Demnächst im Test:

Billboard
AudioQuest Mythical Creatures Series

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Die große Kleine
  2. 2 Raidho X2.6: Hörtest und Vergleiche

„Tue Gutes und rede darüber“, lautet eine bekannte PR-Devise. Doch manchmal ist Reden Silber und Anfassen Gold: Zum Standardprogramm einer Raidho-Vorführung, wie man sie auf einschlägigen Audio-Messen erleben kann, gehört es, dem Publikum das ausgebaute Treibermaterial in die Hand zu drücken – begleitet von respektvollem Kopfnicken wird es dann von einem zum anderen weitergereicht. Die Dinger sind nicht nur erstaunlich schwer, man sieht ihnen auch an, dass sie nicht „vom Fließband fallen“. Die Dänen (https://www.raidho.dk/) sind stolz darauf, dass sie ihre Lautsprechertreiber nicht nur entwickeln, sondern von Grund auf selbst in Handarbeit herstellen. Denn nicht nur bei der Endmontage der Schallwandler gilt das Motto „Ein Mann, ein Lautsprecher“, auch die Chassis werden in dem kleinen Ort Pandrup im Norden Jütlands gefertigt.

Der Tiefmitteltöner der Raidho X2.6

Liegt gut in der Hand – Raidho entwickelt nicht nur das Treibermaterial für seine Lautsprecher, sondern fertigt es auch selbst in Handarbeit vor Ort in Dänemark. So auch bei unserem Testmodell X2.6, dem größten Standlautsprecher der X-Serie. Hier im Bild: der 6,5-Zoll-Tiefmitteltöner

Das ist längst nicht allgemein üblich für einen Lautsprecherhersteller, und schon gar nicht für kleinere Vertreter der Zunft – Raidho kommt auf circa 25 Mitarbeiter. Doch da das nun nicht im fernen Osten, sondern im hohen Norden, in einem Land mit ordentlichen Sozialstandards geschieht, ist natürlich auch klar: Lautsprecher von Raidho sind etwas ziemlich Exklusives. Den Einstieg in die Welt der Dänen bildet die kleine Kompakte X1T, für die 5.800 Euro aufgerufen werden, das aktuelle Spitzenmodell der X-Serie Raidho X2.6, um das es im Folgenden geht, liegt bei 21.000 Euro, Farbvarianten jenseits von Weiß und Schwarz kosten noch einmal 2.000 Euro Aufpreis. Das alles ist aber noch nichts im Vergleich zur „großen“ TD-Baureihe, die in diesen Gefilden erst startet und mit dem Flaggschiff Raidho TD6 eine schwindelerregende Höhe von 235.000 Euro erreicht, also gut das Zehnfache unseres Probanden.

Raidho X2.6 – das technische Konzept

Nach dem Auspacken ist schnell klar, dass die Raidho X2.6 eher auf Klasse denn auf Masse setzt: Bei einem Gewicht von 30 Kilogramm kommt sie auf eine Höhe von 106 Zentimeter – und typisch für eine Raidho baut sie ziemlich schmal (Front: 26 cm) sowie durchschnittlich tief (41 cm). Wir haben es also mit einem normal bis kompakter dimensionierten Standlautsprecher zu tun, die meisten Vertreter dieser Preisklasse dürften größer ausfallen. Daran muss nichts verkehrt sein, nicht jeder kann oder will ausladende Boxen aufstellen – und trotzdem bei den klanglichen Ansprüchen nicht zurückstecken.

Die Raidho X2.6, rechts angewinkelt

Ausgewachsen ja, riesig nein – die Raidho X2.6 kommt auf 106 Zentimeter Höhe. Das ist in Bezug auf die Preisklasse durchaus noch als kompakt anzusehen

Beim Gehäuse der Raidho X2.6 fallen nun ein paar Sachen auf. Zunächst einmal die Form des aus 21 Millimeter starken MDF-Platten hergestellten Kabinetts: Sie verjüngt sich nach hinten, was natürlich ganz schick aussieht und zudem für Stabilität sorgen soll. Sodann der Umstand, dass die drei Treiber quasi ihr eigenes Stück Schallwand mitbringen, denn sie sind jeweils auf soliden Aluminiumplatten montiert und diese dann wiederum am Lautsprecher. Weiter unten fallen die „Outrigger“ ins Auge, die eine clevere Lösung mitbringen: Die Raidho X2.6 steht nicht auf Spikes, sondern auf einer mehrteiligen Fußkonstruktion mit entkoppelnden Keramikkugeln zwischen den Elementen – das Ganze lässt sich easy von oben justieren und kontern, allein schon deshalb hat’s meinen Segen.

Die Standfüße der Raidho X2.6

Die Standfüße der Raidho X2.6 – Ausleger sorgen für einen sehr stabilen Stand, und die bequem von oben justierbaren Füße besitzen eine innere Konstruktion, die den Lautsprecher auf Keramikkugeln ruhen lässt, was der Resonanzminimierung dient

Hinten, auf dem schmalen, gerade einmal 3,5 Zentimeter breiten Rücken der X2.6 findet sich eine etwas eigenwillig anmutende Bassreflex-Konstruktion: Sie ist gleich achtfach unterteilt, was nicht zuletzt der Strömungsoptimierung diene. Tatsächlich legt Raidho auch noch süße, kleine Schaumstoffstopfen für die schmalen Kanäle bei, womit sich der Bassoutput regeln lässt – dazu mehr im Klangteil. Und dann, last, but not least, ist da noch ein schlichtes Single-Wiring-Lautsprecherterminal auszumachen, das meine Banana-bewährten Dyrholm-Verbinder bombenfest umschließt. Wer allerdings mit Spades arbeitet, könnte sich mehr Abstand voneinander und eine etwas größere Kontaktfläche wünschen.

Rückseite der Raidho X2.6 mit Bassreflexsystem und Schaumstoffstopfen

Die Raidho X2.6 besitzt ein Bassreflexsystem mit je acht Ports pro Box, die einzeln mit Schaumstoffstopfen geschlossen werden können – hierdurch lässt sich der Tieftonpegel um bis zu -6 dB zurücknehmen

Die Raidho X2.6 ist ein Zweieinhalb-Wege-Design, die Frequenzweiche (Linkwitz-Riley, 2. Ordnung) sorgt für einen Übergang des oberen Tiefmitteltöners zum Hochtöner bei 3500 Hertz, der baugleiche untere Konus arbeitet hingegen als reines Basschassis und klinkt sich bei 140 Hertz aus dem Spiel aus. Die Weiche sei mit hochwertigen Bauteilen von Mundorf bestückt, erfahre ich von Raidhos Sales- und Marketing-Chef Morten Nielsen. Sie werden Punkt für Punkt verlötet, und das nicht mit irgendwelchen Kabeln, sondern mit solchen von Nordost – und die sind auch bei der Innenverkabelung im Einsatz. Keine schlechte Wahl.

Die Frequenzweiche der Raidho X2.6 (Ansicht oben und unten)

Die Frequenzweiche der X2.6 ist mit hochwertigen Bauteilen von Mundorf bestückt, die Punkt für Punkt mit Nordost-Kabeln verlötet werden

Die Grundlage des Raidho-Klangs sei freilich die proprietäre Chassis-Technologie, so Nielsen, und da ist zunächst einmal der Magnetostat zu nennen (nein, es ist kein Bändchen, hier gibt es zick-zack-förmige Leiterbahnen auf der Folie und ein Übertrager ist weder nötig noch vorhanden). Die Folie ist lediglich elf Mikrometer stark und bringt 20 Milligramm „auf die Waage“ – womit ein großer Vorteil einhergehe: Die Membran sei circa 50 Mal leichter als die einer Standardkalotte, so Nielsen. Das Ergebnis: ein überlegenes Auflösungsvermögen und so gut wie keine Verzerrungen. Resonanzerscheinungen – das sogenannte „Aufbrechen“ (Break-up) der Membran – beginnen angeblich erst bei circa 82 kHz, also weit jenseits des Übertragungsbereichs.

Der Hochton-Magnetostat der Raidho X2.6

Groß, leicht, resonanzarm – Die Break-up-Frequenz des Raidho-Magnetostaten liege sehr weit außerhalb des Übertragungsbereichs, was den Hochton sehr sauber und klar halte, so die Dänen

Bisweilen haben Lautsprecherentwickler ihre liebe Not, so einen Flächenstrahler vernünftig ins Konzept zu integrieren, denn naturgemäß ist deren Impulsverhalten, salopp gesprochen, sehr flott, sodass konventionelle Tiefmitteltontreiber schon mal „hinterherhinken“, was das Gesamtensemble dann wenig kohärent aufspielen lässt. Um das zu verhindern, setzt Raidho unter anderem auf starke Neodym-Magnete, einen aerodynamisch gestalteten Antrieb und Korb sowie auf einen leichten, aber stabilen Schwingspulenträger aus Titan. Das Ausgangsmaterial für die 6,5-Zoll-Membran ist hingegen Aluminium, allerdings wird die Membranoberfläche durch ein spezielles Verfahren gehärtet, sodass vorne und hinten eine Schicht Keramik (genauer: Aluminiumoxid) entsteht. Die Zielstellung hierbei erneut: Die Break-up-Frequenz nach oben verschieben. Sie liegt laut Raidho bei den Konus-Treibern der X2.6 bei 12500 Hertz, also wiederum weit jenseits des Hauptarbeitsbereichs der Chassis (zur Erinnerung: X-Over bei 3500 Hertz).

Raidho X2.6: Hörtest und Vergleiche

Angesichts der übersichtlichen Abmessungen und des gehobenen Preises war mein erster Verdacht, dass es sich bei der Raidho X2.6 um einen Lautsprecher für Audiophile mit nicht allzu großen Hörräumen handelt. Und meiner zweiter, dass das auf meinen 40 Quadratmetern, die sich akustisch eher wie 80 geben, wohl etwas dünn werden könnte. Tja – what you see is not what you get: Ich weiß nicht, wo sie es hernimmt, aber „dünn“ ist das Letzte, was mir nach den ersten Takten über die X2.6 einfällt. Klavier, Drums, Kontrabässe – die Raidho stellt das mit so viel Tieftonsubstanz in den Raum, dass es ihrer schmalen Erscheinung spottet. Ja, tatsächlich ist mir das sogar etwas zu viel des Guten.

Doch bis jetzt sind ja auch noch alle Bassreflex-Kanäle offen. Sie erinnern sich? Derer acht gibt es pro Lautsprecher, und jeder einzelne lässt sich mit einem Schaumstoffstopfen schließen. Versiegelt man alle, geht der Bassoutput um 6 Dezibel zurück, sagt Raidho, schließt man vier, sinkt der Pegel um 3 Dezibel. So etwas lädt natürlich zum Spielen ein, und so geht die erste Stunde mit der X2.6 genau damit drauf.

Ein 6,5-Zoll-Woofer der Raidho X2.6

Klein, aber oho? – Die 6,5-Zoll-Woofer der Raidho X2.6 können ordentlich Dampf machen

Komplett „offen“ ist mir, wie angedeutet, etwas zu viel im Untergeschoss, gänzlich geschlossen zu wenig – die Mitte passt tatsächlich ganz gut, und wenn Sie es ganz genau wissen wollen: Letztlich lande ich bei drei Stopfen pro Box, denn so scheint mir die tonale Balance insgesamt und die des Tieftons „in sich“ am stimmigsten. Aber das muss man natürlich selbst ausprobieren, jeder Raum und Hörgeschmack ist anders. Klasse ist, dass es überhaupt möglich ist, sprich dass man so spürbar und gleichzeitig feinfühlig den Basspegel justieren kann.

Ein wenig erinnert mich das an die Klangheim Gloria (13.800 Euro), bei der es zwar keine Reflexöffnungen zu stopfen, aber Passivradiatoren zu beschweren gibt, wodurch sich der Bassbereich ebenfalls regeln lässt. Unterm Strich würde ich sagen, dass die Raidho im Zweifelsfall etwas größere Räume bespielen kann, da potenziell mehr Bassmasse abrufbar ist, während die Klangheim ein wenig mehr Grip und Kontur im Bassbereich bietet. Wobei beide Lautsprecher den Bass eher halbtrocken servieren, die Raidho ganz unten aber noch etwas weicher – erstaunlich, dass sie trotz ihrer kompakten Abmessungen überhaupt so tief geht. Natürlich hängt die Qualität auch von der Quantität ab – je mehr Stöpsel ich in die X2.6 stopfe, desto trockener (und nicht nur schlanker) wird der Bass.

Die Raidho x2.6, links angewinkelt

Zwischenfazit: Die Raidho X2.6 ist ein schlank-kompakter Standlautsprecher für normale bis größere Räume. Mit geschlossenen Bassreflexausgängen lässt sie sich bestimmt auch auf unter 20 Quadratmeter betreiben – doch wozu sollte ich erst „Bass einkaufen“, um ihn hernach deutlich zu beschneiden? Da kann man doch gleich zu etwas Kleinerem aus der X-Serie greifen, nicht zum Topmodell.

Tonale Balance

Der Rest vom Frequenzgang ist schnell erzählt: Vom Grundton bis in höchste Höhen geht es ziemlich neutral zu, nur im Bereich obere Mitten/untere Höhen ist eine kleine „Höflichkeits-Delle“ auszumachen, was mich wieder an die Klangheim erinnert – und eben nicht an die doppelt so teure, monitoreske Magico A5, die auch in diesem Bereich linear durchzieht. Die kleine Senke verbiegt aber nicht die Balance im Mittenband, Männer- wie Frauenstimmen, von Cohen bis Björk und viele dazwischen, wirken so wie sie sollen, weder brustbetont noch fistelig, sondern im Lot. Der leicht milder gehaltene Präsenzbereich sorgt allerdings dafür, das harte Anschläge (Piano, E-Gitarren, Rimshots etc.) eine Spur sanfter ans Ohr kommen und dünne, mittelmäßige Aufnahmen aus den Achtzigern/Neunzigern nun zwar nicht „geschminkt“ erscheinen, aber doch weniger kantiger, mithin genießbarer rüberkommen. Der strenge Toningenieur mag da den Kopf schütteln, im HiFi-Bereich ist diese Abstimmung öfter zu erleben, zahlt es doch auf die Langzeittauglichkeit ein.

Auflösung mit Ausrufezeichen

Agnes Obel Late Night TalesZumal eine zentrale Stärke der Raidho X2.6 dafür sorgt, dass es dabei nie langweilig wird: Während andere Lautsprecher mit „freundlichen“ Präsenzen mangels Kompetenz beim Auflösungsvermögen auch schon mal zu freundlich rüberkommen können – um nicht zu sagen langweilig/uninspirierend –, ist bei der X2.6 das glatte Gegenteil der Fall. Nicht nur, aber eben auch aufgrund des hauseigenen Magnetostaten schüttet sie ein Füllhorn an Details aus und zeichnet Obertöne derart akkurat nach, dass es sich im gesamten Klangbild positiv bemerkbar macht. Etwa im Stimmbereich, besagter Leonard Cohen „brummt“ einen hier nicht einfach nett-sonor an, es wird ganz viel von der rau-brüchigen Textur der Stimme offenbart, und so was transportiert dieses Gefühl von „Echtheit“, hinter dem wir Audiophilen immer her sind (beispielsweise beim Album Dear Heather). Und ganz ähnlich beim ziemlich coolen Song „Party Girl“ von Michelle Gurevich, die ich neulich erst zufällig auf der Compilation Agnes Obel – Late Night Tales entdeckt habe: Man fühlt sich „nah dran“ und das kommt bei diesem minimalistisch-melancholischen Stück sehr, sehr gut.

Björk VespertineNatürlich profitieren nicht nur Stimmen vom erstklassigen Auflösungsvermögen der Raidho, sondern auch Instrumente, und je mehr Obertöne im Spiel sind, desto faszinierender gerät es; wie fein aufgefächert etwa das Glockenspiel bei Björks „Frosti“ (Album: Vespertine) durch den Raum schimmert, ist einfach famos. Nicht zufällig gemahnt mich das an die Betonart Audio Arrivato V2 (circa 16.000 Euro), besitzt der schwere, deutsche Lautsprecher doch ebenfalls einen sehr gut eingebundenen Flächenstrahler für den Hochtonbereich, in seinem Fall ein „echtes“ Bändchen.

Dynamik

Wie so oft bei sehr gut auflösenden Lautsprecher ist die Feindynamik eine Bank mit der X2.6. Im grobdynamischen Bereich muss man dagegen etwas differenzieren.

Einerseits ist erstaunlich, was die doch recht kompakt bauende Raidho raushaut, wenn bei einem einzelnen Instrument ordentlich zugelangt wird, sei’s Klavier, Kontrabass oder Drums – hier macht sich unter anderem die leicht spaßorientierte Abstimmung im Untergeschoss positiv bemerkbar. Solcherlei Impulse traut man ihrer Größe spontan gar nicht zu (ihrer Preisklasse freilich schon).

Die Rückseite des 6,5-Zoll-Tiefmitteltöners der Raidho X2.6

Neodym-Magnete sorgen für Power, die aerodynamische Gestaltung für Frischluftzufuhr – Blick auf die Rückseite des 6,5-Zoll-Tiefmitteltöners der Raidho X2.6

Andererseits geht auch nicht alles. Vor allem dann nicht, wenn gleich mehrere Dinge zusammenkommen: großer Raum plus großes Lautstärkebedürfnis plus dichte Instrumentierung plus hochdynamische Aufnahmen. Große Klassik oder komplexe, dichte Electronica mit reichlich Tiefbassanteil annähernd „live“ zu porträtieren – das wird schwierig mit der X2.6. Dafür braucht es einfach mehr Treiberfläche und mehr Volumen. Also sind Kompromisse gefragt: Entweder man muss mit dem Pegel runter oder man nimmt dynamische Abstriche in Kauf. Will man beides und hört schwerpunktmäßig solcherlei Musik, dann ist das nicht ganz der richtige Lautsprecher für einen. Er glänzt kräftiger in anderen Bereichen.

Frei im Raum

Und zwar nicht nur im Bereich der Auflösung, sondern auch bei der Raumdarstellung – die für mich als zweiter „Trick“ durchgeht, mit dem die Raidho X2.6 den Hörer um den Finger wickelt.

Die Raidho X2.6 in weißer Ausführung

Die Raidho X2.6 ist in den zwei Standardausführung Schwarz und (wie hier im Bild) Weiß zu haben, individuelle Farbvarianten sind gegen Aufpreis ebenfalls möglich

Zunächst einmal: Wer Lust darauf hat, kann die X2.6 durchaus ein wenig breiter aufstellen als gemeinhin üblich, die Stereomitte fasert bei ihr so schnell nicht aus, sie bleibt stabil. Die Folge davon ist, dass man ein wunderbar breites Panorama aufziehen kann – und weil die Raidho völlig frei abbildet und sich aus dem akustischen Geschehen herausnimmt, entsteht dabei weniger ein „Fenster zur Musik“ (diese Art virtueller Kasten vor einem, in den man hineinhört), sondern vielmehr ein freies Feld, auf dem die Musiker stehen. Eines mit erheblicher Tiefenausdehnung, übrigens. Diese Tiefe ist zwar nicht ungewöhnlich für einen Lautsprecher dieser Liga, doch das Schöne dabei ist, dass es von der Stereobasis ausgehend nicht nur nach hinten, sondern eben auch ein gutes Schrittchen nach vorne geht, der Hörer also ziemlich direkt angesprochen wird – doch ohne dass ein „Zoom-Effekt“ zuschlägt und die Vorne/Hinten-Abstandrelation eindampft. Als i-Tüpfelchen auf dieser freien, weiträumigen und involvierenden Art, die Bühne aufzuziehen, tritt noch eine etwas üppigere Dimensionierung der einzelnen Stimmen und Instrumente hinzu, die akkurat, aber doch auch rund-organisch-körperhaft gestaltet werden – oder anders: natürlich-handfest wirken.

Leonard Cohen Dear HeatherUnd das ist dann schon ein ziemlicher Hammer, wenn alles zusammenkommt wie etwa bei „Almost like the blues“ (offenbar war ich diesmal auf einen Cohen-Trip): Der Bass schwingt satt-federnd durch den Raum, das Piano perlt, der Shaker links wird minuziös nachgezeichnet und Cohens Stimme steht groß, mächtig, brüchig vor einem … das ist so, als würde die Raidho mit großer Geste den ganzen HiFi-Altar vor einem wegwischen, weil sie Platz für die Musik braucht. Ja, die Dänin beherrscht die freie Raumdarstellung wirklich erstklassig.

Billboard
IOTAVX SA40

Test: Raidho X2.6 | Standlautsprecher

  1. 1 Die große Kleine
  2. 2 Raidho X2.6: Hörtest und Vergleiche

Das könnte Sie interessieren: