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Wir hatten über die Jahre, genau gesagt seit 2008, eine ganze Reihe von Quadral-Lautsprechern zu Gast. Mag dem einen oder anderen „Highender“ die Marke Quadral immer noch nicht exklusiv oder distinguiert genug oder zu populär erscheinen (Tipp nach Hannover: Macht es doch wie Rolex und sagt einfach, ihr habt keine Boxen mehr):
Die Quadral-Lautsprecher, die wir uns für unsere Tests ausgesucht hatten, eignen sich meiner Meinung nach durchweg für den ernsthaften Audiophilen und „Kenner“. Für die aktuelle, mit Manufaktur-Bändchen ausgestattete Aurum-Serie gilt das ganz besonderes. Den vermeintlich typischen Bändchensound – betont flirrend, frisch, analytisch –, den die einen lieben und die anderen eher fürchten, liefern die quSense-Treiber indes nicht. Hochpräzise und luftig? Ja. Extrovertierte Glanzlichter setzen? Nein. Die kultivierte, im besten Sinne unaufgeregte, musikdienliche Gangart des Bändchens dient auch dem Mittelton als Leitmotiv, was unterm Strich für ein sehr schlüssiges, angenehm eingängiges, gleichwohl informatives, transparentes Klangbild sorgt. Zumal sich auch der Bass trotz gehöriger Durchzugs- und Impulskraft anstandslos integriert gibt.
Die Streamingsektion der Quadral Aurum Gamma gibt sich hingegen etwas weniger elegant als das bis in die Haarspitzen ausgereifte Klangbild: Dass die Aurum App optisch ein bisserl hausbacken wirkt, stört mich nicht, viel wichtiger ist, dass sie stabil und schlüssig läuft. Und das tut sie. Das unausweichliche „Gehen Sie zurück zu A“ beim Wechsel von einem Album zur Gesamtübersicht lässt bei mir allerdings durchaus entbehrliche Erinnerungen an Monopoly-Abende aufkommen. Für die Hörsessions habe ich deshalb meist BubbleUPnP benutzt. Zudem wird das USB-A-Streaming von Festplatte und Stick von einigen Nickeligkeiten begleitet und funktioniert auch nur mit der Aurum-App. Dirac Live hingegen darf man bei alledem wiederum als tolles Feature in die Waagschale werfen, gerade wenn man sich raumakustischen Widrigkeiten ausgesetzt wähnt.
So oder so: Von audiophiler akustischer Musik über mit schwergewichtigen Bassbeats gespickten Dubstep bis hin zu wahnwitzigem Mathcore – die Hannoveraner waren im Test für jeden Spaß zu haben. Und sind für Räume ab 25 Quadratmeter aufwärts, dank Dirac vielleicht auch drunter, die richtige Besetzung – was ebenfalls als sehr mehrheitsfähig durchgeht. Eine gewisse Spezialisierung erlauben sich die Quadral Aurum Gamma aber doch: Hörer, die ein betont offensives, anmachendes Klangbild favorisieren, verknallen sich in die Gamma aufs erste Hören womöglich weniger, als dass sich Hörer, die Musik (zeit)intensiv erleben wollen, nachhaltig in sie verlieben werden. Ein nachdrücklicher Tipp für sensible Feinschmecker.
Die Quadral Aurum Quadral Aurum Gamma charakterisieren sich durch …
- einen Hochton für anspruchsvolle Connaisseurs: ebenso präzise, feindynamisch-flink und luftig wie unaufdringlich und langzeittauglich. Noch strahlender, noch funkelnder ist möglich, noch natürlicher und besser integriert hingegen kaum.
- transparente, sehr verzerrungsarm-rein anmutende Mitten mit hochakkuraten Klangfarben. Sehr balancierte, authentische Stimmenwiedergabe.
- tonale Ausgewogenheit, mit einer leichten Zurückhaltung ab den oberen Mitten aufwärts. Vordergründige, offensive Präsenz zählte nicht zu den Entwicklungszielen Quadrals, ein unaufdringlicher, kultivierter Gesamtauftritt offenbar schon.
- einen Bass, wie man ihn sich eigentlich nur wünscht, bei einem Aktivkonzept dieser Größen- und Preisklasse aber auch erwartet: tiefreichend, kontrolliert, konturiert, tonal tadellos integriert. Das i-Tüpfelchen: Die Gamma sind in der Lage, Bassdruck physisch zu manifestieren und grobdynamisch jederzeit Reserven zu suggerieren – und sie neigen nicht zum Dröhnen. Die überraschend gute Raumverträglichkeit erhält durch das Dirac-System zusätzliche Unterstützung.
- eine wohlproportionierte und -definierte Räumlichkeit. Stimmen sind auffallend exakt in der Stereomitte verortbar. Manch anderer High-Lautsprecher lässt etwa Transienten noch fokussierter, noch plastischer aufblitzen.
- Tadellose Verarbeitungsqualität. Löblich zudem, dass die Kabel an den Treibern nicht nur gesteckt, sondern verlötet sind. Auch in dieser Preisklasse leider keine Selbstverständlichkeit.
- Grundsätzlich stabile und problemlos funktionierende App und Streamingfunktionalität. Fehlende Coveranzeige bei USB-Festplatten-Bibliotheken, keine exFAT-Unterstützung, der Umstand, dass die App bei der Rückkehr von einem Album zurück zur Albumübersicht stets nach „A“ springt und die Weckzeiten der DSPs aus dem Standby-Betrieb ließen sich bekritteln.
Fakten:
- Modell: Quadral Aurum Gamma
- Konzept: aktiver, streamingfähiger 3-Wege-Standlautsprecher mit geschlossenem Gehäuse
- Preis: 12.000 Euro/Paar
- Farben: Schwarz-Hochglanz, Weiß-Hochglanz
- Integrierte Verstärker: je 150-Watt-Class-D für Mitten und Tiefton, 50-Watt-Class-AB für die Höhen
- Streaming über LAN oder WLAN: Tidal, Internetradio, lokaler NAS, zudem Streaming von USB-Festplatten
- Weitere Schnittstellen: Toslink-Eingang, XLR/RCA-Analogeingänge
- Maße (HxBxT) & Gewicht: 111 x 25 x 46 cm, 54,9 kg
- Sonstiges: Dirac Live, hausgemachter Bändchenhochtöner
- Garantie: 4 Jahre bei Registrierung
Hersteller und Vertrieb:
quadral GmbH & Co. KG
Am Herrenhäuser Bahnhof 26-28 | 30419 Hannover
Telefon: +49 (0) 511 7904 – 0
eMail: info@quadral.com
Web: https://www.quadral.com/
Test: Quadral Aurum Gamma | Streaming-Lautsprecher