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Saxx coolSound CX 90: Klangeindruck

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Die werden Sie aber angesichts der eh schon ausnehmend stimmigen Performance der CX 90 womöglich gar nicht vermissen. Denn die lackschwarze Saxx warf sich sogleich mit Verve in „Es geht mir gut“ der Kölner Newcomer-Formation AnnenMayKantereitAnnenMayKantereit (Album: Alles Nix Konkretes, auf Amazon anhören) und marschierte schwungvoll und punktgenau zu Severin Kantereits Schlagwerk voran. Takt und Rhythmus kann die große Box, das fällt gleich nach wenigen Minuten auf, und es scheint ihr regelrecht Freude zu bereiten, der musikalischen Vorlage präzise wie ein Metronom zu folgen. Ein Eindruck, den das recht monoton, aber dafür peitschenähnlich-knallig gespielte Schlagzeug in Jupiter Jones‘ „Ein bisschen Paranoia“ (Album: Brüllende Fahnen, auf Amazon anhören) bestätigte: Die CX 90 hat ein ausgeprägtes Zeitgefühl und transportiert damit eine Menge Groove ins Auditorium. Kickbässe und die Schläge auf die Snaredrum kommen dabei mit Wucht und Attacke, schön scharf umrissen ohne wummernde Nachschwinger zu Gehör – was die Gliedmaßen des Testers unweigerlich zum Im-Takt-mitwippen anregt.

Saxx coolSound CX 90

Neben ihrem Rhythmusgefühl fällt auf, dass tief hinabreichende Sequenzen aus Schlagzeug und begleitendem E-Bass druckvoll und je nach Vorlage böse grollend rüberkommen – nie schaukelt sich das unangenehm auf. Möglicherweise ein Verdienst des „doppelten Sockels“, in jedem Fall überzeugend. Im Vergleich zu einer Nubert nuLine 264, die – was man der Fairness halber erwähnen muss – gute 300 Euro je Paar teurer ist, fällt lediglich auf, dass die Schwäbin einen etwas trockeneren und nuancierteren Bassbereich generiert, der aber nicht wirklich tiefer hinabreicht.

Elle KingDafür kauft die nuLine 264 der Saxx CX 90 in Sachen Timing und Spielfreude den Schneid nicht ab. Rhythmusbetontes Material wie etwa das countryeske „Where the Devil Don’t go“ der US-amerikanischen Chanteuse Elle King (Album: Love Stuff, auf Amazon anhören) marschiert derart temperamentvoll und mitreißend aus den hochglänzenden Deutschchinesinnen, dass die ein Quäntchen behäbiger aufspielende Nubert kaum hinterher zu kommen scheint. Die Saxx scheint ihr Auditorium geradezu zum Mitmachen auffordern zu wollen: „Los! Hintern aus dem Sessel! Beweg‚ Dich!“ Ihrem Charme mag man sich kaum entziehen. Da tritt die süddeutsche Wettbewerberin im Vergleich doch distanzierter, vielleicht ernsthafter auf. Wobei man da jetzt nicht hineininterpretieren darf, die Saxx leide unter hemmungslosem Kontrollverlust und würde sich somit effektheischend anbiedern – ganz und gar nicht. Ihr Auftritt ist einfach sympathisch quirlig. Wer dabei die Mundwinkel hängen lässt, hat die CX 90 nicht verstanden.

Saxx coolSound CX 90Als passionierter „Konsolen-Racer“ musste ich ob der dynamischen Fähigkeiten der CX 90 nun auch unbedingt wissen, wie sie sich bei dieser hififremden Nutzung schlägt. Vermutlich bin ich der einzige Besitzer einer „Playstation 3“, der nur ein einziges Spiel sein Eigen nennt: Gran Turismo 6. Und warum? Weil ich keine andere Rennsimulation kenne, die mir die Nürburgring-Nordschleife authentischer ins Wohnzimmer bringt. Also flugs zweimal knapp 26 Kilo Lautsprecher über die Schulter geworfen und ins Wohnzimmer neben dem großen Flachbildschirm platziert, das Gaming-Lenkrad und die Pedale justiert und ab dafür! Wie die große Saxx-Audio den geneigten „Rennfahrer“ von nun an mitten ins Geschehen „beamt“, hat schon was für sich. Die von Gran Turismo–Chefentwickler Kazunori Yamauchi eh schon sehr realistisch programmierte Geräuschkulisse diverser zur Wahl stehender Fahrzeuge glänzen durch einnehmende Präsenz und Plastizität, durch zu schnell gefahrene Kurven verursachtes Reifenkreischen durchfährt Mark und Bein, ein Abflug in die Leitplanken wird mit einem dumpf-harten Knall quittiert, der mich gebührend zusammenzucken lässt, kurz: Den „Gaming-Check“ hat die CX 90 bei mir mit Bravour bestanden! Obwohl dieser vermutlich für die wenigsten Leser hier relevant ist, zeigt er doch ebenfalls, was die „Niedersäxxin“ auch in musikalischer Hinsicht auszeichnet – Präsenz, Temperament, Dynamik.

Dabei komme ich erst jetzt auf das eigentliche Highlight der Newcomerin zu sprechen: den für ihre Klasse wirklich geschmeidig, feinsinnig und transparent abbildenden Mittelhochtonbereich, den sie nicht zuletzt ihrem AMT-Hochtöner Patti Smithverdankt. Einen solchen muss man aber auch erst einmal so nahtlos einbinden wie die Saxx-Entwickler dies hier umgesetzt haben. So krabbelt Patti Smiths Stimme in „Seneca“ (Album: Banga, auf Amazon anhören) eindringlich wie facettenreich unter die Haut, jedes Detail wie die im Hintergrund begleitenden Streicher oder die zart gezupfte Akustikgitarre kommt unmittelbar und plastisch zu Gehör, gerade die Streichinstrumente „schweben“ geradezu aus den Lautsprechern und lassen sich ganz hervorragend im Raum verorten. Ich habe das Gefühl, je höher es die Frequenzleiter hinauf geht, desto besser löst der AMT auf und umso mehr Feinheiten gibt er preis.

Die Saxx steht auf einer Sockelplatte
Die Saxx steht auf einer Sockelplatte

Faszinierend, vor allem vor dem Hintergrund der Preisklasse, über die wir hier reden, finde ich die Selbstverständlichkeit, mit der das Folienchassis seine Akzente setzt sowie die gelungene Abstimmung des Übergangs zwischen Mitten- und Hochtonband. In den Mitten höre ich zwar eine ganz leicht warme Tendenz heraus, die Stimmen und Naturinstrumenten einen durchaus nicht unangenehmen „Gefälligkeitstouch“ verleiht – den ich nicht als Effekt verpönen würde, da er sich mit dem enormen Florence & The MachineAnsprechtempo des Hochtöners zu einer lebendigen und im Wettbewerbsumfeld wirklich herausragend impulsiven Einheit verbindet. Der Mittelhochtonbereich der Saxx CX 90 spielt wie aus einem Guss. Selbst laute und sehr verdichtet gemasterte Bläsersätze wie in „How Big, How Blue, How Beautiful“ vom gleichnamigen Florence & The Machine-Album (auf Amazon anhören) treiben den AMT nicht in nervig-bissige Grenzbereiche, er stellt sie souverän und mit eher samtig leuchtendem Charakter dar. Zu beachten ist: Dieses technisch recht spezielle Hochtonchassis verfügt nur über einen recht engen Abstrahlwinkel, man sollte die Lautsprecher also am besten leicht auf den Hörplatz einwinkeln. Sonst könnte ein etwas zu „dunkler“ Höreindruck entstehen, der den Saxx-Säulen aber gar nicht entspricht.

Saxx: Woofer

Wo so viel Lob ist, tut eine kleine Einschränkung nicht weh. Bestimmte Hörertypen tangiert sie sowieso nicht. Gegenüber der bereits erwähnten Nubert nuLine 264, aber auch gegenüber der günstiger gepreisten „Zensor 7“ von Dali zeigt die große Saxx eine Schwäche in der Raumabbildung beziehungsweise Tiefenstaffelung. Während die Berliner Symphoniker über die Schwäbin und die Dänin großorchestral und majestätisch das Hörzimmer in Besitz nehmen und sich über einen weit und tief abgesteckten Raum verteilen, besetzt die CX 90 gefühlt nur die vorderen Reihen des Orchestergrabens und lässt die Musiker in dieser Dimension etwas mehr „aneinander rücken“. Der Breite der virtuellen Bühne tut dies keinen Abbruch, sie wird realistisch transportiert, ebenso wie die Ortbarkeit der musikalischen Einzelereignisse untadelig ist, die „Saxx-Bühne“ ist jedoch nicht so tief ausgeleuchtet. Eine Eigenart, die, und deshalb spreche ich von Hörertypen, Klassikfans wichtiger sein dürfte als Rock- und Pop-Hörern.

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Test: Saxx coolSound CX 90 | Standlautsprecher

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