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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Der kleine Schallakrobat
  2. 2 Oppo Sonica - Klangbeschreibung & Vergleiche

Normalerweise erhält man als HiFi-Tester gern brandneue Geräte, die gerade erst oder aber in Kürze am Markt eingeführt werden. Mit dem Sonica DAC von Oppo (https://heimkinoklohs.de | Preis des Testgerätes: 999 Euro) verhält es sich diesmal anders. Denn Oppo gibt den Bereich der Hifi-Produkte auf und will sich ganz auf Smartphones konzentrieren (sieht man deren Verbreitung in China, ist das auch gut nachzuvollziehen – gefühlt befindet sich hier an jeder zweiten Kreuzung ein Oppo-Shop). Ein – wenn auch kommerziell verständlicher – für mich doch trotzdem bedauernswerter Schritt, stellen Oppo-Audioprodukte doch häufig eine ausgezeichnete Kombination aus moderner Technik und hervorragendem Klang dar. Mir persönlich ist Oppo das erste Mal mit seinen BluRay-Spielern begegnet, die sich zunächst als Geheimtipp in den Foren herumgesprochen hatten. Audiophil ausgelegte Spieler, die nahezu alle modernen Formate wiedergeben konnte, sei es von einem Silberling oder einer Festplatte – und das Ganze auch noch zu einem erschwinglichen Preis. Tatsächlich galten die Geräte als eine Art Wunderwaffe und Universalantwort für viele Hifi- und Heimkinoenthusiasten.

Ob sich der Oppo Sonica in dieser Tradition auch beweisen kann, will ich in diesem Artikel näher beleuchten. Denn auch wenn keine neuen Produkte mehr kommen werden, steht das Unternehmen natürlich weiterhin als Ansprechpartner zur Verfügung und kann den Support der Audioprodukte übernehmen.

Oppo Sonica Rückseite

Mit dem Sonica stellt Oppo eine sehr flexible Musikquelle für die aktuelle Zeit zur Verfügung. Es handelt sich im Kern um einen Netzwerkplayer, der dank zusätzlicher Eingänge und integrierter Lautstärkeregelung als vollwertige Vorstufe eingesetzt werden kann. Schauen wir uns also zunächst mal die Anschlussmöglichkeiten an. Zur Einbindung in das Netzwerk steht ein Ethernet-Anschluss zur Verfügung, jedoch hat der Oppo Sonica ebenfalls drahtlose Module integriert. So kann kann er ins WLAN eingebunden werden und steht dann auch per Airplay zur Verfügung oder kann dank eingebauten Bluetooth-Empfängers auch direkt drahtlos angesteuert werden. Ein weiterer Weg, um Dateien in das Gerät zu bekommen, ist der USB-Anschluss mit Host-Funktion (Festplatten können beispielsweise vom Sonica direkt angesprochen werden). Zur unmittelbaren Nutzung des DACs stehen zudem drei Digitaleingänge zur Verfügung: Coaxial, optisch und noch einmal USB, letzterer jedoch in der B-Variante. Beim Anschluss an einen PC wird der Oppo Sonica dann als Soundkarte erkannt. Will man zusätzlich noch eine analoge Quelle anschließen, steht sogar noch ein klassischer Stereo-Cinch Eingang bereit.

Mit Blick aufs Quellmaterial zeigt sich der Oppo Sonica übrigens erfreulich flexibel. Er hat im Prinzip alle Formate, die ich besitze, problemlos akzeptiert, sei es FLAC, AAC, WAV bis 192 kHz/24 Bit oder auch DSF und DFF mit 2,8MHz. Selbst eine laut Datenblatt nicht abspielbare 192/32 WAV hat er ohne Murren verdaut, einzig bei 352 kHz streikte der Sonica dann.

Oppo Sonica USB

An dieser Stelle zudem ein kurzer Ausflug zur Steuerung des Oppo Sonica. Abgespielt habe ich die Dateien direkt vom USB-Stick und gesteuert wurde das Ganze mit der Sonica App. Lobend erwähnen möchte ich die Netzwerkfunktionalität des Oppo, denn die Einrichtung ist vorbildlich einfach gelöst und die Verbindung hat bei mir durchgehend stabil funktioniert. Ist der Sonica erst einmal im Netzwerk, wird er direkt in der App erkannt und kann gesteuert werden. Sodann kann man auf Daten im Netzwerk oder auf angeschlossenen Speichermedien zugreifen, Streamingdienste nutzen – oder auch auf Tablet oder Smartphone lokal gespeicherte Daten abspielen. Die Sortierung kann hierbei neben der klassischen Ordneransicht auch über Metadaten erfolgen, die Datenbank lässt sich sehr schnell durchsuchen. Die Lautstärkeregelung des Smartphones bleibt hierbei während der Wiedergabe mit der App verknüpft, so dass ich beispielsweise beim Abspielen die Seitentasten des iPhones selbst in dessen Standby-Modus weiterhin nutzen konnte, um die Lautstärke des Oppo Sonica anzupassen – äußerst praktisch!

Ausgangsseitig bietet der Oppo Sonica zwei analoge Varianten: unsymmetrisch als Cinch und symmetrisch als XLR ausgeführt. Da die Ausgänge regelbar sind und sich der Oppo Sonica somit als Vorverstärker nutzen lässt, bietet er darüber hinaus noch ein Pärchen Klinkebuchsen für Trigger Ein- und Ausgang, um mit ihm beispielsweise eine Endstufe einschalten zu können.

Oppo Sonica Lautstärkeregler

An der Front geht es sehr reduziert zu. Hier befinden sich neben dem Power-Schalter lediglich zwei Drehregler: einer für die Quellenwahl und Menübedienung sowie ein klassischer Lautstärkeregler. Daneben stehen ein großes Display zur Anzeige der aktuellen Funktion und abgespielten Datei zur Verfügung sowie ein weiterer USB-Port zum schnellen Anschluss von beispielsweise einem USB-Stick mit Dateien. Im Lieferumfang befindet sich darüber hinaus noch eine kleine Fernbedienung mit Folientasten, welche speziell bei Nutzung des Oppo Sonica als Vorverstärker Nutzen stiftet.

Bevor ich mich im Folgendem dem Klang widme, noch ein kurzer Ausflug ins Innenleben des Sonica. Für die Stromversorgung greift Oppo nicht auf ein Schaltnetzteil zurück, sondern spendiert dem Gerät einen großzügigen Ringkerntrafo. Erstere neigen gern zu sehr starken Streusignalen und sind daher in Hifi-Geräten nicht immer gern gesehen – speziell in der Umgebung vieler ICs innerhalb eines Wandlers ist solch ein Verhalten natürlich negativ. Von daher bin ich sehr froh über den gewählten Weg des hochwertigen Netzteils.

Oppo Sonica Innenaufnahme

Ebenfalls erwähnenswert ist der vollsymmetrische Aufbau der Analogausgänge, so dass bei Nutzung des XLR-Anschlusses tatsächlich der geringere Rauschuntergrund realisiert werden kann. XRL- und Cinch-Ausgänge können übrigens zeitgleich genutzt werden, so dass auch die Einbindung eines weiteren Verstärkers (z.B. eines Kopfhörerverstärkers) möglich ist. Das Herzstück des Sonica bildet der ES9038Pro Sabre DAC. Dies ist das momentane Flaggschiff von ESS, welches rein von den technischen Daten einen der besten verfügbaren Chips am Markt darstellt. Auch aus diesem Grund war ich natürlich sehr gespannt, wie die Integration bei Oppo gelungen ist.

Oppo Sonica – Klangbeschreibung & Vergleiche

ben harper charlie musselwhite no mercy in this landAls erstes speise ich den Oppo Sonica mit fantastischem Blues im klassischen PCM-Format 44,1kHz/16 Bit über USB. Es spielen Ben Harper und Charlie Musselwhite aus ihrem Album No mercy in this land (auf Amazon anhören). Ausgewählt, weil ich das große Vergnügen hatte, diese beiden Künstler gemeinsam und live zu erleben und so mit der konservierten Variante vergleichen zu können. Die Aufnahmequalität einmal außen vor, in dieser Musik steckt jede Menge Herzblut der beteiligten Künstler und wenn ich dieses Album zu Hause höre, dann möchte ich, dass ich dieses Gefühl erneut erlebe. Durch den Titel „Found the one“ zieht sich ein mitreißendes Schlagzeugthema, welches auch hier zu begeistern weiß. Der Oppo Sonica nimmt die Einzelteile der Aufnahme sehr genau unter die Lupe, vermag es aber ebenso, sie schlussendlich zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen. Es ist ein Spagat, der ihm meist, aber nicht immer gelingt. Oder anders: Unzulänglichkeiten in der Kette oder Aufnahme (etwa Übersteuern oder schlecht eingebundener künstlicher Hall) machen sich über den akkuraten Sonica durchaus (leichter) bemerkbar. Doch die Kehrseite dieser Medaille ist das Potenzial, dass der Oppo Sonica heben kann: Bei guten Aufnahmen holt man dann auch sehr viel aus der Aufnahme heraus.

Zurück zu den Herren Harper und Musselwhite: Der Fuß beginnt von Anfang an mitzuwippen und die einzelnen Anschläge am Schlagzeug sind wunderbar aufgelöst. Mehrere Aspekte kommen hier zusammen: Die hohe Ortungsschärfe schafft einen gewissen Raum nicht nur um jedes Instrument an sich – so erhalten beim Schlagzeug beispielsweise jede Trommel und jedes Becken einen „eigenen Raum“ und bleiben über den gesamten Titel stabil definiert. Auch dynamisch ist der Oppo Sonica sehr gut aufgestellt. Variierende Anschlaghärten sind klar wahrnehmbar und werden differenziert aufgezeigt.

blue coast collection the e.s.e sessions various artists„Looking for a home“, den Einstiegssong in die Blue Coast Collection (auf Amazon anhören), habe ich als 44 kHz WAV, 96 kHz FLAC und 2,8 MHz DSF verglichen. Zwischen den verschiedenen Formaten war durch die Dateibehandlung etwas Lautstärkeunterschied vorhanden, so dass ich hier immer etwas anpassen musste. Die Aufnahmen beinhalten Live Performances in einem Studio, die Rauminformation beruhen allein auf den Mikrofonplatzierungen. Die Bühne, die der Oppo hier aufzieht, ist unglaublich plastisch, wobei das DSD-Material dem Ganzen die Krone aufsetzt. Die Auflösung ist durchgehend auf einem so hohen Niveau, dass ich den Oppo Sonica weder über Lautsprecher noch Kopfhörer als limitierenden Faktor ausmachen kann. Selbst feinste Nuancen differenziert er sauber, was das Spiel der Musiker äußerst realistisch anmuten lässt. Jedes Umgreifen am Gitarrenhals sowie das Luftholen der Sänger sind vernehmbar – die Illusion einer realiter vor mir spielenden Countryband hat der Oppo in jeder Sekunde aufrechtgehalten. Feindynamisch hört man hier den hervorragenden ESS-Chip heraus, welcher auch dank der guten Stromversorgung Stabilität und ein perfektes Timing zeigt. Musikalische Einsätze muten nie verwaschen oder unscharf an, die Kombination aus zeitlicher Stabilität und Impulsstabilität fördert zugleich die natürliche Darstellung.

Oppo Sonica auf Glas

Auch Stimmen werden sehr neutral und mit ausreichend Volumen wiedergegeben – im Mitteltonbereich glänzt der Oppo Sonica gleichsam mit großer Natürlichkeit und Souveränität.

Im Bass leistet er sich keine echte Schwäche, ist jedoch etwas schlanker abgestimmt. Bei Klassikaufnahmen mit großen Orchester gelingt es ihm etwa Pauken realistisch darzustellen, allerdings kommt deren physische Wirkung nur in den ganz lauten Passagen so richtig zum Tragen. Die Instrumentendarstellung bei Jazz und Klassik ist jederzeit realistisch und glaubhaft, doch gerade Rock- und Popmusik, die ihren Fokus eher auf den oberen Bassbereich legt, könnte hier von etwas mehr Volumen profitieren. Ich würde dieses „Mehr“ jedoch eher über Verstärker oder Lautsprecher in die Kette holen.

hannah epperson upsweepIn den letzten Monaten begeisterte mich nicht zuletzt die Künstlerin Hannah Epperson, welche mit Violine und Loop-Maschine sehr surreale Klangwelten aufbaut. Ihre Musik entzieht sich einer klassischen Kategorisierung und so werden in Rezensionen vielfältige Begriffe von Synthie über Neoklassik, R&B, Folk und natürlich Independent genannt. Wie dem auch sei, die beiden EPs Upsweep (auf Amazon anhören) und Slowdown (auf Amazon anhören) beinhalten ihre Songs jeweils in der Variante „Amelia“ und „Iris“ – speziell letztere sind sehr minimalistisch hannah epperson slowdownausgerichtet, leben also vorrangig vom Spiel der Violine. Womit wir beim Hochton wären: Dem Oppo Sonica gelingt es nämlich ganz hervorragend, die volle Bandbreite dieses Instruments überzeugend darzustellen – eine Kompetenz, die ungemein dazu beiträgt, dass sowohl bedrückende als auch fröhliche Momente emotional und involvierend dargestellt werden. Auch hier durfte ich vor kurzem einem Konzert beiwohnen und war begeistert wie realistisch und lebendig ich dieses Erlebnis zu Hause nachstellen konnte. Allzu häufig werden Violinen permanent entweder zu anstrengend (überspitzte Hochtondarstellung) oder aber zu „schön“ (zu sehr abgerundeter Hochton) wiedergegeben – der Sonica schafft gewissermaßen den Spagat und überlässt es so allein der Künstlerin, verschiedene Eindrücke aus dem breiten Spektrum des Instruments zu vermitteln.

Oppo Sonica Boden

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H-E-A-R Audiomat

Test: Oppo Sonica | D/A-Wandler, Netzwerk-Player, Vorstufe

  1. 1 Der kleine Schallakrobat
  2. 2 Oppo Sonica - Klangbeschreibung & Vergleiche

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