Inhaltsverzeichnis
Fragen Sie mich nicht, wie ich ausgerechnet auf diesen Song gekommen bin, aber ich hatte mal wieder Lust auf Frankie Goes To Hollywoods Superschmachtklassiker „The Power of Love“. Und offen gestanden, mir blieb von Beginn an fast ein wenig die Luft weg. Schon nach dem ersten Klavierarpeggio und dem gesprochenen „I protect you from the hooded claw – keep the vampires from your door“ ist man sowas von mitten im Geschehen. Als das Lied in den ersten Refrain mündet, muss man sich schon mit etwas Mühe ein Rührungstränchen verdrücken, so involvierend spielt dieser Verstärker. Ähem, werden wir sachlich – zwei Dinge beeindruckten mich primär:
Die ausgesprochen helle, bis in die hintersten Ecken klare Ausleuchtung des stereofonen Raums inklusive einer hochpräzisen Breiten- und Tiefenstaffelung – sowie eine funkelnde, blitzsaubere Wiedergabe sämtlicher Informationen, die in der Musik steckt. Sei es Holly Thompsons variantenreiche Stimme – vom gesprochenen Wort bis hin zu lang angehaltenen Tremolo-Tönen -, sei es das wuchtige Schlagzeug, seien es die Streicher, die Gitarren oder der Konzertflügel: Alles wirkt wie frisch geputzt, vor wenigen Sekunden gestimmt, auf Vordermann gebracht – kein Fitzelchen Staub ist auszumachen. Die Bässe abgrundtief und flink zugleich, die Mitten sauber aufgelöst, die Höhen detailreich, funkelnd, jedoch nie schrill oder spitz. Und was die Raumgestaltung angeht: Hier scheint es beim Hören keinerlei Zweifel oder Unklarheiten zu geben. Alle Schallquellen stehen niet- und nagelfest im Panorama, da ist nichts Waberndes, Diffuses oder Ungefähres.
Warum nicht noch ein wenig in den Achtzigern bleiben? Im CD-Spieler liegt nun The Police, der Song „Walking on The Moon“ (na gut, von 1979). Ungläubiges Augenreiben nach einer halben Minute: Was ist das denn? Da rauschen mindestens 4-5 nicht genutzte, leider aber auch nicht stummgeschaltete Spuren der Mehrspurbandmaschine im Hintergrund. Der Bass von Sting ist schlicht und einfach verstimmt. Und auch nicht komprimiert. Der eiert in Sachen Lautstärke richtig; boar, war das eine schlechte Produktion! Zu Jugendzeiten auf dem Ghettoblaster klang dieses Stück einfach nur fett, behäbig und rhythmisch zugleich – und jetzt? Ts! Es muss an dieser Stelle gesagt werden: Der Aurum A5 beschönigt nichts – jedenfalls nicht, wenn man ihn möglicherweise noch mit hochauflösend/neutral spielenden Lautsprechern ergänzt.
Gehen wir im Police-Songbook mal schnell drei Jahre weiter: „Wrapped around your Finger“. Auch hier wird schnell klar: Fantastischer Song, aber eher so mittelgute Produktion, wenn auch schon besser als das Frühwerk. Man braucht kein besonders gutes Gehör, um festzustellen, dass der Hall auf der Rimshot geradezu bröckelig klingt. „Spirits in the material word“, ebenfalls von The Police und zugleich auch mein Lieblingslied dieser Band, macht hingegen über den Aurum A5 selbst in Kombination mit meinen hochtransparent-ehrlichen Neat-Momentum-4i-Lautsprechern richtig, richtig Spaß. Es gefällt ein agiler Bass, ein rhythmischer Keyboard-Offbeat – aber vor allem die mit unglaublicher Wucht und Exaktheit gedroschene Snare im Refrain.
Trotzdem ist auch hier festzustellen: Der Aurum A5 ist kein „Verschönerer“, sondern ganz klar ein Präzisionsinstrument mit Hang zur klaren Ansage. Wenn eine Produktion gut ist (siehe Frankie Goes To Hollywood) und der Rest der Anlage gleichsam sauber durchzeichnet, dann stellt der A5 die Produktion geradezu auf den Thron, und wenn sie schlecht ist, dann wird sie eben entsprechend entblößt. Damit hebt sich der A5 charakterlich schon ein gutes Stück von meinem letzten Testobjekt, dem Audiomat Aria ab, ähnelt hingegen wiederum aber dem vorletzten Gast in meinem Rack, dem Abacus Ampollo. Zwar liegt mein Bericht über den Ampollo schon einige Wochen zurück, trotzdem meine ich mit einer gewissen Sicherheit sagen zu können, dass der Ampollo im Vergleich zum Aurum A5 einen Tick „kühler“ klingt. Beim Ampollo hatte ich eher das Gefühl, eine „Maschine“ zu Hause zu haben (was insbesondere bei elektronischer Musik sehr gut sein kann, wie ich finde!), während der Aurum A5 insgesamt mehr „menschelt“.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Der Abacus Ampollo knallte die Bassdrum im Stück „Intro“ von The XX mit brutaler Wucht in den Raum. Aber eben nicht nur die Bassdrum, sondern auch sämtliche Details des zugemischten Digitalhalls. All dies in einer so stupenden Feinauflösung, dass die Hallfahnen fast schon ein wenig im Raum vibrierten. Die Lautsprechermembranen wurden quasi an der Abschleppstange geführt und jedes Eigenleben wurde ihnen ausgetrieben. Der Aurum A5 wirkt an dieser Stelle einen Hauch glatter. Nicht unbedingt nachlässiger, aber vielleicht etwas „organischer“. Klar geworden? Wir reden letztlich von Nuancen, aber die sind doch ganz gut heraushörbar.
Test: Quadral Aurum A5 | Vollverstärker