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Natürlich soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass beide Amps eine räumlich korrekte wie maßstabsgetreue Darstellung der Interpreten beherrschen. Wobei diese Disziplin dem Devialet ausgesprochen leicht von der Hand zu gehen scheint, wohingegen sich der Nuforce einer gewissen, naja: preußisch-korrekten Attitüde befleißigt. So wirkt die Raumdarstellung des Devialets am Ende schon noch ein wenig natürlicher als die des Nuforce. Hier sind die Lautsprecher nicht die Begrenzung der Bühne in der Breite und auch die Tiefe kann bei Bedarf ein Stückchen weiter erforscht werden. Der Nuforce spielt diesbezüglich um einige Nuancen kompakter, ist aber immer noch weit davon entfernt, flach oder eindimensional zu wirken.
In der Preisklasse des IA-18 tummeln sich natürlich etliche Konkurrenten. Eine Art Gegenentwurf zum Nuforce könnte man im Audreal A600 E sehen, dem ich vor zwei Jahren länger zuhören konnte. Der klassisch aufgebaute Vollverstärker hat mir vor allem wegen seiner souveränen Leistungsentfaltung ganz im Sinne großer Endstufen gefallen. In diesem Punkt kann der IA-18 zwar annähernd gleichziehen, allerdings fehlt ihm die organisch-erdige Diktion des Audreals in den tiefen Lagen; nüchterner formuliert: Er betont den Bass weniger als der Chinese. Die Wiedergabe des Nuforce erscheint bei ähnlichem Tiefgang eher leichtfüßig und federnd, aber auch glatter und weniger feinstofflich strukturiert als die des A600, der seine klanglichen Meriten ja aus einem relativ großen Class-A-Bereich bezieht.
So hatte mir der Audreal seinerzeit mit Klara Würtz und Pieter van Winkels Interpretation von Schumanns „Allegro in a-Moll, Lebensstürme, für Klavier zu vier Händen“ dank seiner autoritativen Wiedergabe des Konzertflügels besonders gut gefallen. Jeder Anschlag verdeutlichte in seiner Unnachgiebigkeit die physikalische Größe des Instrumentes. Beim Abklingen der Stahlsaiten konnte man dann feine Schwebungen erahnen, welche mehr noch als der eigentliche Ton zu einer Individualisierung des Instrumentenklanges beitrugen.
Mit dem Nuforce entsteht dagegen der Eindruck, als würden sich van Winkels und Würtz mit gesteigertem Elan und Tempo an die Partitur machen. Die mächtigen Akkordfolgen wirken nicht mehr ganz so mächtig, dafür dominieren mit dem IA-18 nun Geschwindigkeit und Homogenität. Allerdings scheint der Flügel dabei ein wenig von seiner individuellen Klangfärbung zu verlieren und taucht – sinnbildlich – in der Masse der Konzertflügel unter. Die meisten Pianisten in Konzerten spielen die regelmäßig vorhandenen Steinway-Flügel der Konzerthäuser, einige wenige führen aber ihr persönliches Instrumente auf Konzertreisen mit sich, um so den gewohnten, eben auch durch das eigene Instrument geprägten individuelleren Ton zu bewahren. Zugegeben: Keine Ahnung, auf welchem Flügel Würtz/van Winkels da gespielt haben, aber mit dem Nuforce klingt es eben ein wenig so wie mit einem der üblichen Steinways in der Philharmonie (ein wenig glatter) und mit dem Audreal könnte das auch ein älteres, etwas dunkler timbriertes Instrument sein.
Konisches Schuhwerk: Standfuß des Nuforce IA-18
Der abermals zum direkten Vergleich bemühte D-Premier schafft so etwas wie einen Spagat aus beiden Welten, indem er den subjektiv gesteigerten Speed des Nuforce mitgeht, ohne den Flügel in der Wucht seines Klangvolumens oder seiner Feinstruktur zu beschneiden. Dennoch liegen keine klanglichen Welten zwischen den Verstärkern. Stets gelingt es dem Nuforce IA-18, auf Sichtweite zum viel teureren Konkurrenten zu bleiben. Zwar ist die Klangfarbenvielfalt des Franzosen noch großzügiger bemessen als die des IA-18, so etwas wie einen Grauschleier sucht man aber auch beim Nuforce vergebens. Beim Hören von Melody Gardots „Lisboa“ (Album: The Absence) lassen sich mühelos Assoziationen vom farbigen, mit südländischem Charme geprägten Treiben in Portugals Hauptstadt herstellen. Ja, der flache Integrierte schafft es tatsächlich, reichlich vom Flair der Aufnahme zu vermitteln, wenn auch nicht ganz so subversiv-unwiderstehlich, wie eine gut gemachte Röhre es vermag.
Tatsächlich überzeugt mich der Nuforce IA-18 noch einmal mit seinem audiophilen Charme, als ich ihm, mehr zum Spaß, einen alten Unplugged-Radiomitschnitt von Melissa Etheridges „Bring Me Some Water“ (Album: 2 Meter Sessies Vol. 1, Aufnahme 1988) verabreiche. Wirklich, wenn es nicht so abgegriffen wäre, ich müsste schreiben, dass die Sängerin sich nahezu dreidimensional zwischen meinen Lautsprechern materialisiert und die Stahlsaiten ihrer akustischen Gitarre jedes Mal Funken sprühen, wenn sie zum Refrain ansetzt. Jenseits der reinen Gaudi, die das hervorruft, beweist der Nuforce damit erneut, wie penibel er es vermag, den Aufnahmeraum in allen Dimensionen hörbar zu machen. Hier wird keine diffuse Pseudoräumlichkeit zelebriert, sondern klipp und klar Ross und Reiter benannt. Wenn Melissa Etheridge einen Meter fünfzig vor der Wand steht, dann zieht der IA-18 genau da die akustische Begrenzung ein. Okay, vielleicht wäre insgesamt etwas mehr „Flair“ bezüglich der Raumabbildung noch audiophiler, aber eben dass ist mit diesem Class-D-Amp nicht drin – da ist er zu sehr „ehrliche Haut“. Und ich kann es ihm beim besten Willen auch nicht ernsthaft zum Vorwurf machen.
Test: Nuforce IA-18 | Vollverstärker