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Klang Phonar Ethos S 180G

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  1. 3 Klang Phonar Ethos S 180G

Seth WalkerFür die „Ethos“-Säule hieß es nun auch „Strippen packen und umziehen“ ins akustisch optimierte Arbeitszimmer, wo Magnats Verstärkerskulptur RV-3 bereits mit vorgewärmten Vorstufenröhren auf seinen Einsatz wartete. Und da ich Seth Walker noch im Ohr hatte, durften mir die Phonars „Kick it around“ gleich noch einmal vorführen. Und siehe, beziehungsweise, höre da: Das Nordlicht wächst mit seinen Aufgaben! An den Klemmen des Pulheimer Ausnahme-Amps fegte sie jegliche Vorurteile gegenüber einem „Budget“-Produkt aus meinen Gehörgängen. Im so wichtigen Mittenband – hier ist auch das menschliche Gehör besonders sensibel – legte sie nun nochmals zu und projizierte das erdige Gesangsorgan des aus North Carolina stammenden Bluesers konturenscharf und dreidimensional-griffig vor meinem Hörplatz.

Phonar Ethos S 180GIn dieser Disziplin erinnert ihre Abstimmung an ihre größere Schwester „Veritas P4 Next“, die ich vor rund einem Jahr an dieser Stelle testen konnte. Auch dieser Wandler wusste mit einem akzentuierten und in allen Details ausgefeilten mittleren Frequenzband zu gefallen. Allerdings reichert die „Ethos S 180G“ männlichen wie weiblichen Gesang mit einem samtigen Hauch und einer insgesamt leicht ins warm-füllige tendierenden Note an. Nicht dramatisch, nicht verfärbend. Eher wohlig-angenehm, wenngleich nicht unbedingt streng der audiophilen Lehre folgend. Aber: Das muss man ja auch nicht immer wollen. Die insgesamt tonal erdige Abstimmung findet in einem tief hinabreichenden und druckvoll dargebotenen Bassbereich ihre passende Ergänzung. Die ultratiefe, elektronisch generierte Basssequenz in „Toma“ von Puscifer (Album: Conditions of my Parole) schiebt die Phonar wie eine sich drohend auftürmende Bugwelle vor sich her. Hier kribbelt es unter den Fußsohlen und das ist auch ganz richtig so. Dennoch muss dieser Basslauf eine gewisse Struktur besitzen, darf nicht Pusciferpuddingartig andicken, er muss mit Attacke einsetzen und genauso wieder abebben. An. Aus. Da darf nichts schwabbeln. Eine Anforderung, der die günstige Phonar prima gewachsen ist. Völlig unbeeindruckt „drückt“ sie das mit knackigem Punch einsetzende Schlagzeug gleich hinterher und leidet dabei keinesfalls unter Schnappatmung. Sauber.

Schön auch, wie plastisch und dabei differenziert sie Marillions episches „Gaza“ (Album: Sounds that can’t be made) weit vor der Anlage aufbaut und welchen Einblick sie dabei in die komplexe Struktur des insgesamt 17 Minuten langen Stückes gewährt. Gerade in den Disziplinen Durchhörbarkeit und Auflösung vielschichtiger Klanggeflechte stoßen Schallwandler der MarillionEinsteigerklasse schnell an ihre Grenzen. Nicht so die Phonar Ethos, die bei den gerade in der zweiten Hälfte des Titels rasch aufeinanderfolgenden Tempiwechseln, dynamischen Sprüngen und dicht verwobenen Melodiebögen stets den Überblick behält. Einzelne Schallereignisse bleiben sehr gut ortbar, auch wenn streckenweise sehr viel gleichzeitig passiert und es kompositorisch unübersichtlich zu werden droht. Dabei fällt auf, dass die Phonar die Musiker auf der virtuellen Bühne – sowohl in deren Tiefe als auch in deren Breite – recht kompakt stellt, wobei Entfernungsbeziehungen untereinander in glaubwürdigen Proportionen abgebildet werden. Meine Magnat Quantum 905 lässt jedem Musiker hörbar mehr Luft, insgesamt scheint die Darstellung über die bei ihrer Markteinführung aber auch mehr als doppelt so teure Rheinländerin doch noch etwas leichtfüßiger, großzügiger und selbstverständlicher zu sein, aber: Meckern muss man angesichts der fairen Einpreisung der Phonar nicht wirklich.

Phonar Ethos S 180G

Ihre homogene Abstimmung, die bis in die oberen Mitten hinein keinen Frequenzbereich deutlich bevorzugt oder vernachlässigt, lässt sie auch gegenüber komprimierter Musik sehr gelassen und gutmütig auftreten. Marcus Wiebuschs Album „Konfetti“ ist etwa Marcus Wiebuschs Album „Konfetti“bei den Titeln „Der Tag wird kommen“ oder „Haters gonna hate“ nun hörbar keine audiophile Perle, sondern eher fürs Mainstream-Radio abgemischt, die Ethos aber liefert eine druckvolle, flüssige und in sich stimmige Darbietung ohne störende Sibilanten oder Artefakte. Die große Schwester „Veritas P4 Next“, deren Obertonspektrum insgesamt doch heller leuchtet, hätte hier und da sicherlich warnend gezischelt, wenn der ehemalige „Kettcar“-Frontmann seine lyrischen Ergüsse zum Besten gibt. Gerade bei forcierter Lautstärke machen dann solche ihrer natürlichen Dynamik beraubten Abmischungen nicht lange Spaß. Die preiswerte Box von der Küste trägt’s mit Fassung. Mehr noch, sie präsentiert Pop- und Rockmusik stets mit Verve und schönem Fluss.

Hochtöner der Phonar Ethos S 180G

Liebhabern sehr obertonreicher Kompositionen wie Jazz, Swing oder Klassik wird auffallen, dass beispielsweise Blechbläser in den höchsten Lagen dann doch ein wenig mehr Facetten aufweisen als die Ethos letztlich darstellen kann. Ganz oben fehlt es ihr ein wenig an der Luftigkeit und der feingeistigen Transparenz, die notwendig wäre, um auch feinste Klappengeräusche, Atmer oder das zarte Anschlagen einer Triangel noch in allen Nuancen darzustellen. Solche Fähigkeiten bleiben – und das war auch zu erwarten – höheren Preisklassen vorbehalten.

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Elac Vela

Test: Phonar Ethos S 180G | Standlautsprecher

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