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Juni 2013 / Ralph Werner
So manch neuer Verstärker kleidet sich im Retrolook, hat aber dann auch noch einen highresfähigen D/A-Wandler oder dergleichen mit an Bord. Hier nun der Gegenentwurf: Die neue SAC-Vorstufe (www.sac.de) kommt in einem pechschwarzen, acrylglänzenden und zeitlosen Finisch daher, kann aber Hinterbandkontrolle. Und zwar im Ernstfall für gleich drei Bandmaschinen. Retro inside – das ist doch die wahre Coolness! Freunde des Tapes dürften jedenfalls entzückt sein, wann schließlich kommen Neugeräte auf den Markt, die ihre Passion derart vollumfänglich unterstützen? Ich gänzlich Bandloser hatte freilich auch meinen Spaß mit SACs neuem Vorverstärker „La Finezza“. Warum, dazu dann im Klangteil. Zunächst aber zur Frage: Was hat es mit „der Feinen“ auf sich?
Die SAC La Finezza ist die Nachfolgerin der Vorstufe Alpha, und das erklärt zum Großteil auch schon die Frontansicht. Wieso? Weil die Essener – sympathischerweise, muss gesagt werden – Freunde davon sind, Updates anzubieten. Sprich Alpha-Besitzer können bald (für unter 2.000 Euro) auf La-Finezza-Niveau um- beziehungsweise hochrüsten. Zu diesem Zweck wird das Gehäuse kernsaniert, also die gesamte Elektronik ausgetauscht, während das Chassis bestehen bleibt. Ergo sind die Bedienelemente auch weiterhin dort zu finden, wo sie vormals schon platziert waren. Von links nach rechts: Eingangswahl, Tapemonitor, Phono MM/MC, Mono- und Mute-LED sowie der Lautstärkeregler.
Wer nicht upgradet, sondern neu kauft, zahlt für die La-Finezza-Grundversion 3.500 Euro und bekommt dafür eine Hochpegelvorstufe mit externem Netzteil, welche sechs Quellen Anschluss gewährt, je zwei Rec- und Pre-Outs besitzt, sowie die Möglichkeit bietet, das Signal durchzuschleifen, was für Surroundanwendungen hilfreich ist. Werden weitere 500 Euro investiert, so kann man ein vielfach größeres Netzteil erstehen, das mit einem 250-VA-Ringkern und insgesamt 40.000 µF Siebkapazität bestückt ist (beim Standardnetzteil lauten die Eckwerte: 30 VA/9400 µF) und zudem eine Spannungsregelung besitzt. Später mehr dazu.
Bekommt gegen Aufpreis einen Job: Phonoeingangswahlschalter
Für den Aufpreis von 349 Euro bekommt auch der mittig auf der Front platzierte Phonoknopf einen Job: Das optionale Zusatzmodul verstärkt MM- wie MC-Tonabnehmer, die Anpassung von Kapazitäts– und Impedanzwerten erfolgt dabei mittels entsprechender Abschlussstecker von außen. Beim Testmuster handelte es sich um die Hochpegelvariante.
Finish und Verarbeitung der SAC La Finezza sind gut. Zwar gibt es definitiv auch aufwendiger aussehende „Verpackungen“, ich persönlich finde den schnörkellosen No-Nonsens-Ansatz allerdings okay. Bei Betrachtung des rückseitigen Anschlussfeldes muss ich trotzdem über zwei Dinge ein wenig mäkeln: Erstens geht’s weder symmetrisch hinein noch hinaus, das hätte mancher Anwender aber ganz gerne. Und zweitens: Müssen Cinchbuchsen wirklich so eng beieinanderliegend verbaut werden? So dämlich ich das Geprotze einiger Kabelhersteller mit dicken Cinchsteckern finde – hätte man den Buchsenabstand um 5 mm vergrößert, passten auch solche Kaliber ohne leidiges Gefummel.
Bei der SAC La Finezza durchlaufen eingehende Signale als erstes ein RC-Glied, das mit einer Grenzfrequenz von circa 600 kHz hochfrequenten Schmutz herausfiltern soll. Danach geht es in die Eingangs-Pufferstufe, die mit einem IC von National Audio (LM 49720) realisiert wurde, welches auch für eine Impedanzwandlung sorgt, den folgenden Stufen also ein niederohmiges Signal zur Verfügung stellt. Die den Eingangsbuffern nachgelagerten Relais besorgen übrigens nicht nur die Signalumschaltung, sie regeln auch die Hinterband-, Mono- und Mute-Funktionen.
Relais hat’s einige auf der Platine
Hernach geht es zwecks Lautstärkeregelung zum Alps-Motorpoti und dann weiter in die kanalgetrennt ausgeführten Ausgangsstufen, in denen eine Kombination zweier OP-Amps (AD797 und LT1210) Dienst tut. Wer beim Wörtchen „Operationsverstärker“ audiophilen Schluckauf bekommt, ist hier also fehl am Platze.
Die komplette Platine von SACs Top-Vorstufe (die kleinere SAC Beta war übrigens schon mal bei uns zu Gast) wurde neu gestaltet. Dies betrifft nicht nur das Material – unter anderem sind die Leiterbahnen nun gut doppelt so stark wie die der Alpha –, sondern vor allem auch das Layout, und hier insbesondere die Art der Masseführung. Axel Schäfer, Inhaber von SAC, dazu:
„Die Leiterplatte ist ein nicht zu unterschätzendes Element eines Verstärkers. Die Masseführung muss so gewählt werden, dass keine Ausgleichsströme fließen können, die den Bezugspunkt für das Eingangs- und das Ausgangssignal verschieben. Denn wie sauber ein Verstärker arbeitet, wie tief man ins musikalische Geschehen hinein hören kann, ist wesentlich durch das Fehlen von Überlagerungen auf das Musiksignal bestimmt. Viel Kupfer hilft hier viel. Aus diesem Grund ist die doppelseitige Platine beidseitig mit 75 µm Kupfer aufgebaut. Und um möglichst wenig unerwünschte Potenzialunterschiede zu bekommen, wurden alle wesentlichen Strom führenden Leitungen sowohl auf der Unter- als auch auf der Oberseite gelegt. Von besonderer Bedeutung ist es, Potenzialdifferenzen auf den Leiterbahnen, im Besonderen auf der Bezugsmasse, zu vermeiden. An den wesentlichen Stellen wurde die Masse deshalb immer von der Ober- auf die Unterseite kontaktiert.“
Natürlich hat man bei SAC auch Wert auf eine saubere Spannungsversorgung gelegt. Indiz dafür ist nicht nur die Verwendung von externen Netzteilen, die naturgemäß weniger in empfindliche Vorstufenelektronik einstreuen als interne Lösungen. Auch im Innern der La Finezza setzen sich Glättungs- und Stabilisierungsbemühungen fort. So wird die Spannung des ausgelagerten Netzteils zunächst auf zwei 10000-µF-Elkos eingespeist, dem eine stromkompensierte Drossel folgt, welche auf zwei weitere 10000-µF-Kondensatoren arbeitet – und schließlich sorgen Spannungsregler für eine „stabilisierte Vorspannung“, wie Schäfer das nennt.
Kondensatoren folgt Drossel folgen Kondensatoren
Diese wird im Anschluss für jede Baugruppe – Eingangs- und Ausgangsstufe sowie Logiksteuerung – separat nochmals mittels eigener Spannungsversorgung „nachstabilisiert“. Die Eingangssektion hat dabei eine gemeinsame Versorgung für den rechten und linken Kanal, die auf +/- 15 Volt stabilisiert ist und von 2 x 10.000 µF flankiert wird. Für die Ausgangsstufe erfolgt dies kanalgetrennt mit jeweils 2 x 10000 µF als Puffer.
Nun, möge sich das alles klangförderlich auswirken …
Test: SAC La Finezza | Vorstufe