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Erinnern Sie sich noch an den Rockna Wavelight PRE/DAC, den ich Ihnen an dieser Stelle vor drei Jahren vorgestellt habe? Seitdem ist der D/A-Wandler mit integrierter Vorstufe fester Bestandteil meiner heimischen Anlage. Schon damals plante Rockna, dem DAC ein streamingfähiges, digitales Quellgerät zur Seite zu stellen, den Wavelight Audiophile Music Server, kurz WLS (Preis: ab 6.190 Euro). Ein Muster war schon früh zu sehen, doch ein voll funktionsfähiges, dem Serienstandard entsprechendes Exemplar ließ auf sich warten. Lieferengpässe, technische Schwierigkeiten und Probleme mit Zulieferern sorgten dafür, dass die Markteinführung immer wieder verschoben wurde. All das ist nun Geschichte, worüber sich der Rockna-Vertrieb Kircher HiFi aus Graz natürlich sehr freut und uns prompt ein nagelneues Exemplar zum Testen zur Verfügung stellt.
Optisch orientiert sich der Rockna WLS erwartungsgemäß am Wavelight DAC und teilt sich mit diesem die robuste Behausung aus gebürstetem Aluminium, die in Schwarz oder Silber zu bekommen ist. Auf der Front gibt es diesmal allerdings kein Display, lediglich eine Bedientaste und eine LED in Form des WLS-Schriftzuges, die mit unterschiedlicher Farbgebung den jeweiligen Betriebszustand signalisiert.
Schnittstellen
Rückseitig ist da schon mehr los. Hier finden sich natürlich die üblichen digitalen Ausgänge in Form von S/PDIF koaxial (Cinch), AES/EBU, Toslink und USB. Darüber hinaus gibt es beim WLS auch eine I2S-Schnittstelle (Inter-IC Sound Interface) im HDMI-Format, die wir schon von anderen Rockna-Geräten kennen, etwa dem Wavedream-DAC und natürlich auch dem Wavelight PRE/DAC.
Die Besonderheit von I2S ist, dass die Audiodaten über eine eigene Leitung getrennt vom Takt übermittelt werden. Die Zeitinformation muss also nicht über das eine seriell eingehende Signal rekonstruiert werden (wie bei S/PDIF, USB etc.), da sie parallel transportiert wird – durchs Einsparen der entsprechenden Kodierung/Dekodierung kann somit eine potenzielle Fehlerquelle entfallen, was eine weitgehend jitterfreie Übertragung ermöglichen soll.
Was theoretisch gut klingt, scheiterte in praxi oft an der nicht vorhandenen Normierung der zu verwendenden Stecker und Buchsen sowie deren Pin-Belegung. Auch wenn es scheint, dass sich in letzter Zeit zunehmend der HDMI-Standard bei der Übertragung via I2S etabliert, löst dies noch nicht automatisch alle Kompatibilitätsprobleme, wenn Geräte verschiedener Hersteller miteinander kommunizieren sollen. Rockna begegnet dieser Problematik, indem die I2S-Ausgabe über das interne Menü des WLS in gewissem Rahmen einstellbar ist und damit die Verständigung mit D/A-Wandlern anderer Hersteller weitgehend sicherstellt. Übertragen werden PCM-Daten bis 32 Bit/384 kHz oder bis DSD512 nativ.
Daneben verfügt der Rockna WLS über einen USB-3.0- und zwei USB-2.0-Ports für externe Speichergeräte wie etwa ein NAS oder USB-Sticks. Intern lassen sich je nach Konfiguration zwischen 2 und 16 TB Musikdaten auf SSDs abspeichern, wobei die Basisausführung des WLS mit einer 2 TB SSD ausgestattet ist. Auch der LAN-Anschluss, ohne den natürlich nichts geht, ist auf der Rückseite zu finden. WLAN-Fähigkeit stand hingegen nicht auf der To-do-Liste der Rockna-Entwickler.
Software
Als Serversoftware ist derzeit neben Roon auch MPD (Music Player Daemon) installiert, die wegen ihres eher geringen Ressourcenverbrauchs alle Fans des sparsamen Umgangs mit Rechnerleistung zugunsten potenziell besseren Klangs ansprechen dürfte. Roon bringt freilich das bei weitem informativste User-Interface mit. Wie Sie sich auch entscheiden – um die klangliche Performance nicht unnötig zu begrenzen, empfiehlt es sich, nur den Server aktiv zu belassen, mit dem man auch hört. LMS (vormals Logitech, jetzt Lyrion Music Server) soll in Zukunft serverseitig ebenfalls zur Wahl stehen.
Recht offen zeigt sich Rocknas WLS, wenn es um die Player-Funktionalität beziehungsweise Steuerung geht: Er kann als Roon Bridge, UPnP-AV- und OpenHome-Renderer betrieben werden, HQPlayer NAA und Airplay sind ebenfalls an Bord. Damit präsentiert sich der WLS gegenüber meinem Innuos Zenith SE softwareseitig etwas flexibler, allerdings muss man mit ihm auf den komfortablen, integrierten CD-Ripper des Innuos verzichten. Ein externes Ripping-Laufwerk soll sich künftig aber auch an den Rockna anschließen lassen.
Werksseitig wurde der Rockna Wavelight Music Server als Roon Core konfiguriert. Über die Roon-Oberfläche ist der Server dementsprechend leicht zu finden und braucht nur angeklickt zu werden. Roon führt daraufhin durch ein Menü, in dem der Zugriff auf interne und externe Speichermedien ermöglicht wird. Außerdem fragt Roon danach, welche Streamingplattformen genutzt werden sollen. Aktuell stehen Tidal, Qobuz und KKBOX zur Wahl. Verfügt man über ein aktives Nutzerkonto, muss der Rockna WLS nur noch als Ausgabegerät definiert werden und das Hörvergnügen kann beginnen.
Die obigen Schritte und noch einiges mehr sind im online verfügbaren Wavelight-Server-User-Manual (PDF-Download) gut verständlich beschrieben. Für besondere Fragestellungen ist eine Kommunikation mit dem Rockna-Vertrieb oder direkt mit Rockna natürlich ebenfalls möglich.
Der Rockna WLS verrichtete in der Roon-Konstellation den Dienst in meiner Kette und wechselte sich für Quervergleiche mit dem in etwa preisgleichen Innuos Zenith SE ab. Dieser lief mit dem proprietären Innuos-Server, der nach meinem Empfinden beim Zenith ein klanglich besseres Ergebnis als unter Roon ermöglicht.
Rockna Wavelight WLS: Hörtest und Vergleiche
Inzwischen leuchtet der WLS-Schriftzug auf der Front weiß und zeigt damit Betriebsbereitschaft an. Die Verbindung zum DAC über die I2S-Schnittstelle vertraue ich einem Audioquest-Black-Diamond-HDMI-Kabel an. Vertriebschef Walter Kircher hatte mir im Vorgespräch diese Connection ans Herz gelegt und auch bei Rockna selbst präferiert man I2S.
Raumdarstellung
Nach einem Tipp aufs Tablet erklingt Cecilie Stranges sanft geblasenes Saxophon. Ihr 2023er Album Beyond gilt unter Kritikern zu Recht als probates Gegengift zur Hektik des Alltags, was, exemplarisch zu hören bei „Midnight Sun upon Saltværsøya“, angesichts meist ruhiger Tempi und besonders anmutiger und warm timbrierter Klangfarben leicht nachzuvollziehen ist.
Gestreamt mit dem Rockna WLS, rückt das Klangbild einen guten Meter auf mich zu. Im ersten Moment ungewohnt, scheint mich die nach vorne verlagerte Bühne zugleich mehr ins Geschehen zu involvieren. Etwas, woran man sich schnell gewöhnen kann, vermittelt die frontalere Perspektive doch tatsächlich mehr „Liveatmosphäre“. Die Musik wirkt „immersiver“ im Vergleich zu einer Vorstellung, die erst auf/hinter der Lautsprecherebene beginnt und dadurch einem Guckkasten ähnelt, in den man von außen hineinschaut.
Über die Jahre habe ich mich an die realistische, aber nicht ausufernde Abbildung der Raumtiefe des Innuos Zenith SE sehr gewöhnt. Der Rockna schließt hier auf, bietet aber auch nicht mehr. Allerdings beeindruckt er mit dem großzügigeren Breitenpanorama.
Deutlich wird auch, dass der Rockna WLS Frau Strange und ihre Mitstreiter präziser umreißt. Das Instrument der Dänin wird mit dem Wavelight Server punktgenauer verortet und körperlicher grundiert als mit dem Innuos. Der zeichnet weicher und hinterlässt dadurch einen geringfügig diffuseren Eindruck, der Rockna liefert den etwas unverstellteren Blick aufs Geschehen. Peter Rosendals Piano, den Bass Thommy Anderssons und Stranges Instrument stellt er so holografisch in den Raum, dass er darin fast schon meinem Analog-Laufwerk TW-Acustics Raven AC nahekommt. Das hätte ich von einem digitalen Quellgerät dieser Liga nicht unbedingt erwartet.
Tonaler Eindruck
Während der inzwischen 6.900 Euro teure Mu-Se von Acousence als ehrlich und genau reproduzierende Musikquelle, die einen Hauch Wärme ins Spiel bringt, durchgeht, macht Rocknas WLS mit gesteigerter Klarheit auf sich aufmerksam. Wenn der Det Norske Jentekor den „Carol of the Bells“ intoniert, ertönen die hohen Stimmen der jungen Damen wie frisch poliert. Außerdem werden die Stimmgruppen eindeutiger voneinander separiert und der Raum um sie abermals ein wenig luftiger dargestellt.
Die Mädchenstimmen gibt der Rockna also einen Hauch heller, wenngleich ähnlich kraftvoll wie Innuos und Acousence wieder. Kratzig oder hart klingt es mit ihm nicht und die obersten Höhen bewahren sich stets eine angenehme Smoothness, zeigen mithin keine Tendenz zum Zischeln. Weil sich der Hochtonbereich trotz des eher sanften Gebarens in den allerhöchsten Lagen nicht schüchtern wegduckt, darf von ehrlicher Eindeutigkeit gesprochen werden. Ein Freund, der den Rockna WLS bei mir hörte und mein normales Setup gut kennt, ließ sich zu der Bemerkung hinreißen, dass es mit Rocknas WLS in der Kette klänge, als habe jemand ein Tuch von den Lautsprechern gezogen. Nun, das halte ich ehrlich gesagt für übertrieben, aber dass der Wavelight-Server in den Höhen etwas energiereicher spielt, darf gesagt werden.
Diese informative Klarheit setzt sich in den Mitten fort. Frauenstimmen, etwa die von Renée Fleming, Alison Krauss und Rhiannon Giddens auf dem von Caroline Shaw arrangierten Jackson-Brown-Cover „Before the Deluge“, lassen sich mühelos auseinanderhalten, was aufgrund der ähnlichen Stimmlagen der Interpretinnen nicht immer so einfach ist. Rein tonal ist, wie bei der Mehrheit der Streaming-Server, grundsätzlich ziemlich neutrales Fahrwasser zu konstatieren, da macht der Wavelight Audiophile Music Server keine wirkliche Ausnahme.
Nun, eine kleine vielleicht doch: Via I2S scheint mir der Rockna im Bass ein Schippchen draufzulegen. „Better“ vom gleichnamigen Album Larry Goldings lebt vom treibenden Bass-Riff Kaveh Rastegars und dessen Fender-E-Bass. Kommt der Stream vom Rockna WLS, geht es gefühlt nicht nur eine Ecke tiefer in den Basskeller hinab, es verblüfft auch die feinstoffliche Auflösung tiefer Frequenzen, die ich bislang für eine Domäne deutlich teurerer digitaler Quellen hielt. Auch „Flight of the Cosmic Hippo“ von Bela Fleck and the Flecktones, eine liebgewonnene Bass-Referenz, die ich immer mal wieder zum Quercheck heranziehe, bestätigt diesen Eindruck. So wohlig tief grummelnd habe ich die Nummer noch nicht gehört.
Also: Dank vorbildlicher Auflösung tiefer und tiefster Frequenzen, wird das Klangbild nie mit Bässen „zugekleistert“, sondern wirkt substanziell und lebendig. Ein Gewinn, der gerade bei nicht sonderlich bassstarken Ketten noch deutlicher ausfallen dürfte.
Dynamik
Kann der Wavelight Musicserver, der innerhalb seiner Preisklasse die Messlatte ganz schön hochzulegen scheint, dynamisch auf demselben Niveau performen?
Die beiden im Vergleich zum Rockna günstigeren Musikserver aus dem Hause Innuos, Zen Mk3 (aktuell circa 3.100 Euro) und Zenith Mk3 (5.400 Euro), zeichnen sich nicht zuletzt durch ihre musikalisch-entspannte Spielweise aus, während sich die Dynamik im oberen Mittelfeld ihrer jeweiligen Preisklasse positioniert. Der Zenith SE vermag da noch etwas mehr zu leisten, kann sich aber natürlich nicht mit dem aktuellen Statement NextGen (circa 20.000 Euro) der Portugiesen messen, der einfach in einer anderen Liga spielt. Doch auch der ähnlich wie der Rockna WLS gepreiste Acousence Mu-Se bewies im Test beachtliche dynamische Qualitäten und vermochte bei großorchestralem Einsatz Glanzlichter zu setzen.
Als Prüfstein für den WLS dient der mit „Codes.Scherzo“ überschriebene 2. Satz von Kevin Puts Contact mit dem Trio Time For Three und dem Philadelphia Orchestra (Letters for the future, Deutsche Grammophon), der sowohl grob- wie feindynamische Sequenzen aufweist. Schon die zu Beginn vom Orchester unisono gesetzten Impulse werden vom WLS kraftvoll und energiegeladen in Szene gesetzt. Die „Flankensteilheit“, wenn man es so nennen will, ist ausgezeichnet. Nichts wirkt hier zerfasert oder aufgeweicht. Das schnelle Tempo birgt latent die Gefahr, das Klangbild ins Unstrukturierte, Unübersichtliche kippen zu lassen, doch davon lässt sich der Rockna nicht beeindrucken und behält, wie ein routinierter Dirigent, selbst beim Einsatz der Blechbläser souverän die Übersicht.
Sobald die Solisten übernehmen und der Fokus sich auf die beiden Violinen und den Kontrabass des Trios verlagert, ist vor allem die adäquate Darstellung binnendynamischer Aspekte gefragt. Schnell gespielte Glissandi, kurze Pausen und die betont perkussive Spielweise, die weniger begabtes Equipment rasch vor Probleme stellen können, meistert der Wavelight Server ohne angestrengt zu klingen. Er vernuschelt keinen Ton, gibt den Dynamikumfang der Violinen mit großer Aufmerksamkeit wieder und hält große wie kleine Spannungsbögen gekonnt aufrecht. Sorry, mein lieber Zenith SE, das hast du so leider nicht drauf …
Sound of Schnittstelle
Diese Hürden hat der Rockna ausgesprochen elegant genommen. Doch was passiert, wenn man eine andere als die I2S-Schnittstelle nutzen will oder muss, da wandlerseitig kein entsprechender Eingang vorhanden ist? In meiner Anlagenkonfiguration habe ich S/PDIF koaxial, den Toslink-Ausgang und natürlich USB-B ausprobiert.
Tatsächlich fällt USB-B, trotz des hier zum Einsatz gekommenen hochklassigen USB-Kabels „Das Klang“ von Chisto (3.250 Euro) unerwartet deutlich ab. Namentlich die Bassperformance wie auch die eingeschränkte holographische Abbildungsfähigkeit lassen den Rockna WLS diesmal gegenüber dem Innuos Zenith SE ins Hintertreffen geraten. Auf Rückfrage erläutert mir Walter Kircher, dass bei der Übertragung via USB auf das Upsampling verzichtet werden muss, was ein Grund für die schwächere Performance dieser Schnittstelle sein könnte … Wie dem auch sei: USB kann mit I2S nicht mithalten.
Wie steht es um S/PDIF koaxial? Wie so oft macht diese Verbindungsart, deren Übertragungsbreite zwar mit 192 kHz spezifiziert, häufig aber bis 384 kHz reicht, eigentlich alles richtig. Mit einem 75-Ohm-Digitalkabel von Steinmusic klingt es geschmeidig und strukturiert, mit Druck und Tiefgang im Bass, sauber im Hochton … und trotzdem höre ich lieber über die I2S-Verbindung. Möglicherweise stellt sich das mit teureren Digitalkabeln anders dar, aber es fehlt mir einfach das letzte Quäntchen Natürlichkeit, das letzte bisschen Drive, das das Hörvergnügen komplettiert.
Das wiederum stellt sich prompt ein, wenn man – Überraschung! – den optischen Ausgang des WLS wählt. Hier genügt ein Glasfaserkabel für etwa 100 Euro um eine I2S-ähnliche Perfomance zu erzielen. Erstaunlich, wie nahe die Toslink-Verbindung, die ja eine sichere galvanische Trennung garantiert, an den von Rockna empfohlenen Verbindungsmodus reicht: Dreidimensionalität, Raumabbildung, Dynamik … alles da. Einzig im Bass ist ein wenig Zurückhaltung nicht zu verhehlen.
Test: Rockna Wavelight Server WLS | Musik-Server