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Mit Luft im Rücken: Klang Quadral Platinum M20

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  1. 2 Mit Luft im Rücken: Klang Quadral Platinum M20

Womit eines schon gesagt ist: Die Platinum M20 sind durchaus basspotent; in Anbetracht ihrer geringen Größe sogar sehr basspotent. Und sie reichen tief hinunter, weit tiefer, als ich das so kleinen Lautsprechern gemeinhin zutrauen würde. Die Sache mit den 40 Hertz scheint man bei Quadral ernst zu meinen. Was bei dem beeindruckenden Tiefgang allerdings auf der Strecke bleibt, ist das letzte Quäntchen Kontrolle in den allertiefsten Lagen.

Aber das ist eben der Preis, wenn man aus so wenig Volumen so tiefe Bässe heraus kitzelt. Allzu differenziert agieren die kleinen Quadral in den untersten Basslagen auf jeden Fall nicht. Sie machen zwar deutlich, dass sich ganz unten noch etwas tut, und das auch mit nicht unbeträchtlicher Vehemenz. Details, wie etwa Feinheiten bei der Wiedergabe eines Kontrabasses und dergleichen, bleiben sie aber schuldig. Nichtsdestotrotz kommt der beachtliche Tieftonbereich dem Klangcharakter der M20 zugute. Sie wirken nämlich angenehm vollständig. Der Gedanke an einen Subwoofer kommt höchstens auf, wenn es um die Beschallung großer Räume oder das Erzielen sehr hoher Lautstärken geht. Oder eben, wenn im Bass mehr Qualität verlangt wird.

Da es unfair wäre, die M20 an meinen Geithain ME 150 zu messen, ziehe ich zum Vergleich die redaktionseigenen Arbeitslautsprecher Aurum Megan VIII (kleines Bild) heran. Beide Modelle setzen als Tiefmitteltöner auf ein 13-cm-Chassis, das in einem kompakten Bassreflexgehäuse arbeitet. Bei den 1.100 Euro kostenden Megan VIII kommt allerdings ein Chassis mit ALTIMA-Membran zum Einsatz – einer Spezialität von Quadral, bei der die Membran aus einem Kompositum aus Aluminium, Magnesium und Titan besteht. Die preiswerteren Platinum M20 begnügen sich mit Aluminium-Membranen. Außerdem sind ihre Gehäuse etwas kleiner. Und sie haben eben RiCom-Hochtöner statt – wie bei den Megan der Fall – Magnetostaten.

Im Vergleich fällt als erstes auf, dass die sehr neutral abgestimmten Megan im Bass schlanker klingen. Auch scheinen sie nicht ganz so tief herunter zu reichen beziehungsweise klingen unten herum zumindest zurückhaltender, dafür aber differenzierter und detailreicher. Und vor allem knackiger, sprich dynamischer. Ich kann mich nicht ganz entscheiden, was ich besser finde. Bei den Megan VIII vermisse ich bei einigen Musikstücken ein bisschen Substanz, bei anderem Material bin ich gerne bereit, den substanzielleren Tiefbass der M20 gegen die Präzision, die die Megan im Bass bieten, einzutauschen.

Konkret gefallen mir die M20 etwa bei dem Album Coexist von The XX besser. Bei dem Titel „Chained“ sind die Strukturen der tiefen Synthie-Tupfer nicht allzu komplex, bilden aber einen spannenden Kontrast zu den über dem Bassteppich schwebenden Stimmen. Kommt es dagegen auf feine Nuancierungen in den unteren Lagen an, etwa beim Album Bang Bang, der Formation Le Bang Bang, haben die Megan klar die Nase vorn. Bei der Kombination aus Stimme und Kontrabass kommt dem Bass, der hier Melodie- und nicht Rhythmusinstrument ist, eine stärkere Bedeutung zu. Hier punkten die Aurum Megan mit ihrem differenzierteren Bassbereich, auch wenn ich dabei ein wenig die Quantität des Basses der M20 vermisse.

Weiter nach oben hin zu höheren Frequenzen kommen die Platinum dann in Schwung. In Richtung Oberbass und weiter zum Grundton gewinnt ihre Darbietung an Dynamik und vor allem Kontrolle. So weit, dass die M20 zu richtig schnellen Lautsprechern werden, geht es zwar nicht, aber im Klassenvergleich machen sie eine sehr ordentliche Figur. Insgesamt bleiben die Platinum aber immer auf der etwas volleren, kräftigeren und leicht wärmeren, aber eben auch gemächlicheren Seite. Andere Hörer würden vielleicht sagen, sie bleiben auf der souveränen Seite und hetzen eben nicht durchs Programm.

Dieses Bild setzt sich in den Mitten fort. Hier vermitteln die M20 immer einen Schuss mehr Volumen, Fülle und Schmelz als vergleichsweise sehr neutral abgestimmte Lautsprecher. Bei cassandra wilsonCassandra Wilsons Interpretation des U2-Songs „Love is Blindness“, stehen über die M20 klar die sonore Stimme und der satte Bassgroove im Vordergrund. Meine Geithain ME 150 verraten mir aber, dass da zum Beispiel auch eine Gitarre ein Wörtchen mitredet. Die ist bei den M20 eher im Hintergrund wahrnehmbar, die Geithain arbeiten sie dagegen viel deutlicher aus dem feistKlanggeschehen heraus, verschaffen ihr Raum neben der Stimme und machen darüber hinaus mehr Feinheiten, zum Beispiel Griffgeräusche, hörbar. Dass extremes Auflösungsvermögen nicht unbedingt das herausragende Talent der Platinum ist, machen auch andere Stücke deutlich, die in diesen Disziplinen anspruchsvoll sind. Feists „My Moon My Man“ vom Album The Reminder mit seinem filigranen Klanggewebe kann über die kleinen Quadrals nicht vollends überzeugen. Da ist der eher rundere, verbindende Charakter der M20 – nun, sagen wir mal: „suboptimal“.

Die Platinum M20 mit ihrer größeren Schwester (links) Aurum Megan

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Test: Quadral Platinum M20 | Kompaktlautsprecher

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