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Kompaktboxen weisen gegenüber Standmodellen einen gravierenden Vorteil auf: Fürs „Aufstellungsmatching“ mit dem Hörraum können einem fette Standlautsprecher schon mal den wöchentlichen Fitness-Studio-Besuch ersparen. Kompaktboxen kommen da experimentierfreudigen Menschen viel mehr entgegen. Schnell sind sie ungefähr aufgestellt, das anschließende Feintuning stellt dann noch überschaubarere Ansprüche an die eigene Physis.
Die erhöhte Flexibilität kann sich sehr klangförderlich auswirken, solange man bedenkt, dass die Bassreflexöffnungen der Quadral Galan 9 nach hinten gerichtet sind, sie also nicht unbedingt mit dem Rücken in die Raum-Ecke gestellt werden sollten, und auch sonst eine glatte, reflexionsharte Wand nicht allzu gern dicht im Rücken haben. Ich persönlich fahre hier immer wieder gut mit einem Abstand von circa 50 Zentimetern zwischen den auf Ständern „frei“ aufgestellten Lautsprechern und dem dahinterliegenden Bücher- oder Plattenregal. Es dürfen allerdings auch 30 Zentimeter sein, aber dann kommt man nur schlecht an die Platten und Bücher dran. Befindet sich kein Bücherregal oder eine ähnlich reflexionsarme Wand im Rücken der Galan, sollte der Abstand indes nicht weniger als 50 cm betragen, der Bass tritt dann sehr in den Vordergrund und wirkt unkontrolliert. Zimmerecken sind wie immer tabu, ebenso sollte man vermeiden, die Galans auf einem Sideboard, einem Schrank oder gar Regal zu platzieren, die akustischen Auswirkungen sind meist unkalkulierbar und regelmäßig schlechter als auf freistehenden Ständern.
Den Platz auf den Stands durften die Quadral Aurum Galan 9 mit den Aurum Megan VIII tauschen, die schon seit einiger Zeit für Unterhaltung in meinem Hörraum sorgen. Hier wie dort fungiert der Abacus 60-120D Dolifet als Kontrolleur, wahlweise mit einem Burson Conductor Air bzw. einem Denon DCD 50 als Zuspieler. Zwischendurch bekam ich noch den Antique Sound Lab AQ-1001 Röhren-Amp eines Bekannten aus der Reparatur zurück, doch dazu später mehr.
Schon während der Einspielzeit hatte auch meine eingangs erwähnte Tochter so richtig Blut geleckt und wollte unbedingt eine ihrer neuen Errungenschaften mit mir, aber vor allen Dingen mit den Quadral Galan 9 teilen:
Symphoniacs (auf Amazon anhören) ist ein Projekt bestehend aus klassischen Musikern, die mit einer, sagen wir mal „interessant dosierten Mischung aus orchestraler Instrumentierung mit Synthie-Bass-Unterstützung“ neue Hörerschaft für klassische Musik oder besser noch, klassische Instrumente gewinnen wollen. Ich gebe gern zu, dass das nicht so ganz meinem Geschmack entspricht, die Musik aber einen gewissen Charme ausübt. Sie ist schnell, impulsiv, dynamisch und … tanzbar. Wichtig für mich: Die Galan 9 spielen hier ihr enorm impulsives Potenzial perfekt aus.
Nichtsdestotrotz fühlen sie sich der klanglichen Wahrheit derart verpflichtet, dass die natürlichen Instrumente und die Synthie-Unterstützung sehr fein differenziert werden. Die Streicher klingen dabei keinesfalls seidig-weichgespült, sondern bringen gerade so viel Biss rüber, dass es nicht nervt, neutral halt, der eingesetzte Kontrabass lässt neben sattem Grundton auch sämtliche Obertöne zu Wort kommen. Am Pizzicato der Violinen und Violas im Stück „Animals“ hört man direkt am perfekten Timing, dass hier Profis am Werk sind – was sich sowohl auf die Musiker als auch auf die Boxen bezieht, die dieses Timing unmittelbar zu Gehör bringen. Der Synthiebass reicht bei alledem viel tiefer hinunter, als es das 15-Zentimeter-Chassis vermuten ließe.
Grundstellung und Feintuning der Quadral Aurum Galan 9
Für den Anfang stehen die Quadral Galan 9 mit einer Basisbreite von circa zwei Meter vor besagtem Regal. Der Abstand zum Regal beträgt 50 Zentimeter, die Galan strahlen direkt nach vorn ab. Der Hörabstand beträgt ebenfalls etwa zwei Meter, womit sich das klassische Stereodreieck ergibt.
Wie die meisten guten Kompakten lassen sich die Quadral Galan 9 in puncto räumlicher Abbildung nichts vormachen, so baut sich die Bühne breit vor mir auf – direkt vor den Lautsprechern beginnend und mit einer überzeugenden Tiefendimension.
Ich neige die Boxen leicht in Richtung Hörplatz, und sogleich scheinen die Instrumente und Interpreten auf ihren Plätzen quasi einzurasten, die Tiefenstaffelung ist wirklich faszinierend! Der Preis dafür ist eine etwas geringere Bühnenbreite, sie reicht seitlich nunmehr kaum bis über die Boxen hinaus. Winkel ich die Boxen genau auf den Sweetspot ein, bekommt die Bühne gar etwas Intimes, Kammerspielartiges, was bei manchen Stücken willkommen sein mag, bei größeren Orchestern oder Formationen aber eher suboptimal erscheint. Die luftig brillanten Höhen werden indes von keiner der Positionen signifikant beeinflusst, auch das impulsive, dynamische Spiel bleibt vollkommen unbeeindruckt.
Zackig knallt die Box mir den Kickbass in die Magengrube, ansatzlos werden die Hi-Hats hinterhergeschickt, keine Frage, die Quadral Galan 9 sind schnell, sehr schnell. Jedenfalls solange der Verstärker entsprechend liefert, ein kurzer Ausflug mit besagter Röhre bremst die Quadral Galan 9 merklich. Also schnell wieder den Abacus drangeklemmt.
Und schon lässt es die Galan 9 wieder knacken, allerdings so, dass das etwas hintergründige Grummeln des Basses in „50.000“ auf 57TH & 9TH von Sting (auf Amazon anhören) im Hintergrund bleibt und nicht ungebührlich Effekte haschend in den Vordergrund gedrückt wird. Sie kommt dabei spürbar tiefer hinunter als die zum Vergleich herangezogene Megan VIII, was nicht weiter verwunderlich ist, da die Galan etwas tiefer baut und daher etwas mehr Volumen zur Verfügung hat als die Megan. Aber auch bei kräftigen Pegeln konnte ich keinerlei Neigung zu unflätigem Dröhnen vernehmen.
Sauber und klangfarbecht geraten die unteren Mitten, die zudem nahtlos an den Bass anknüpfen, so dass das leicht heiser-nasale Timbre der Stimme Gordon Sumners (Sting) auf 57TH & 9TH (Deluxe) genauso authentisch reproduziert wird wie der lässig-beruhigende Gesang Leonard Cohens in den „Songs From The Road“. Der Rest des Mitteltonbereichs verhält sich ebenso angenehm unauffällig, gerade bei „Inshallah“ (Sting) zeigt die Quadral Galan 9 zudem, dass sie bei ihrer spritzigen Spielweise auch den leisen Tönen, dem Feinstofflichen der Musik gerecht wird. Die Stimme Stings, die in diesem Stück nahezu ohne Instrumentalbegleitung auskommt, wird in ihrer ganzen Bandbreite und mit entsprechender Wärme reproduziert. Toll, einfach Augen schließen und die Lautsprecher sind komplett ausgeblendet.
Neben dieser feinaufgelösten Klangfarbenpracht im Mitteltonbereich werden auch subtile Hochtonspitzen akkurat transportiert: Feinste Besenstriche auf den Becken sind deutlich, aber nicht überpräsent zu vernehmen. Die ultraleichten Hochton-Bändchen folgen den Anweisungen der elektrischen Signale derart akkurat, dass man beinah meint, die einzelnen Härchen voneinander unterscheiden zu können. Wie gesagt: Die Quadral Galan 9 Galan neigen in den Höhen weder zu abgerundeter Schönfärberei noch zu überanalytischer Bissigkeit, tönen vielmehr neutral und dabei bestechend luftig.
Aufgrund ihrer kompakten Abmessungen stoßen die Quadral Galan 9 bei der Basswiedergabe naturgemäß an ihre physikalische Grenzen; mein Home Office respektive Hörraum misst gerade einmal drei Meter im Quadrat, und hat eine lichte Höhe von ebenfalls drei Metern, da können sich die Galan sehr gut entfalten. Im Wohnzimmer aufgestellt, wo sie mit 4 x 5 x 2,50 Metern fast den doppelten Raum beschallen müssten, kommen sie dann so langsam an die Grenzen, zumindest was die Tiefdruckgebiete anbelangt. Gegebenenfalls kann da die nächstgrößere Aurum oder ein Subwoofer helfen. Gleichwohl: Im Mittelhochton-Bereich spielen die Quadral Galan 9 auch in meinem Wohnzimmer souverän auf und liefern dort zudem eine solide räumliche Abbildung.
Test: Quadral Aurum Galan 9 | Kompaktlautsprecher