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Klang Progressive Audio Extreme I (Teil 2)

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  1. 3 Klang Progressive Audio Extreme I (Teil 2)

Gregory Porter (Album: Liquid Spirit)Der trickreiche Extra-Schub am unteren Frequenzgangende ist wohldosiert und mischt sich nicht in den Grundton ein. Stimmen wirken deshalb ausgesprochen natürlich, auch tiefe Männerstimmen, etwa Gregory Porter (Album: Liquid Spirit), sind kein bisschen aufgedunsen. Überhaupt: Gesang ist eine absolute Domäne der Extreme I. Sicher ist das dem Hang von Herrn Koenen zu Opern zu verdanken. Wobei die Extreme I auch ganz andere Fächer beherrschen. Die Country-Röhre Lucinda Williams kommt auf dem Album World Without Tears so was von eindringlich rüber, dass ich niemandem empfehlen würde, das Ganze in der falschen Lucinda WilliamsStimmung zu hören. Menschen, die vorher schon unglücklich mit dem Zustand der Welt waren, könnten nachher suizidgefährdet sein. Beim Thema „traurig“ fällt mir auch ein, dass ich lange keine Tangos mehr gehört habe. Schade eigentlich. Die quasi historischen Aufnahmen von Carlos Gardel taugen leider nicht wirklich, um Lautsprecher wie die Extreme I auf den Zahn zu fühlen.

La ChicanaAber ich habe ja auch Moderneres auf dem Server. Das Album Tango Agazapado von La Chicana hat deutlich audiophilere Qualitäten. Dolores Solá habe ich auch länger nicht mehr gehört. Wie üblich über gute Lautsprecher begeistert mich die Stimme der Argentinierin. Die wirkt zwar nicht perfekt, aber doch erstaunlich variabel und facettenreich. Hier zeigen die Extreme I ein Auflösungsvermögen und eine Feindynamik, die mich auch feinste Nuancen mitkriegen lässt. Mindestens genauso beeindrucken mich die Gitarrenriffs – jede Saite scheint förmlich zu explodieren. Gitarren – ja, da war doch was: Omar Torez, La Dansa. Die beiden Gitarren des „Pica Pica“ habe ich selten so klar differenziert in allen Unterschieden zu Gehör bekommen. Die leicht verschiedenen Klangfarben der Instrumente, ja selbst das Omar Torez, La Dansaunterschiedliche Anreißen der Gitarristen bringen die Extreme I unglaublich präzise zu Gehör. Aber das richtig Tolle ist: Sie tun das nicht einfach gnadenlos in Großaufnahme, sondern völlig natürlich, lassen die Instrumente bei allen Details als Klangkörper zusammen, geben ihnen eine Kontur und eine realistische Größe. Um es mal etwas überspitzt zu formulieren: Das ist kein Porno, das ist gefühlsecht!

Zum Vergleich: Auch meine Geithains arbeiten hier Details sauber heraus – sowohl vonseiten der Feindynamik als auch seitens der Auflösung. Dennoch präsentieren sie das genannte Stück eher als Amalgam zweier Gitarren und nicht als zwei zusammenspielende einzelne Gitarren. Man könnte sagen, die Extreme 1 präsentieren die beiden „Zutaten“ gerührt, nicht geschüttelt. Cocktailfans wissen, was ich meine.

Weiter nach oben in Richtung Hochton geben sich die Progressive Audio Extreme I zivilisiert – was ich ihnen zugutehalte. Sei es, weil ich in letzter Zeit einige Lautsprecher mit extrem hochauflösenden und dynamischen Air Motion Transformern, die offenbarer schwer zu zähmen waren, gehört habe, sei es, weil mein Hörraum nicht so stark bedämpft ist – momentan reagiere ich recht sensibelauf einen zu scharfen Hochton. Davon ist bei den Extreme I keine Rede. Hochton gibt es in genau dem erforderlichen Maß, also nicht im Übermaß. Was die koaxial im Tiefmitteltöner angeordnete Kalotte an Auflösung bringt, ist sehr, sehr ordentlich.

Progressive Audio Extreme I

Ja, es gibt Lautsprecher, die hier noch mehr leisten – meist jedoch auf Kosten der Langzeithörtauglichkeit. Außerdem nimmt Ralf Koenen insofern Rücksicht auf verschiedene Geschmäcker oder Hörräume, indem er einem die Option lässt, den Hochtonpegel leicht anzuheben. Dazu gibt es den Kippschalter auf der Rückseite jeder Box. Die Wirkung ist dezent, aber wahrnehmbar. Ich komme aber bestens ohne diese Hochtonanhebung aus. Aber gut – andere Konzepte, etwa Lautsprecher mit Bändchenhochtönern wie beispielsweise die Expolinear T 120, mit denen ich lange Zeit gehört habe, schaffen in den obersten Lagen sicher noch etwas mehr „Air“. Wie wichtig einem das ist, ist allerdings Geschmackssache.

Was die Wiedergabe der Extreme I ansonsten auszeichnet, ist ihre extrem plastische Darstellung. Sie liefert eine sehr exakte, authentische Räumlichkeit, bei der jedes Instrument und jede Stimme quasi dreidimensional mit einer klar definierten und realistischen Größe im Raum steht. Abbildungs- und Lokalisationsschärfe sind einfach toll. Dabei leuchten die Lautsprecher auch große Räume weit aus, was Orchestern sehr zugutekommt. Durch die exakten Rauminformationen hört man irgendwie unheimlich relaxed. Mit gefällt vor allem, dass die Extreme I immer genug Luft zwischen den verschiedenen Klangkörpern und Schallereignissen lassen. Das macht das Hören einerseits unheimlich entspannend, arbeitet andererseits sehr gut die Spannungen in der Musik heraus.

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Test: Progressive Audio Extreme I | Kompaktlautsprecher

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