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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Powerkonzentrat
  2. 2 SPL Performer s900: Hörtest & Vergleiche

Der Zusteller klingelt. Hurra, das Paket von SPL electronics ist da. Ich öffne entspannt das Paket – und sehe urplötzlich Rot. Genau so soll es sein: Den Stereoendverstärker SPL Performer s900 (4.499 Euro | https://spl.audio/) gibt’s freilich auch in silberner oder schwarzer Ausführung, für meine Augen ist er aber nur mit roter Frontplatte „echt“. Und während meine Kollegen in den Einleitungen ihrer Endstufentests gerne Altherrenwitze über ihre Bandscheiben reißen, freue ich mich über die knapp 15 Kilogramm des keine 28 Zentimeter breiten Amps und überlege kurz, ob ich ihn für die Fotos lässig wie einen Basketball auf meinem Zeigefinger rotieren lassen soll, um unsere Einleitungen mal etwas jugendlicher zu gestalten. Okay, das Fotoshooting kommt eh erst später – bis dahin haben hoffentlich alle meine Angebereien wieder vergessen … Inspizieren wir hier und jetzt unseren Gast aus Niederkrüchten zunächst technisch – und bitten ihn anschließend zum ausführlichen Soundcheck.

Respekt, Kleiner …

Der Stereoendverstärker SPL Performer s900 mit roter Frontplatte

Der Stereoendverstärker SPL Performer s900 mit roter Frontplatte – alternativ gibt’s den Amp mir schwarzer oder silberner Aluminiumfront

So knuffig der SPL Performer s900 im ersten Moment aussehen mag: Ein 866-VA-Ringkerntransformator und 2 x 200 Watt RMS-Ausgangsleistung an 8 Ohm sind durchaus amtlich. Ja, der Amp ist tatsächlich so etwas wie ein Powerkonzentrat, denn auch die Ausgangsimpedanz von unter 35 Milliohm beziehungsweise ein Dämpfungsfaktor von über 228 an 8 Ohm versprechen hinreichend Kontrolle – auch im Umgang mit impedanzkritischen Lautsprechern. Solche Lautsprecher soll der s900 laut SPL bis hinunter zu 2 Ohm Nennimpedanz (!) – Stichwort Laststabilität – sicher im Griff haben. Respekt. Wir werden das an meinen durchaus impedanzzickigen Wilson SabrinaX bei gebührender Lautstärke natürlich noch austesten.

Apropos Power: Im Leerlauf führt sich der SPL-Endverstärker gerade mal um die 20 Watt zu, und sein Gehäuse wird selbst nach Pegelorgien nicht sonderlich warm. Äh, wo sind eigentlich die Kühlrippen? Sie verstecken sich im Inneren des Verstärkers. Aber wie soll das funktionieren, gerade angesichts der kompakten Gehäusemaße des SPL Performer s900? „Das war wirklich ein Thema bei der Entwicklung“, sagt mir Sascha Flocken von SPL, „das uns während der Entwicklungsphase herausgefordert hat. Dank der großen Kühlrippen und des ausgeklügelten Belüftungssystems ist das aber nun kein Problem.“

Die seitliche Rückansicht des SPL Performer s900

Der SPL Performer s900 ist mit entsprechenden Schutzschaltungen gegen Gleichspannung und Überhitzung gesichert – nur kurzschließen sollte man ihn nicht

Niederkrüchtener Hausrezepte

Ich höre Sie, lieber Leser und liebe Leserin, in diesem Moment schon „Class D“ raunen. Obwohl das ja eher im Widerspruch zur Laststabilität stünde. Und genau: Der SPL Performer s900 ist natürlich ein Class-A/B-Verstärker mit einer klassischen Push-Pull-Anordnung der Leistungstransistoren (vergleiche Verstärker-Klassifizierungen in unserem Lexikon). Wobei sich das handelsüblicher liest, als es beim SPL-Verstärker tatsächlich ist:

Zum einen bringen gerade mal zwei Ausgangstransistoren pro Halbwelle und Kanal (also insgesamt acht) die Leistung an die Polklemmen. Je mehr Transistoren, desto mehr Ausgangsleistung ist potenziell möglich – aber umso vielstimmiger ist eben auch der toleranzbehaftete „Halbleiterchor“, was letztlich Verzerrungen evozieren kann. So lautet kurz gefasst der gängige Entwicklungs-Trade-off. SPL hat dazu eine klare Meinung: „Wir schwören auf wenige Ausgangstransistoren – vor allem wegen der Toleranzen.“

XLR- und Cincheingang des SPL Performer s900

XLR-Eingänge sind für ein Studiogerät natürlich selbstverständlich. Für die Hördurchgänge wurde der SPL Performer s900 symmetrisch mit einem Funk MTX verbunden. Die SPL-Verstärkerschaltung arbeitet allerdings nicht vollsymmetrisch, eingehende Signale werden entsprechend desymmetriert

Zum anderen arbeitet die Eingangsstufe des SPL Performer s900 mit der „VOLTAiR-Technologie“, für die die Nordrhein-Westfalen ja bekannt sind. Diese basiert auf einer Betriebsgleichspannung in Höhe von 120 Volt (+/– 60 Volt), die in der HiFi-Welt tatsächlich recht exklusiv ist. Die Leistungsstufe fährt sogar mit 128 Volt (+/– 64 Volt), was nötig ist, um die angestrebte Ausgangsleistung zu erzielen. Nicht minder exklusiv sind die eingesetzten Operationsverstärker – SPL entwickelt sie selbst. Herkömmliche OPs würden bei solch hohen Spannungen auch schlichtweg die Knie gehen.

„Warum der ganze Aufwand?“, fragen Sie sich bestimmt. Nun, unmittelbar einsichtig ist, dass die spannungsstabileren Schaltungen auch bei hoher Belastung weniger Gefahr laufen, in Grenzbereiche zu driften. Es lassen sich aber auch Vorteile im Dynamik- und Verzerrungsverhalten erschließen. Insgesamt verfolge SPL mit seiner VOLTAiR-Technologie ein lebendiges und gleichzeitig entspanntes Klangbild – so heißt es.

Drehregler zur Einstellung der Eingangsempfindlichkeit des SPL performer s900

Eine Balance-Regelung mal ganz anders: In 0,5-dB-Schritten lässt sich von 0 dB bis –5,5 dB kanalgetrennt die Eingangsempfindlichkeit regeln. Da hier tatsächlich der Verstärkungsfaktor variiert, verringert sich automatisch auch das Rauschen, wenn die Eingangsempfindlichkeit sinkt – ein netter audiophiler Aspekt

Wie erwähnt arbeitet SPL mit proprietären OPs – und will sich auch sonst offenhalten, welche Zutaten in den Topf kommen, so etwa Styroflex-Kondensatoren, weshalb alle Platinen mit der Good-old-Durchsteckmethode bestückt werden. SMD-Platinen erschwerten überdies das Experimentieren im Entwicklungsprozess, so SPL – zumal hier das Gehör eine nicht unwesentliche Rolle spiele. Und vor allem auch spätere Reparaturen.

SPL Performer s900: Hörtest & Vergleiche

Die Endstufe eines Herstellers, der vor allem auch im Studiobereich zu Hause ist – was lässt das erwarten? Einen erwachseneren, drückenderen Bass zumindest gegenüber Vollverstärkern dieser Preisklasse? Und ganz bestimmt doch ein auf maximale Auflösung getrimmtes, analytisches Klangbild, das den beflissenen Toningenieur happy macht?

Nun, der SPL Performer s900 ist für Überraschungen gut – das sei an dieser Stelle schon mal verraten. Doch der Reihe nach, rücken wir zunächst das Bild vom Bass ein wenig zurecht.

Das SPL-Logo am SPL Performer s900

Das SPL-Logo sieht auch in der Makroaufnahme sauber aus – das ist tatsächlich nicht immer so

Grips statt Bizeps: der Bassbereich

Denn wer sich einen dedizierten Leistungsverstärker ins Haus holt, um untenrum ordentlich Pfunde lostreten zu können, wird gegenüber gesund im Saft stehenden Vollverstärkern dieser Preisklasse nicht unbedingt einen Schritt nach vorne machen. Heißt: Der SPL Performer s900 liefert zweifelsohne eine erwachsene Bassautorität und buddelt dabei so tief, dass man auch an großen Standlautsprechern erstmals nichts vermisst – doch das können gute und starke Integrierte eben auch. In der Liga großer und größerer Endstufen – in Form etwa meiner Norma Revo PA 150, der Bryston 7B³ oder dem kürzlich getesteten Chord Ultima 5 – hält der SPL Performer s900 in dieser Sache aber nicht ganz mit. Wobei die Betonung auf „nicht ganz“ liegt; die Unterschiede sind im High-End ja meist nicht riesig. An meinen für ihre Preisklasse zugegebenermaßen ebenfalls nicht übertrieben tief und massiv tönenden Wilson SabrinaX ergibt sich eher ein unterschwelliger Druckabfall. Um diesen für mich konkret, sprich auch „kopfig“ und nicht nur gefühlt zu validieren, braucht‘s tatsächlich schon einige A/B-Vergleiche – und vorzugsweise Dubstep-Tracks.

Fontaines D. C. DogrelBei anderen Tracks wie beispielsweise dem treibenden Post-Punk „Too Real“ (Album: Dogrel) des irischen Quintetts Fontaines D. C. oder der wunderbar sphärischen Gitarrenfrickelei „Light from the Zenith“ (Coffin of Conviction) der amerikanischen Technical-Metaller Dysrhythmia sättigt der SPL Performer s900 meine Ohren aber mit Tieftonportionen, die so üppig ausfallen, wie ich es mir nur wünsche: Der in „Too Real“ bei 0:33 einsetzende E-Basslauf brummt herrlich warm und mächtig – und die später einsetzenden Bassdrum-Sechzehntel werden von der Wall of Sound des Refrains keineswegs übertüncht, sondern lunzen unterhalb der dichten Arrangements von Stromgitarren und E-Bass selbstbewusst und sauber abzählbar hervor. „Light from the Zenith“ hört man am besten laut – „Too Real“ natürlich sowieso. Und das geht wunderbar mit dem SPL, obwohl meine SabrinaX bekanntermaßen durchaus impedanzkritisch sind.

Der Netzschalter des SPL Performer s900

Um den SPL Performer s900 ein- oder auszuschalten, muss man rechts oben hinter den Amp greifen. Eleganter geht’s per 12V-Trigger-Eingang: Der s900 lässt sich hierüber mit dem Director Mk2, Elector, Phonitor x, Crossover oder auch markenfremden Geräten wachküssen und wieder in den Schlaf schicken

Und ja: Die einzelnen Bassdrumschläge im Intro erinnern mich mit ihrer Authentizität tatsächlich an frühere Proberaumzeiten. Denn jenseits aller Kraftmeierei überzeugt der SPL Performer s900 im Bass vor allem mit Qualität: nämlich mit schneller Attack (okay, die Bryston-Monos und vor allem der Chord Ultima 5 sind noch einen Tick mehr auf Zack und wirken untenrum etwas fester) und vor allem einem vorbildlich klaren Blick auf die substanziell und sauber verlaufende Sustain- und Ausklingphase (Release), wodurch selbst kurze Bassimpulse nicht nur angenehm gehaltvoll, sondern auch vorbildlich differenziert anmuten.

Bassfiguren schält der SPL Performer s900 also weder mit dem Laser heraus, noch lutscht er sie rund wie ein Sahnebonbon – der Niederkrüchtener Amp mag’s vielmehr „locker-präzise“, das trifft es schon eher. Aus alledem ergibt sich ein involvierendes Grobdynamikverhalten und vor allem ein hervorragendes Timing im Kontext zu den restlichen Frequenzbereichen: Der s900 schleudert zielsicher auf den Punkt ein flottes, gesundes Pfund aus seinen Klemmen, könnte man sagen, und wirkt dabei eher tänzerisch-beweglich (generell eine seiner großen Stärken!) als stoisch-drückend oder massiv-explosiv. Weniger Schwergewichtsboxer als Aikido-Großmeister – wäre als Metapher eigentlich auch ganz brauchbar …

Vom distinguierten Butler serviert: Höhen, Auflösung, Feindynamik

Die Betriebsanzeige des SPL Performer s900

In der Mitte ist das Lämpchen an, links und rechts bleibt’s dunkel – so sieht das dezente Lichtspiel des SPL Performer s900 im regulären Betrieb aus

Richten wir unsere Ohrmuscheln aufwärts und hören uns die Höhenwiedergabe des SPL Performer s900 genauer an – sowie das Auflösungsvermögen und die Feindynamik. Griffbrett- oder Bundgeräusche, Stuhlknarzer, subtile Hi-Hat-Blitzer, transiente Feinheiten in opulenten Elektro-Tracks: Um herauszufinden, ob der SPL Performer s900 tatsächlich in der Lage ist, auch nahezu Unsichtbares in der Musik so sichtbar werden zu lassen, wie es sich für ein Studiogerät geziemt, habe ich diesmal besonders ausgiebige Hörrunden gedreht und extra viele Vergleiche vorgenommen. Warum so viel Aufwand? Sage ich gleich.

Mooncake ZarisIm Grunde wirken die Höhen nur konsistent zur Basscharakteristik: Denn betont analytisch oder aufdringlich ist der SPL Performer s900 auch hier nicht die Bohne – seine Stärke liegt in seiner Ruhe, seiner Sauberkeit, mit der er Details herausarbeitet. Dieser Zug ist in den oberen – naturgemäß noch feinsinnigeren – Lagen vielleicht noch entscheidender als in den unteren. Einzelheiten treten klar zutage, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Bestimmt wirken sie sogar weniger vorwitzig als bei manch anderem Verstärker, doch nicht zuletzt durch das auffallend ruhige, saubere Klangumfeld, in das der SPL sie einbettet, kontrastieren sie sich präzise und offenbaren ihre feinen Texturen. Selbst im Vergleich mit anderen gut auflösenden Endstufen hört man nicht unbedingt mehr oder besser herausgearbeitete Details – der Chord Ultima 5 mag hier eine Ausnahme darstellen. Und selbstverständlich heftet sich der SPL-Verstärker dem Tremolo der lang ausschwingenden Klavierakkorde in Mooncakes „Zaris“ (gleichnamiges Album) auch feindynamisch so eng an die Fersen, wie es sich gehört.

Mir kommt tatsächlich das Bild eines englischen, distinguierten Butlers in den Sinn: Er serviert zurückhaltender als viele seiner Kollegen, sorgt aber unauffällig und mit größter Sorgfalt für ein makellos weißes Tischtuch, perfekt saubere Gläser, Besteck und Teller – und trägt so auf seine Weise zu einer den Feinsinn unterstreichenden, kultivierten Atmosphäre bei, der es an nichts fehlt.

Der SPL Performer s900 von innen

Das Klangbild des SPL Performer s900 strahlt bei aller Lebendigkeit eine angenehme Sauberkeit und mithin Entspanntheit aus – vielleicht liegt’s tatsächlich an der hauseigenen „VOLTAiR-Technologie“

Über Lehrbücher, Röhren und offene Fragen

Alles tutti also? Warum der erwähnte Vergleichsfleiß? Weil der SPL Performer s900 ab dem Präsenzbereich aufwärts stets ein Stück milder wirkt, wenn ich von meinen anderen Verstärkern auf ihn umschalte. Weniger kristallin, weniger silbrig. Wenn ich jetzt „analog“ schreibe, klingt das bei einem Vergleich von analogen Amps irgendwie deppert – fühlt sich aber so an. Und so kriege ich diesen Zug nicht so richtig zu fassen: Er klingt sehr angenehm, sehr musikalisch, gefühlt spontan richtig. Aber ist das lehrbuchartig richtig?

Auflösung? Wie eben beschrieben: im Grunde alles da. Feindynamik? Nicht betont drahtig oder streng, aber sehr profiliert. Hochtonluftigkeit? Nicht übertrieben, gleichwohl angenehm ausgeprägt. Im Frequenzgang nach oben hin abfallend? Fühlt sich fast so an – ich bin dennoch ziemlich sicher, dass sich der SPL Performer s900 neutral misst. Woher also diese gefühlte Ruhe und dieser irgendwie nicht unbedingt an Halbleiter erinnernde, besondere Flair in den oberen Lagen, der bestimmt auch Röhrenfans gefällt? Vielleicht spielt das Thema Verzerrungen eine Rolle, die beim s900 mit Sicherheit sehr gering ausfallen und womöglich eine besondere Charakteristik aufweisen.

Der 866-VA-Ringkerntransformator des SPL Performer s900

Der 866-VA-Ringkerntransformator des SPL Performer s900

Doch genug der Kaffeesatzleserei – es ist halt so, wie es ist: Trotz seiner Studiogene protzt der SPL Performer s900 auch in den oberen Lagen nicht mit Analytik oder einem besonders straight durchziehenden Hochton. Ausnehmend hohe Reinheit, feindynamische Leichtfüßigkeit, nahezu ungedeckelte Luftigkeit und eine sehr akkurate, wenn auch nicht auf dem Silbertablett gereichte Artikulation treffen auf genießerische Lockerheit und Seidigkeit sowie eine gewisse unterschwellige Milde. Unterm Strich ergibt sich eine zwar nicht maximal frische, so doch eine besondere, organische Note, die mir selbst als Besitzer deutlich teurerer Amps so gut gefällt, dass ich wirklich staune und ins Grübeln komme. Zumal man sich als professioneller Schreiber ja immer nach dem objektiven „richtiger“ fragt. Die Antwort überlasse ich Ihnen – Sie hören sowieso für sich Probe, falls der SPL-Verstärker Sie neugierig macht.

Die Schnittstellen auf der Rückseite des SPL Performer s9000

Endstufen werfen bedien- und schnittstellenseitig ja meist keine Fragen auf. So auch die SPL Performer s900 – von den Reglern für die Eingangsempfindlichkeit („Input Trim“) vielleicht einmal abgesehen

Lecker Mitten im Sandwich

Man kann’s sich fast denken: So konsistent, wie der SPL Performer s900 tönt, zieht er das bestimmt auch in den Mitten durch. Wir erinnern uns: Je nach Geschmack mag sich der eine oder andere von einer Fee noch mehr Wumms im Bass oder einen kristallineren Hochton-Duktus, mithin mehr Aggressivität zaubern lassen wollen. Oder eben all das gerade bloß nicht.

Angus & Julia Stone A Book Like ThisIn den Mitten aber kulminiert die Abstimmung des SPL-Amps zu einem geschmäckerversöhnenden Schmankerl, an das keiner so schnell eine Fee ranlassen wird. Und bestimmt sorgen die den Mittelton sandwichenden, rein musikalisch absolut überzeugenden Höhen und Tiefen mit dafür, dass Naturinstrumente und Stimmen so herrlich organisch reproduziert werden. Audiophilere Alben wie A Book Like This von Angus & Julia Stone oder July Flame von Laura Veirs transportiert der SPL Performer s900 mit einer herrlich vereinnahmenden Überzeugungskraft – es klingt ebenso „schön“ wie „korrekt“. Nein, hier will man beim besten Willen nichts verstellen, um noch irgendwo irgendwelche – durchaus möglichen – highfidelen Prozentpunkte herauszuquetschen.

Die Lautsprecherklemmen am SPL Performer s900

Der SPL Performer s900 ist laststabil bis hinunter zu 2 Ohm Lautsprecherimpedanz

Und hören Sie sich mal rauere, ungeschliffenere Aufnahmen an, die ich stets als so etwas wie die entscheidende Testfahrt auf der Buckelpiste des Hörparcours ansehe. Radioheads bekanntes „Creep“ gibt es in einer tontechnisch sehr unmittelbar eingefangenen, rein akustischen Version (EP My Iron Lung): Thom Yorke wird hier lediglich von einer Westerngitarre begleitet, auf der die Akkorde wenig zimperlich gedroschen werden. Ein wunderbar unschnöseliger, direkter und mit seinen Spannungsbögen sehr packend wirkender Track, den analytische Audiosysteme (meist der Fall) regelmäßig zu hart oder farblos servieren – und schönfärberische Ketten der Verve und Leidenschaft berauben. Der SPL Performer s900 wahrt hier nicht nur eine wunderbar natürliche Balance, sondern zeigt mir tatsächlich auf, dass dieser Track genau so unvollkommen aufgenommen sein muss, um seinen Zauber zu entfalten. Als sei er Tontechnikers Anwalt und Liebling zugleich. Ich will nicht übertreiben und sagen, dass der Song in Dauerschleife bei mir lief … aber ich glaube dennoch, meine Nachbarn können ihn mittlerweile auswendig mitsingen. Und sind froh, wenn der Niederkrüchtener wieder abreist.

Kurz & prägnant: Die Räumlichkeit

In puncto Ausdehnung und Ausrichtung illusioniert der SPL Performer s900 eine Bühne in meinem Hörraum, wie ich das von (meinen) anderen Endstufen her kenne: Sie öffnet sich schön nach vorne Richtung Hörer – und auch mit Blick auf die Ortungsschärfe und Plastizität können sich selbst meine Bryston-Monos mit ihrer naturgemäß perfekten Kanaltrennung nicht wesentlich abheben, wenngleich gerade analytischer und im Hochton kristalliner abgestimmte Amps sicherlich ein Gefühl von noch exakterer Rasterung vermitteln können – so wie etwa auch der Chord electronics Ulitma 5. Gleichwohl gilt: Nicht zuletzt angesichts der Preisklasse darf man durchaus von einer weiteren Stärke des SPL-Blocks reden.

Eingangswahlschalter des SPL Performer s900

Zwischen den XLR- und RCA-Schnittstellen des SPL Performer s900 lässt sich per rückwärtigem Schalterchen switchen

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H-E-A-R Audiomat

Test: SPL Performer s900 | Endstufe

  1. 1 Powerkonzentrat
  2. 2 SPL Performer s900: Hörtest & Vergleiche

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