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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Attack & Attraktivität

Ein gewisser Geschichtsstolz ist dem im norditalienischen Vicenza angesiedelten Lautsprecherhersteller Sonus faber offenbar durchaus zu eigen, schmücken doch beispielsweise Namen berühmter venezianischer Geigenbaumeister die Modelle der „Homage Tradition“-Serie, die in der Produkthierarchie eine Ebene über der hier fokussierten „Olympica“-Reihe angesiedelt ist. Deren Namensgebung weist sogar ein noch lokaleres Lokalkolorit auf: Mag sich manch stolzer Besitzer von Olympica-Lautsprechern hoffentlich auch ab und an im weiter entfernten Boxenolymp wähnen, will Sonus faber mit seinen Olympioniken doch insbesondere das im 16. Jahrhundert in Vicenza erbaute Theatergebäude „Teatro Olimpico“ würdigen. Und bestimmt vor allen Dingen auch umgekehrt.

Klar, dass man bei so viel Marketingpathos nicht drumherum kommt, die Olympica-Modelle – wie auch die größeren Serien des Hauses – mit viel Handeinsatz am Heimatstandort zu fertigen. Die nächstkleinere „Venere“-Serie lässt man bekanntermaßen in Fernost fertigen, ein außerirdischer Namenspatron scheint da im Grunde nur konsistent. Für den geneigten Hörer muss das allerdings kein Nachteil sein, wie etwa unser Test der Sonus faber Venere 1.5 zeigt.

Sonus faber Olympica 2 Logo

Es würde übrigens auch fast Wunder nehmen, wenn die Schreinerindustrie in Fernost oder Osteuropa für die Gehäusefertigung unserer Probanden – neben den zu testenden Olympica 2 umfasst die Serie noch die mit einem Basstreiber mehr ausgestatteten 3er, die kompakten 1er sowie einen Center – verantwortlich zeichnen würden. Denn Gehäuse mit abgerundet-sechseckigen, asymmetrischen Grundflächen („Lautenform“ im Sonus-faber-Marketingsprech) lässt man nicht mal so eben vom Band fallen, erst recht nicht, wenn die Lautsprecher eines Paares obendrein noch spiegelverkehrt aufgebaut sind.

Dass die Sonus faber Olympica 2 asymmetrisch konzipiert sind, birgt übliche Vorteile wie die Minimierung klangrelevanter Gehäuseresonanzen und sich im Inneren aufschaukelnder stehender Wellen (Moden). Die Spiegelverkehrtheit eines Olympica-Paares geht hingegen als noch ungewöhnlicher durch. Holen wir ein bisschen aus: Wer aufgrund der Absenz jedweder offener runder „Löcher“ im Gehäuse darauf schließt, dass es sich bei den Sonus faber Olympica 2 um geschlossene Lautsprecher handelt, hat womöglich die hinten-links beziehungsweise -rechts vertikal über die gesamte Lautsprecherhöhe verlaufenden „Metallgitter“ übersehen, über die die Bassreflexsysteme nach außen „atmen“. Vorteile dieser auf einem hyperbolisch geformten Luftkanal basierenden Lösung seien eine verminderte Turbulenzanfälligkeit, eine stärkere vertikale Schallbündelung mit geringerer Anregung von Boden/Decke des Hörraums sowie die Möglichkeit des Feintunings: Aufgrund der spiegelverkehrten Bauweise lassen sich beide „Bassschlitze“ entweder nach innen zur jeweils anderen Box hin oder nach außen ausrichten – je nach Raumakustik und Hörgusto.

Sonus faber Olympica 2 seitlich

Hinter Gittern: Die vertikal verlaufende Bassreflexöffnung der Sonus faber Olympica 2

Sechseckig, asymmetrisch und spiegelverkehrt schön und gut – die Gehäuse der Sonus faber Olympica 2 muten so oder so aufwändig und sehr hochwertig an. Die Features im Einzelnen: teilweise (Top- und Bodenplatte) massiver Walnusseinsatz, Echtlederapplikationen auf Schallwand und Topplatte (mit umlaufender Aluminiumverzierung) sowie Rückseite, elegant verblendete Treiber, eine astreine Hochglanzlackierung und ein hochwertiges Bi-Wiring-Terminal, in dessen Kontaktöffnungen die Hohlbananas meiner Lautsprecherkabel derart buttrig-sauber hinein glitten, dass mir das tatsächlich richtiggehend auffiel – bei anderen Lautsprechern oder Verstärkern fühlt sich das regelmäßig rauer an.

Kurzum: Ich selbst habe zwar eher ein Faible für geradlinigeres Bauhaus-Design wie etwa das meiner Sehring 902 und finde sogar große Spendor-Lautsprecher aus der Classic-Serie oder Harbeth-Modelle très chic, dennoch gehen die Sonus faber Olympica 2 als außergewöhnlich verarbeitete, wunderschöne Möbelstücke durch, die sich auch aufgrund ihrer für Standlautsprecher noch recht zierlichen Maße (1055 mm x 370 mm x 472 mm – H x B x T) gewinnbringend in die meisten Einrichtungsstile integrieren lassen werden. Unsere 2er geht für mich dabei als die schönste Olympionikin durch – wobei ich eindeutig die Walnuss-Ausführung mit Ahorneinlagen präferiere. Hochglanz-Schwarz empfinde ich – aller perfekten Ausführung bei unseren Testmodellen zum Trotz – dagegen fast als zu „handelsüblich“ für ein solches nicht alltägliches Lautsprecherkonstrukt.

Sonus faber Olympica 2 Leder

Die mit Leder bezogene und von Aluminium umrahmte Oberseite der Olympica 2

Aber klar, ein bisschen etwas zu meckern finde ich in Sachen Verarbeitung auch an solchen Preziosen wie den Olympica 2: So stylisch die Abwesenheit sichtbarer Schrauben auch wirken mag, sie nimmt einem die Möglichkeit, alle paar Jahre mal unkompliziert den festen Sitz der Chassis-Schrauben zu überprüfen. Beim Thema Schrauben würde ich mir zudem wünschen, dass jene, mit denen der stolze Neubesitzer bodenseitig die Ausleger zur Standverbesserung montiert, ein Maschinengewinde aufweisen bzw. sich in ein eingesetztes Metallgewinde drehen dürfen.

Apropos Chassis: Auch diese sollen bei unserem Rundgang um die italienischen Säulen keinesfalls übergangen werden – fangen wir oben an: In der Hochtonabteilung der Sonus faber Olympica 2 werkelt eine Lösung, die die Vorteile einer Kalotte mit denen eines Ringstrahlers vereinen soll. Die Kraftübertragung erfolgt bei Kalottenmembranen regelmäßig über deren äußere Ränder, was den Nachteil birgt, dass die Membranmitte zu unkontrolliertem Eigenleben neigen kann. Um derlei Unbill zu verhindern, weist die 29-mm-Kalotte der Olympica 2 eine exakt auf den Mittelpunkt gesetzte mechanische Fixierung auf, die optisch wie technisch an den Phaseplug eines Ringstrahlers erinnert. Ein breites Abstrahlverhalten und ein optimiertes Dynamikverhalten verspricht sich Sonus faber von diesem, so die Italiener, „selbst entwickelten“ Tweeter.

Sonus faber Olympica 2 Hochtöner

Der Hochtöner der Sonus faber Olympica 2

Unterhalb der Trennfrequenz von 2500 Hz setzt schließlich ein ebenfalls in Eigenregie ersonnener 15-cm-Konus mit einer wirbelstromminimierenden Schwingspule ein. Die sich aus luftgetrocknetem Papier in Kombination mit Pflanzenfasern (für Botaniker: Kapok und Kenaf) zusammensetzende Membran ist zur Minderung von Partialschwingungen zusätzlich mit einer dämpfenden Schicht versiegelt.

Sonus faber Olympica 2 Basstreiber

Der Basstreiber der Sonus faber Olympica 2

Bei 250 Hertz schauen sich schließlich Mitteltöner und ein 18-cm-Basstreiber gegenseitig über den Gartenzaun: Letzterer sei – ebenso wie der gerade beschriebene Hochtöner – technologisch unmittelbar vom Sonus-faber-Flaggschiff Aida abgeleitet. „Hohe Präzision“ lautete eines der Entwicklungsziele, das man mittels einer recht konventionellen Sandwichmembran umzusetzen versucht: Im Kern besteht diese aus einem massearmen, aber sehr steifen – typische, sich bekanntlich aber diametral gegenüberstehenden Anforderungen – Schaummaterial, das in mehrere Papierschichten eingebettet ist. Eine fast vier Zentimeter durchmessende, ebenfalls wirbelstromoptimierte Schwingspule soll nicht zuletzt für „zupackende“ Dynamik sorgen.

Der Wirkungsgrad der Sonus faber Olympica 2 wird übrigens mit noch recht ordentlichen 88 dB/W/m angeben, ein Wert, der auch dem Betrieb mit leistungsschwächeren Verstärkern nicht grundsätzlich entgegensteht – was wir im folgenden Hörtest ebenfalls antesten werden …

Sonus faber Olympica 2 Lautsprecher Front

Die Sonus faber Olympica 2 mit Audioplan-Antispike-Füßen, die nicht zum Lieferumfang gehören, Sonus faber legt optisch anprechende Metallspikes bei (nicht im Bild)

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Test: Sonus faber Olympica 2 | Standlautsprecher

  1. 1 Attack & Attraktivität

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