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PSB Synchrony One und Neat Momentum 4i – Testbericht fairaudio

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 PSB Synchrony One und Neat Momentum 4i - Testbericht fairaudio

Nochmal der Seitenvergleich zur Neat Momentum 4i: Die Neat „kann“ tonal ähnlich viel Bass, allerdings strahlt sie ihn nicht so gleichmäßig-flächig in den Hörraum und auch scheint mir das Timing zwischen Bass und den anderen zwei Chassis eine Nanosekunde schlechter. Ist auch kein Wunder, denn die Neat arbeitet mit einem isobarischen 2-Speaker-Bass-System, das noch dazu nach unten abstrahlt – um hier im Timing der PSB Synchrony One ebenbürtig sein zu können, müsste man entweder das Raum-Zeit-Kontinuum überwinden können (schwierig, teuer) oder aber eine extrafette, hochkomplexe Frequenzweiche à la Nubert einsetzen (was den Wirkungsgrad verschlechtert und möglicherweise deswegen hier nicht so konzipiert wurde). In Sachen Tiefbass erscheint also die Synchrony One der Neat Momentum 4i überlegen, sie spielt zugleich etwas „fetter“, und tempomäßig präziser, füllt den Raum insgesamt flächiger mit Klang.

Ich deutete im obigen Absatz an, dass die Synchrony One „fast immer“ die Ausgewogenheit zwischen Tiefbass und restlichem Frequenzband beherrscht. Das trifft vor allem auf Rock, Jazz, Elektronik, Indie zu, tendenziell auf alles, was kleinere Besetzung mit nicht allzu vielen „subtilen“ Klangquellen betrifft. Winzige Abstriche müssen bei großem Orchester gemacht werden. Nehmen wir Gustav Mahlers neunte Sinfonie, der dritte Satz. Im letzten Teil bäumt sich das Stück noch einmal richtig auf:

Mächtige Blechbläser, hektisch agierende Streicher, Triangelgeklingel, Pauken und Becken. Hier scheint es mir so, dass die weniger durchsetzungsfähigen Instrumente (Fagott, Querflöten) immer dann ein wenig den Kopf einziehen, wenn Kesselpauken und Blech richtig loslegen. Sie werden dann zwar nicht wirklich leiser, wirken aber etwas „farbloser“, „übertönter“. Dieser Effekt tritt übrigens auch nur dann auf, wenn man die PSB Synchrony One wirklich laut betreibt, also bei realistischer Konzertsaallautstärke und/oder darüber hinaus. (Und nein, es liegt nicht an der Elektronik, ich konnte das sowohl mit dem Quadral Aurum A5 als auch mit meiner Arbeits-Vor-Endstufenkombination beobachten).

Ansonsten kann gesagt werden, dass mir der Mittenbereich der Synchrony One ausnehmend gut gefällt. „Fake Empire“ von The National ist ein Song, mit dem ich dies gerne beurteile. Ein warmes, mit nicht zu wenig Pedal gespieltes Klavier, die ganz leicht kratzige, aber zutiefst beruhigende Stimme von Matt Berninger, eine langsam sich aufwindende Songstruktur mit nacheinander hinzukommenden Instrumenten wie E-Gitarre, später auch Trompete.

Beginnen wir mit dem Klavier: Ein guter Lautsprecher (generell eine gute Kette) zeigt mir bereits mit den ersten Tönen, ob es sich um ein echtes oderthe national ein gesampeltes Klavier handelt. Da können die Samples noch so gut sein, es haftet ihnen immer etwas Statisches, Unnatürliches an. Bei der Synchrony One wird unmittelbar klar: echtes Klavier, no doubt about it, Sir! Das sanft Schwingende der temperierten Stimmung, das leicht Ungenaue, die absolute Feindynamik, dass jeder Ton eben genau nicht immer gleich klingt wie der vorherige, weil da ein Mensch spielt und nicht einfach nur einem Sample per Midibefehl eine andere Velocity oder Hüllkurve aufgezwängt wurde – das macht die Synchrony auf angenehme Art und Weise deutlich.

Die Stimmwiedergabe ist präzise, aber nie unangenehm-analytisch. Das oben erwähnte „kratzige“ der Stimme wird transportiert, aber nicht über Gebühr herausgestellt. Der dominierende Eindruck ist der einer gewissen Wärme, einer gewissen organisch-lebendigen Wiedergabe. Für die später hinzukommende verzerrte Gitarre, aber auch für die Trompete (die die Synchrony One übrigens sofort als „gesampelt“ identifizieren lässt), gilt Ähnliches: Die Darstellung wirkt sauber, detailliert, aber zu keiner Zeit unangenehm grell oder seziererisch.

Kommen wir zu den Höhen. Wie schon einige Male angedeutet, möchte ich die Synchrony One klar der erdigen, samtigen Fraktion zurechnen. Sie ist auch in Sachen Hochtonauflösung der Neat Momentum 4i nicht ganz ebenbürtig. Mit der Momentum 4i kann man buchstäblich die Flöhe husten hören, was bei sehr guten (und übrigens auch nicht zu verrauschten) Aufnahmen wahre Glückseligkeit erzeugen kann. Dies gilt auch für das letzte Bisschen Räumlichkeit oder „Holografie“, denn auch für diese ist ja bekanntermaßen ein höchstauflösender Hochtonbereich hilfreich. Aber eine solche stupende Hochtonauflösung kann – vor allem bei falscher Aufstellung – halt manchmal auch in den Ohren pieksen, weshalb ich die Momentum 4i folgerichtig im Langzeitbetrieb etwas am Ohr „vorbeischielen“ lasse.

Die PSB Synchrony One ist an dieser Stelle nahezu gegenteilig ausgelegt. Sie hält sich im obersten Hochtonbereich ein wenig zurück, dies jedoch so geschickt, dass ich nur in ganz wenigen Einzelfällen wirklich etwas Präzision vermisst habe, ihr dafür hingegen eine absolute Langzeittauglichkeit attestiere. Und zwar in doppelter Hinsicht: Erstens habe ich sie ein halbes Jahr lang zu Hause testen können und bis zum letzten Tag wirklich gerne gehört – und zweitens lassen sich mit ihr genussvoll auch mehrere Stunden lange Hörsessions verbringen.

Vielleicht hierzu noch ein konkretes Beispiel: Das Album Matisyahu – Live at Stubb’s. Der dem chassidischen Judentum verpflichtete Reggae-/HipHop-Musiker legt hiermit ein fulminantes Livekonzert vor, das sehr detailreich klingt und auch Matisyahueine recht gut aufgelöste Hochton-Abteilung mitbringt. Über eine analytisch aufspielende Kette kann einen dieser in den Höhen sehr anspringende Sound nach einer halben Stunde auch mal nerven. Über die Synchrony One hingegen ist es ein reines Vergnügen, dem kompletten Gig bis zum letzten Ton zu folgen. Die Hochtonabstimmung der PSB erscheint mir, als hätte sich Entwickler Paul Barton eine Menge Gedanken darüber gemacht, wie man sich dem optimalen Kompromiss zwischen Langzeittauglichkeit und „nicht zu viel obenrum verschweigen“ nähern könne.

Ich war selbst erstaunt, wie viel Freude ich als (eigentlicher) Hochtonfreak mit diesem Lautsprecher hatte. Vermisst habe ich da nur selten etwas, zum Beispiel bei Musik, bei der das Schlagzeug einen dominierenden Part hat. Snare-Kantenschläge, aber auch Bassdrums, denen mutwillig ein Extrapfund Höhen hinzugemischt wurden (ich sage nur Metallica), erscheinen über die Synchrony One minimal weniger effektvoll, als ich es sonst über meine Arbeitslautsprecher gewohnt bin/war.

Ich hatte glücklicherweise die Möglichkeit, die Synchrony One über die Monate mit sechs verschiedenen Verstärkern probieren zu können: Dem Yamaha A-S 2000, der Funk Lap2/Myryad MXA2150-Vorstufen-Endstufen-Kombination, dem NuForce1-Vollverstärker, dem NAD C316BEE, dem Yarland-FV-34CIII-Röhrenverstärker, dem Abacus Ampollo und dem Quadral Aurum A5. Als Einsatzempfehlung möchte ich ganz klar Verstärker empfehlen, die tonal sauber durchzeichnen und/oder im Bassbereich nicht zu dick aufspielen.

Perfekt funktionierten die Paarungen mit dem Yamaha, der Funk/Myryad-Kombi, dem Abacus und dem Aurum. Beim NuForce und auch beim NAD, die beide ab Werk ein kleines Oberbasshöckerchen mitbringen, wurde es mir untenrum einen Tick zu dick (das ließ sich aber mit 2/3-Bestopfung der Bassreflexöffnungen abstellen) und der Yarland kam als kleiner Röhrenverstärker schlicht und einfach aus der Puste. Verschenktes Talent – die Synchrony One sollte einen potenten Mitspieler haben. Ach ja – wenn Sie können, lassen Sie die Synchrony One ohne Abdeckung spielen. Diese schluckt dann doch 1-2 Gramm im Obertonbereich. Und, man kennt das ja: „Ohne“ macht’s einfach mehr Spaß, auch optisch.

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Test: PSB Synchrony One | Standlautsprecher

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