Lautsprecher positioniert sind – und mit der Position dürften die meisten zufrieden sein. Nicht spektakulär vorwärtspreschend, nicht schlapp im Liegestuhl – sondern gleichzeitig anmachend und ausgewogen.

Fazit:

Die Analysis Audio Omicron ist ein spezieller Lautsprecher – in vielerlei Hinsicht. Er ist kein Allesverwerter, welcher mit jeder Art von Musik „irgendwie“ umgehen kann: Bei Rock, Soul, elektronischen Sachen, etc. vermisse ich den Tiefbassschub, den diese Musik einfach braucht. Ja, und auch einen höheren Pegel – so simpel ist es manchmal.

Andererseits: Wenn es um die Wiedergabe von Stimmen und akustischen Instrumenten geht, dann haut die Analysis Audio Omicron einen manchmal einfach um. Das gelingt ihr durch:

  • Das extreme Tempo, das sie aufweist. Impulse werden unmittelbar wiedergegeben, der Klangverlauf in jeder Nuancierung nachgezeichnet – und endet ein Ton plötzlich, dann geschieht genau das. Kein Ausschwingen, kein Vermischen, kein „Gewurstel“. Sehr klar, transparent und durchsichtig wird die Musik präsentiert.
  • Die Genauigkeit, mit der sie die Töne trifft. Die Omicron differenziert selbst kleinste Klangschattierungen und -nuancen sehr fein. Diese extreme Detailauflösung macht sie gleichwohl nicht zum kalten Sezierer, denn sie geschieht mit einer gewissen Selbstverständlichkeit und wirkt nie „artifiziell“. Einziger Kritikpunkt: Wird der Pegel (zu) laut eingestellt, bekommt sie eine kleine Schlagseite ins Helle.
  • Die freie und luftige Raumabbildung, mit der sie die Musik ins Wohnzimmer stellt. Die Abbildungsgenauigkeit ist gut – aber keine Disziplin, die sie als solche zu maximieren trachtet. Sie fasst die Musik eher als etwas „ganzheitliches“ auf und entfaltet ein breites Panorama. Manchen wird das etwas unsortiert erscheinen, anderen viel natürlicher, viel näher am Konzertbesuch.

Analysis Audio Omicron: Logo

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Test: Analysis Audio Omicron | Standlautsprecher

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Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Laufwerk: SME Model 15 Tonarm: SME 309 Tonabnehmer: MC: Denon DL-103R, Dynavector DV-20X2 H, Transrotor Figaro; MM: Shelter 201 Sonstiges: Flux-HiFi (Nadelreiniger), VPI HW-16.5 (Plattenwaschmaschine)

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Rockna Wavelight+ Musikserver: Antipodes K22 G4 Sonstiges: Pink Faun LAN Isolator

Vorstufen: Hochpegel: Electrocompaniet EC 4.8 MKII, Pass XP-12 Phonoverstärker: BMC Audio MCCI Signature ULN

Endstufen: Electrocompaniet AW 800 M, Pass X250.8 (Stereo)

Lautsprecher: Acapella High BassoNobile MK2

Kopfhörer: Audeze LCD-2, Beyerdynamic DT-990, Sennheiser HD 800 S, Sony MDR-1000X, Teufel Supreme In

All-In-One: Ruark Audio R4

Kabel: Lautsprecherkabel: Dyrholm Audio Phoenix, fis Audio Studioline NF-Kabel: Dyrholm Audio Phoenix XLR, Boaacoustic Blueberry Signal.xlr, fis Audio Livetime (Cinch), Vovox und andere Digitalkabel: Audioquest Cinnamon (Toslink), Audioquest Vodka 48 (HDMI/I2S), Boaacoustic Silver Digital Xeno (USB), fis Audio Magic (LAN-Kabel), Wireworld Series 7 Starlight Gold (S/PDIF koaxial) Netzkabel: fis Audio Blackmagic, fis Audio Studioline Netzleiste: fis Audio Blackmagic

Rack: Creaktiv Trend 3

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 40 m² Höhe: 2,45 m