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Test: Progressive Audio Extreme III | Standlautsprecher

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  1. 1 Test: Progressive Audio Extreme III | Standlautsprecher

Oktober 2015 / Martin Mertens

Vor ein paar Jahren
Ralf Koenen, Chef und Mastermind von Progressive Audio (Web: www.progressiveaudio.de), macht sich Gedanken, wie er ein größeres Publikum für guten Klang begeistern kann. Dass das mit seinen etablierten Produkten – etwa den Lautsprechermodellen Transformer, Pearl oder Elise II – aufgrund von deren fünfstelligen Preisschildern schwierig wird, ist ihm klar. Also geht er die Sache grundsätzlich an und entwirft ein neues Konzept: Lautsprecher für die angedachte Zielgruppe müssen im Verhältnis zu seinem bestehenden Portfolio günstiger sein und auch an einfacheren Verstärkern optimal spielen, da nicht jeder so viel Geld übrig hat, dass Elektronik aus dem Hause Progressive Audio in Frage kommt. Es reicht, wenn die Lautsprecher für kleinere Hörräume konzipiert sind, wo die erzielbare Maximallautstärke geringer ausfallen darf und die untere Grenzfrequenz nicht ganz so tief liegen muss. Bei seinen klanglichen Idealen sowie seinen technischen Prinzipien mag er keine Kompromisse machen. Damit die Kalkulation trotzdem aufgeht, müssen höhere Stückzahlen verkauft werden, was Kosten bei der Materialbeschaffung und der Fertigung spart. Koenen ist überzeugt, dass das Konzept aufgeht, wenn die Lautsprecher klanglich überzeugen.

Vor gut zwei Jahren
Progressive Audio stellt mit der Extreme I vergleichsweise kompakte Lautsprecher vor, die rund 4.000 Euro kosten. Die kleineren Gehäuse sind effizienter im Hinblick auf Material- und Logistik-Kosten, bestehen aber wie die großen Modelle aus Acryl. Koenen ist von den Vorteilen dieses Materials zu sehr überzeugt, als dass er hier auf einen anderen Stoff ausweichen möchte. Die in den Extreme I eingesetzten 16-Zentimeter-Koaxialchassis werden nach seinen Vorgaben von Seas gebaut. Das tun die Norweger nur, wenn man ihnen eine nennenswerte Stückzahl abkauft. Der Einsatz der Koax-Chassis mit ihren aus Magnesium bestehenden Tiefmitteltonmembranen, in deren Mitte eine Gewebekalotte als Hochtöner sitzt, verringert den Montageaufwand, gewährleistet aber im Zusammenspiel mit der aufwändigen Frequenzweiche einen ausreichend linearen Amplituden– und – für Koenen deutlich wichtiger – einen sauberen Phasengang. Im Bass kann Koenen die Physik zwar nicht überlisten, aber er reizt die Möglichkeiten, die das langhubige Chassis zusammen mit dem Boxenvolumen und einer Bassreflexabstimmung bietet, weitgehend aus. Das Ergebnis begeistert nicht nur uns – und so geht die Kalkulation von Koenen auf: Die Progressive Audio Extreme I findet regen Anklang.

Progressive Audio Extreme III

Vor einem Jahr
Tatsächlich begeistern sich auch viele Menschen, die guten Klang, aber nicht den HiFi-Altar im Wohnzimmer schätzen, für die Extreme I. Diese Zielgruppe liebt es smart, streamt die Musik von der Festplatte oder aus dem Internet übers wohnungseigene LAN oder WLAN direkt zu einem kleinen Player oder einem an den Rechner angeschlossenen DAC, die Steuerung übernehmen Smartphone oder Tablet. Platz für dicke Verstärker hat hier eigentlich niemand übrig. Folgerichtig ist die nächste Evolutionsstufe der Extreme ein Aktivlautsprecher, die Extreme II Aktiv.

In der Zwischenzeit
Auch „etablierte High Ender“ werden auf die Extreme I aufmerksam. Da dies klanglich vollwertige Progressive-Audio-Lautsprecher sind, finden sie bei ihnen viel Interesse. Allerdings gibt es hier und da auch Vorbehalte, die sich hauptsächlich auf den Bass beziehen. Denn hier „tricksen“ die Extreme I ein bisschen. Mit den 16-Zentimeter-Chassis kann Koenen keine Wunder vollbringen – aber er kann alle Möglichkeiten ausnutzen und das Gehör „überlisten“. So erlauben sich die Extreme I, bevor sie sich im Bass verabschieden, eine kleine Überhöhung. Dadurch gerät der Tiefton voll und souverän. In kleinen und mittleren Hörräumen wirkt das Ganze absolut überzeugend, sodass man glaubt, eigentlich viel größere Lautsprecher zu hören. In großen Räumen und vor allem, wenn man richtig tiefe Bässe kennt, gelingt das nicht mehr ganz so gut. Und so hat Koenen auf der diesjährigen High End die Progressive Audio Extreme III vorgestellt, bei der der bewährte Koax basseitig durch zwei 16-Zentimeter-Tieftöner ergänzt wird. Here we are.

Extreme, die Dritte
Wenn man nicht wüsste, dass die Extreme III die dritte Inkarnation der Boxen-Serie von Progressive Audio sind, könnte man sich die „3“ auch anders erklären. Etwa damit, dass es sich um Drei-Wege-Konstruktionen handelt. Oder dass sich auf den Fronten drei Chassis tummeln – sofern man die Koaxe jeweils als ein Chassis zählt. Die Koaxialtreiber arbeiten hier – im Gegensatz zu den Extreme I und II – in geschlossenen Volumina. Bei etwa 170 Hertz werden sie nach unten hin durch die zwei parallel arbeitenden Tieftöner abgelöst, die sich das restliche Boxenvolumen teilen. Die Tieftöner sind wie die Koaxe mit grau schimmernden Magnesiummembranen ausgestattet, was für ein elegantes Aussehen des Ensembles auf der Boxenfront sorgt. Es handelt es sich bei ihnen um regelrechte Hochleistungstreiber, die zu gewaltigen Hüben fähig sind und damit einiges an Luft bewegen können. So sollen die mit 17 x 100 x 38 Zentimeter (BxHxT, zuzüglich Füße und Spikes) immer noch sehr kompakt bauenden Progressive Audio Extreme III in der Lage sein, ordentlich tiefe Töne mit nennenswerten Pegeln wiederzugeben. Herr Koenen spricht von bis unter 30 Hertz.

Die Treiber-Bestückung der Progressive Audio Extreme III
Die Treiber-Bestückung der Progressive Audio Extreme III

Das Volumen der Boxengehäuse ist übrigens größer als bei äußerlich vergleichbaren Lautsprechern, die üblicherweise aus 19 Millimeter starken MDF-Platten gefertigt werden, da das für die Gehäuse der Extreme III verwendete Acryl lediglich eine Wandstärke von 10 Millimetern besitzt. Durch die hohe innere Dämpfung des Materials benötige man hier keine höheren Stärken, so Koenen. Resonanzen der Gehäusewände bekämpft er durch gezielt eingesetzte Versteifungen im Inneren, die das Eigenleben des Materials weiter minimieren. Auf der eingeschraubten Rückseite der ansonsten ohne sichtbare Fugen verarbeiteten Gehäuse befindet sich eine Bassreflexöffnung, die den Tiefton am unteren Ende seines Übertragungsbereiches unterstützt. Daneben gibt es hier „Single wiring“-Anschlussterminals von Furutech sowie einen kleinen Kippschalter, mit dem man die Hochtonwiedergabe bei Bedarf um ein Dezibel anheben kann.

Blick aufs Terminal der Die Treiber-Bestückung der Progressive Audio Extreme III. Mit dem Knebelschalter oben lässt sich der Hochton um ein dB anheben
Blick aufs Terminal der Progressive Audio Extreme III. Mit dem Knebelschalter oben lässt sich der Hochton um 1 dB anheben

Die hochwertigen Chassis allein gewährleisten noch keinen guten Klang. Das Herz der Lautsprecher von Progressive Audio ist vielmehr die Frequenzweiche. Ralf Koenen ist kein Fan von Minimal-Weichen. Im Gegenteil: Die von ihm entwickelten Weichen sind sehr aufwändig, da sie neben der Aufteilung des wiederzugebenden Frequenzspektrums auf die einzelnen Chassis noch Phasenfehler vermeiden, eine möglichst perfekte Impulsantwort gewährleisten und zu allem Überfluss dem angeschlossenen Verstärker noch eine stabile Last von 4 Ohm gegenüberstellen sollen. Damit die Weichen der Progressive Audio Extreme III diesen Ansprüchen genügen, war ein nicht unbeträchtlicher Bauteileaufwand erforderlich, den Koenen selber als „geschäftsschädigend“ bezeichnet.

Treiberdetail der Progressive Audio

Den Extreme I und II gegenüber sollen die Extreme III übrigens nicht nur im Bass Vorteile bieten. Da die Tiefmitteltonmembran um den Hochtöner herum von großen Hüben entlastet wird, treten laut Koenen kaum noch Intermodulationsverzerrungen auf.

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