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Klangverbesserungen durch Handauflegen? Sorry, aber wer sich „Reiki Audio“ nennt, muss mit spöttischen Sprüchen rechnen. Dabei wirkt der Gründer des jungen britischen Unternehmens, Nigel Bell, alles andere als esoterisch angehaucht. Zwar ist er ein Audiophiler, doch er besitzt einen jahrzehntelangen Background in der IT und war nicht zuletzt deshalb laut eigenem Bekunden gegenüber dem „Gerücht“, dass so etwas wie ein Netzwerk-Switch einen klangrelevanten Unterschied machen soll, sehr skeptisch eingestellt. Bis er es dann doch selbst einmal ausprobierte und sich offenbar sehr wunderte. So sehr, dass er die Sache verdammt gründlich anging und eine Firma gründete, um fürderhin die HiFi-Szene mit audiophilen Switches zu beglücken, eben: Reiki Audio.
Von der haben Sie noch nie etwas gehört? Ging mir genau so, bis mich Wolfgang Linhard von My Sound auf den britischen Spezialisten aufmerksam machte, oder besser gesagt: aus dem Schwärmen gar nicht mehr herauskam und mit der Wendung „Müssen Sie hören, ich schicke Ihnen das jetzt zu!“, das kurze, engagierte Telefonat beschloss. Und da Linhard das gewisse „audiophile Näschen“ und jahrelange Erfahrungen mit dem Thema Audiostreaming besitzt, hab‘ ich mich dagegen natürlich nicht gewehrt – und so lesen Sie im Folgenden meine Erfahrungen mit dem Reiki Audio SuperSwitch Master (Preis: 2.100 Euro).

Black Box – der Reiki Audio SuperSwitch Master ist ein denkbar schlichtes, schwarzes Kistchen. Einziger Blickfang: das ins 5 mm starke Aluminiumgehäuse eingefräste Logo auf der Oberseite
Spreu und Weizen
Im Jahr 2019 machte Nigel Bell seine ersten Erfahrungen mit günstigen Switches „von der Stange“ vor dem Streamer – im Jahr 2022 wurde dann Reiki Audio aus der Taufe gehoben. Dazwischen liegen ein paar Jährchen Forschung und Entwicklung, des kritischen Hörens und Ausprobierens – das Ganze immer unter der Leitfrage: Wie kann das eigentlich sein, was ich da höre?

Die Rückseite des Reiki Audio SuperSwitch Master – rechts kommt das LAN-Kabel vom Router rein, links geht das zum Streamer heraus. In der Mitte: ein Erdungsschräubchen
Seine Antworten darauf fallen teils doch ein wenig anders aus als die, die Mitbewerber geben. So kommt es nach Bells Ansicht beispielsweise auf das Thema Jitter vor dem Streamer gar nicht an und somit seien ihm vorgelagerte „Super-Clocks“ nicht zielführend. Nigel Bell lässt sich auf seiner Website länger hierzu aus, die Kurzform der Argumentation lautet: Der Streamer bekommt die Datenpakete stets in der richtigen Reihenfolge aus einem Buffer zugespielt, entscheidend sei das zeitliche Handling bei der Weiterverarbeitung der Datenpakete hin zum Bitstream für den D/A-Wandler – doch eben nicht beim Befüllen besagten Buffers auf der „Empfangsseite“ des Streamers. Deshalb reiche eine gute Standard-25-MHz-Clock, wie er sie in seinem SuperSwitch Master einsetzt, allemal, denn klanglich besser könne es an dieser Stelle prinzipbedingt nicht werden.
Einen relativ geringen Einfluss besitze auch die eigentliche Schaltung des Switches, was er schon recht früh realisiert habe, so Bell weiter. Da mit einem Switch stets eine (gewisse) galvanische Trennung des Datensignals erfolge, sei meist schon mit günstigen Exemplaren ein Klanggewinn zu erzielen; Experimente mit vorgeblich avancierter designten Switchboards/-schaltungen bestimmter Hersteller ergaben bei seinen Untersuchungen keine wirklich relevanten Verbesserungen. Als Ausgangsbasis für den SuperSwitch Master verwendet man bei Reiki Audio daher ein „gutes, rauscharmes Board“, das sodann kräftig modifiziert werde. Wozu als wesentlicher Punkt die „Verpackung“ gehört.
Nicht nur solide, sondern spielentscheidend
Worauf es laut Nigel Bell bei einem Switch mit audiophilem Anspruch nämlich wirklich ankomme, sei Rauscharmut – das Stichwort fiel schon. Ähnliches behaupten freilich auch andere Anbieter, doch man muss Bell zugutehalten, dass er das Thema bei seinem Design ziemlich konsequent umsetzt, wenn nicht gar etwas besessen.
Der erste Punkt, der auffällt, ist, dass sein SuperSwitch eigentlich gar nicht wie ein Switch ausschaut. Die haben schließlich meist acht LAN-Ports am Start, manche gar mehr. Bei dem von Reiki Audio gibt es derer zwei – einen Eingang (Richtung Router) und einen Ausgang (Richtung Streamer). Mag sein, so Bell, dass das Verteilen und Routen der Datenströme ein wesentliches Feature eines Switches ist – aber doch nicht in der klassischen audiophilen Umgebung. Welcher Highender betreibt schon mehrere Netzwerkplayer in seiner Anlage? Und auf die Idee zu verfallen, die übrigen, unbelegten Ports mit „normalen“ Consumer-Gerätschaften (Drucker, PC, TV etc.) verbinden, sei ein ganz schlechter Gedanke, denn so sorge man dafür, deren HF-Rauschspektrum in die Anlage zu leiten. Doch auch freibleibende Ports sind Bell ein Graus, schließlich sind dafür Aussparungen im Gehäuse nötig, über die sich Hochfrequenzstörungen in den Switch einschleichen könnten – und das kann ja keiner wollen. Vor allem Bell nicht.

Wozu mehr LAN-Ports als nötig? – Bei Reiki Audio legt man Wert auf ein maximale Abschirmung, zusätzliche Buchsen stören da nur
Die Schirmungs-Besessenheit geht aber noch ein bisschen weiter: So besitzt der Reiki Audio SuperSwitch Master keine LED-Lämpchen, die den Betriebszustand anzeigen, denn sonst müsste man ja eine kleine Bohrung im Gehäuse vornehmen, durch die die LED blinzelt – und dann würde sich RFI-Noise womöglich durch dieses kleine Löchlein mogeln, was ja keiner wollen kann … Zumal LEDs sowieso „böse“ sind, denn die rauschen von sich aus schon und haben in einem audiophilen Switch nichts verloren, weshalb es bei dem von Reiki Audio auch innendrin keine gibt. Geistverwandtes habe ich schon mal gehört: Die Innuos-Entwickler argumentieren bei ihrem deutlich teureren PhoenixNET (3.599 Euro) ähnlich. Der Switch der Portugiesen besitzt allerdings vier statt zwei RJ45-Buchsen, setzt unter anderem auf eine hochpräzise OCXO-Clock und hat einige Lüftungsschlitze im Gehäuse, über die Bell wahrscheinlich den Kopf schütteln würde.
Zurück zu Reiki Audio. Damit die Schirmung möglichst perfekt ist, kommt der SuperSwitch Master in einem gefrästen, hermetisch dichten und dank fünf Millimeter starker Wandungen sehr solide wirkenden Aluminiumkleid – und was das Alu an Hochfrequenzmüll nicht abhält, sollen ein spezielles EMI-Absorptionsmaterial von 3M und die Innenauskleidung des Gehäuses mit Kupfer besorgen.

Der Aufbau des Gehäuses des Reiki Audio SuperSwitch Master – unter dem Aluminiumkleid befindet sich eine Kupferhülle
Dass bei dieser Design-Philosophie die Stromversorgung nicht im Switch selbst stecken darf, ist konsequent: Sie würde dort vermutlich in die Schaltung einstreuen und das kann ja … nun, Sie können es sich denken. Reiki Audio setzt auf externe Netzteile. Ein weiterer Unterschied zum erwähnten Innuos PhoenixNET.

Der SuperSwitch Master wird mit einem Low-Noise-iFi-iPower-Schaltnetzteil geliefert, wer die Stromversorgung upgraden möchte, kann das Reiki-Audio-eigenen Linearnetzteil ordern
Die Standardvariante des Reiki Audio SuperSwitch Master kommt mit einem iFi-iPower-Schaltnetzteil. Wer aufrüsten möchte, kann den Briten treu bleiben und ein knapp drei Kilogramm schweres Reiki Audio PRO Linear PSU dazu ordern – freilich ist dieses Upgrade teurer als der Switch selbst, 2.500 Euro werden aufgerufen. Es gibt übrigens noch mehr von Reiki Audio als Switch und Netzteil: Eine OpticalBridge etwa, die ein elektrisches Ethernet-Signal in ein optisches und nach dem Übertragungsweg wieder zurück verwandelt, sowie ein DC-Strom- und ein Netzwerkkabel der gehobenen Gattung. In diesem Test geht es aber ausschließlich um den Reiki Audio SuperSwitch Master. Also ab in den Hörraum mit ihm.
Reiki Audio SuperSwitch Master: Hörtest und Vergleiche
Das erste Test-Setup ist das mit dem Reiki Audio SuperSwitch Master vor meinem Server/Streamer Antipodes K22 G4 versus ohne ihn, sprich mit Direktverbindung zum Router. Eine weitestgehend ungepimpte Fritzbox übrigens. Okay, ich kam nicht ganz umhin, ein paar Einstellungen zu ändern, ihr ein SBooster-Linearnetzteil zu spendieren, und Richtung Streamer liegt ein sehr ordentliches LAN-Kabel von fis-Audio, das meine ich mit „weitestgehend“ …
Man muss nun keine drei Dutzend A/B-Vergleiche machen, um herauszufinden, was passiert, wenn der Reiki Audio am Start ist. Der Schritt ist recht deutlich und das in fast allen Klang-Dimensionen. Außer der tonalen, da bleibt es sich eigentlich gleich, ob nun mit oder ohne den Reiki im Digitalsignalweg.
Wie zu erwarten bei „Tuning“ im Digitalaudiobereich, steigen das generelle Auflösungsvermögen und die Akkuratesse der Raumdarstellung. Nicht nur leuchtet der Reiki Audio SuperSwitch Master die Bühne tiefer aus, spendiert ihr mehr Profil – deutlich zu merken etwa bei „Tessellate“ von Alt-J (Album: An awesome wave) –, er umreißt einzelne Stimmen und Instrumente auch exakter. Zudem, hier treffen sich bessere(r) Detaillierungsgrad und Bühnendarstellung, wirkt mit ihm der Raumhall klarer nachgezeichnet und das Ausklingen von Instrumenten „länger“, insbesondere leise Signalanteile gewinnen also mit dem britischen Reiki-Meister.
Das aber ist nicht alles, es lassen sich auch dynamische Gewinne verzeichnen, und das überrascht mich doch ein bisschen. Okay, klar, ich rede jetzt nicht von grobdynamischen Wundern, die Makrodynamik bleibt ziemlich ähnlich – aber einzelne Impulse kommen wie mit mehr Spannkraft versehen, es ist, als spiele die ganz Anlage einfach mehr auf den Punkt. Das klappt mit gezupften Saiten wie bei McCallas „Little Sparrow“ (Album: A day for the hunter, a day for the prey), es klappt aber auch bei Trommeln, etwa bei denen zu Beginn des Stücks „Green Chimneys“ von A NYC Tribute feat. Jimmy Cobb & Randy Brecker (Album: MONK): Ohne den Reiki Audio vorm Streamer kommen die einzelnen Schläge nicht ganz so echt-authentisch wie mit ihm, als läge da ein dünnes Tuch überm Fell, und der Körper der Drums wird ohne den Reiki Audio ebenfalls weniger klar nachmodelliert. Es geht hier nicht nur um ein simples Mehr an Details, das auch, es wirkt unterm Strich eben auch rhythmisch akkurater – und deshalb zieht es mich leichter in die Musik hinein, wenn der SuperSwitch seine heilenden Hände auflegt.
Das zweite Test-Setup ist der Vergleich des Reiki-Audio-Switch mit einem von Silent Angle, dem Bonn N8. Dessen aktuelle UVP liegt bei 500 Euro, er ist also deutlich günstiger als der SuperSwitch aus GB. Die erste, wiederum wenig überraschende Erkenntnis: Das Ausmaß der oben beschriebenen Unterschiede schrumpft, doch prinzipiell bleiben sie bestehen. Wobei ich den zuletzt beschriebenen „PRAT“-Gewinn (Pace, Rhythm and Timing) weniger ausmachen kann. Die Hauptunterschiede liegen nun tatsächlich im Bereich der Auflösung leiser Details und der räumlichen Staffelung sowie der Abbildungsqualität.
Ob Sie das für sich als relevant erachten, liegt natürlich an ihrer Anlage, ihrem Hör- und Musik-Geschmack. Für Nineties-Grunge alleine muss es das wohl nicht sein, wenn Sie exzellent eingefangene, audiophile Aufnahmen auf dem Speisezettel stehen haben, könnte das schon anders aussehen. Ich habe wieder einmal das Album Stille Klage von Griet de Geyter und dem Barockmusikensemble Il Gardellino angesteuert, denn das hatte ich seinerzeit beim Test des Innuos PhoenixNET gehört. Nun, so wie es mir der Reiki Audio präsentiert, will ich es eigentlich immer hören, hier hängt der Silent Angle dann doch zurück. Auflösung, Texturen, Raumausleuchtung, Hallfahnen … das alles kommt mit dem Briten das entscheidende Tickchen echter rüber, das den Audiophilen entzückt.
Nun werden Sie sich vielleicht fragen, ob ein drittes Test-Setup, nämlich der Vergleich mit besagtem Innuos, kommt. Tja, leider nein, denn ich habe den PhoenixNET nicht zur Hand, und gerade bei dieser Gerätegattung sollte man dann doch im Direktvergleich hören, wir reden schließlich über subtilen Feinschliff. Was ich aber sagen kann, ist, dass meine Vergleiche des Innuos mit dem Silent Angle seinerzeit in eine ganz ähnliche Richtung wiesen.
Testfazit: Reiki Audio SuperSwitch Master
Nigel Bell setzt beim Design des Reiki Audio SuperSwitch Master den Fokus auf Noise-Minimierung: Sein Switch will das Rauschen des Routers eliminieren, die Schaltung selbst soll keines hinzufügen und das hermetisch dichte, mehrfach geschirmte Gehäuse Hochfrequenzmüll draußen halten. Je weniger EMI/RFI-Noise in den Netzwerkplayer gerät, so seine Überzeugung, desto besser das klangliche Ergebnis. Deshalb empfiehlt er auch, den SuperSwitch mit einem möglichst kurzen, ungeschirmten CAT-6-Kabel (zwei solcher Kabel liegen bei) oder mit einem LAN-Kabel, dessen Schirm einseitig auf der Switch-Seite liegt, an den Streamer anzuschließen – denn der sollte möglichst null Noise abbekommen.
Ob man Nigel Bells Überzeugungen nun teilt oder nicht, spielt letztlich keine Rolle. Entscheidend ist, dass man‘s hören kann oder wie er sich ausdrückt: „The proof of the pudding is in the eating“. Der seine schmeckt vorzüglich: Auflösung, Raumdarstellung und Impulswiedergabe legen mit dem Reiki Audio im Vergleich zur „ungefilterten“ LAN-Verbindung ein gehöriges Schrittchen zu. Natürlich sollte man eine entsprechend hochwertige und -auflösende Anlage sein Eigen nennen, denn sonst ergibt solch ein Investment an dieser Stelle wenig Sinn. Doch ist das gegeben, lohnt ein Probehören allemal.
Fakten:
- Produkt: Reiki Audio SuperSwitch Master
- Kategorie: Netzwerk-Switch
- Preis: 2.100 Euro
- Farbe: Schwarz
- Maße & Gewicht: 182 x 100 x 45 mm (BxTxH), 850 g
- Ein- und Ausgänge: 1 x RJ45-Input, 1 x RJ45-Output
- Leerlauf-Leistungsaufnahme: circa 1 Watt
- Garantie: 2 Jahre
Vertrieb:
Reiki Audio Limited
Pera Business Park, Melton Mowbray | Leicestershire
Telefon: +44(0)7880-500999
E-Mail: nigel@reikiaudio.com
Web: https://www.reikiaudio.com/
Test: Reiki Audio SuperSwitch Master | Netzwerk-Switch