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Test: Absolut Audio „absolut perfect“ | Standlautsprecher

August 2007 / Ralph Werner

Ich glaube es war 1995, ich hatte schon ein paar Techno-Partys hinter mir und auch schon „meinen Style“ hierbei gefunden – Goa-Trance – da wurde mit lebhaft versichert, das sei bisher alles noch gar nix gewesen, ich müsse unbedingt mal DJ Cosmix erleben, der sei der helle Wahnsinn – ob ich denn heute Abend bitteschön mitkommen wolle!

Einerseits sind Wortspiele nun wirklich nicht meins und so machte ich mir Gedanken, was denn wohl von einem Herrn namens Cosmix zu erwarten sei … aber andererseits sollte man auch wissen, wann Einwendungen auf Unverständnis stoßen. Also auf zur Party! Ich mochte den Goa-Sound, die fett-wabernden Psychoklänge und die Drum-Machine, die das Tempo variiert – dazu eine kleine, nölige Acidline, ja, bisweilen auch mal `ne schick verzerrt reingesamplete Gitarre. Das alles war schon eine Spur avancierter, als der reichlich unterkomplex daherkommende Kirmes-Techno – welcher freilich seinerzeit größere Erfolge bei den Massen feierte.

Das Set von Cosmix begann und statt der erwarteten opulenten, treibenden Klänge, gab es lediglich einen schlichten, relativ langsamen Basslauf – in unendlicher Repetition. Na gut, ein HiHat-Einsprengsel war zu vernehmen, aber auch das wiederholte sich derart stoisch, dass man sich frage musste, ob der denn noch ganz beim Groschen sei, der kosmische Herr … Nach sechs-sieben Minuten fragte sich aber keiner mehr was, alle standen leicht schwankend und verwirrt auf der Tanzfläche – etwas meditativ versunken zwar, aber auch latent auf den Sprung. Und wie aus dem Nichts kommt ein ganz affiger Frauen-Vocal, so was in der Richtung wie „Oh yeah, let’s make love!“ Hinter mir sägt eine Roland TB-303 los, weiter vorne fangen Soundflächen an zu pulsieren und binnen dreißig Sekunden explodiert die Tanzfläche geradezu – es gibt wirklich kein Halten mehr. Gar nicht übel eingefädelt!

Zwölf Jahre später stehe ich nicht mehr auf dem Floor, sondern sitze auf dem Sofa, vor mir eine Kette, die dem durchschnittlichen deutschen Jahreseinkommen entspricht – und es ist trotzdem ähnlich. Obwohl an der Musik, die ich gerade höre, nichts elektronisch ist – „No overdubs, no loops, no additional electronics“, wie das Booklet es ausdrückt – kommt mir der Plot bekannt vor: Nik Bärtsch’s Ronin verstehen es, durch Minimalismus und Wiederholung diese meditative Spannung zu erzeugen und immer dann, wenn man sich fragt, „Na, wird das jetzt mal was?“, kommt häufig ein entscheidendes „Pling“: Die Percussion setzt ein, Schicht um Schicht wird hinzugefügt und aus dem schon zen-mäßig schlichten Anfang entwickelt sich eine Soundcollage, die an Dynamik und raffiniert treibender Kraft sehr „unerhört“ ist. Richtig Klasse. Bei „Modul 26“ auf der CD „Rea“ gebe ich dann plötzlich affige Vokals von mir, so was wie „Oh yeah!“ oder „Krasse Bassline!“ …

Über das Autoradio gehört, wird das mit Nik Bärtsch wohl nicht klappen und auch über eine anständige Anlage wird vieles verborgen bleiben – denn die Nuancen, die die Wendungen in seinen Stücken einleiten, sind sehr subtil und daher empfindlich. Und der Bass ist ECHTER Tiefbass – etwas, womit der zum Test anstehende Lautsprecher absolut perfect der (deutschen) Manufaktur absolut audio offensichtlich überhaupt keine Schwierigkeiten hat.

Schnell muss ich mich von einem kleinen Vorurteil verabschieden – dass ich darauf eigentlich auch gut verzichten könnte. Ist es nicht schon lachhaft, welche Wirkung ein paar Frequenzpünktchen zwischen 30 – 60 Hz ausüben können? Es wird nicht um einen Deut „dicker“, es ist einfach kompletter – so hört es sich an, wenn nichts unterschlagen wird. Ich weiß jetzt schon, dass mich das Ende der Leihfrist etwas verstimmen wird. Zumal das Hochtonbändchen derart detailliert und temporeich ist, dass die Bassperformance nicht überwältigt, sondern eher als notwendiges Komplement der transparenten Darstellung der obersten Oktaven dient; etwas, dass den Gesamteindruck einer echte Full-Range-Wiedergabe ohne „Höhen und Tiefen“ hinterlässt. Aber langsam, vielleicht fang‘ ich mal von vorne an …

Dass ich das Pferd (scheinbar) von hinten aufzäume, liegt bei diesem Lautsprecher in der Natur der Sache. Zwar interessiere ich mich schon für Technik, aber mehr noch für das Resultat: sprich, wie denn – nach Befolgung diverser „Kochrezepte“ – das Menü nun schmeckt. Und so steht am Anfang – nach dem Erhalt einer neuen Komponente oder eines Lautsprechers – selbstredend der erste Hörcheck. Dann wird recherchiert und nachgefragt und sich intensiver mit der technischen Seite beschäftigt. Nun, der „erste Hörcheck“ ging bei dem sehr erwachsenen Lautsprecher absolut perfect zugegebenermaßen etwas in die Länge; und weiterhin sei eingestanden, dass es bei dieser Übung in der Regel etwas kleinkariert und „verkopft“ zugeht: Der Sound-Buchhalter spitzt den Bleistift und notiert mit maliziösem Lächeln Sachen wie: „Hochton etwas verhangen“, „Wo ist eigentlich der Bass?“ oder „Bühne nicht ganz stabil“. Das Gewohnheitstier in einem reagiert dann schon fast verstimmt, wenn der Notizblock – wie in diesem Fall – nach einer Stunde immer noch so weiß ist, wie am Anfang …

Das Unternehmen absolut audio ist eine in Berlin ansässige Lautsprecher-Manufaktur, die exakt vor zwei Jahren in den recht heiß umkämpften Markt eintrat. Die beiden Wandler im Angebot – die Kompaktbox „compact“ und unser Testproband, die Standbox „perfect“ – sind noch frischer, denn erst im Mai des letzten Jahres wurde der entwicklerische Feinschliff beendet und die Produktionsreife erreicht.

So neu die Firma, so erfahren ist der Kopf (und die Hand) hinter absolut audio: Herrn Rüdiger Abel werden einige kennen, denn schließlich entwarf er siebzehn Jahre lang Schallwandler bei Arcus und leitete von 2001 bis 2004 die Lautsprecher-Entwicklung bei keinem geringeren als Burmester. Herr Abel kann also mit Fug und Recht als „alter Hase“ des Lautsprecher-Designs bezeichnet werden. Auf meine Frage, was ihn bewogen habe, seine eigene Firma zu gründen, gab er die präzise Antwort: „Kompromisslose Umsetzung der Konzepte.“ Hm, andere nehmen eine solche Vorlage zum Anlass, erstmal 20 MB pdf-Files los zu werden – nicht so Herr Abel … Mehr Understatement ist selbst theoretisch nicht möglich, mag sein, das Marketing- und Vertriebsstrategen den einen oder anderen Einwand hätten, aber ich find‘ so was ja ziemlich prima.

Technik:

Wie der Herr – so’s Gescherr: Der große Lautsprecher von absolut audio – die absolut perfect – kommt wenig sensationslüstern daher, es geht nicht um noch nie dagewesene technische Attraktionen, sondern um die Perfektionierung bewährter Konzepte. Und das sehr akribisch bis ins letzte Detail. Mit ihren 73 Kilogramm pro Stück, ist die absolut perfect wahrlich ein Bollwerk deutscher Ingenieurskunst. Leichtbauweise sieht wirklich anders aus (viel Spaß beim Aufbau!), aber das hat natürlich auch seinen guten Grund. Um Gehäuseresonanzen zu minimieren – und damit auch Phantomschallquellen auszuschalten – behelfen sich die meisten mit MDF in anständiger Materialstärke plus der einen oder anderen Verstrebung. Das gibt es auch bei der absolut perfect, 19 mm respektive 30 mm auf der Front ist dieses Material stark und innen verstrebt – allein schon durch die Unterteilung in vier Kammern, welche die Chassis beherbergen. Manch eine Überempfindlichkeit gegen lästige Resonanzen führt aber zu noch „schwerwiegenderen“ Entscheidungen – und so wird das Gehäuse der perfect mit einer 10 mm starken Stein- oder Glasplatte vollflächig verklebt. Entsprechend witzlos gestaltet sich der „Klopftest“: Es klingt so, als würde auf eine Gehwegs-Platte geklopft. Die perfect ist ein Resonanzen-Sarkophag – eliminieren statt minimieren lautet die Devise.

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Technics C600

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Laufwerk: SME Model 15 Tonarm: SME 309 Tonabnehmer: MC: Denon DL-103R, Dynavector DV-20X2 H, Transrotor Figaro; MM: Shelter 201 Sonstiges: Flux-HiFi (Nadelreiniger), VPI HW-16.5 (Plattenwaschmaschine)

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Rockna Wavelight Musikserver: Antipodes K22 G4 Sonstiges: Pink Faun LAN Isolator

Vorstufen: Hochpegel: Pass XP-12 Phonoverstärker: BMC Audio MCCI Signature ULN

Endstufen: Pass X250.8 (Stereo)

Lautsprecher: Acapella High BassoNobile MK2

Kopfhörer: Beyerdynamic DT-990, Sony MDR-1000X, Teufel Supreme In

All-In-One: Ruark Audio R4

Kabel: Lautsprecherkabel: Dyrholm Audio Phoenix, fis Audio Studioline NF-Kabel: Dyrholm Audio Phoenix XLR, Boaacoustic Blueberry Signal.xlr, fis Audio Livetime (Cinch), Vovox und andere Digitalkabel: Audioquest Cinnamon (Toslink), Audioquest Vodka 48 (HDMI/I2S), Boaacoustic Silver Digital Xeno (USB), fis Audio Magic (LAN-Kabel), Wireworld Series 7 Starlight Gold (Koax-S/PDIF) Netzkabel: fis Audio Blackmagic, fis Audio Studioline Netzleiste: fis Audio Blackmagic

Rack: Creaktiv Trend 3

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 40 m² Höhe: 2,45 m

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