Als ich vor Kurzem erstmals auf den Hersteller Palab Audio (Vertrieb: www.soreal-audio.de) stieß, musste ich spontan an Palatschinken denken – eine österreichische Pfannkuchenspezialität. Der Palab DAC-M1 ist allerdings nicht mit Sahne, Früchten oder Schokolade gefüllt, sondern mit moderner HiFi-Technik. Und er dient nicht nur als D/A-Wandler, sondern auch als Kopfhörerverstärker und als (zuschaltbare) Vorstufe. Doch wie lecker klingt das Kästchen in der Praxis?
Power Advance Lab
Nein, er stammt nicht aus Österreich, der Palab DAC-M1, wie man vielleicht vermuten könnte, und man kann auch keinen Kaffee mit ihm kochen oder Mehlspeisen zubereiten. Vielmehr handelt es sich bei Palab Audio um einen 2018 gegründeten Hersteller aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wobei die Abkürzung Palab für „Power Advance Lab“ steht. Neben dem DAC-M1 führt Palab Audio weitere Produkte im Programm: einen portablen Kopfhörerverstärker (M1-Mini), einen stationären Kopfhörerverstärker (HPA-1) sowie einen reinen Wandler (DA-1). Die Firma versteht sich als Spezialist für DACs und Kopfhöreramps.
Design + Funktionen
Der Palab DAC-M1 kommt relativ unspektakulär daher, mit Maßen von 250 x 310 x 59 mm (BxTxH) passt er in jedes Rack. Wer ihn jedoch auf den Schreibtisch stellen und als Wandler samt Kopfhörerverstärker am PC betreiben möchte, könnte mit der Tiefe von 31 Zentimetern hadern. Über die 25 Zentimeter Breite und die knapp sechs Zentimeter Höhe wird sich hingegen niemand beschweren. Die silbernen Bedienknöpfe bilden einen schönen Kontrast zum ausschließlich in Schwarz erhältlichen, kantigen Gehäuse, das zweckdienlich und nüchtern wirkt. Die Verarbeitung geht für die Preisklasse in Ordnung, die Schrauben auf der Oberseite könnten allerdings noch etwas passgenauer sitzen. Die Metallfüße mit Gummistandfläche hinterlassen einen stabilen und wertigen Eindruck. Mit einem Gewicht von 2,7 Kilogramm lässt sich das Gerät leicht im Haus bewegen und flexibel einsetzen.
Apropos flexibel: Durch die zuschaltbare Vorstufen-Funktion kann der Palab DAC-M1 auch direkt an Endstufen oder Aktivboxen angeschlossen werden, um eine minimalistische Stereoanlage zu bilden. Der Lautstärkeregler rechts vorne steuert den Pegel analog in 99 Schritten, ist er deaktiviert (reiner DAC-Modus), stellt er sich auf den Maximalpegel ein. Das hat einen ziemlich hohen Ausgangspegel zur Folge, sodass ich den angeschlossenen McIntosh-Vollverstärker MA8900 AC niedriger als sonst einstelle. Der eignet sich mit seinem serienmäßig bereits installierten Digitalboard übrigens als guter Vergleichspunkt für die D/A-Wandlung, wie der Hörtest später zeigen wird.
Im Inneren des Palab werkelt ein Sabre-Chip der neuesten Generation, der ESS Sabre ES9038Q2M. Danyel Rondthaler von Soreal Audio betont jedoch, dass der verwendete Chip gar nicht so entscheidend sei, der Aufbau der Schaltung spiele eine viel wichtigere Rolle, so der Vertriebsmann – der übrigens noch andere DACs distribuiert, unter anderem den von PureAudio, der uns seinerzeit im Test sehr überzeugen konnte.
In der Mitte des DAC-M1 sitzt ein dreistufig dimmbares Display, das sich auch aus drei Metern Entfernung noch gut ablesen lässt. Mit seiner Hilfe navigiert man durch das Menü, das eine Menge Feintuning-Optionen bietet – entweder mithilfe der vier Bedientasten links oder mit der beiliegenden Fernbedienung. Letztere besteht aus Metall, besitzt silberne Tasten und passt sehr schön zum Design des Geräts. Sie kann die Lautstärke regeln, die Quellen wählen, das Display beeinflussen, per Mute-Taste stummschalten, das Gerät ein- und wieder ausschalten sowie durchs Menü surfen und Einstellungen vornehmen. Man muss sie allerdings per Schraubenzieher (nicht beiliegend) öffnen, um die Batterien (schon beiliegend) einzusetzen.
Der Funktionsumfang des Menüs überrascht positiv, so verfügt der Palab DAC-M1 über eine einstellbare Abtastraten-Up-oder-Down-Konvertierungsverarbeitung, die von PCM 44,1 kHz bis hin zu PCM 384 kHz reicht und DSD64 bis DSD256 ermöglicht. Auch die Einstellung des analogen Ausgangskanals lässt sich beeinflussen, beide Ausgänge können auf Mono rechts, Mono links, R + L oder L + R eingestellt werden. Weiterhin besteht die Möglichkeit, für jede angeschlossene Quelle an jedem Eingang individuell die Lautstärke anzupassen, damit alle Quellen gleichlaut spielen. Last, but not least stehen im Menü noch sieben Digitalfilter wie zum Beispiel „Brick Wall“ zur Auswahl, die den Klang aber kaum bis gar nicht beeinflussen und deshalb aus meiner Sicht vernachlässigbar sind. Grundsätzlich kann der Palab DAC-M1 auch mit MQA etwas anfangen, nur Früchte, Quark und Nutella verarbeitet er nicht.
Schöner Rücken – die Anschlussoptionen
Schauen wir uns die Rückseite genauer an: Neben den bereits erwähnten optischen und koaxialen Digitaleingängen bietet der Amerikaner die ebenfalls obligatorische USB-B-Schnittstelle für den Anschluss von Laptops oder PCs, wobei das mit Apple-Geräten auch ohne zusätzliche Treiber funktioniert. Die darüber sitzende USB-A-Schnittstelle ermöglicht hingegen das Andocken von Bluetooth- oder WLAN-Dongles.
Außergewöhnlich ist die HDMI-Schnittstelle für die Übertragung von I2S-Signalen. Bei dieser Verbindung werden parallel (und nicht seriell) zum Audiosignal Timing-Informationen mitgesendet, was den Jitter minimieren soll. Lediglich ein AES/EBU-Digitaleingang fehlt, dafür steht ein analoger Cinch-Eingang auf der Rückseite bereit. Raus geht das gewandelte Signal nicht nur per Cinch, sondern – Applaus! – auch per XLR.
Kopfhöreramp
Ein kleiner Tausendsassa also, der zudem noch als Kopfhörerverstärker fungiert. Dazu stehen auf der Vorderseite zwei Buchsen bereit: eine klassische 6,3-Millimeter-Klinken-Option sowie eine 4,4-Millimeter-Pentaconn-Buchse. Auch nicht alltäglich: Der DAC-M1 verwendet zwei separate Verstärkerschaltungen für die Kopfhörerausgänge, um gegenseitige Beeinflussungen beim Parallelbetrieb von zwei Kopfhörern auszuschließen. In der Praxis treibt der Palab meine beiden Kopfhörer (Focal Clear MG und Hifiman Arya) ganz locker an und hat dabei noch viel Raum nach oben. Er dürfte also auch mit deutlich schwerer auf Touren zu kommenden Kopfhörern klarkommen. Wie es klingt, verrate ich später.
Palab DAC-M1: Hörtest und Vergleiche
Da ich immer mal wieder an Palatschinken denken musste, kramte ich nach einer gewissen Aufwärm- und Eingewöhnphase den „Schinkengott“ höchstpersönlich aus dem digitalen Archiv des Musikerservers: Glenn Danzig. Der ehemalige Sänger der Misfits und von Samhain, der tatsächlich diesen Spitznamen trägt, veröffentlichte Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger ein paar tolle Rockalben unter dem Namen Danzig, bevor es künstlerisch steil bergab ging. III – How The Gods Kill aus dem Jahr 1992 mit H.R.-Giger-Alien-Artwork und Rick Rubin am Mischpult macht heute noch Laune, speziell der atmosphärische Titeltrack bleibt im Gedächtnis.
Kurzer Einschub: In der deutschen, als PDF erhältlichen Bedienungsanleitung stieß ich im Vorfeld auf eine interessante Aussage: „DAC mit wärmeren Klangeigenschaften.“ Diese Aussage kann ich nicht bestätigen. Ich finde den Palab ziemlich neutral, im Zweifel eher mit einer leichten Tendenz zum Hellen und Schnellen, das wird mir beim Vergleich mit dem DAC meines McIntosh-Vollverstärkers (als Nachrüst-Modul aktuell für circa 1.350 Euro zu haben) bei „How The Gods Kill“ klar.
Der integrierte McIntosh-DAC klingt etwas wärmer, gemütlicher und auch eine Spur dunkler, was in die Kategorie Geschmackssache fällt. Tonal nehme ich den Palab DAC-M1 als „unauffällig“ wahr, was nicht als Kritik, sondern eher als Lob zu verstehen ist. Er klingt in diesem Vergleich zwar minimal nüchterner als der eingebaute McIntosh-DAC, dafür aber auch hochauflösender. Kleine Details schälen sich leichter aus dem Klangbild heraus, alles wirkt transparenter, etwa der samtige, eher zurückhaltende Gesang von Glenn Danzig zu Beginn des Stücks oder die Becken beim Schlagzeug. Das ist so ähnlich wie mit einer leicht schmutzigen Fensterscheibe, die dann beim Frühjahrsputz ordentlich gereinigt wurde.
Dynamik
Wir haben allerdings Herbst, die Blätter fallen bereits von den Bäumen, die Tage werden kürzer. Zeit für etwas Melancholisches zum Einigeln. Wie gut, dass Nick Cave mit seinen Bad Seeds vor Kurzem ein neues Album veröffentlicht hat: Wild God. „Long Dark Night“ bereitet auf lange, kalte Nächte vor und umhüllt den Hörer wie eine wärmende Decke. Das anfangs eher gemütliche, leicht schwermütige Stück steigert sich in der Mitte, denn plötzlich setzt ein massiver, mehrstimmiger Chor ein, und auch der Meister selbst erhebt seine Stimme immer lauter. Grobdynamisch stellt der Palab DAC-M1 diesen Wechsel des Energieniveaus beeindruckend schnell und druckvoll dar, er befindet sich definitiv eher auf der zackigen als auf der weich-gemütlichen Seite des Spektrums. Mein Stand-alone-DAC, der ziemlich genau doppelt so teure, auf Röhren in der Ausgangsstufe setzende PrimaLuna EVO 100 Tube Digital Analogue Converter (3.490 Euro), spielt ein wenig wärmer-weicher und nicht ganz so anspringend – punktet dafür aber mit noch mehr Detailauflösung.
Feindynamisch bieten beide Geräte im Grunde dieselbe Qualität, sie arbeiten kleine Lautstärkeunterschiede sehr genau und schön nachvollziehbar heraus, wobei sich Fluss und Attacke die Waage halten. Im Vergleich mit dem Wandler im McIntosh-Vollverstärker wirkt der Palab hingegen eine Spur differenzierter und transparenter, wie sich zum Beispiel beim neuen Jon-Hopkins-Album Ritual zeigt. Der Meister der experimentellen, meditativen Elektronikteppiche leitet das Album mit „Part I – Altar“ sanft und ein wenig bedrohlich ein, pegelseitig verändert sich nur wenig. Die geringen Pegelveränderungen wirken beim Palab aber minimal greifbarer und feiner abgestuft.
Tendenz: Transparenz
Bei „First Time“, einem eingängigen Indie-Rock-Song vom neuen Oceanator-Album Everything Is Love And Death, zeigt sich bei den verzerrten Gitarren, wie natürlich die Höhen klingen. Ich schrieb weiter oben bei der Gesamttonalität, dass dieser DAC leicht hell klingt, und nun könnte man meinen, er sei obenherum bei langen Hörsessions etwas anstrengend. Das ist aber nicht der Fall – was daran liegen dürfte, dass dank Luftigkeit und Geschmeidigkeit der Höhen meine Ohren bestens informiert, aber nicht oberlehrerhaft „gebrieft“ werden. Der Hochton ist weder frisch noch betont, sondern einfach vorhanden und dabei herrlich transparent. „Transparent“ ist übrigens das Adjektiv, das mir immer wieder in Sinn kommt, wenn ich dem Palab DAC-M1 zuhöre – es ist seine dominanteste Eigenschaft. Das gilt auch für die Mitten.
Wer auf besonders üppige, warme Klangfarben oder gar aufgehübscht-zuckrige Stimmen steht, wird mit dem Palab DAC-M1 allerdings nicht glücklich werden. Er stellt Gesang weitgehend neutral, mit einer ganz leichten Tendenz zum Sachlich-Nüchternen dar, was an seinem etwas schlankeren Grundton liegt. Das fällt mir beispielsweise bei Billy Corgans einzigartigem, hell-nasalem Organ beim neuen Smashing-Pumpkins-Album Aghori Mhori Mei auf, etwa beim eher ruhigen „Pentecost“, das an das 1993er-Meisterwerk Siamese Dream erinnert. Über den internen McIntosh-DAC und den PrimaLuna-Wandler versprüht Corgan einen Hauch mehr Wärme und Weichheit, wobei der Mac noch stärker in diese Richtung tendiert. Die Stimmwiedergabe des Palab erinnert mich dagegen eher an den inzwischen nicht mehr produzierten Focal Arche (DAC, Kopfhörerverstärker und Vorstufe, 2.500 Euro), den ich bis vor ein paar Monaten besaß. Im Vergleich zum Focal schneidet der DAC-M1 insgesamt aber besser ab, weil er noch transparenter und hochauflösender klingt – und dabei weniger kostet.
Agiler Bass
Bleiben wir herbstlich: „November Dust“, atmosphärischer Doom-Metal vom neuen Swallow-The-Sun-Album Shining (VÖ 18.10.). In dem schwermütigen, stark an Type O Negative erinnernden Sechsminüter graben sich die Bässe tief in die Sorgenfalten ein, und die Lautsprecherchassis (in diesem Fall die der Sonus Faber Olympica Nova 3) müssen Schwerarbeit leisten. Dabei zeigt der Palab-DAC eine ausgewogene Performance, Bässen mangelt es weder an Körper noch an Tiefgang, von schlank kann keine Rede sein, von aufgedickt freilich auch nicht. Die unteren Lagen ragen pegelseitig allenfalls ein kleines bisschen aus dem Gesamtklangbild hinaus, und zwar eher im Kick- als im Subbass. Wegen seiner guten Durchzeichnung stört mich das aber kein Stück, im Gegenteil, es verpasst dem Ganzen einen schönen … nun ja: Kick. Kurz und gut: Präzision und Volumen halten sich beim Palab die Waage.
Raumdarstellung
In puncto Räumlichkeit bietet der Palab DAC-M1 eine gute, aber keine überragende Performance. Hier zieht er im Vergleich mit dem doppelt so teuren PrimaLuna EVO 100 den Kürzeren, schließlich bietet der eine extrem große Bühne mit feiner Tiefenstaffelung.
Das heißt nicht, dass die Bühne des Palab klein ausfällt – überhaupt nicht. Sie ist der Preisklasse absolut angemessen und reicht sogar ein kleines Stück seitlich über die Lautsprecher hinaus. Die Abbildung beginnt recht weit vorne und endet in meinem Raum circa auf Höhe der Lautsprecherbasislinie, was eher zu einem involvierenden als zu einem distanzierten Klangbild führt. Die Ortungsschärfe einzelner Instrumente erweist sich dabei als überdurchschnittlich gut, in der Instrumentalnummer „The Reset“ der US-Rocker Highly Suspect stehen sie klar umrissen und schön greifbar im Raum. Beim PrimaLuna ist noch etwa mehr Luft zwischen ihnen, während mit dem internen McIntosh-DAC ein Patt entsteht.
Kopfhörerverstärker
Abschließend bin ich Ihnen noch die Beurteilung des integrierten Kopfhörerverstärkers schuldig. Dieser ist, wie bereits angedeutet, sehr kraftvoll und viel mehr als eine bloße Dreingabe. Tatsächlich muss er sich nicht vor dem teureren Focal Arche verstecken, vielmehr überzeugt er mit noch mehr Auflösung und einem klareren Klangbild. Am rund dreimal so teuren McIntosh-Kopfhörerverstärker MHA-100 beißt er sich jedoch – keine große Überraschung – die Zähne aus. Der bietet noch mehr Kraft, Druck und eine insgesamt emotionalere Performance, die allerdings etwas dunkler, nicht ganz so transparent ausfällt und auch ein bisschen Geschmackssache ist.
Test: Palab Audio DAC-M1 | D/A-Wandler, Kopfhörer-Verstärker