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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Japanische Feinkost
  2. 2 Soulnote A-1: Hörtest und Vergleiche

Japan – mit diesem Land kann man viel assoziieren, doch ich will auf etwas ganz Bestimmtes hinaus: Es entspricht unserer Vorstellung von Japan, wenn sich jemand einer Sache in ganz besonderem Maße widmet. Und wie bei der Bogenkunst Kyudo lebenslang ein Bewegungsablauf optimiert wird und der Ramen-Koch Jahrzehnte sein Rezept verfeinert, so gibt es diese Art der Hingabe auch im Audio-Bereich.

Der leitende Entwickler der japanischen HiFi-Manufaktur Soulnote (www.soulnote.audio), Kato-san, besitzt solche Hingabe – und eine Frucht dieser Passion ist der Soulnote A-1 (Preis: 3.590 Euro). Der integrierte Verstärker verfolgt manchen technischen Ansatz unbeirrt und mit großer Leidenschaft, allein schon das dürfte hierzulande als „japanisch“ durchgehen. Wichtig zu erwähnen ist auch der „philosophische Ansatz“ des Herstellers, der in aller Ausführlichkeit kommuniziert wird. Die Quintessenz: Die Klangqualität darf sich technischen Werten niemals unterordnen.

Der A-1 ist der kleinste Vollverstärker der japanischen Marke Soulnote

Der A-1 ist der kleinste Vollverstärker der japanischen Marke Soulnote – so aufgeräumt die Front, so übersichtlich das Schnittstellenangebot: Vier Hochpegelquellen können angeschlossen werden

Soulnote A-1 – Technik und Ausstattung

Der Soulnote A-1 ist ein sehr minimalistischer Vollverstärker: Drei RCA-Eingänge (Cinch) nehmen unsymmetrische Signale entgegen, ein XLR-Doppel symmetrische. Die Auswahl erfolgt über den frontseitig links beheimateten „Selector“-Drehgeber, die Aussparung darüber ist der IR-Empfänger für die beiliegende Fernbedienung. Selbstredend lassen sich mit dem statusgerecht edel wirkenden Geber neben der Eingangswahl die Lautstärke sowie weitere Soulnote-Geräte regeln.

Der Ringkerntrafo im Soulnote A-1

Der Ringkerntrafo im Soulnote A-1 sitzt auf einer Art Subchassis, entkoppelt vom Rest des Gehäuses

Drückt man den Power-Schalter links auf der Frontplatte, gönnt sich der Amp im Durchschnitt 90 Watt aus der Steckdose, als Maximum werden 190 Watt angegeben. Und wo wir von der Spannungsversorgung reden, müssen wir den Toroid-Transformator ins Spiel bringen. Der Ringkerntrafo sitzt mittig im hinteren Teil des Gehäuses und besitzt eine Art Subchassis mit einem eigenen Dorn – ein Thema, dem sich Kato und sein Team ausgiebig widmen, ist nämlich die Resonanzminimierung. Das gesamte Gerät ruht auf drei Spikes, die wahlweise mit flachen Füßen „entschärft“ werden können. Apropos Schärfe: Die Resonanzen des Gehäuses sind laut Soulnote so gestaltet, dass sie schmalbandig ausfallen und damit leichter zu kontrollieren sind.

Zur effektiven Resonanzableitung steht der Transformator auf seinem eigenen Dorn

Zur effektiven Resonanzableitung steht der Transformator auf seinem eigenen Dorn

Die den Netztrafo verlassende Sekundärspannung wird mit einer besonders schnellen Richterdiode gleichgewandelt und mit mehreren parallel betriebenen Kondensatoren geringer Kapazität geglättet, so die Japaner. Soulnote betont, dass durch diese Maßnahmen die Spannungsversorgung besonders konstant ausfällt und schnell Leistung für die Transistoren bereitstellen kann. Die Verstärkungsleistung am Lautsprecherterminal variiert wie immer mit dem frequenzabhängigen Widerstand der angeschlossenen Boxen: 4-Ohm-Speaker können 120 Watt pro Seite abrufen, 8-Ohm-Schallwandler 80 Watt.

Blick ins Innere des sauber aufgebauten Soulnote A-1

Blick ins Innere des sauber aufgebauten Soulnote A-1. Der Integrierte bietet 2 x 80 Watt an 8 Ohm

Das sogenannte „globale negative Feedback“ füttert den Eingang eines Verstärkers mit einem Teil des verstärkten Signals – mit invertierter Polarität. Das, was der Verstärker dem Eingangssignal wieder hinzufügt – die ungewünschten Verzerrungsprodukte – kann dadurch verringert werden. Diese Art der „Zähmung“ benutzen die meisten Hersteller, sie wird aber – bekanntermaßen – kritisch diskutiert, denn es entstehen auch Nachteile (mehr hierzu in Nelson Pass‘ Grundlagenartikel).

Soulnote geht einen anderen Weg und verzichtet auf globale Gegenkopplung: Der A-1 ist ein Non-Negative-Feedback-Amp. Obwohl man die negativen Eigenschaften der Gegenkopplung auch beispielsweise im Phasengang ablesen könne, verlasse man sich bei der finalen Abstimmung nicht auf Zahlenkolonnen, sondern auf die Ohren, so die Japaner. Das gefällt mir natürlich, denn wie immer freue ich mich schon auf den spaßigsten Teil eines Tests – das lange und ausgiebige Hören.

Soulnote A-1: Hörtest und Vergleiche

Liegt bei diesem Verstärker etwas näher, als sich der Nische japanischer Platten-Produktionen zu widmen? Ein ernst gemeinter Tipp: Falls Sie jemals in Tokio in Plattenläden gehen wollen, setzen Sie sich ein Budget-Limit …

Gut die Hälfte der Hörzeit verbrachte der Soulnote A-1 an der Stelle, an der sonst der (regelbare) Endverstärker Abacus Dolifet 60-120D (aktuell um 1.400-1.500 Euro) arbeitet. Empfänger des verstärkten Signals waren die Harbeth Super HL5 plus XD, als Quelle diente vor allem ein Merging Technologies HAPI mit „Premium“-D/A-Karte. Auch hinter der Vorstufe des Rega Mira 3 (um 1.000 Euro), direkt hinter meinem klassischen analogen Harrison-Mischpult sowie vor unterschiedlichen Lautsprechern – darunter Piega TMicro 5 und JBL Control 1 – ging der Soulnote-Verstärker im mehrwöchigen Testzeitraum seiner Arbeit nach.

Blick auf die Front des Soulnote A-1

Dynamischer Eindruck

Mikrodynamisch wirkt der breitbandig bis 300 kHz verstärkende Soulnote A-1 sehr schnell, doch diese „Schnelligkeit“ kommt nie kantig rüber. Das schön perlende Ridebecken oder die durch den Univibe-/Leslie-Effekt zitternde E-Gitarre auf „Omatsuri“ (auf dem Prog-Klassiker „Ishoku Sokuhatsu“ von Yonin Bayashi, 1974) beispielsweise werden klar gezeichnet, aber nicht mit „grimmiger“ Akkuratesse. Zum Vergleich: Ein Rega Mira 3 geht hier fast jovial über einige Details hinweg, und auch der Abacus lässt da und dort etwas liegen und wirkt etwas „angestrengter“.

Wo manche Verstärker unbedingt Details darstellen wollen und dabei einen roten Kopf bekommen und andere allzu viel Laissez-faire walten lassen, arbeitet der Soulnote A-1 mit souveräner Gelassenheit, wirkt kräftig und zielsicher. Die Assoziation zu japanischen Kampfkünsten liegt nicht fern: Mit Gelassenheit und Wissen um die eigenen Fähigkeiten handeln und alle Kräfte optimal und ohne Verschwendung nutzen – so wirkt der Soulnote auf mich.

Grobe Dynamikattacken glättet der A-1 sanft, gleichwohl gibt es keine „Durchhänger“ bei Lastwechseln. Wer nicht gerade die barocke Terrassendynamik wie auf der BIS-Aufnahme des „Weihnachtsoratorium“ des Bach Collegiums Japan unter Masaaki Suzuki hochgenau reproduziert wissen möchte, sondern seinen Verstärker eher als „Mitspieler“ begreift, wird vom Soulnote begeistert sein. Der A-1 ist weniger darauf erpicht, Maximaldynamik 1:1 nachzuzeichnen, als den Fluss des musikalischen Geschehens zuzulassen.

Rückseite des Soulnote A-1

Rückseite des Soulnote A-1: Von den vier Line-Level-Eingängen ist einer in XLR ausgeführt

Einen Hinweis, was die Paarung mit den Lautsprechern angeht, muss ich geben. Ich nutze oft die bekanntlich der BBC-Tradition erwachsenen, wundervoll ausgewogenen Harbeth-Speaker, und das auch zum Aufnehmen, Editieren und Mischen von Musik. Wenn ich die letzte Feinheit mit der Lupe suchen will, zeigt sich, dass es ganz gut ist, wenn die im Vergleich zu aktuellen Tontechnik-Monitorlautsprechern etwas zu gutmütigen Harbeths vom Verstärker einen – entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise – Tritt in den Hintern bekommen. Der erwähnte Abacus-Amp erledigt den Job geradeheraus und gleicht so meine Arbeitssituation aus. Der Soulnote A-1 hingegen gehört wie die Harbeth eher zur gutmütig-ausgewogenen Sorte Audioequipment – und Gleich und Gleich gesellt sich eben doch nicht immer gern. Vor allem wenn Sie analytisch-präzise hören möchten, würde ich mit dem Soulnote eher zu Boxen raten, die von sich aus „auf Zack“ sind und besagten Hinterntritt nicht nötig haben.

Mikkoku Yoshiko SaiAusgeglichene Aufnahmen wie das hervorragend produzierte 1976er-Album Mikko von Yoshiko Sai (auf Amazon anhören) lassen sich auch deshalb voll und ganz genießen, weil dem Soulnote der Balancakt zwischen Lässigkeit und Präzision sehr gut gelingt. Doch auch weniger perfekte Produktionen wie der Song „Mukkaikaze“ von Hako Yamasaki (auf Tsunawatari) machen mit dem A-1 großen Spaß, obwohl auf dem Album die Stimme manchmal hervorschnellt und weitere dynamische und spektrale Ungereimtheiten zu verzeichnen sind. Der Soulnote lässt das durch, klar, er legt aber nicht „den Finger in die Wunde“, wenn Sie wissen, was ich meine.

Soulnote A-1 in Silber

Der Soulnote A-1 ist auch in Silber erhältlich

Tonalität

Plakative Labels wie „frisch“ oder „dunkel“ lassen sich dem A-1 nicht verpassen, denn dafür spielt er einfach zu ausgewogen.

Herbie Hancock Blow-UpDie trockene Bassdrum auf „Groove is in the Heart“ – ein Stück, das sowohl den Namen der Gruppe Deee-Lite als auch des Mitglieds Towa Tei bekannt gemacht hat – transportiert der Soulnote A-1 samt ihrer Tiefbassanteile tonal ausgewogen zu den Harbeth. Und weil der tolle Walkingbass hier nur ein Sample ist, gönne ich mir auch das Original „Bring Down The Birds“ von Herbie Hancock (Album „Blow-Up“ auf Amazon anhören). Dieser Bass klang im Test des Cambridge EVO 150 (2.500 Euro) zwar knackiger als der halbtrockene des Japaners, aber deswegen nicht besser. Der Soulnote A-1 zeigt erneut, dass „Wohlklang“ nicht mit „Fahrlässigkeit“ gleichzusetzen ist.

In den Tiefmitten das gleiche Spiel: Die klare Zeichnung der Gitarre im Coversong „Black Sabbath“ der japanischen Flower Travelling Band (Album: Anywhere, 1970) sorgt – wie beim Original von Black Sabbath – dafür, dass der Zuhörer ihr die komplette Aufmerksamkeit schenkt. Das einfache, aber ikonische One-Note-Riff (Prime, Oktave, Tritonus) geht durch Mark und Bein, wogegen es mit dem – freilich auch deutlich günstigeren – Rega lustloser und mit dem Abacus etwas „wissenschaftlicher“ wirkt. Etwas mehr noch beim tontechnisch deutlich gelungeneren Black-Sabbath-Album als bei den japanischen Nacheiferern, entsteht über den Soulnote eine Darstellung, die mich in das Material geradezu hineingreifen lassen will. Spätestens hier wird klar, wie sehr Kato-san recht hat: Griffigkeit und Dreidimensionalität kann man nicht messen.

Takeshi Terauchi RashomonDie Mitten und Hochmitten, die Takeshi Terauchi auf Rashomon im gleichnamigen Song mit seiner Surfrock-Gitarre im Wesentlichen für sich beansprucht, zeigen keine Auffälligkeiten: Ausgewogen und ohne Einflussnahme darf sich das Instrument ausbreiten, die Wiedergabe ist äußerst linear. Lediglich weiter oben im Spektrum meine ich eine kleine Ausnahme feststellen zu können: „Too Many People“ (auf „Far Out“ von Nihonjin, was schlicht „Japaner“ bedeutet) besitzt recht scharfe, kantige Vocals, die bei höheren Lautstärken in den Ohren klingeln können. Der Soulnote A-1 ist hier umsichtiger und dieser Produktion gegenüber wohlwollender. Den Unterschied zum etwas lineareren Abacus Dolifet muss man allerdings mit der Briefwaage messen, denn es ist beileibe nicht so, dass der A-1 richtiggehend reglementierend eingreifen würde – es ist lediglich eine ganz bedachte Mäßigung der Schärfe.

Die Höhen oberhalb der „Zischfrequenzen“ passen ins Gesamtbild des A-1. Der Verstärker lässt das Musikmaterial frei atmen. Im Vergleich zum Rega hat man das Gefühl, ohne Raumdecke unter freiem Himmel zu hören. Dass der Hochton dabei weder kristallin noch glasig wird, lässt sich mit den Superhochtönern der Harbeth gut nachvollziehen. Schön ist auch, dass das Luftband gleichzeitig nicht durch zu hohen Pegel auf ätherisch-körperlos getrimmt wurde, der A-1 gibt hier einfach linear-ehrlich wieder.

Raumdarstellung

Wie konkret der A-1 die Signale auf der Bühne darstellt, ohne sie dabei künstlich zu separieren, zeigt ein weiteres Mal, dass der Soulnote auf Ebenmaß statt auf Extreme aus ist. Die Präzision und Trennschärfe ist im Grunde dort, wo auch die des Abacus liegt (ein Meister des Fachs), das Bühnenbild erinnert mich in Breite und Tiefe aber mehr an das des Rega Elicit MK5 (2.599 Euro), den ich vor einigen Monaten zum Test hatte – passt gut zu seiner Preisklasse, ist aber auch nicht das Maß der Dinge. Die Plastizität der Abbildung scheint beim Soulnote allerdings etwas höher zu sein.

Fernbedienung des Soulnote A-1

Eine kleine Prise …

Die kleine Prise Obertöne, die der Soulnote dem Signal mitgibt, lässt sich durchaus erkennen, denn es gibt da so einen leichten, seidig-glänzenden Schimmer … Da versteckt sich eine Pracht im Signal, die aber nicht prunkvoll zur Schau gestellt wird, denn das wäre dem Japaner wiederum viel zu vulgär.

Gehaltene Töne bekommen eine ganz, ganz feine Struktur, perkussive Anteil einen kurzen, zusätzlichen Glanz. Sie merken schon: Ich muss nach Worten wühlen, um es treffend beschreiben … Ein wenig wirkt es so, als sei in winzigen Dosen das im Material zu finden, was manche Röhrenverstärker auszeichnet, doch ohne die oft zu starken „Eingriffe“ durch die Ausgangsübertrager. Jedenfalls zeigt sich: Verzerrungsprodukte auf Teufel komm‘ raus einfach nur klein zu halten, ist nicht der Königsweg für einen „schön“ klingenden Verstärker, die Gleichung „Verzerrung = schlecht“ ist viel zu simpel. Bei Soulnote nutzt man offenbar ein kleines Maß an harmonischen Obertönen, um den Wohlklang zu unterstützen.

Pegelfragen

Die Klangeigenschaften des Soulnote A-1 bleiben über weite Regelwege identisch, lediglich bei sehr geringen Hörpegeln wirkt das Gesamtgeschehen etwas fahler. So kommt die wundervolle Dreidimensionalität erst ab (geringem) Normalpegel voll zur Geltung. Doch wer will eine gute Anlage auch schon in Flüsterlautstärke hören?

Auf die höchsten Lautstärken ist der A-1 aber auch nicht getrimmt. Die Maximalverstärkung ist mit Boxen von der Größe und Effizienz einer Harbeth zwar durchaus partytauglich, liegt aber unter dem, was andere Vertreter der Zunft in den Raum pusten konnte. Es scheint, als habe man bei Soulnote den Bereich, ab dem es zu Qualitätseinbußen kommen könnte, bewusst nicht mehr zur Verfügung gestellt.

Der Soulnote A-1 von unten

Der Soulnote A-1 von unten: Klar zu sehen – die Dreipunktlagerung mit dem eigenen Dorn für den Trafo (im unteren Bereich, mittig)

Zwei Dinge sollen nicht unerwähnt bleiben: Man würdigt den Verstärker nicht, wenn man ihn anschaltet, ihm vier Minuten eines Musikstücks um die Ohren haut und wieder ausstellt. Ich glaube zwar nicht an Seelen, Befindlichkeiten oder Gemütszuständen von Elektronikkomponenten, aber der Soulnote A-1 sollte schon auf Betriebstemperatur kommen dürfen. Gerade in den ersten Minuten spielt er sonst fast schon enttäuschend flach, sein Potenzial schläft dann noch. Zweitens: Sowohl Quellen- als auch Pegelwahl werden mit Relais durchgeführt. Das ist eine lobenswerte Sache und dient der Klangqualität wie der Haltbarkeit, das satte Klicken beim Schalten unterstreicht dieses Gefühl. Prinzipbedingt finden die Knackser aber auch ihren Weg zu den Lautsprechern, doch das ist zu verzeihen, wie ich finde.

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Test: Soulnote A-1 | Vollverstärker

  1. 1 Japanische Feinkost
  2. 2 Soulnote A-1: Hörtest und Vergleiche

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