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Klang: Nuforce IA-18 (Teil I)

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  1. 2 Klang: Nuforce IA-18 (Teil I)

Als Zuspieler dient mein CD/SACD-Spieler Bladelius Gondul M. Die Schallwandlung obliegt einem Paar Kharma Ceramique 3.2. Dank deren gutmütigem Impedanzverlauf und einem gesunden Wirkungsgrad nahe 90 dB/1 W, dürften die Kraftreserven des Integrierten nicht über die Maßen beansprucht werden, was sich auch prompt in einem durchaus an die Schubkraft veritabler Vor-/Endstufen-Kombinationen erinnernden Klangbild manifestiert.

Nuforce IA-18 im Hörraum
Nuforce IA-18 im Hörraum

The Orchard von Liz Wright beeindruckte mich schon im Erscheinungsjahr 2008 durch einen ziemlich fulminanten Tiefton, den seinerzeit meine aktiven Studiomonitore Klein+Hummel O500D mit ihren potenten 400-Watt-Bass-Endstufen zum Besten gaben. Dabei hatten die beiden Zwölfzöller der O500 naturgemäß wenig Mühe, die Bassattacken mit heftigem Tiefgang und enormer The orchard von Liz WrightSchwärze in meinen tendenziell eher bassabsorbierenden Hörraum zu schieben. Ja, fast wäre es des Guten schon zu viel geworden. Nun, von den Class-D-Modulen des IA-18 befeuert, werden mit den Kharma 3.2 natürlich nicht die gleichen Urgewalten freigesetzt wie mit den großen Bassmembranen der Regielautsprecher. Das wäre physikalisch, angesichts der nur 7 Zoll messenden Keramiktreiber der Kharmas, auch ziemlich verwunderlich. Aber eine mehr als ungefähre Ahnung dessen, was da an tiefen Registern auf die CD gebannt wurde, liefern sie schon ab. Präzise, schwarz und schön griffig kommen die Bässe mit den knapp über einen Meter hohen, immerhin auf eine untere Grenzfrequenz von 35 Hz abgestimmten Zweiwegelautsprechern. Das lässt auf einen recht hohen Dämpfungsfaktor des Class-Dlers schließen. Da ist, mit entsprechend größeren Treibern, sicher noch einiges mehr an Tiefgang drin.

Über allem steht die Stimme Liz Wrights genau mittig und keineswegs eindimensional. Weil die Vorstellung auch eine ganze Menge an dynamischem Potenzial offenbart („Speak your heart“), ist der unmittelbare Eindruck, den der Nuforce bei mir hinterlässt, der eines quicklebendigen und ziemlich basspotenten Verstärkers. Einen Hang zu Nervosität oder gar zu betont forschen Höhen kann ich glücklicherweise nicht ausmachen. Vielmehr runden die klar strukturierten Mitten und der wohldosierte Hochtonbereich die Performance des Class-D-Amps zu den höheren Frequenzen hin stimmig ab. Das wohlige Gefühl beim Hören des Albums – mit dem Nuforce IA-18 ist es sofort wieder da. Die Musik ist zeitlos, die Stimme genial.

Rückansicht des Nuforce IA-18

Natürlich ist das ein Einstand für den Nuforce, der nach mehr verlangt. Zum Beispiel nach klassischer Kammermusik. Ist die Positionierung der Instrumente im Raum stimmig? Fällt die realistische Größenabbildung vielleicht einer Neigung zu effektheischendem Gigantismus zum Opfer? Fragen, die sich unser Testobjekt gefallen lassen muss. Auch tonalen Schwächen lässt sich bei der meist überschaubaren Zahl der Instrumente relativ leicht auf die Spur kommen.

Den Männern ebenbürtigWährend der letztjährigen Klangbilder in Wien erstand ich eine interessante SACD des Wiener Labels Gramola. Das Album der charmanten Wiener Pianistin Barbara Moser und des Salzburger Violinvirtuosen Thomas Magnus Irnberger soll nun helfen, obige Fragen zu klären. Dem Titel Den Männern ebenbürtig folgend, liegt die Idee der beiden Künstler darin, weniger bekannte Werke weiblicher Komponistinnen des neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts für ein breiteres Publikum (wieder) zu entdecken. Dass dies mit größtem Vergnügen einhergeht, liegt nicht nur an der durchweg hohen kompositorischen Qualität der klangförderlich im reinen DSD-Verfahren eingespielten Stücke, sondern ebenso sehr an der schwungvoll virtuosen Interpretation der beiden Musiker.

Nuforce IA-18

Ich habe diese Musik in den letzten Monaten häufig sowohl über meine Röhrenverstärker, den beiden Monos Tenor Audio 75 Wi, als auch mit dem für mich ebenso faszinierenden Vollverstärker D-Premier von Devialet gehört. Hier wie da waren die Resultate äußerst stimmig. Brachten die Röhren eine durchweg beeindruckende Raumdarstellung und sicherlich den „schöneren“ samtig-harzigen Ton – speziell von Irnbergers Guaneri del Gesu – zu Gehör, so half der französische Technologieträger dank ausgeprägter Transparenz und Durchhörbarkeit auch den letzten, woanders leicht schon mal verschütteten Details über die Wahrnehmungsschwelle. Als Dritter im Bunde muss sich nun der Nuforce IA-18 an dieser mit einem ausgesprochen frischen und ungeschönten Klang aufwartenden Einspielung beweisen.

Trotz der vom reinen Preispunkt aus gesehen wenig fairen Ausgangslage erleidet der taiwanesisch-amerikanische Integrierte keineswegs Schiffbruch. Deutlich erkennbar wahrt er die tonale Balance. Dabei verkneift er sich Eigenheiten, die vielleicht zu einer vorschnellen klanglichen Einsortierung in übliche Kategorien wie hell oder dunkel, präzise, rund, analytisch oder musikalisch führen könnten. Fast kommt man zu dem Schluss, seine Entwickler hätten ihm bewusst eine Art tonale Unauffälligkeit anerzogen. Allenfalls die gut kontrollierten tiefen Lagen mögen da als typischer Charakterzug zum Tragen kommen. So baut der Klang des Flügels in der „Tarantella, Allegro vivace“ aus „Six morceaux“ von Pauline Viardot-Garcia auf einem grundsoliden Fundament auf, während auf der anderen Seite der Tonskala die Anschläge ausreichend Luft spendiert bekommen, um sich frei zu entfalten. Das Pizzicato von Irnbergers parallel geführter Violine bleibt dabei immer als eigenständige Schallquelle ortbar, selbst wenn konsequent unisono gespielt wird.

Zwei sehr unterschiedliche Class-D-Verstärker im gleichen Rack: Nuforce und Devialets D-Premier
Zwei – vor allem preislich – unterschiedliche Class-D-Verstärker: Nuforce IA-18 und Devialets D-Premier

Das ist tonal, da auf der neutralen Seite, völlig überzeugend und auch an Auflösungsvermögen mangelt es dem Nuforce IA-18 offensichtlich nicht. Der Devialet legt im direkten Vergleich freilich noch ein Schippchen obendrauf und schafft es, sich im Hochtonbereich nochmals deutlicher abzusetzen. Dort wirkt der Nuforce zwar alles andere als zugeschnürt, gibt sich im Hörtest sogar mit einiger Bestimmtheit als ziemlich aufgeräumt und klar aufspielender Geselle zu erkennen. Bei intensivem Vergleich ist aber nicht zu verhehlen, dass der Nuforce die hohen Frequenzen insgesamt vergleichsweise kompakter als auch statischer als der D-Premier wiedergibt. Dem gelingt es, den hohen Tönen einfach noch mehr Lebendigkeit zu entlocken, und er lässt überdies subjektiv einen noch weiter ausgedehnten Frequenzgang vermuten.

Der IA-18 besitzt ein klar ablesbares Display
DerNuforce IA-18 besitzt ein klar ablesbares Display

Zu hören ist dies beispielsweise in Lili Boulangeres „Nocturne“, wenn Irnbergers Violine sich mit einem gleichsam um sich selbst kreisenden Thema immer höher in den klaren Nachthimmel schraubt, während sich an gleicher Stelle mit dem Nuforce IA-18 – bildhaft ausgedrückt – schon ein paar Wölkchen abzuzeichnen beginnen. Wohlgemerkt, das gilt im direkten Vergleich. Und da der D-Premier für mehr als das Dreifache des Preises eines IA-18 den Besitzer wechselt, dürfte sich die Angelegenheit damit deutlich zugunsten des Nuforce-Vollverstärkers entschärfen – wenn nicht sogar für den Amerikaner sprechen, zumindest preisleistungsmäßig betrachtet.

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Test: Nuforce IA-18 | Vollverstärker

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