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Denn spätestens, wenn es um die natürlich anmutende Wiedergabe von Stimmen geht, ist die kleine Italienerin auf einmal ein ziemlich großer Wurf: Farbstark, geschmeidig und angenehm substanziell geht es hier zu: So verliert etwa Caroline Wildis Sprechgesang in „A Title“ vom Brian Eno-Album Drums Between The Bells, durchgängig getextet vom englischen Lyriker Rick Holland, tatsächlich etwas an artifiziell anmutender Härte, die sowohl bei den Thiel als auch Quadral der Illusionierung einer echten, organischen Stimme ganz leicht entgegensteht:
Die Sonos Faber Liuto reproduzieren insbesondere im Vergleich zu den Quadral Megan (die ich gerade auch angesichts ihres Preises persönlich sehr schätze) eine weniger kehlige und „eckige“ Caroline Wildi. Aber auch die eigentlich doch zweifelsohne „stimmstarken“ Thiel wirken an dieser Stelle tatsächlich einen Tick belegter, rauher, unruhiger und als sei die Stimme weniger deckkräftig-satt mit Klangfarbe ausgemalt.
Und mag die Sonus Faber Liuto auch nicht auf Tiefgang trainiert sein und dafür mit einem kleinen Tick aus dem Oberbass oder Grundton stammender Zusatzwärme ausgestattet sein, ihre große Stärke ist zweifelsohne, dass sie es vermag – um an dieser Stelle schon mal sowas wie eine Gesamtcharakterschau zu liefern – ein sich über alles gehört auffallend natürlich und untechnisch anfühlendes Klangbild zu reproduzieren.
Dazu tragen auch die „stressfreien“, ausnehmend kultiviert tönenden, geschmeidigen und sich dennoch anstandslos luftig gebenden oberen Lagen bei. Feine Hochtonverästelungen – mir wurde das erst in direkten A/B-Vergleichen unter anderem mit den Thiel deutlich – werden dabei etwas weniger ausgeleuchtet als man das von manch anderem Lautsprecher kennen mag. Oder genauer formuliert, denn die Sonus Faber Liuto neigen auch nicht dazu feine Details unbotmäßig zu verschweigen:
Es wird oben rum, bildlich ausgedrückt, eher mit etwas wärmerem, eher mit gelblichem denn mit weißem Licht gearbeitet, dadurch kontrastieren sich Hochtonereignisse weniger hart, verschwinden dabei aber eben auch keineswegs „im Dunkel“. Eine sicherlich hochinteressante Abstimmung für Hörer, die auf Härten und artifizielle Silbrigkeit in den oberen Frequenzetagen allergisch reagieren, und mit Blick auf einen sich möglichst offen-luftig und eben nicht matt-gedeckelt gebenden Hochton dennoch keine großen Zugeständnisse machen möchten.
So tönt beispielsweise das einem eine aufgedrehte Gasflasche in den Sinn kommen lassende Zischeln in Killing Jokes doomig-beschwörendem „Pole Shift“ (Album: MMXII, 2012), das zunächst atmosphärisch beginnt, um dann mit schweren Gitarrengeschützen und Brüllgesang letztlich ins Infernalische abzudriften, etwas weniger schneidend, etwas wärmer. Dennoch werden den Hochton besiedelnde Feinheiten wie der lockere, feine Beckenklang auf dem rechten Kanal noch derart akkurat herausgearbeitet, dass man im tonalen Obergeschoss eigentlich nichts vermissen sollte, sofern man nicht zu den Hörern gehört, die es bevorzugen, ihre Ohren doch schon mit frischeren, prägnanteren Diskantbrisen zu belüften.
Auch in Sachen Räumlichkeit gibt es, wenngleich man das von einem Kompaktlautsprecher dieser Couleur auch erwarten sollte, Hocherfreuliches zu berichten: Das Sich-Lösen des Klangbilds von den Lautsprechern sowie die Ortungsschärfe stehen selbst der Koax-bewehrten Thiel in nichts nach, bisweilen „fühlte“ sich der Raum, den die Italiener aufspannten, für mich gar noch etwas überzeugender an – wobei sich das Bühnenbild nach oben hin bis etwa an die obere Kante der Lautsprecher oder knapp drüber hinaus aufbaut, also nicht allzu sehr in die Höhe ragt.
Test: Sonus Faber Liuto Monitor Wood | Kompaktlautsprecher