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SAC Igel 2016 – Klangeindrücke

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 SAC Igel 2016 - Klangeindrücke

Die SAC Igel spielen mit ihrem für Monoendstufen recht maßvollen 1.789 Euro Einstandspreis eindeutig in der richtigen Klasse, um an meinen hORNS Mummy (5.500 Euro) gegen die im Linn Majik DSM (3.500 Euro) integrierte Endstufe (weitestgehend baugleich mit der Stereoendstufe Majik 2100, 2.200 Euro) anzutreten.

SAC Igel 2016

Dennoch wollte ich auch wissen, wie sie sich an den sehr viel potenteren Lansche Audio 3.1 (19.500 Euro) und im ziemlich unfairen Vergleich zu den Norma Audio PA 160 MR Monoblöcken (um 14.000 Euro für das Paar) schlagen würden. Vorab: Im Bereich realistischer Erwartungen angesiedelt, gibt es weder hier noch da Grund zum Klagen – aber von vorne …

SAC Igel an hORNS MummyIn der wesentlich praxisnäheren Kombination mit dem Linn Majik DSM als Quelle/Vorverstärker sowie den hORNS Mummy mit ihren Horn-Hochtönern, verbandelt mit den AudioQuest Yukon-Cinchkabeln und dem Lautsprecherkabel AudioQuest Rocket 88, legen die kleinen Alu-Igel nach gebührender Einspielphase (etwa 50 Stunden sind das Minimum; nach vier Tagen hatte ich den Eindruck, dass alle Bremsen endgültig gelöst waren) ziemlich beherzt los. Das bedeutet nicht, dass sie grobdynamisch die allergrößten Sprengsätze zünden würden, jedoch arbeiten Transientengeschwindigkeit und -präzision in allen Frequenzbereichen so harmonisch zusammen, dass das Klangbild lebendig und treibend wirkt und zu keinem Zeitpunkt die Gefahr von Langeweile durch überintellektualisierte Analyse oder gar schlaffe Impulse aufkommt. Zum Beispiel treiben die Percussionelemente in Patricia Barbers intim eingefangener Live-Coverversion „Black Magic Woman“ (Album: Companion) schnalzend-schnell mit präzise gesetztem Mitteltondruck – und stehen dabei frei im Raum. Deutlich skulpturaler wirkt die akustische Manifestation der Bongos im Vergleich zum Linn, der sich hier mit Klangfarben eher zurückhält und den Fokus auf den Anschlag der Patricia BarberHände auf die Felle setzt – die SAC Igel arbeiten im Vergleich etwas mehr Obertöne und das Schwingverhalten des Korpus heraus. Hier zeigt sich ein sehr schönes Gespür für feindynamische Nuancen.

Die dreidimensional-plastische Art der Darstellung, wie die SAC Igel sie pflegen, hat meiner Meinung nach unabdingbar ihre Ursache im Bewahren von Mikroinformationen, wie sie Obertonschwingungen und Klangfarbenabstufungen nun mal sind. Dies ist nur möglich, wenn die Verarbeitung des Signals sehr schnell geschieht und Artefakte wie Verzerrungen und Rauschen minimiert sind. Ist dies der Fall, dann wirkt sich das direkt auf das Auflösungsvermögen und somit auch auf die Fähigkeiten zur realistischen räumlichen Darstellung einer Komponente aus, denn Rauminformation gerät nur bei akkurater Trennung von Signalanteilen derat unverfälscht: Die feinen Nuancen im Mittel- und John AdamHochton möglichst naturgetreu so zu reproduzieren, dass auch Echo- und Reflexionsinformationen noch ungefiltert und ungestört aus dem Lautsprecher kommen, setzt ebendiese weitgehend störungsfreie und vor allem schnelle Verarbeitung des elektrischen Signals voraus. Die SAC Igel schaffen das mit für diese Preisklasse bemerkenswerter Selbstverständlichkeit, leuchten die Breite der Bühne bei klassischen Aufnahmen wie John Adams Absolute Jest mit dem San Francisco Symphony Orchestra (auf Amazon anhören) weit aus und können auch hinsichtlich Tiefenstaffelung überzeugen – allzu tief geht es absolut gesehen zwar nicht in den Raum hinter den Lautsprechern, jedoch bleiben die Bezüge und Größenverhältnisse der einzelnen Schallereignisse (zum Beispiel die Instrumentengruppen des Orchesters) immer gewahrt.

SAC Igel

Die große Kunst ist es indessen, angesichts des hohen Auflösungsvermögens, das die Igel zum Beispiel bei den sehr dynamisch eingefangenen Blechbläsern in Quincy Jones The Birth of a Band (auf Amazon anhören) offenbaren, nicht ins Grelle und Nervige abzudriften. Eine Untugend, die „Blendern“ zu eigen ist, die obenrum einfach ein-zwei Dezibel drauflegen, statt echte Auflösung zu bieten. Nicht, dass mein Linn Majik DSM zu diesen Übertreibern gehörte oder Gefahr liefe, obenrum zu hart oder spitz zu klingen, aber die Igel schaffen es, noch mehr Information auf eine noch angenehmere, seidigere Art aus den Horntreibern Quincy Jonesder Mummys fließen zu lassen. Das erinnert mich ein wenig an die Verstärker von ASR (Schäfer und Rompf), die diesbezüglich ebenfalls ganz beachtliche Fähigkeiten besitzen, auch wenn sie diese Meriten in einer noch höheren Qualitätsstufe zum Ausdruck bringen können – was angesichts des Preisunterschieds (ein Emitter 1 liegt bei 6.200 Euro) sicher niemanden verwundern dürfte.

Wie dem auch sei, das wirklich Schöne am sich pegelmäßig gefühlt minimal zurückhaltenden Hochtonbereich der Igel (wie auch beim ASR Emitter) ist, dass er sich nie über Gebühr ins Bewusstsein zu drängen versucht, sondern auf geradezu unauffällige Art und Weise alle relevanten Informationen darbietet. Klar, es geht auch noch höher, noch filigraner auflösend, noch gleißender strahlend – doch dann muss ein Verstärker schon eine enorm hohe Qualität besitzen und sich diese bezahlen lassen, wenn es nicht ins Penetrante und Überstrahlende kippen soll. Hier kommen wie angesprochen dann zum Beispiel die Norma Audio Monos PA 160 MR ins Spiel, die bei insgesamt ähnlich gelagerter Charakteristik (minimal warm abgestimmt und mit unvergleichlich seidiger, feingranularer Auflösung gesegnet) insbesondere im Hochton noch mal zwei Schippen an Details drauflegen und zeigen, dass eine entsprechende Mehrausgabe absolut gesehen ein Mehr an Mikroinformation in allen Frequenzbereichen und eine weitläufigere Ausdehnung an den Frequenzenden nach sich zieht. Dennoch: Auch an meinen Lansche Audio 3.1 schlagen sich die SAC Igel mehr als beachtlich und lassen für sich genommen nichts missen, sondern spielen erwachsen und „machen“ sehr schön und langzeittauglich Musik.

SAC Igel 2016 von hinten

Die Parallele zum ASR lässt sich übrigens nicht nur exklusiv im Hochton ziehen. Auch im Tiefton erinnern mich die Igel ein wenig an einen Emitter: Vollmundig und druckvoll, aber nicht zu fett, stellen die kleinen Monos den sehr dominanten Bass in Morphines „Top Floor Bottom Buzzer“ vom Album The Night (auf Amazon) dar, trennen die MorphinesBassdrum exakt und präzise kickend vom böse grollenden Zwei-Saiter (der im Alter von nur 46 Jahren auf der Bühne nach einem Herzinfarkt verstorbene Morphine-Frontman Mark Sandman bezog seinen Waterstone-Bass nur mit den beiden tieferen Saiten), während die Hammondorgel des Gastmusikers John Medeski fröhlich und farbenfroh vor sich hinpluckert – grandios! Kontrolle? Aber ja. Die Mummys sind ja an sich im Bass ziemlich präzise und vergleichsweise hart agierende Lautsprecher, und was die Igel aus den 30er-Bässen der hORNS herausschieben, bleibt jederzeit trocken-druckvoll – und ist dennoch mit einem minimal softeren, wärmeren Farbton versehen als mit dem Linn. Sogar die Snare Drum im genannten Track mit ihrem vergleichsweise hohen Bassanteil wird eben dorthin physisch spürbar projiziert, entsprechende Abhörlautstärken vorausgesetzt – und die erreichen die SAC Igel locker, egal ob mit den Mummys (bei 93 dB Wirkungsgrad ist diese Kombination eine potenzielle Gefährdung des nachbarschaftlichen Friedens!) oder mit den bezüglich Stromlieferfähigkeiten etwas anspruchsvolleren Lansche Audio 3.1.

eMotiveIm Vergleich zum Linn Majik DSM wirken die Igel an den hORNS Mummy jedenfalls etwas organischer und voller und schließen so den Kreis zum ebenfalls natürlicher aufgelösten und besser ins tonale Gesamtbild eingebundenen Hochton, schön nachzuhören in meinem Lieblings-Testtrack, A Perfect Circles „Counting Bodies Like Sheep to the Rhythm of the War Drums“ vom genialen Cover-Album eMotive (auf Amazon anhören): Passt hier die Portionierung von Gewicht und stampfender Schwere im Bass nicht oder gerät die Reproduktion des Hochtons zu scharf, dann kann der Track bei hohen Lautstärken durchaus nerven. Keine Gefahr diesbezüglich besteht mit den SAC Igeln an den Mummys: Wahnsinn, wie direkt, harmonisch und voller Inbrunst die Mannen und das Mädel um den hauptberuflichen Tool-Frontmann Maynard James Keenan den brachialen Industrial mit seinen leisen Zwischentönen und der federnden Feindynamik über diese Kette zum Besten geben.

SAC Igel 2016

Großen Anteil daran hat übrigens auch der im besten Sinne unauffällig eingebundene Mittenbereich. Ich wünsche mir in der Stimmwiedergabe weder mehr Luft (so offen, wie die SAC im oberen Mittelton und Präsenzbereich in Jacinthas „Danny Boy“ spielen, wäre das vermessen) und auch nicht mehr Brust, denn hier tun die Igel eventuell ein ganz klitzekleines bisschen mehr als für das Prädikat „hundertprozentig neutral“ nötig wäre. Aber ich will mich wirklich nicht beschweren, denn es handelt sich um eine Andeutung, die mir an den Mummys zum Beispiel sogar entgegenkommt. Viel lieber freue mich über die Abwesenheit von Sibilanten-Gezischel, die ausdrucksstarke Darstellung voller Emotion und Farbigkeit (auch hier hilft die sehr gute Feindynamik mit ihren vielen Abstufungen und Schattierungen ungemein) und die bereits erwähnt freie, plastische Abbildung von Jacintha und Maynard James.

Jackie LevenNoch krasser und fast schon unheimlich präsent kommen die Stimmen der Sängerinnen zu Beginn von Jackie Levens „A Little Voice in Space“ (Album: Shining Brother Shining Sister, auf Amazon anhören) rüber: Glasklar, direkt, sehr präzise abgegrenzt und gestaffelt. Überhaupt sind Sauberkeit und Reinheit – bei aller angenehmer, niemals klinisch-analytischer Abstimmung – wichtige, den Klang der SAC Igel wesentlich definierende Aspekte. Nichts wirkt verschwommen oder unklar, alle Schallereignisse besitzen ihre eigene, eben sauber abgegrenzte Identität. Das ist nicht mehr nur Pflicht, sondern in dieser Qualitätsstufe auch die Kür im Einsteiger-High-End.

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Test: SAC Igel 2016 | Endstufe

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