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Sei’s Alison Mossharts Stimme auf der genannten Kills-Platte oder Howe Gelbs auf dem Album Alegrias, in beiden Fällen wirkt’s auf mich eher sonorer denn tonal leichter als gewohnt. Freilich nur eine Nuance, doch eine sich konsequent durchsetzende: So scheint auch die Perspektive auf die spanischen Gitarren bei Alegrias eher auf den Körper des Instruments gerichtet denn aufs initiale Moment des Saitenanrisses; dito bei einem anderen Gitarrenpicker – Ben Harper/Lifeline, Song: Paris Sunrise #7 –, schön holzig klingt das. Symptomatisch auch, wie der Rega die sympathische Blaskapelle LaBrassBanda (Album: Übersee) serviert: Die Tuba – wunderbar auf den Punkt: Prot, Prot, Prot – treibt die Songs an, wieder vermeint man subjektiv eine Tempoverschärfung zu vernehmen, Posaune und Trompete setzen Akzente. Aber gerade Letztere klang nach obenraus auch schon mal etwas offener, Anblasgeräusche etwas deutlicher. Richtiggehend luftig im Hochton wirkt der RP8 nicht. Die oberen Oktaven kommen mit dem Rega eine Nuance dezenter, weniger prominent. Man kriegt schon noch alles mit, aber der Akzent liegt halt nicht darauf.
Bei der recht eigenwilligen, düster-atmosphärischen Platte Already Drowning von Aidan Baker sind beim namensgebenden ersten Song die Becken irgendwie „heiß“ abgemischt worden, ja, es wirkt regelrecht silbrig-glasig, und ich vermute sehr stark, dass das so gewollt ist.
Nun, diese Becken klingen mit dem Rega milder. Man darf sogar sagen: angenehmer. Oder eher: weniger ehrlich? Eine Frage der Sichtweise. Auch dieses ganz leichte elektronische Hochtonrauschen, was bei „Mein Zwilling, mein Verlorener“ an- und ausgeknipst wird: Doch, doch, der Rega bringt das schon rüber. Aber eben eine Spur weniger deutlich als beispielsweise der VPI Scout II. Feinheiten.
Noch ein Unterschied fällt dabei auf, und der hat etwas mit der Art der Raumdarstellung zu tun. Während der VPI sein Talent hierbei auch darin zeigt, eine ausnehmend große Bühne aufzumachen, wirkt der Rega relativ dazu kompakter – aber auf seiner etwas kleineren Bühne bildet er tatsächlich noch einmal akkurater und plastischer ab. Ich hatte dem Scout seinerzeit schon hohe Plastizität attestiert, aber das hier ist noch mal ’nen Zacken schärfer. Wie auch immer: Je nach Musikgenre kann die eine oder die andere Stärke ihr Potenzial ausspielen. Beispiel: Bei Already Drowning sind ab und an auch noisige Elemente im Spiel – der Baker macht auch Drone-Doom-Sachen, so krass wird’s hier aber nicht –, beispielsweise in der Mitte des Stücks „Tout Juste Sous La Surface, Je Guette“. Und, nun ja, wenn sich so was dann zu einer Wall of Sound aufstapelt, kommt es natürlich gut, wenn die sich ausladend vor einem aufbaut, da würde ich schon sagen: size matters. Ähnlich bei elektronischer, soundscapeartiger Musik, bei Großorchestralem oder allgemeiner: Wenn man mal ein Klangvollbad nehmen möchte.
Aber bei handgemachtem Pop/Rock, einer Jazzcombo, Singer/Songwriter-Klamotten, da sieht die Sache schon wieder anders aus. Da spielt der Rega RP8 seine Trümpfe aus. Hochakkurat und plastisch werden die Musiker auf die imaginäre Bühne gestellt, da gibt es gar kein Vertun, wie die Positionen verteilt sind. Auf gewisse Weise wirken die einzelnen Klänge hierdurch auch energiegeladener auf mich, als lägen sie in konzentrierterer Form vor als sonst, weniger „diffus und durchscheinend“, sondern sehr solide, quasi verdichtet. Und dieses Dreidimensionale, diese physische Präsenz passt auch wiederum ungemein gut zum Spielwitz, den der Rega RP8 in so hohem Maße besitzt. Die Illusion, die Musiker seien „da“, direkt vor einem, geling dem Dreher wunderbar. Einfach klasse.
Test: Rega RP8 | Plattenspieler