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Warum sollte man sich einen Kopfhörerverstärker wie den SPL Phonitor se (Web: https://spl.audio/; Preis: ab 1.000 Euro) kaufen? Früher hatte doch jedes „ordentliche“ HiFi-Gerät einen Kopfhöreranschluss. Liegt es daran, dass Kopfhörer heute elektrisch anspruchsvoller geworden sind? Klingt es einfach besser?
Früher – sagen wir in den 1970er Jahren – hatte beinahe jeder Verstärker und jedes Kassettendeck einen Kopfhöreranschluss. Auch als in den 1980ern die Audio-CD aufkam, hatten viele CD-Player eine Kopfhörerbuchse auf der Front. Technisch wurde dazu meist einfach das Hochpegel-Signal benutzt, das für die hochohmige Eingangsimpedanz des nächsten Glieds in der HiFi-Kette ausgelegt ist. Da die meisten Kopfhörer dieser Zeit ebenfalls recht hochohmig waren, passte das.
Eine Trendwende leitete der Walkman ein. Zu den kompakten Kassettenrecordern brauchte man kleine, leichte (und preiswerte) Kopfhörer. Um damit an den batteriebetriebenen Geräten, die in Sachen Ausgangsspannung relativ limitiert waren, eine brauchbare Wiedergabelautstärke zu erzielen, baute man Walkman-Kopfhörer mit einer niedrigeren Impedanz. Dadurch konnte mit der gängigen Stromversorgung durch 1,5-V-Batterien eine höhere Leistung (wir erinnern uns: P = U x I) erzielt werden. Zum Anschluss an die seinerzeit üblichen Ausgänge stationärer Komponenten eigneten sich diese Kopfhörer aber nur noch eingeschränkt. Bestimmt wird sich der ein oder andere, der diese Zeit mitgemacht hat, daran erinnern, wie leise Walkman-Kopfhörer am großen Kassettendeck gespielt haben.
Mittlerweile werden Kopfhörer mit Impedanzen zwischen einigen wenigen und vielen hundert Ohm angeboten, wobei die meisten modernen Hörer eher niederohmig sind. Mit einem Kopfhörerausgang, der auf einem Line-Signal basiert, kommt man da klanglich meist nicht so weit – und auf den höheren Aufwand, eine eigenständige Kopfhörerverstärkerschaltung zu verbauen, verzichten viele Hersteller von Quellgeräten und Verstärkern. So haben sich in den letzten Jahren im HiFi-Bereich immer stärker dedizierte Kopfhörerverstärker durchgesetzt.
Im Profi-Bereich, etwa im Tonstudio, sind separate Kopfhörerverstärker dagegen schon lange etabliert. Hier sind Kopfhörer häufig beim Monitoring und zu Kontrollzwecken im Einsatz. Dabei werden oft mehrere Kopfhörer an eine Signalstrecke angeschlossen, zum Beispiel wenn im Studio mehrere Musiker mit Monitor-Kopfhörern arbeiten. Klar, dass dabei für jeden Kopfhörer ein eigener Verstärker benötigt wird – etwa, damit jeder Beteiligte die Abhörlautstärke nach seinen Bedürfnissen regeln kann.
Womit wir bei SPL wären. SPL – Sound Performance Lab – ist ein Studiotechnik-Hersteller, der in der internationalen Top-Liga spielt. Entsprechend waren Kopfhörerverstärker von SPL ursprünglich für den Studioeinsatz gedacht. Die „Mutter“ der aktuellen Phonitor-Serie von SPL, der Phonitor II, besitzt viele Features, die man hauptsächlich im professionellen Umfeld benötigt. Zu nennen sind etwa die Möglichkeiten, aus dem Stereo- ein Summensignal zu bilden, einen Stereo-Kanal auf beide Ohren auszugeben oder auch das Signal des linken oder rechten Kanals zu invertieren. In Verbindung mit dem Mono-Schalter kann man so zum Beispiel das Differenzsignal eines Kanals abhören, also nur das, was nicht auf dem anderen Kanal zu hören ist. Eine spezielle Einwicklung von SPL ist auch die sogenannte „Phonitor-Matrix“, mit der man über Kopfhörer einen lautsprecherähnlichen Höreindruck erzielen will. Dazu setzt man ein gezieltes Crossfeed zwischen linkem und rechtem Kanal sowie ein paar andere Tricks ein. Einen symmetrischen Kopfhöreranschluss besitzt der Profi-Phonitor allerdings nicht, da der im Studio nicht üblich ist.
Der Phonitor II erwarb sich schnell auch außerhalb der Studio-Szene einen exzellenten Ruf. Die große Nachfrage und die damit aufkommenden speziellen Wünsche der HiFi-Klientel hat man bei SPL zum Anlass genommen, eine ganze Familie von inzwischen sieben Phonitor-Kopfhörerverstärkern auf den Markt zu bringen. Die einzelnen Modelle unterscheiden sich vor allem in der Ausstattung und damit auch im Preis.
Natürlich kam aus HiFi-Szene schnell der Wunsch nach einem Gerät mit eingebautem D/A-Wandler. So hat man bei SPL zunächst den Phonitor x entwickelt, der mit dem hochwertigsten DAC ausgestattet ist, den SPL aktuell baut. Alle anderen Modelle, bis auf den professionellen Phonitor II, lassen sich mit einem etwas weniger aufwendigen DAC-Board aufrüsten. Der Unterschied zwischen den DACs liegt laut SPL im Wesentlichen darin, dass die auf den eigentlichen Wandler folgenden Filter im „großen“ DAC768 durch eine SPL-eigene Schaltung in 120-Volt-Technik – dazu später mehr – ausgeführt sind, während man beim „kleinen“ DAC768xs-Board auf die Filter zurückgreift, die der DAC-Chip mitbringt. In beiden Fällen ist das ein Multibit-Wandler des Typs AKM AK4490 „Velvet Sound“, der PCM-Daten bis 32 Bit/768 kHz und DSD bis 11,2896 MHz verarbeiten kann.
Der SPL Phonitor se, um den es im Folgenden geht, ist das Einstiegsmodell in die „Pro-Fi“ genannte Produktserie von SPL, die sich weniger an Studio-Profis, sondern eher an HiFi-Enthusiasten richtet. Aus dieser Serie hatten wir schon die teureren Modelle Phonitor x und Phonitor xe im Test. Der SPL Phonitor se bietet einen analogen Cinch-Eingang auf der Rückseite sowie einen Kopfhöreranschluss in Form einer 6,3-mm-Klinkenbuchse auf der Front. Wer mehr oder andere, etwa symmetrische Ein- und Ausgänge möchte, kann zu einem anderen Phonitor-Modell greifen (hier der Überblick auf der SPL-Seite). Für Kopfhörer mit einem extrem niedrigen Wirkungsgrad lässt sich der Verstärkungsfakor des Geräts auf der Unterseite umschalten. Unser Testgerät ist mit dem DAC768xs ausgestattet, das den Phonitor se um USB-B-, S/PDIF- (Cinch) sowie Toslink-Eingänge erweitert. Darüber hinaus verfügt er über eine einfache Crossfeed-Schaltung mit zwei Stufen. Auf die komplexe Phonitor-Matrix muss man verzichten.
Nicht verzichten muss man auf die exklusive 120-V-Voltair-Technologie von SPL, die auch im kleinsten Phonitor zum Einsatz kommt. Kurz erklärt, setzt SPL hier selbst entwickelte Operationsverstärker ein, die anstelle der üblichen Betriebsspannung von +/− 15 Volt, zusammen also 30 Volt, mit +/− 60 Volt, zusammen 120 Volt, arbeiten. Dadurch erhöhe sich laut SPL der Dynamikumfang der Schaltung von 124,2 dB auf 141,4 dB, das Rauschen sinke von -106 dB auf -114,2 dB und der dynamische Headroom steige von 21,5 dB auf 33,2 dB.
SPL Phonitor se: Klangeindruck und Vergleiche
Den Hörtest beginne ich mit einer Auswahl absolut highendiger In-Ears, die sich auf meinem Schreibtisch tummeln. Nicht, dass Sie sich wundern – die kleinen Preziosen sind gerade ein absolutes Suchtmittel für mich. Was die einschlägigen Hersteller an Klang aus den winzigen Gehäusen herauskitzeln, ist Wahnsinn, die Präzision, die die Musikwiedergabe über hochwertige In-Ears auszeichnet, grandios. Und ich empfinde In-Ears mittlerweile als deutlich komfortabler als „Bügelkopfhörer“. Ganz nebenbei gibt es auch keinerlei Konflikte mit der Lesebrille, die ich für die Arbeit am Rechner mittlerweile zwingend benötige … Also wechseln sich zunächst Campfire Audio Equinox (1.600 Euro), 64 Audio Nio (1.900 Euro) und Vision Ears Elysium (2.700 Euro) an der Kopfhörerbuchse des Phonitor se ab.
Dynamisches Talent
Von meinem North Star Design Supremo mit einem analogen Musiksignal angesteuert, nimmt mich als erstes die mitreißende Dynamik, die die Kopfhörer am Phonitor se entwickeln, gefangen. Auf meiner Festplatte dümpeln einige Sachen rum, die dynamisch sehr zurückhaltend klingen. Meist gerippte CDs aus den 1980er Jahren. Jazz von Queen zum Beispiel. Kann einen ein Titel wie „Don’t Stop Me Now“ eigentlich nicht mitreißen? Leider ja. Und zwar dann, wenn er klingt, als würde er einfach nicht aus dem Quark kommen. Und das kommt er auf dieser Aufnahme für gewöhnlich eben nicht. Der Phonitor se schafft es aber, dem Track einen Boost zu verpassen. Weder bietet er mehr Details – das Klavier klingt bei genauem Hinhören genauso undifferenziert wie über andere Verstärker – noch kann ich ihm konkrete tonale Tricksereien nachsagen. Aber vielleicht ist es einfach so, dass Jungs, die in der Studioszene gut beleumundete Kompressoren bauen (die Dinger, die die Dynamik gezielt zusammenstauchen), auch Tricks kennen, mit denen man Dynamik wieder herauskitzelt.
Um auszuloten, ob dieser Dynamik-Boost nicht auch nerven kann, wechsele ich zu Patricia Barbers Album Modern Cool (auf Amazon anhören). Die Aufnahme ist teilweise etwas „scharf“ abgemischt, was sich bei einigen Tracks nicht so gut mit dem coolen Jazz der Amerikanerin verträgt. Auf Effekt getrimmte Komponenten lassen die Aufnahme, die über eine gute Wiedergabekette ein echter Genuss ist, schnell unerträglich werden. Für den SPL Phonitor se kann ich aber Entwarnung geben. Hier klingt nichts ungebührlich forciert, überschärft oder nervös. Wo ruhige Töne angesagt sind, macht der SPL Phonitor se keinen Stress, sondern bringt die Musik entspannt und souverän zur Geltung.
Das Neutralitätsgebot
Tonal gibt sich der Phonitor so neutral, wie man das von einem Gerät mit Studio-Genen nur erwarten kann. Im Bass schafft es der SPL-Kopfhörerverstärker, Disziplin walten zu lassen und variabel zu spielen, was impliziert, dass er, wenn gefordert, auch satt zulangen kann. Große Freude macht mir das besonders im Zusammenspiel mit dem 64 Audio Nio. Der ist aktuell meine persönliche Referenz in Sachen Basswiedergabe und zeigt auch manch mächtigem Über-Ohr-Kaliber, wo im Frequenzkeller der Hammer hängt. Das macht er in Verbindung mit dem Phonitor se überdeutlich.
Auf „Don’t Stop Me Now“ lasse ich Dua Lipas „Don’t Start Now“ vom gleichnamigen Album folgen. Der Track hat eine sehr interessante Basslinie. Neben dem üblichen Four-on-the-Floor-Beat gibt es einen E-Bass, den man beim Mischen sämtlicher Obertöne beraubt hat. Das klingt eigentümlich grummelig und trotzdem ist da Melodie drin. Die hört man allerdings nur heraus, wenn die Elektronik das präzise rüberbringt (und der Schallwandler das auch mitmacht). SPL Phonitor se und 64 Audio Nio können das – und wie! Dass der Phonitor se dabei nicht mit einer Portion Extra-Bass schummelt, zeigt ein Quercheck mit einem Pioneer SE Monitor5. Dieser „amtliche“ Over-Ear ist im Bass erstaunlich schlank abgestimmt und konterkariert damit beinahe sein massives Erscheinungsbild – und über den SPL-Kopfhörerverstärker ändert sich daran nichts.
Dafür lenkt der Pioneer meine Aufmerksamkeit auf die Mitten. Bei Dua Lipa weiß ich allerdings nie so genau, wie sehr die Tontechnik ihrer Stimme wirklich auf die Sprünge hilft. Da nach dem Bass der Grund- und Mittelton ein genaueres Hinhören verlangen, suche ich mir eine andere Stimme. Dee Dee Bridgewater hat in diesem Jahr ihren 70sten gefeiert. Zum Geburtstag gibt es ein Reissue ihrer vier ersten Alben unter dem Titel Dee Dee’s Diamonds. Leider ist die Klangqualität eher durchschnittlich. Was mir noch auffällt, ist, dass man in den 1970er Jahren, aus denen die Aufnahmen stammen, wohl sehr stolz auf die damals noch neue recht stereophone Aufnahmetechnik war. Über Kopfhörer klingt das schon fast nach „Ping-Pong-HiFi“. Hier ist die Crossfeed-Schaltung des Phonitor se ein echter Segen. In der intensiveren Stufe „C2“ kann man diese Aufnahmen auch über Kopfhörer genießen.
Doch zurück zu den Mitten. Da greife ich doch lieber auf das letzte von Frau Bridgewater veröffentlichte Album zurück: Memphis …Yes, I’m Ready (auf Amazon anhören), eine Hommage an ihre Geburtsstadt. Die Aufnahme ist deutlich besser, die Stimme reifer. Der Phonitor se transportiert das ausdrucksstarke Organ von Frau Bridgewater mit unglaublicher Intensität. Das macht Gänsehaut. Die Frau hat definitiv eine ordentliche Portion Soul, eine einzigartige Artikulation und ein bisschen Raureif – ich meine, eine reife Rauigkeit – in der Stimme. Dass der Toningenieur meinte, hier und da mit Hall und Echo unterstützen zu müssen, höre ich auch. Wäre nicht nötig gewesen. Liegt es an den Studio-Genen der beiden Komponenten oder bin ich gerade darauf fokussiert, verstärkt auf die Technik zu hören?
Wie auch immer, halten wir mal fest: Die Auflösung des SPL Phonitor se ist hervorragend und er versteht es, feinste Dynamikabstufungen aufzuzeigen. Das gilt nicht nur für die Mitten, sondern auch für den Hochton. Natürlich mag es Hör-Geschmäcker geben, denen es zu viel wird, wie stramm der Phonitor se „am Gas“ hängt – und letztlich muss man auch die studiomäßige Auflösung mögen; es gibt Geräte, die kaum weniger fein zeichnen, aber etwas nachsichtiger bei Fehlern auf der Aufnahme sind. Für mich passt diese Mischung aus Dynamik und Präzision aber ganz hervorragend.
Gerade lese ich, dass heute der 50ste Todestag von Janis Joplin ist. Die wohl einflussreichste Rock- und Bluessängerin der 1960er Jahre ist erschreckend jung gestorben – mit 27 Jahren. Das verlangt nach einer kleinen Hommage. Also wandert „Me and Bobby McGee“ aus dem posthum erschienenen Album Pearl (auf Amazon anhören) in die Playlist. Ironie des Schicksals: Die Gesangsspur des Stücks „Buried Alive in the Blues“ konnte sie nicht mehr einsingen, der Titel ist instrumental auf dem Album vertreten.
Doch zurück zu „Me and Bobby McGee“. Die Aufnahme aus dem Jahr 1970 ist erfreulich gut – sieht man davon ab, dass der Bass etwas undefiniert herumgrummelt. Doch das war halt Technik und/oder Geschmack der Zeit. Mitten und Hochton sind dagegen sauber und klar aufgezeichnet. Sie Stimme von Frau Joplin kommt eindringlich rüber – das Ganze wirkt ruppig, ungefiltert, authentisch. Die eigentümliche Kratzigkeit oder Heiserkeit klingt frisch, unvermittelt, manchmal fast aggressiv und bildet einen irren Kontrast zu den leise und sanft gesungenen Stellen. Der Hochton des Phonitor se findet dabei exakt die richtige Balance zwischen „fast zu viel“ und präzise. Noch krasser kommt das a cappella gesungene „Mercedes Benz“ rüber. Das geht unter die Haut, ist heftig, anklagend, verzweifelt, trotzig – puh, was 50 Jahre nach ihrem Tod noch von dieser Frau rüberkommt, beeindruckt.
Der Raumeindruck
Von Räumlichkeit im Sinne der Wiedergabe über Lautsprecher kann man bei der Kopfhörerwiedergabe natürlich nicht sprechen. Dennoch gibt es Kopfhörerverstärker, die einen weiten, luftigen Eindruck des Klanggeschehens vermitteln und solche, die kompakt abbilden. Was der Phonitor se diesbezüglich bietet, würde ich als eher kompakt und dabei sehr präzise bezeichnen. Einen weiträumigeren Eindruck vermitteln zum Beispiel häufig Röhrengeräte, denen ich allerdings ein kleines „Schummeln“ durch das Untermischen von ein paar harmonischen Oberwellen unterstellen würde. Der Phonitor se spielt da einfach exakt. Wer mehr Räumlichkeit möchte, kann natürlich die Crossfeed-Schaltung aktivieren, handelt sich damit aber ein paar tonale Veränderungen ein. Die Mitten büßen etwas an Präsenz ein und der Hochton nimmt sich leicht zurück.
Das DAC-Board
Zeit, mich mit dem eingebauten DAC-Board zu beschäftigen. Das USB-Kabel wandert nun unmittelbar an den Anschluss des SPL Phonitor se, der Eingangswahlschalter kippt auf „Digital“, die Quelle auf „USB“. Tidal schlägt mir aufgrund des bisher Gehörten Donna Missal, Lighter vor. Warum nicht mal was Neues? Und Frau Missal zieht mich sofort in ihren Bann: eine tragende Stimme, intelligente Texte und frische Arrangements, eigenständig, kein Mainstream und doch eingängig. Der SPL Phonitor se entfacht auch hier ein Feuerwerk aus Stimme, Tempo, Dynamik und Details und trägt das Seine dazu bei, dass ich mich sofort mit der Musik anfreunde.
Klanglich bleibt es dem ähnlich, was ich über den analogen Eingang, der zuvor von meinem North Star Design D/A-Wander versorgt wurde, gehört habe. Wobei das, was den Klang des Phonitor auszeichnet – tolle Dynamik, hohe Präzision und fast schon extreme Detailliertheit – noch etwas stärker zum Ausdruck kommt. SPL hat beim DAC-Board die gleichen Akzente gesetzt wie bei der analogen Sektion des Kopfhörerverstärkers. In der Summe läuft der Phonitor se mit dem eigenen Wandler-Board zur Höchstform auf. Der Wunsch, zu meinem externen DAC zurückzuwechseln, kommt angesichts dieser Performance nicht auf. Deshalb meine klare Empfehlung, den Phonitor se mit eingebautem DAC als Stand-Alone-Lösung für Kopfhörer zu betreiben. Wer will, kann an den analogen Eingang ja noch den Plattenspieler anschließen.
Wie lässt sich der SPL Phonitor se im Wettbewerb einordnen?
Der in Kopfhörerkreisen beliebte RME ADI-2DAC (1.000 Euro) klingt ähnlich neutral und löst ebenfalls sehr gut auf, spielt aber etwas weniger dynamisch und dadurch etwas nüchterner. Ähnliches würde ich über einen Harmonie Design EAR 90 (1.200 Euro) sagen, der Neutralitätsapostel vielleicht noch ein wenig glücklicher macht. Gleiches gilt für den Lehmannaudio Linear (900 Euro). Wer es dagegen wärmer mag, wäre wahrscheinlich mit einem Cayin iHA-6 (1.300 Euro) besser bedient, müsste aber damit leben, dass absolute tonale Neutralität bei diesem Gerät eben nicht das Ziel war. Stellt man den puren Genuss in den Vordergrund, wird man vielleicht Gefallen an einem Reußenzehn Harmonie III Masterclass (ab 1.280 Euro) oder einem Opera Consonance Cyber 20 mkII (1.000 Euro) finden.
Wer den Klangcharakter des Phonitor se mag und sich preislich weiter nach oben orientieren möchte, kann eigentlich ziemlich lange bei SPL bleiben. Die größeren Phonitor-Modelle legen zwar vor allem an Ausstattung zu, doch wenn es um den eingebauten DAC geht, macht man mit dem SPL Phonitor xe (circa 2.800 Euro) schon noch einen Schritt hinauf. Ein etwas geschmeidigeres Klangbild bietet der Luxman DA-250 (2.700 Euro), der japanische DAC verfügt über einen sehr hochwertigen Kopfhörerausgang.
Test: SPL Phonitor se | Kopfhörer-Verstärker