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Angeleint und aufgerissen: Phonar Credo Primus

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  1. 3 Angeleint und aufgerissen: Phonar Credo Primus

phonar credo primus Das erste, was mir auffiel, als ich die Credo Primus im Hörzimmer in Position gebracht hatte: Meine Lovan-Lautsprecherständer und die Phonar gehen optisch schon mal nicht gerade als unschlagbares Duo durch, schade, dabei wissen Form und wie erwähnt insbesondere das Furnier unserer beiden Primi doch zweifelsohne zu gefallen. Aber wir sind ja hier auch nicht bei „Schöner Wohnen“, sondern bei fairaudio – und da ist’s weniger ausschlaggebend, dass die Aufstellung très chic anmutet, als dass sie es akustisch einrasten lässt: Stärker eingewinkelt, mit knapp an den Ohren vorbeizielenden Hochtönern und einer um einige Zentimeter verminderten Basisbreite (standardmäßig geht bei mir das gleichseitige Dreieck am besten) wirkte es schlussendlich am stimmigsten.

phonar credo primus

Wobei „stimmig“ eh ein Wörtchen ist, das mir während der Hörrunden mit den Phonar Credo Primus wiederholt in den Sinn kommen sollte, so zum Beispiel auch beim 1995er Album Handwriting der aus Kentucky stammenden Formation Rachel’s – im Übrigen ein ganz nachdrücklicher Musik-Tipp für Hörer, die sich vorstellen können, dass eine gleichermaßen Experimentierfreude ausstrahlende wie atmosphärische Mischung aus Klassik, Jazz und einer subkutanen Prise Postrock Spaß machen könnte:

Unserem Besuch aus Tarp scheint es offensichtlich so zu gehen, zumindest verstehen es die Phonar Credo Primus zweifelsohne, das Instrumenten-Vielerlei in Songs wie „M. Daguerre“ oder „Southbound To Marion“ überaus involvierend in Szene zu setzen, nicht zuletzt, weil es mit ihnen tonal alles andere als anämischrachel's zugeht – Freunde vollmundiger, gehaltvoller Mitten werden mit ihnen unbedingt auf ihre Kosten kommen – sowie, auch wenn es immer ein wenig schwurbelig klingt, ihrer Darstellung ein angenehmer musikalischer Fluss (Adjektive wie porös, eckig, hart, rau sind in jedem Fall Fremdworte für die Credo Primus) zu eigen ist, was alles in allem für eine mit genau dem richtigen Maß an Schmelz und „Holz“ versehene Violine, ein vorbildlich körperhaft zu Werke gehendes Piano, eine eindrucksvoll substanziell vor sich hingrummelnde Bass-Klarinette und ein gleichsam schlüssig organisch wie metallisch wirkendes Vibraphon Sorge trägt.

Ja, „organisch“ und – allein angesichts dessen, dass wir es eigentlich „nur“ mit einer Kompaktbox zu tun haben – „voluminös-erwachsen“ sind zwei Schlüsselwörter, die wohl den meisten Hörern nach einem Kontakt mit den Phonar Primus über die Lippen kommen werden.

Nebenbei sei bemerkt, dass sich das dichte musikalische Treiben – wie man das von einem kompakten Zwei-Wegler dieser Preisklasse aber auch erwarten sollte – räumlich tadellos differenziert, wenngleich unser Proband hierbei zu ausgemachten Schwarzgurten in diesem Bereich, wie beispielsweise einer Diapason Adamantes (welche sich dafür u.a. tonal deutlich „leichter“ gibt), sicherlich nicht ganz aufzuschließen vermag.

Combo Kode9 & The Spaceape (Album: Black Sun, 2011)

Und natürlich haben’s die Phonarboxen nicht nur mit Instrumenten, sondern auch mit Stimmen: Ob‘s dabei um weiblichen Gesang geht, wie dem der amerikanischen Sängerin und Performancekünstlerin Jarboe Deveraux im ebenso ruhig und fragil wie beschwörend vorgetragenen „Lavender Girl“ (Album: Sacrificial Cake, 1995) oder – schon etwas weniger ruhig – die „schwarze“, charismatisch-warme, gleichzeitig nicht minder distanzierte, verstörend teilnahmslos wirkende Stimme Stephen Samuel Gordons im unter anderen von tief-trockenen Bassbeats geprägten Album-Opener „Black Smoke“ der Londoner Dubstep Combo Kode9 & The Spaceape (Album: Black Sun, 2011):

Mir gefällt die artefaktefreie, sehr eingängige, farbig-sonore Sangeskunst unserer beiden Tarper ungemein: Stimmen wirken stets Jarboe Deveraux „Lavender Girl“ (Album: Sacrificial Cake, 1995voluminös, besitzen ein ausgeprägtes tonales Fundament, ohne dass die Phonar dabei Gefahr laufen würden aufzudicken/zu verdecken, wenngleich sie auf der anderen Seite auch keineswegs als Hochauflöser durchgehen, die jeden Wackler des Gaumenzäpfchens offenbaren oder Sibilanten (Zischlaute) bis aufs Mark durchleuchten – nein, keine Extreme, vielmehr schlicht und einfach im wahrsten Sinne des Wortes „stimmig“ austariert, dabei tendenziell eher auf der warmen und geschmeidigen Seite zu Hause, so präsentieren die Credo Primus den sensiblen Mitten- beziehungsweise Stimmbereich.

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Test: Phonar Credo Primus | Kompaktlautsprecher

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