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November 2012 / Jochen Reinecke
Gleich sechs verschiedene Lautsprecher umfasst die Venere-Serie. Und neu ist diese Serie wirklich – so dermaßen neu, dass bisher erst drei Modelle dieser Reihe überhaupt im Handel erhältlich sind: das Standmodell 2.5, ein Centerlautsprecher und unser aktueller Proband, der Kompaktlautsprecher 1.5. Später sollen noch ein Wandlautsprecher, der große Standlautsprecher 3.0 und das gegenüber der 1.5 etwas größere Kompaktmodell 2.0 hinzukommen.
Für mich war es eine Premiere; ich hatte in meinem highfidelen Leben bisher noch keine Berührung mit der Marke Sonus Faber (deutscher Vertrieb: www.audio-reference.de). Ein Freund von mir, der hauptberuflich Sohn ist und sich seit Jahren mit den aktuellen Topmodellen von Krell und Sonus Faber umgibt, schwört auf diese Kombination – umso mehr war ich gespannt, endlich mal einen dieser italienischen Wandler zu Gast haben zu dürfen.
Wie schon eingangs erwähnt, wurde die Lyra-Form der Venere 1.5 dem Sonus-Faber-Flaggschiff „Aida“ entliehen. Die Formgebung ist nicht nur was fürs Auge, sie basiert auch auf handfesten physikalisch-akustischen Überlegungen, denn das Vermeiden von rechten Winkeln jenseits der Schallfront hilft zum einen Kantenreflexionen zu dämpfen, zum anderen minimiert es auch Resonanzen und stehende Wellen in den Gehäusen selbst. Zu guter Letzt soll die sich nach hinten und oben verjüngende Form auch akustisch nachteilige Interaktionen des Lautsprechers mit rückwärtigen Wänden möglichst klein halten.
Wer angesichts der „unversehrten“ Lautsprecherrückseite mutmaßt, es handele sich bei der Venere 1.5 um ein geschlossenes System, der irrt: Es gibt einen kleinen Bassreflexaustritt, dieser verbirgt sich jedoch auf der Frontseite in Form eines horizontalen Schlitzes, der unter dem Tiefmitteltöner sitzt. Auf dieser Weise soll die Sonus Faber Venere 1.5 noch einmal unkritischer bezüglich der wand- oder ecknahen Platzierung sein, wiewohl die Betriebsanleitung trotzdem eine freistehende Aufstellung als optimal bezeichnet.
Innerhalb der Venere-Serie unterscheiden sich die Modelle zum einen durch die Gehäusegröße, zum anderen durch die Auswahl und/oder Anzahl der verbauten Chassis. Eine Konstante gibt es jedoch, und zwar den Hochtöner: In allen Venere-Inkarnationen kommt ein 29-mm-Seidenkalottenhochtöner zum Einsatz, der bei einer Grenzfrequenz von 2 kHz vergleichsweise tief nach unten hin abgeriegelt wird – und obenrum bis 25 kHz spielt.
Für den Tiefmitteltonbereich der 1.5 setzt man bei Sonus Faber auf einen 150-mm-Curv-Cone-Treiber mit Verbundkunststoff-Membran, der laut Datenblatt – bei einem eher bescheidenen Gesamtsystem-Wirkungsgrad von 85 dB/W/m – eine untere Grenzfrequenz von 50 Hz ermöglichen soll, und zwar bei einer Nominalimpedanz von 6 Ohm. Zur 1.5 ist optional ein speziell auf dieses Modell zugeschnittener Lautsprecherständer erhältlich. Dieser stand zum Test nicht zur Verfügung, ich testete mit den „Affiniti“-Ständern das amerikanischen Unternehmens Lovan.
1.250 Euro Paarpreis sind in diesem Marktsegment durchaus eine Kampfansage für einen so wertig erscheinenden Lautsprecher. Böse, BWL-affine Zungen würden hier beinahe schon von einer potenziellen Verwässerung der Marke sprechen. Möglich wird der moderate Preis durch eine italienisch-chinesische Arbeitsteilung: Entwicklung, Konzept und Design stammen aus der stiefelförmigen Heimat unter der Regie von Paolo Tezzon und Livio Cucuzza. Die Fertigung übernimmt ein chinesisches Partnerunternehmen, wobei das ausführende Personal zuvor in der Sonus-Faber-Zentrale in Arcugnagno ausführlich eingenordet – oder besser „eingewestet“ – worden sei.
Zusätzlich soll eine ständige technische Repräsentanz von Tischlern und Technikern des italienischen Haupthauses in der Zweigniederlassung von Sonus Faber in Hong Kong gewährleisten, dass die Qualitätsmaßstäbe der Firmenmutter bei der Produktion auch dauerhaft zur Anwendung kommen.
Das hat zumindest bei meinem Probanden funktioniert: Die Verarbeitung ist tadellos, der 1.5 sieht man ihren günstigen Paarpreis wahrlich nicht an: Perfekt geschwungenes Gehäuse, ein Bi-Wiring-Anschlussterminal mit vertrauenerweckenden Schraubklemmen, magnetisch selbsthaftende Schutzabdeckungen für die Treiber – soweit „allet schick“, wie der Berliner sagt.
Test: Sonus Faber Venere 1.5 | Kompaktlautsprecher