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Apropos Sicherheitsabstand: Den hat die Vorstufe Plinius M8 nicht nötig, da ihr die neuseeländischen Designer eine schwungvoll abgerundete, wenn auch ebenfalls ziemlich massiv geratene Frontplatte verpasst haben.
Die reicht u-förmig bis an die Rückseite des Gerätes und sorgt so für stabile Verhältnisse. Frontseitig finden sich lediglich ein großer Drehknopf und das bei Bedarf abschaltbare Display. Bei einer Vorstufe stets ein klares Indiz dafür, dass ein Großteil der Kommandos per Fernbedienung mitgeteilt werden muss.
Und wenn es auf diesem Globus jemals eine Waffenscheinpflicht für Fernbedienungen geben sollte, dieser Geber wäre der erste, den sie träfe! Ein viereckiges Hohlprofil aus massivem Aluminium mit großen runden Tasten sorgt für ein ausgeprägtes Sicherheitsempfinden, sobald sich die Hand um das kühle Metall gelegt hat. Bei einer respektablen Länge von 25 Zentimetern durchaus geeignet, auch notorisch die Fernbedienung suchenden Zeitgenossen wie mir diese Unsitte ein für alle Mal auszutreiben. Ach ja, neben den üblichen Disziplinen wie Lautstärke regeln, Eingänge wählen, Muting und eben das Display ausschalten beherrscht sie auch das Drehen der absoluten Phase.
Nähern wir uns den Geräten von der jeweils rückwärtigen Seite, so sind bei beiden reichlich Ein- und Ausgänge zu registrieren. Die Plinius M8 wartet mit immerhin sechs Hochpegeleingängen auf, von denen einer die Möglichkeit bietet, zwischen Cinch– und XLR-Buchsen zu wählen und ein weiterer sich als Andockmöglichkeit an ein Home-Theater-System versteht und das Signal für die Hauptlautsprecher durchschleift. Ausgangsseitig bieten sich zwei Paar Cinch- und ein Paar symmetrischer XLR-Buchsen an.
Die Endstufe SA-103 lässt den Eingangssignalen die Wahl, unsymmetrisch via Cinch- oder symmetrisch per XLR-Buchse zu kontaktieren. Mit dem mittig zwischen den Eingängen angeordneten Drehschalter ist dann zu entscheiden, welches Buchsenpaar aktiv sein soll und ob der Plinius-Amp im normalen Stereobetrieb oder gebrückt als Monoendstufe Dienst tut.
Nach entsprechender Verstärkung warten jeweils zwei Paar WBT-Terminals pro Kanal, um die Verbindung zu den Lautsprechern herzustellen. Praktisch, wenn es gilt, Bi-Wire-Aufgaben zu bewältigen. Leider findet die Art von WBT-Terminals Verwendung, die zwar jede Euronorm erfüllt und als absolut kindertauglich und haustiersicher gelten darf, allerdings wegen der zu schmalen Öffnungen meinen NBS-Strippen mit ihren gar nicht so selten anzutreffenden Cardas-Spades die Kontaktaufnahme verweigert. Auch der Versuch, ein Straight Wire Crescendo anzubringen, scheitert aus demselben Grund. Erst mein Yamamura-Churchill M6000 lässt sich problemlos in die ansonsten absolut zuverlässig zupackenden Schraubklemmen einführen.
Bevor es ans Hören geht, muss zunächst einmal der Deckel von der Plinius-Vorstufe M8 herunter. In der Hand halte ich ein überraschend dünnes Blechlein. In der Tat könnte der Kontrast zu dem heftig massiven Rest der Vorstufenbehausung kaum größer sein. Übrigens haben spätere Versuche, hier mit Sandbeuteln oder M-Pucks zu dämpfen, keine klanglich nachvollziehbaren Verbesserungen erzielen können.
Als nächstes fällt mein Augenmerk auf eine diskret aufgebaute Eingangstufe. Die via XLR-Eingang zugeführten Signale werden symmetrisch weiterverarbeitet. Bei den Cinch-Eingängen verzichtet Plinius auf eine nachträgliche Symmetrierung, führt die Eingangssignale also unsymmetrisch zum Volumenregler, dem bekannten, fernbedienbaren blauen Alps-Potentiometer. Anschließend wird die ebenfalls diskret aufgebaute Ausgangsstufe durchlaufen. Für die Spannungsverstärkung werden hier sogenannte Dual-JEFTS eingesetzt.
Großzügig erweist sich Plinius bei der Stromversorgung der M8. Woanders werden solche Ringkerntransformatoren in Vollverstärkern eingesetzt. Da passt es gut ins Bild, dass der Trafo für die digitale Steuerungselektronik eine Sekundärwicklung nebst Spannungsregler bereithält, was eine Beeinflussung der signalführenden Schaltungen ausschließen soll.
Der Blick in die Endstufe SA-103 irritiert dann erstmal ein wenig, da Plinius die Stromversorger, zwei kräftige 1,2-kVA-Ringkerntransformatoren, auf das „Unterdeck“ verbannt hat. Auf dem „Oberdeck“ stehen dann jedem Kanal acht Sanken-Transistoren zur Verfügung.
Damit lassen sich an 8-Ohm-Lasten 2 x 125 Watt und im Monobetrieb 1 x 400 Watt Leistung erzielen. An einem 4-Ohm-Lautsprecher findet mit 2 x 220 und 1 x 730 Watt fast eine Verdoppelung der Verstärkerleistung statt. Richtig interessant wird es aber, wenn der Plinius SA-103 im Class-A-Modus werkeln muss. Gäbe es einen idealen Lautsprecher mit gleich bleibender, frequenzunabhängiger Impedanz von 8 Ohm, ließen sich konstant stabile 2 x 60 Watt Leistung erzielen. Prinzipbedingt geht aber auch der SA-103, wie die meisten seiner Class-A-Kollegen, bei sehr hohen Leistungsanforderungen schließlich doch in den AB-Betrieb über. Nur Single-Endend-Class-A-Verstärker, wie meine seligen Small One, verkneifen sich diesen Trick.
Die Ruhestromregelung für die jeweilige Betriebsart erfolgt übrigens mithilfe zweier Potis, von denen eines zunächst den Ruhestrom für den Class-AB-Modus regelt. Will man in den Class-A-Betrieb wechseln, wird über ein Relais das zweites Poti hinzugeschaltet und es ergibt sich das neue, höhere Ruhestromniveau.
Test: Plinius M8 und SA-103 | Vor-End-Kombi