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Dezember 2007 / Ralph Werner
Einen um 40 dB verzerrten Frequenzgang wieder grade biegen und dann das Signal verhundert-, ja vertausendfachen … Technisch vielleicht arg salopp formuliert, aber im Grunde passt es schon.
Sollten wir nicht mehr Respekt vor diesem kleinen, unauffälligen Kästchen namens PhonoPre haben? Gewiss, potente Class-A Endstufen werden wohl in den meisten Fällen mehr Besitzerstolz wecken: schwer, heiß und teuer – das zieht. Überlegt man sich aber die Relation „Ausgangsmaterial zu Ergebnis“, so wird man, angesichts der bisweilen lachhaften Spannungen, die ein MC-Tonabnehmer so zur gefälligen Weiterverarbeitung rüberschickt, konstatieren müssen, dass die graue Maus „Phono-Vorstufe“ ein ganz schönes Arbeitstier ist. Hut ab.
Drei dieser Kleinsignalaufbereiter stehen zum Hörparcours an: Der Holfi Vitalus, der SAC gamma und der Aqvox Phono 2 Ci MKII. Der Holfi wechselt für 335 Euro den Besitzer, der SAC liegt preislich mit 649 Euro in der Mitte der drei Probanden. Aqvoxs Phonovorstufe wird mit 949 Euro taxiert. Ein klassenübergreifender Soundcheck also. Doch bevor es in den Hörraum geht, zunächst einige Anmerkungen zur Ausstattung und den Besonderheiten der Kandidaten:
Der Vitalus des dänischen Herstellers Holfi steht schon länger bei mir und verrichtet sehr rechtschaffend seinen Dienst. Eine klassische Black Box: Ein Eingang, ein Ausgang – dazwischen das Mäuseklavier.
Sind alle acht DIPs auf „Off“, so ist der MM-Eingang aktiviert (47 kOhm/200pF). DIP 1+2 schalten auf MC und durch die weiteren Kombinationsmöglichkeiten der restlichen Schalter, sind acht verschiedene Eingangsimpedanzen verfügbar (13 bis 5.000 Ohm).
Ein Subsonicfilter ist nicht vorhanden. Über ein externes Netzteil wird der Holfi mir Energie versorgt – gut, so kann es intern nicht streuen. Einen deutschen Vertrieb der Holfi-Produkte gibt es nicht, der Vitalus kann aber beispielsweise über SWS-Audio erworben werden.
Die Phonovorstufe „gamma“ von SAC hat eine Überarbeitung erfahren, wie „von unten“ leicht zu erkennen ist:
Diese kleinen Schalter, die gab es früher nicht: So kann nun ein Subsonicfilter zugeschaltet werden und eine Gain-Anhebung für MM- und MC-Systeme ist möglich geworden (maximal 76 dB Gain insgesamt).
Wie beim Holfi wird auch der SAC-Phonopre über ein Steckernetzteil versorgt, welches mit 14 VA Aufnahme (statt 10VA) allerdings etwas größer dimensioniert ist.
„Wo sind denn die DIPs zur Impedanz- und Kapazitätswahl?“ – Nun, die suchen Sie vergebens. Möchte man eine Anpassung vornehmen, so ist dies über das mit „Parallel“ beschriftete Cinchbuchsenpaar auf der Rückseite möglich:
Jedem gamma ist eine Anforderungskarte für einen Satz Anpassstecker beigelegt – durch diese sind nun bestimmte Impedanz und Kapazitätswerte eingestellbar. Entweder teilt der Kunde die gewünschten Werte direkt mit oder er gibt an, welches System er „fährt“.
Dann bekommt er das (erste) passende Steckerchen von SAC – kostenfrei – zugeschickt. Weitere Steckersätze werden mit zehn Euro berechnet. Herr Axel Schäfer – der Geschäftsführer der Essener Audiofirma – ist allerdings der Ansicht, dass es in der Regel ohne Anpassung besser klingen sollte. Die Standard-Eingangsimpedanz beträgt für MC-Pickups 1.000 Ohm, für MMs die üblichen 47 kOhm. Auf der Frontseite des gamma befindet sich der Knopf zum Schalten zwischen Moving Magnet und Moving Coil.
Sonstige Auffälligkeiten – keine. Oder vielleicht doch: Kunden, die noch einen alten gamma besitzen, wird ein Upgrade angeboten. Für 449 Euro wird diese „Kernsanierung“ durchgeführt, bei der die komplette Elektronik ausgetauscht wird. SAC vertritt den Upgrade-Gedanken konsequenterweise auch beim übrigen Produktportfolio – nicht ohne Stolz sagte mir Herr Schäfer, dass er kürzlich einen 21 Jahre alten „Igel“ zwecks Generalüberholung zugeschickt bekam. Ein treuer Fanclub …
Test: Aqvox Phono 2 Ci, Holfi Vitalus, SAC gamma | Phono-Vorstufe