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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Let's talk about Saxx
  2. 2 Klangeindruck Saxx CLX3

Unser heutiger Proband, der passive Zweiwegler mit der Bezeichnung CLX 3, stammt aus der Lautsprecherfamilie „clubSound“ des Herstellers Saxx. Die Produktserie hat nun nichts mit Tanzflächenbeschallung zu tun, sondern – schenkt man dem Herstellerversprechen Glauben – ermögliche es vielmehr, sich in den Club der Highend-HiFi-Hörer einzukaufen. Für Erstaunen sorgt in diesem Zusammenhang, dass der Paarpreis der clubSound CLX 3 mit 1.198 Euro nicht gerade als exorbitant hoch durchgeht. Saxx sells – und zwar direkt: Das Unternehmen verkauft im Direktvertrieb (Web: https://saxx-audio.de/), also quasi von der virtuellen Ladekante aus.

Saxx clubSound CLX 3 - vorne und hinten

Erstinspektion

Unter dem wirklich betörend schönen, nahtlosen Hochglanzlack ist es mitteldichte Faserplatte, die das Baumaterial der 15-Liter-Boxen darstellt. Zwar sind die Saxx clubSound CLX 3 mit einer Bassreflexöffnung versehen, doch ist diese nicht etwa am Fuß ausgeführt, wie man meinen könnte, sondern rückseitig. Der Fuß ist aus optischen Gründen abgesetzt, die edle Leiste ist an ihrer Unterseite mit vier leicht höhenverstellbaren Pucks ausgestattet.

Saxx clubSound CLX 3 - Fuß

Im Innern der Lautsprecher findet man diverse Verstrebungen und Dämmmaterial, um Resonanzen unterschiedlichen Spektrums entgegenzuwirken. Schraubt man das Bi-Wiring-fähige Schraub-/Steckterminal ab, erkennt man, dass Saxx offenbar nicht am falschen Ende gespart hat, also den Dimensionen und Bauarten der Weichenbestandteile.

Saxx clubSound CLX 3 - Frequenzweiche

Saxx clubSound CLX 3 – Blick auf die Frequenzweiche

Erkennbar ist hier auch die Verkabelung des rückseitigen Schalters, der die Höhen bei Bedarf um +3 dB anhebt oder um -2 dB absenkt.

Saxx clubSound CLX 3 - Anschluss von Innen

Die Verkabelung des Lautsprecherterminals

Als Tiefmitteltöner ist ein 16,5 Zentimeter durchmessender Konustreiber im Einsatz, dessen Sicke aus Gummi und dessen Membran aus glasfaserverstärktem Kunststofflaminat besteht. Die Höhen liefert ein Air Motion Transformer mit einer Fläche von 2,6 Zentimeter Breite und 3,3 Zentimeter Höhe.

Saxx clubSound CLX 3 - AMT

Diese Hochtönerart wurde dereinst von Oskar Heil entwickelt (Bob Heil hingegen entwickelte Beschallungsanlagen für The Who, Grateful Dead, eine Reihe spannender Mikrofone und übrigens auch die „Talk Box“) und unter anderem von ETON gefertigt. Einfach gesprochen, wird in AMTs ein aufgefaltetes Band im Magnetfeld wie ein Balg bewegt, die Rippen „schieben“ mit hoher Geschwindigkeit Luft nach vorne und „ziehen“ sie bei der Rückwärtsbewegung wieder an. AMTs gelten als sehr impulstreu. Mit 85 dB Kennschalldruck ist der Wirkungsgrad dieser 4-Ohm-Lautsprecher aber eher im Mittelfeld. Die Dauerbelastbarkeit ist mit 70 Watt angegeben, die mit kurzzeitigen Peaks mit 150 Watt.

Saxx clubSound CLX 3 - Tiefmitteltönermembran

In Saxx‘ Toprange tummeln sich weitere Lautsprecher: Die von uns bereits getesteten Standlautsprecher Saxx clubSound CLX 9 sowie die D’Apollito-artigen CLX 4 und 5. Schwarz ist Ihnen zu schwarz? Kein Problem: Alle Lautsprecher gibt’s auch im Hochzeitsgewand.

Klangeindruck Saxx CLX3

Generell ist der Präsenzbereich (obere Mitten/untere Höhen) enorm wichtig für das Textverständnis – und er trägt auch bei instrumenteller Musik ganz wesentliche Informationen. Kein Wunder also, dass dieser Frequenzbereich in Mix & Mischungen besonders umkämpft ist und bei Wiedergabesystemen mit ausschlaggebend für deren Wohlgefallen.

john coltrane a love supremeDie Saxx clubSound CLX 3 besitzen zwar in den oberen Höhen eine gewisse Betonung, geben sich darunter aber verhaltener. Das kann bisweilen zu leicht zurücktretenden Stimmen führen. Bei manchen modernen, auf besondere Aufmerksamkeit getrimmten Produktionen ist das durchaus von Vorteil. Bei älteren Aufnahmen wie beispielsweise John Coltranes Meisterwerk „A Love Supreme“ (auf Amazon anhören) vom gleichnamigen Album geht der gemurmelte Gesang aber etwas verloren bzw. muss sich mehr über seine Grundtöne definieren. Das auffällige „Ping“ des Ridebeckens ist schön deutlich gezeichnet – stiehlt aber den Ghost Notes auf der tieferen Snare etwas die Show. Und folgt man dem Instrument Coltranes durch sein großes Spektrum, verfestigt sich für mich der Wunsch nach einer kleinen Schippe mehr in den oberen Mitten.

Nun, das ist leicht gemacht: Statt des Abacus 60-120D Dolifet, der zuvor die Saxx befeuerte, schließe ich den Vollverstärker Rega Mira 3 an, der, ganz britisch, ein wenig mittiger spielt und dementsprechend ausgleicht. Sogar die etwas limitiertere Impulsverarbeitung gegenüber dem Abacus passt hier besser ins Gesamtbild. Wieder einmal erkennt man: Es geht nie um einzelne Geräte oder Lautsprecher, sondern um die komplette Kette.

Die Saxx CLX 3 ist auch in Weiß zu haben

Die Saxx CLX 3 ist auch in Weiß zu haben

Trotzdem wechsele ich noch einmal zum Abacus, denn ich will wissen, wie sich die AMT-Hochtöner unter „erschwerten Bedingungen“ schlagen: Statt wie gewohnt zu IDM-Getöse des Warp-Labels (Aphex Twin, Autechre etc.) zu greifen, dürfen ein gewisser Michael Jackson und seine Schwester Janet diesen Part übernehmen – und zwar mit „Scream“. Hier rappeln und klappern reichlich Samples im Song herum, dazu nimmt die Snare sehr viel Platz ein, die beiden Stimmen ringen um die Aufmerksamkeit. Es ist also eine Menge los in diesem Song.

Saxx clubSound CLX 3 - Bespannung

Okay – so ist mir das auf die Dauer doch zu anstrengend. Wie gut, dass es die Möglichkeit gibt, mit dem rückseitigen Knebelschalter die Höhen etwas zurückzufahren. Und auch wenn so etwas bei manchen Hörern verpönt ist: Mit solcherart Musik und im Zusammenspiel mit dem straight-neutralen Abacus-Amp gefallen mir die Saxx clubSound CLX 3 mit installierter Frontbespannung durchaus besser als ohne. Insgesamt sind diese Lautsprecher in den oberen Höhen also eher „modern“, frisch und ein Stückchen crisp-kristallin aufgestellt. Schönmalende Sanftlinge klingen jedenfalls anders, dies gilt, es je nach persönlichem Hörgeschmack, bei der Integration in die HiFi-Anlage und der Wahl des sie antreibenden Verstärkers zu beachten.

Und im Bass?

janet janet jacksonMichael Jacksons Schwester Janet hat auch solo die eine oder andere interessante Veröffentlichung gehabt. Besonders ikonisch ist sicher „That’s the way love goes“ (auf Amazon anhören) (im Musikvideo übrigens lustig zu sehen, was offenbar Anfang der 1990er als „große“ Anlage herhalten musste und was noch gängiges Medium war). Die hauchige Stimme mit den silbrig-rauschigen Hallanteilen, der hohe Synthesizer-Ton sowie die Hi-Hat, die sich auf der Zählzeit „3+“ zur 4 immer langsam öffnet, eignen sich gut für die Betrachtung der Höhen. Doch auch der Bass ist hier interessant. Bassdrum und Bass müssen knusprig und knackig kommen, damit der Song Spaß macht. Und genau so ist es. Die Saxx clubSound CLX 3 ist eine Bassreflex-Box, deren Übertragung für einen Lautsprecher dieser Größe recht weit hinunterreicht. Das bedeutet aber nicht, dass sie schwammig und langsam wäre. Im Gegenteil, ich bin erstaunt, wie konkret, sauber und verzerrungsarm der Schallwandler seine Arbeit verrichtet. Unauffällig und zurückhaltend ist der Bass nicht, er kommt mit klarer Tonhöhendefinition und Kontur rüber. Mir gefällt diese auch tonal gut ausgewogene Kombination, weil der Bass schön aus einem Guss erscheint und sich durch nicht zu starke Oberbass-Wiedergabe angenehm natürlich anhört.

Saxx clubSound CLX 3 - Bassreflexrohr

Saxx clubSound CLX 3 – das Bassreflexrohr

Pegel & Dynamik

salt n pepa iconWährend dieses Tests verschwinde ich bisweilen geradezu in den Tiefen meiner Platten und CDs – und bleibe musikalisch bei den frühen 90ern hängen. Wenn die Jacksons mit Produktionen aus diesem Jahrzehnt schon über die Boxen liefen, müssen es auch Deee-Lite, Snap, De La Soul („Ring Ring Ring“ mit prominentem Saxophonsample und einer weiteren Cassette im Musikvideo …) und irgendwann folgerichtig auch „Let’s talk about Sex“ von Salt’n’Pepa (Alum: Icon) sein. Wenn man gerade Saxx testet …

Beim Annähern ans oberste Ende der Systemdynamik (und der Nachbartoleranz), machen mir die Saxx CLX 3 klar, dass der verwendete Rega-Amp die verlangte Leistung nicht mehr bereitstellen kann. Der Bass verflacht und gerät ins Schwimmen, die Höhen werden kratzbürstig und verlieren an Zeichnung. Bis es soweit ist, ist in nicht zu großen Räumen allerdings viel Platz – doch wenn man Pegelorgien und Grobdynamik in vollen Zügen genießen möchte, sollte man die Lautsprecher nicht mit allzu schwächlichen Verstärkern betreiben.

Saxx clubSound CLX 3 - Terminal

Übrigens: Tiefmittel- und Hochtöner leisten ganze Arbeit, Feindynamisches rasend schnell zu übermitteln. Und ganz offenbar gibt es auch keine Schnitzer bei der Weiche oder dem Gehäuse, denn insgesamt spielen die beiden Saxx flott und detailliert: Einschwingvorgänge werden klar und deutlich gezeichnet, Texturierungen von Signalen sauber nachgehalten. Aufgrund der generell hohen Geschwindigkeit der Systeme sind auch enorme und sogar abrupte Wechsel der Dynamikstufen in der Musik gut dargestellt. Der Wunsch, leise oder laute Stellen gegenzuregeln, bleibt bei wohlgemischtem Material aus. Und die Gesamttonalität bleibt ebenfalls weitestgehend gleich, wie man es von einem Wiedergabesystem dieser Klasse erwarten kann. Sicher, an die tonal bei geringem und enorm hohem Pegel so gut wie gleichbleibende Abstimmung großer, professioneller Studiomonitore reichen die Saxx nicht heran, aber sie kosten ja auch nur einen Bruchteil dessen.

Bühne

the ornette coleman trio at the golden circle volume oneDie Ortbarkeit der einzelnen Stimmen im Stereopanorama ist ausgesprochen gut. Und The Ornette Coleman Trio at the Golden Circle Stockholm Vol. One (auf Amazon anhören) beweisen, dass die Positionserkennung von Signalen nicht nur in den Mitten und Höhen gut gelingt, sondern sich auch auf die tiefen Lagen erstreckt. Der Kontrabass von David Inzenzon erscheint beispielsweise deutlich rechts und ist klar umrissen, das Klanggeschehen wird schön plastisch und griffig abgebildet. Das erlaubt es, sich quasi mit unter die Zuhörerschaft zu mischen, dem etwas verrückten Treiben auf der nicht allzu breit dargestellten Bühne zu folgen und den „Blick“ hin und her und vor und zurück wandern zu lassen. Apropos: Die Publikumsgeräusche, etwa auf dem hypnotisierenden „Morning Song“, werden ebenfalls schön in die Tiefe gestaffelt. Bei derart guten Voraussetzungen ist klar, dass es auch angenehm ist, Orchesterwerke über die CLX 3 zu genießen. Die Stereomitte springt den Hörer dabei nicht zu sehr an, sondern verbleibt neutral auf der Mitte zwischen den Boxen.

Saxx clubSound CLX 3 - Hochtöner

Aufstellung

Der tiefe Waveguide der Saxx CLX 3 sieht nicht nur schön aus, er erscheint auch akustisch absolut schlüssig. Das durch die beiden Lautsprecher generierte Schallfeld wirkt homogen: Bewegt man sich hin und her, überraschen keine abrupten Klangfarbenänderungen. Das ist sehr gut! Allerdings muss man dafür auch die logische Konsequenz in Kauf nehmen, dass die Höhen wegbrechen, wenn man sich bei einem der Speaker so weit seitlich von der Front wegbewegt, dass die direkte Sicht auf die Hochtöner und somit der Direktschallweg verhindert werden. Aufgrund der Bautiefe geschieht das bei etwa 45 Grad.

Saxx clubSound CLX 3 - Waveguide

Waveguide der Saxx clubSound CLX 3

Ansonsten bieten die beiden Saxx clubSound CLX 3 schön freie Hand bei der Positionierung. Ob mit reichlich Abstand auf Stativen im mittelgroßen Wohnzimmer oder sogar (trotz des rückseitigen Bassreflexports) wandnah im Regal und im kleinen Raum: Die CLX 3 zeigten sich unprätentiös, solange man ihnen eine Handbreit Luft im Rücken lässt. Natürlich gibt es in Räumen jenseits der 25-30 qm leichte Einbußen im Bass, da braucht man dann größere Lautsprecher, und bei einem Schreibtischaufbau schlägt die Physik zu und versaut durch Reflexionen die Tiefmitten. Aber das ist ja nicht den Lautsprechern anzulasten.

Saxx clubSound CLX 3 - Spiegelung

Klasse ist übrigens: Die Saxx können nah wie fern gleichermaßen gut. Sowohl sehr nah aufgestellt (1,5 Meter Abstand zur Stereomitte) als auch bei Hörabständen um die vier Meter zeigte ich mich absolut zufrieden und würde weder eine Empfehlung für das Eine oder das Andere geben.

Saxx clubSound CLX 3 im Vergleich

Die deutlich teureren Quadral Aurum Galan 9 (2.000 Euro) klingen schon ein Stück besser als die Saxx, wenngleich sie gewissermaßen die gleiche Sprache sprechen. Beide sind im Bass knackig und in den Höhen sehr detailliert, Letztere wirken bei den Galan aber unaufgeregter, selbstverständlicher und ein wenig natürlicher. Im direkten Vergleich bemerke ich zudem, dass die Quadral die Mitten nicht nur etwas selbstbewusster präsentieren, sondern auch mit etwas deutlicherer Zeichnung und höherer Transparenz. Preislich und von der Grundkonzeption fast gleich, aber mit aktiver Elektronik ausgestattet, sind die Adam A7X, die sich allerdings im Tiefmittenbereich und im Oberbass weniger gut auflösend zeigen – und bei Weitem nicht so edel aussehen.

Saxx clubSound CLX 3 - Tiefmitteltöner

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Test: Saxx clubSound CLX 3 | Kompaktlautsprecher

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