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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Charmeoffensive
  2. 2 Klangeindrücke & Vergleiche: RCM Audio Sensor 2
  3. 3 Testfazit: RCM Audio Sensor 2

RCM Audio ist kein Neuling im HiFi-Business. Zunächst als HiFi-Distributor in Polen tätig – der Sitz der Firma ist in Katowice – stellt man inzwischen seit über einem Jahrzehnt Audio-Komponenten unter eigenem Namen her. Wobei das Produktportfolio sehr übersichtlich ist: Neben unserem aktuellen Testmuster, dem Phonovorverstärker RCM Audio Sensor 2 (Web: http://rcm-audio.de | Preis des Testgerätes: 2.850 Euro), gibt es noch das Phonopre-Flaggschiff „Theriaa“ für 11.500 Euro. Und das war’s.

Zwar hatte man auch schon einmal einen Röhren-Vollverstärker im Angebot, doch dieses Projekt wird zurzeit nicht weiter verfolgt. RCM Audio möchte „phonozentriert“ bleiben, erfahre ich von Andrea Vitali, der sich seit Neuestem um den Vertrieb der Marke in Deutschland kümmert. Vielleicht sagt der Name manch einem etwas? Vitali ist der, der sich auch um das Marketing des Hornlautsprecher-Herstellers Blumenhofer Acoustics und des Kabel- und Netzfilter-Anbieters Cammino kümmert.

RCM Audio Sensor 2 Frontansicht

Erstinspektion

Das erste, was neben dem reduzierten Look und der soliden Verarbeitung an der Phonovorstufe RCM Audio Sensor 2 auffällt, ist, dass sie zweiteilig daherkommt: Das Linearnetzteil steckt in einem separaten, externen Gehäuse. So etwas sieht man bei Phonovorverstärkern ja durchaus öfter, ist nun aber auch kein Standard. Der Grund für diese Maßnahme dürfte bekannt sein: Man möchte schädliche Einstreuungen auf die empfindliche Verstärkerschaltung minimieren. Eine gute Idee, vor allem bei einem Entzerrer, weist der doch regelmäßig den höchsten Verstärkungsfaktor der ganzen HiFi-Anlage auf. Je weniger Noise „hier vorne“ mitverstärkt wird, desto besser.

RCM Audio Sensor 2 von hinten

Die zweite Auffälligkeit des RCM Audio Sensor 2 lässt sich auf der Rückseite ausmachen. Da gibt’s – beim Mäuseklavier zur Einstellung der Abschlussimpedanzen – ein Schalterchen namens „Balanced/Unbalanced“. Und ja, tatsächlich handelt es sich beim RCM Audio Sensor 2 um ein vollsymmetrisches Design. Was ich sehr löblich finde, schließlich ist so ein Tonabnehmer ja per se symmetrisch und gibt sehr schwache Signale von sich. Da kann es nur gut sein, einen wesentlichen Vorteil der Symmetrie, nämlich die höhere Störfestigkeit, konsequent zu nutzen.

Doch gerade deshalb ist es schon etwas eigenwillig, dass der RCM Audio Sensor 2 keinen symmetrischen XLR-Eingang bietet, sondern nur ein Cinchbuchsendoppel. Klar – es gibt auch symmetrisch aufgebaute Cinchkabel. Aber trotzdem erschließt sich mir die „Logik“ an dieser Stelle nicht, zumal man sich bei RCM ausgerechnet ausgangsseitig dafür entschieden hat, XLR-Outs anzubieten. Doch wie dem auch sei – es lohnt sich, den symmetrischen Betrieb auszuprobieren, auch wenn Sie dafür eventuell Ihr Phonokabel auswechseln müssen. Das macht sich nicht nur dynamisch bezahlt, vor allem gewinnen die Güte der Abbildung und die Transparenz der Bühnendarstellung. Ich habe die RCM Audio im Testzeitraum fast ausschließlich symmetrisch betrieben.

RCM Audio Sensor 2 - Anschlussfeld

Apropos Ein- und Ausgänge: Unser Testmuster kam mit der Option „Furutech Rhodium“, beinhaltete also entsprechend rhodinierte Cinch- und XLR-Buchsen sowie eine Furutech-Feinsicherung. Dieses Upgrade erhöht den Preis des RCM Audio Sensor 2 um 390 Euro.

Einstellungssache

Der RCM Audio Sensor 2 verstärkt MM- und MC-Tonabnehmer. Für MM gibt’s die übliche 47-kOhm-Einstellung (bei 150 pF), für Moving Coils sieben weitere Abschlussimpedanzen: 20, 30, 50, 100, 200, 400 und 1000 Ohm. Da die Widerstände parallel geschaltet werden können, sind insgesamt 28 unterschiedliche Abschlusswerte möglich. Es wäre natürlich schon bequemer, die Einstellung von der Front aus vornehmen zu können, aber wir Analogies sind das Gefummel an Mini-DIP-Schaltern ja inzwischen gewohnt.

RCM Audio Sensor 2 - Rückseite

Ebenfalls über DIPs lässt sich der Verstärkungsfaktor justieren – und das in sieben Abstufungen, von 52 bis 76 dB. Die Beschriftung der Gain-Settings zeigt allerdings keine Dezibelwerte an, sondern Millivolt – implizit wird hierdurch nahegelegt, dass diese Werte mit der Ausgangsspannung des angeschlossenen Tonabnehmers korrespondieren sollten. Doch daran muss man sich nicht allzu sklavisch halten, besser ist’s, man experimentiert ein wenig. Ich jedenfalls fand eine Eins-zu-eins-Entsprechung der mV-Werte etwas „zu laut“, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Ausgangsspannung des Tonabnehmers mal zwei und dann den nächstliegenden Wert auf der Skala suchen, so klang es in meiner Kette stimmiger. Und damit sind wir auch schon bei der Hauptsache angekommen – dem Klang.

RCM Audio Sensor 2 - Power Supply-Eingang

Klangeindrücke & Vergleiche: RCM Audio Sensor 2

Zuletzt hatte ich es mit dem Netzwerkplayer Lumin T1 zu tun, nun mit einem Phonovorverstärker – zwei komplett unterschiedliche Gerätegattungen. Und doch scheint mir, wie der Zufall so will, die klangliche Gangart der beiden Ähnlichkeiten aufzuweisen: Statt mit grundsätzlich „reiner Lehre“, also mit maximaler Auflösung und linealglattem Frequenzgang, versucht auch der RCM Audio Sensor 2 den Hörer mit einer wohlplatzierten Dosis Charme in die Musik hineinzuziehen. Was ihm ziemlich gut gelingt.

soap&skin lovetune for vakuumDas Ganze fängt schon in den unteren Frequenzgefilden an. Der Tiefbassbereich gibt sich normal, unauffällig, doch ab Midbass bis in den Grundtonbereich hinein wird eine Fingerbreite mehr draufgelegt, was das gesamte Klangbild ins etwas Kräftigere, Sonorere befördert. So werden mit dem RCM etwa die tiefen Klavierakkorde auf dem Soap&Skin-Album Lovetune for Vacuum (auf Amazon anhören) etwas gehaltvoller, mächtiger in den Raum geschoben als ich das sonst so gewohnt bin. Nein, auch nicht übermächtig. Aber eben doch mit Spaß am substanziellen Auftritt. Man kann das leicht betont nennen – oder angenehm involvierend.

labrassbanda-ueberseeDoch habe ich die Akkorde nicht auch schon einmal durchgezeichneter und abgestufter dargeboten bekommen? Ja, habe ich – meine preisgleiche Phonovorstufe B.M.C. Audio MCCI beispielsweise bietet den strafferen, informationsreicheren Tiefton, hält sich dabei pegelseitig im neutralen Bereich und darf insofern als „ehrlicher“ bezeichnet werden (und die kürzlich getestete, neueren Version „Signature ULN“ bietet diesbezüglich noch mehr). Freilich wird das bei manchem Hörer auch als Synonym für „langweiliger“ durchgehen.

Noch einmal anders gesagt: Der RCM Audio Sensor 2 spricht mehr den Bauch als den Kopf an. Beziehungsweise den Fuß, denn rhythmisch überzeugt diese Maschine. Die bajuwarische Band La Brassbanda (Album: Übersee, auf Amazon anhören) setzt als Rhythmussektion nicht nur Bass und Schlagzeug ein, sondern auch eine Tuba – wie das nun extrasaftig-nonchalant durch mein Hörzimmer groovt, macht einfach extrem viel Laune. „Supertight“ und „höchst akkurat“ getimed würde ich jetzt nicht sagen, sondern eher lässig swingend. Aber hey – wie tight soll Brass-Kapelle denn bitteschön auch rüberkommen?

RCM Audio Sensor 2 mit Netzteil

Da, wie gesagt, der Grundton durchaus kräftig ist, sind es auch die Mitten. Klavier wirkt größer, Akustikgitarre holziger, Stimmen wird mehr Brustumfang zugesprochen. Das Klangbild gibt sich also geerdet, nicht ätherisch. Was auch daran liegt, dass sich der Hochton nie in den Vordergrund spielt. Bis zu den oberen Höhen verläuft er rechtschaffen neutral, darüber hinaus wird minimal abgedimmt. Etwas schade ist das bei manchen Frauenstimmen, die schon noch ein wenig offener und freier rüberkommen könnten. Dazu passend schimmern Schlagzeug-Becken auch eher gülden denn silbrig. Ein Vorteil dieser Abstimmung ist freilich, dass die oberen Oktaven niemals abgesetzt oder künstlich wirken.

RCM Audio Sensor 2 - innen

Blick ins Innere des RCM Audio Sensor 2

Letztlich muss die tonale Ausrichtung des RCM Audio Sensor 2 zum eigenen Hörgeschmack und dem Rest der HiFi-Anlage passen: Wenn Sie Ihrer arg britisch abgestimmten Kette eine Portion Frischluftzufuhr und Knackigkeit verabreichen möchten, werden Sie mit dem RCM nicht weit kommen. Geht’s Ihnen um eine kleine Extradosis Spaß und körperhaften, etwas angewärmten Ausdruck, dann sind Sie mit dem Sensor 2 an der richtigen Adresse.

Weitere Besonderheiten

Gibt es neben der tonalen Signatur weitere besondere Kennzeichen des RCM Audio Sensor 2? Das Auflösungsvermögen etwa? Hmm, eigentlich nicht. Das ist, gemessen am Preis, anständig, aber da geht schon noch mehr, was nicht nur eine B.M.C. Audio MCCI Signature ULN beweist (die diesbezüglich freilich auch besonders herausragt). Der RCM-Phonovorverstärker jagt nicht jedem Detail hinterher, sondern präsentiert, wenn man so will, das für ihn musikalisch Relevante. Im Grunde verhält es sich hierbei ähnlich wie mit dem Hochton – der ist einfach da, aber nicht als solcher separat wahrnehmbar.

RCM Audio Sensor 2

Sticht der Sensor 2 dynamisch heraus? Da muss man differenzieren. Feindynamisch bietet er Preisklassentypisches, makrodynamisch geht es aber schon mit ordentlich Pfeffer zu Sache. Wobei dieser Eindruck, zugegeben, auch daher rührt, dass untenrum diese kleine Extraportion „Fun“ eingebaut wurde. Gerade bei Rock & Pop macht ein gewisser „Boogie-Faktor“ gehörig Laune, doch auch bei symphonischen Werken hat das seinen Charme. Jedem Tutti wird ein Ausrufezeichen beiseitegestellt, und so soll das doch auch sein.

Neben der kraftvollen Tonalität und dem dynamisch-swingenden Duktus ist aber vor allem die Raumdarstellung dafür verantwortlich, dass der musikalische Funke überspringt. Und wiederum geht der RCM Audio Sensor 2 hier nicht nach „streng reiner Lehre“ vor, wenn ich die flugs mal folgendermaßen definieren darf: Die Bühne startet auf der Grundlinie der Lautsprecher und erstreckt sich von dort aus kastenförmig nach hinten, die Einzelklänge werden scharf umrissen und sehr akkurat verteilt.

RCM Audio Sensor 2 seitlich 2

Nun, der RCM-Phonopre hat hier etwas anders im Sinn. Er bietet ein überdurchschnittlich breites Klangpanorama, doch in die Tiefe staffelt er nicht allzu weit. Dafür kommt die Bühne dem Hörer ein gutes Stück entgegen, mit dem Sensor 2 geht die Musik also einen Schritt nach vorne – was entscheidend zum involvierenden Charakter dieser Phonovorstufe beiträgt. Verstärkt wird der Eindruck noch, indem einzelne Stimmen und Instrumente eher etwas größer als kleiner gezeichnet werden – und Größeres ist nun mal etwas aufmerksamkeitsheischender.

Die Abbildungspräzision ist dabei ganz gut, doch vergleichsweise zu anderen Geräten dieser Klasse eher organisch-rund gehalten als wirklich messerscharf. Und da der Bühnenraum durchaus üppig ist, stehen sich die Musiker auch nicht auf den Füßen, nur weil sie etwas größer herausmodelliert werden. Doch für Hörer in „Feldherrenpose“, die das ganze Orchester fein säuberlich durchzählen wollen, ist das hier nicht das Rechte. Der RCM Audio Sensor 2 verfolgt auch mit seiner Art der Raumdarstellung das Ziel, den Hörer in die Musik hineinzuziehen, ihn zu verführen. Eine geradezu reißbrettartige Verortung der Schallquellen ist dafür nicht nötig, scheint seine Devise zu sein.

Testfazit: RCM Audio Sensor 2

Ich hoffe, das bisher Gesagte führt nicht auf die falsche Fährte. Auch der Phonovorverstärker RCM Audio Sensor 2 darf als balancierter Allrounder betrachtet werden. Er ist kein Phonopre mit übertriebener Schlagseite. Ja, er zeigt durchaus Charakter. Doch geht es dabei um kleinere klangliche Tendenzen, nicht um Welten.

RCM Audio Sensor 2 mit externem Netzteil

Gleichwohl – der RCM Audio Sensor 2 geht eher als verführerischer Charmeur denn als strikt neutraler Reporter durch, er will den Musikhörer gefangen nehmen und nicht auf Teufel komm raus den Tontechniker beeindrucken. Die tonale Basis wird mit einem gut ausgebauten Tiefton, sonoren Mitten und einem eher defensiver gehaltenen Hochtonbereich gelegt. Und dank seiner dynamischen Ansprache, des besonderen „Groovefeelings“ und vor allem der involvierenden, nach vorne gehenden Bühnendarstellung gelingt es ihm, den Hörer für sich einzunehmen. Der Sensor 2 spricht eher die Sinne als den nackten Verstand an. Beste Voraussetzungen für ein spannendes wie entspanntes Musikhören.

Fakten:

  • Konzept: symmetrische Phonovorstufe für MM- und MC-Tonabnehmer
  • Preis: 2.850 Euro; Furutech-Upgrade (rhodinierte Buchsen & Feinsicherung): +390 Euro
  • Eingänge: 1 x Cinch
  • Ausgänge: 1 x XLR, 1 x Cinch
  • Abmessungen und Gewicht: Verstärker: 245 x 227 x 110 mm (BxTxH), 3,5 kg | Netzteil: 122 x 230 x 70 mm (BxTxH), 1,7 kg
  • Leistungsaufnahme: circa 17 Watt im Leerlauf
  • Ausführungen: Body schwarz, Frontplatte Silber oder Schwarz
  • Sonstiges: sieben Gain-Einstellungen (von 52 bis 76 dB), 29 Abschlussimpedanzwerte einstellbar (von 12 bis 47000 Ohm), symmetrischer und unsymmetrischer Betrieb möglich
  • Garantie: 3 Jahre

Vertrieb:

Andrea Vitali
Hölden 2 | 86877 Walkertshofen
Telefon: +49(0)162 – 1950030
E-Mail: andrea@rcm-audio.de
Web: http://rcm-audio.de

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Pro-Ject  Colourful System

Test: RCM Audio Sensor 2 | Phono-Vorstufe

  1. 1 Charmeoffensive
  2. 2 Klangeindrücke & Vergleiche: RCM Audio Sensor 2
  3. 3 Testfazit: RCM Audio Sensor 2

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Laufwerk: SME Model 15 Tonarm: SME 309 Tonabnehmer: MC: Denon DL-103R, Dynavector DV-20X2 H, Transrotor Figaro; MM: Shelter 201 Sonstiges: Flux-HiFi (Nadelreiniger), VPI HW-16.5 (Plattenwaschmaschine)

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Rockna Wavelight Musikserver: Antipodes K22 G4 Sonstiges: Pink Faun LAN Isolator

Vorstufen: Hochpegel: Pass XP-12 Phonoverstärker: BMC Audio MCCI Signature ULN

Endstufen: Pass X250.8 (Stereo)

Lautsprecher: Acapella High BassoNobile MK2

Kopfhörer: Beyerdynamic DT-990, Sony MDR-1000X, Teufel Supreme In

All-In-One: Ruark Audio R4

Kabel: Lautsprecherkabel: Dyrholm Audio Phoenix, fis Audio Studioline NF-Kabel: Dyrholm Audio Phoenix XLR, Boaacoustic Blueberry Signal.xlr, fis Audio Livetime (Cinch), Vovox und andere Digitalkabel: Audioquest Cinnamon (Toslink), Audioquest Vodka 48 (HDMI/I2S), Boaacoustic Silver Digital Xeno (USB), fis Audio Magic (LAN-Kabel), Wireworld Series 7 Starlight Gold (Koax-S/PDIF) Netzkabel: fis Audio Blackmagic, fis Audio Studioline Netzleiste: fis Audio Blackmagic

Rack: Creaktiv Trend 3

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 40 m² Höhe: 2,45 m

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