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Nubert nuPro A-500: Höreindrücke

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Nubert nuPro A-500: Höreindrücke

Nubert nuPro A-500

Gleich beim ersten Stück meines Hörtests beweist die aktive Schwäbin, was sie überhaupt nicht kann: lügen. „Das Türen-Paradoxon“ des Projekts Von Brücken (Album: Weit weg von fertig, auf Amazon anhören) – dem Karriere-Restart des ehemaligen Jupiter-Jones-Frontmannes Nicolas Müller – zeigt schonungslos die Schwächen einer lieblos gemasterten Produktion. Was wahnsinnig schade ist, denn als Songwriter und Von Brücken (Album: Weit weg von fertig)Texter ist Müller ein Ausnahmetalent im jüngeren deutschsprachigen Rockbusiness. Seine markant-raue Stimme, die Emotionen ungefiltert transportieren kann, kommt nicht recht zur Geltung und tönt seltsam flach, fast unbeteiligt. Das gesamte Arrangement wirkt mit rumpelnd-dröhniger Bassdrum und einem zischeligen Obertongewölk so unausgewogen, dass ich zunächst kontrolliere, ob ich versehentlich die Klangregelung grausam verstellt habe. Habe ich aber nicht, alle Parameter befinden sich in neutraler Position. Heißt: Die Nubert überträgt lediglich das, was ich ihr via USB zuspiele. Auch die drahtlose Wiedergabe mittels den über Nuberts Onlineshop vertriebenen „Airlino“-Airplay-Receiver (womit sich die nuPro A-500 in der Tat als Wireless-Lautsprecher betreiben lässt) zeigt kein anderes Bild, die Aufnahme ist offenbar so schlecht. Da will kein rechter Hörspaß aufkommen.

Nubert nuPro A-500 von hintenInteressant: Das Album Weit weg von fertig liegt mir in einer Fassung vor, die um fünf zusätzliche Akustik-Tracks erweitert wurde. Diese scheinen mir unter komplett anderen Bedingungen abgemischt worden zu sein. Entweder in einem anderen Studio oder von einem Techniker, der Ohren hat. Wie auch immer, bereits die sparsam instrumentierte Version von „Gold gegen Blei“ stellt Nicolas Müllers Gesangsorgan präsent und gleichzeitig plastisch sowie transparent in den Vordergrund. Noch intensiver in „Die Parade“, hier wird er lediglich von einem Piano und einem kleinen Streicherensemble begleitet. Das Instrumentarium ist ebenso sensibel wie raumgreifend in Szene gesetzt, Gesang und Begleitung setzen sich sehr gut ort- wie durchhörbar voneinander ab, vermitteln aber gleichwohl eine intim-warme Atmosphäre – so soll das sein! Was zeigt, dass die Nubert nuPro A-500 tatsächlich feinfühlig und sehr nachvollziehbar auf die Qualität der „Software“ reagiert.

Wenn Sie in der Vergangenheit bereits den ein oder anderen Testbericht aus meiner Feder – sorry, Tastatur! – gelesen haben, so dürfte Ihnen aufgefallen sein, dass ich musikalisch eher auf dynamisch nach vorn marschierendes Material abfahre, gerne auch schräges Indie-Zeug auflege. So fiel mir Thurston Moores 2014er Werk The Best Day (auf Amazon anhören) wieder einmal in die Hände. Der ehemalige Kopf von Sonic Youth war und ist stets für Melodien mit leichten Dissonanzen gut, die dicht und vielschichtig produziert werden. Der über acht Minuten lange Titel „Speak to the Wild“ ist ein Paradebeispiel für sein Schaffen nach der Auflösung von Sonic Youth. Vordergründig schrammeliger Rock, dessen Struktur sich erst beim zweiten oder dritten Hören Thurston Mooreerschließt. Aber auch nur dann, wenn die Wiedergabekette es zulässt, das fein versponnene Melodiegewebe unter dem „Geschrammel“ zu entdecken. Dank ihrer klaren, neutralen Spielweise ist die Nubert für solche Aufgaben prädestiniert – Überlappungseffekte etwa durch künstlich aufgedunsene Frequenzanteile, die den Blick auf Details versperren würden, kennt sie nicht. Fein säuberlich sortiert die nuPro A-500 das Geschehen und dröselt es auf. Dass sie bei aller Akribie nicht vergisst, dass es dem Zuhörer auch auf einen bruchlosen musikalischen Fluss ankommt, ehrt sie. Damit erinnert sie mich in der Tat an das alte Credo der dänischen Kollegen von Dynaudio: Die vollkommen neutrale Wiedergabe gerade in den Mitten war ja über Jahrzehnte eines der Markenzeichen der Nordlichter. Was sie ausgerechnet mit ihrer Aktivlautsprecherserie „Xeo“, aus der sich das Standmodell „Xeo 6“ – obwohl preislich fast doppelt so teuer wie die Nubert – als Benchmark für meinen Test geradezu aufdrängt, ein wenig aufgebrochen haben. Etwas „gefälliger“ sind sie geworden, die Dynaudios. Freilich, ohne ihre Wurzeln zu verleugnen, erlaubt sich die „6“ gegenüber der nuPro A-500 wärmer timbrierte und damit ein wenig schmeichlerischere Mitten.

So wirkt das vorwiegend auf den Gesang und die begleitende Akustikgitarre fokussierte „From Above“ von The Beach über die Dänin ein wenig verbindlicher, „dichter“ am Hörer, während die Nubert es etwas distanzierter abbildet. Im letzten Drittel des The BeachTitels setzt ein elektronisch verfremdeter und mit sehr tiefen Frequenzanteilen gespickter Bass ein. Hier nehmen sich beide Kontrahentinnen nichts, vehement, ansatzlos und mit Nachdruck „schieben“ sie gehöriges Fundament in den Hörraum, die Schwäbin mit einer leicht trockeneren und vielleicht sogar ein Quäntchen besser strukturierten Note. Zur besseren Einordnung: Natürlich habe ich die nuPro A-500 zum Vergleich mit allen Klangreglern in Neutralposition betrieben. Individuelle Anpassungen sind freilich möglich, die von mir festgestellten und beschriebenen Unterschiede beziehen sich auf den grundsätzlichen Charakter der Lautsprecher.

Seit jeher ist der Bassbereich eine Domäne von Nubert-Lautsprechern, die durchaus offensiv beworben wird. Auch die aktive nuPro A-500 lässt keinen Zweifel an ihrem Tieftontalent aufkommen. Mit ordentlich Pegel abgespielt, generiert sie etwa bei „Lose yourself to dance“ von Daft Punk (Album: Random Daft PunkAccess Memories, auf Amazon anhören) fast schon abartige Subfrequenzen, die man ihr erstens angesichts ihrer zierlichen Gestalt nicht zutrauen würde und zweitens die mahnende Nachbarschaft auf den Plan ruft. Dabei schwimmt der Bass nie dröhnig auf, mit steigender Lautstärke wird er immer massiver, ohne dass die Nubert nuPro A-500 hörbar an irgendwelche Grenzen geriete. Es ist schon großes Kino, einen Lautsprecher „untenrum“ so gekonnt abzustimmen, dass er bis in die tiefsten Lagen derart sauber abbildet. Wozu man den integrierten Subwooferausgang tatsächlich einmal brauchen könnte, ist mir angesichts dieser Performance schleierhaft. Den Vergleich mit meiner passiven Magnat Quantum 905 – immerhin von einem ganz gewiss nicht schwachbrüstigen Magnat-RV-3-Hybridamp befeuert –, die sicher nicht zu den bassarmen Lautsprechern zählt, entscheidet die Nubert nuPro A-500 klar für sich. Und zwar in allen Belangen, sei es der Tiefgang, sei es die Struktur der unteren Lagen, die über sie ein viel markanteres Relief aufweisen. Einzig: Je nach Musikrichtung beziehungsweise vor allem je nach der vorliegenden Qualität, kann es im Bass auch des Guten zu viel werden. Ich hörte im Test nicht wenige Titel, bei denen ich die tiefen Frequenzen deutlich zurücknehmen musste, allerdings handelte es sich dabei stets um grenzwertig gemasterte Produktionen. Auch hier wird es klar: Die Schwäbin mag „gute“ Nubert nuPro A-500Kost, andere straft sie ab. Wobei diese sich natürlich in gewissem Rahmen mit dem elegant abgestimmten Klangregelwerk „hinbiegen“ lässt. Aber aus Altmetall wird eben auch dann kein Gold, wenn man es glänzend anpinselt. Wenn Sie verstehen, was ich damit sagen will …

Ansonsten hat der Nubert’sche Hang zum Realismus fast nur positive Seiten. So lässt Sie die Aktivsäule niemals im Unklaren über die Dimensionen der virtuellen Bühne in Tiefe, Höhe und Breite. Dabei über- oder untertreibt sie nicht, sie hält sich schlicht an die Vorgaben. So sind die Rauminformationen bei einem Rockkonzert etwa in der Kölner „Lanxess“-Arena andere als bei einem Songwriter-Duo, das in einem kleinen Club auftritt. Die atmosphärischen Unterschiede der Locations weiß die Schwäbin glaubwürdig zu übertragen. Auch an welchen Positionen einzelne Musiker sitzen oder stehen, werden Sie stets nachvollziehen können.

Das Datenblatt offenbart, dass der Hochtöner der nuPro A-500 „nur“ bis 22 Kilohertz läuft, Zahlenfetischisten könnten daran Anstoß nehmen. Allerdings sollten sie sich ihr Urteil aufsparen, bis sie das detailreiche und weit aufgefächerte Obertonspektrum der Nubert gehört haben. Die feinen Schwebungen, die etwa Tori Amos‘ „Bösendorfer“-Flügel in „Bells for her“ (Album: Under the Pink, auf Amazon anhören) generiert, gelangten zumindest subjektiv ohne Verluste an mein Gehör. Auch in Sachen „Strahlkraft“ von Streichern und Bläsersätzen habe ich nichts vermisst. Allerdings, und das halte ich für einen großen Vorteil, neigt die 500er oben heraus niemals zur Schärfe oder wird gar bissig-glasig. Selbst bei qualitativ nicht ganz so sorgfältig erstellten Aufnahmen nicht.

Lässt sich der Nubert am Zeug flicken? Objektiv betrachtet eigentlich nicht. Subjektiv – also je nach Hörgeschmack – schon eher: Ihre größte Tugend – nämlich ihr grundsätzlich neutral-ehrlicher Charakter – wird von Hörern, die sich gerne von ihren Lautsprechern auch mal emotional mitreißen lassen und aus diesem Grund die ein oder andere „Flunkerei“ verzeihen können, möglicherweise nicht als solche wahrgenommen. Diese aktiven Nubert machen eben keine Show – sie spielen monitoresk neutral. Was zweifellos seinen Reiz hat.

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Test: Nubert nuPro A-500 | Aktivlautsprecher, Standlautsprecher

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