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Nubert nuLine 34: Klang (Fortsetzung)

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Nubert nuLine 34: Klang (Fortsetzung)

Im Bereich der Übernahme zwischen Tief- und Hochtöner nahm ich eine leichte Zurückhaltung wahr. Da dieser Bereich für die Formanten bestimmter Konsonanten (besonders der P- und T-Laute) wichtig ist, wurden diese etwas weniger gut herausgearbeitet, als bei Lautsprechern, die diese leichte Zurückhaltung nicht aufweisen. Mein Sohn hörte seine Hörspiele einen Tick lauter als sonst, um die letzten Feinheiten des Textes mitzubekommen. Die leichte Absenkung im Übergangsbereich ist aber ein häufig angewandter Kunstgriff, um Verzerrungen der Chassis außerhalb des Übertragungsbereichs sicher auszuschließen, ohne dass die Frequenzweichen unrealistisch steilflankig werden müssen. Boxen ohne diese Absenkung werden nämlich häufig bei den Sibilanten als überpräsent angesehen, was in der Regel nichts mit dem Frequenzgang, sondern mehr mit den von der Frequenzweiche nicht ausreichend unterdrückten Verzerrungen des Tiefmitteltöners zu tun hat.

Insgesamt sind Sprachverständlichkeit und Auflösung im Mitteltonbereich mehr als ordentlich. Das Zusammenspiel zwischen Tief- und Hochtöner darf als äußerst gelungen gelten. Die Chassis greifen bruchlos ineinander, man hört keinen Unterschied im Charakter der beiden Treiber.

Nubert nuLine 34

Die subjektiven Hochtoneigenschaften der Nubert nuLine 34 werden, wie üblich, von der Aufstellung mitbestimmt. Um das Beste aus den Box herauszukitzeln, sollte man ein wenig mit der Positionierung experimentieren. Die Ständerhöhe ist so zu wählen, dass der Hochtöner knapp höher steht als die Ohren des Zuhörers. Beim Abstand zur Rückwand bietet sich ein breites Spielfeld. Der Hersteller empfiehlt die Aufstellung mit einem Mindestabstand von drei Zentimetern zur Rückwand. In Anbetracht des großen Bassreflexrohrs auf der Rückseite fand ich das erstaunlich und musste es natürlich ausprobieren. Nicht empfehlenswert; der Bass wurde sehr betont, aber mulmig.

Nubert nuLIne 34

Da es tieftonseitig eigentlich sehr tief und sauber heruntergeht, kann die Box bis etwa einen Meter Abstand zur Rückwand gut vertragen. Danach wird aber der Grundton langsam etwas dünn. Wer mit der nuLine 34 nah an die Rückwand heranrücken will, sollte eine bedämpfte Rückwand haben (zum Beispiel durch eine Gardine oder ein Bücherregal). Da das Bassreflexrohr nämlich – siehe oben – recht groß ausfällt, kommen höhere Anteile an Mittelton heraus. Bei meiner unbedämpften Rückwand führte das dazu, dass die Klarheit der Mittenwiedergabe unter den Reflektionen von der Rückwand litt. Ich habe deshalb die Boxen letztlich mit circa 60 Zentimeter Abstand zwischen Wand und Rückseite der Box aufgestellt.

Ein weiteres Spielfeld bieten die Einstellung des Hochtöners und die Einwinkelung der Box. Im Anschlussfeld hinten ist ein Schalter angebracht, mit dem man die Lautheit des Hochtöners in drei Stufen regeln kann: Normal, brillant und sanft. Bei mir klang von den drei Möglichkeiten der Einstellung die Stellung „neutral“ am besten. Riesig sind die Unterscheide nicht, ich würde mal schätzen, dass „sanft“ und „brillant“ um je circa 1-1,5 dB von der Neutralstellung nach unten beziehungsweise oben abweichen. Auch die Stellung „brillant“ ist also nicht die „Bei mir müssen die Lautsprecher leider hinter dem Sofa stehen“-Einstellung, sondern gibt in stärker bedämpften Räumen die Möglichkeit, etwas Hochtonfrische hinzuzufügen. „Sanft“ dürfte die Stellung der Wahl für kärglich eingerichtete Wohnungen mit vielen schallharten Flächen sein. Löblich.

Nubert nuline 34

Da die NuLine 34 keinen Waveguide vor dem Hochtöner hat und diesen sehr tief ankoppelt (bei 2 Kilohertz nach Angaben des Herstellers), müsste der Hochtöner eigentlich am unteren Ende seines Übertragungsbereichs sehr breit abstrahlen und das 180-mm-Basschassis hier bereits bündeln. Dazu meinte Günter Nubert in einem Telefonat, die Bündelung falle sehr gering aus, da zu höheren Frequenzen nur noch der innere Teil der Membran des Tieftöners aktiv sei. Die früher bei Zweiwegboxen geläufige „Tannenbaumcharakteristik“ des Abstrahlverhaltens falle bei den aktuellen Nubert-Boxen äußerst moderat aus, so dass bei einer Aufstellung parallel zur Rückwand die Reflektionen von den Seitenwänden nicht mehr zu Inhomogenitäten führten.

Das Abstrahlverhalten des Hochtöners durch einen Waveguide zu beeinflussen, halte er für den falschen Weg. Es gebe Versuchsreihen, wonach im direkten Vergleich 90 Prozent der Hörer einen breit strahlenden Tweeter gegenüber einem mit Waveguide bevorzugten.

Ich bin in diesem Bereich vielleicht etwas empfindlich, aber für mich war der Sprung im Abstrahlverhalten am Übergang vom Tief- zum Hochtöner durchaus noch so hörbar, dass ich die seitlichen Reflektionen subjektiv als Betonung der unteren Höhen wahrnahm, solange die Boxen „geradeaus“ spielten. Die Box wird sich auf Achse sicherlich sehr linear messen, im Hörraum kommt sie in der Neutral-Stellung des Schalters vor dem Hochtöner als etwas höhenfreudig rüber, wenn die Seitenwände nicht ihrerseits gedämpft sind. Gute Erfahrungen habe ich deshalb mit einer Einwinkelung gemacht, bei der sich die Achsen der Hochtöner ungefähr einen halben Meter vor meinem Sitzplatz kreuzten, dann war die leichte subjektive Höhenbetonung weg.

Außerdem gefiel mir die Box mit einem älteren, etwas warm abgestimmten Harman/Kardon-Vollverstärker, einem hk620, den meine Frau mit in unseren Haushalt brachte, tonal besser als mit der kühler klingenden Kombi aus Mace Digital Pre und Hypex nCore. Die letztere Kombination zeigte aber, dass die kleine Nubert Verstärkerleistung gut „wegstecken“ kann – mit der höheren Leistung der nCores kamen Impulse besonders im Arbeitsbereich des Tieftöners deutlich knackiger als mit dem hk620.

Auch sonst machte die nuLine 34 die Unterschiede zwischen den beiden Verstärkern deutlich. Mit beiden Amps geriet die Abbildung stabil, die Vor-End-Kombi erweiterte aber den virtuellen Raum, den die nuLine 34 aufzuspannen vermag, Nubert nuLine 34erheblich nach hinten. Ereignisse, die vorher mehr in die Mitte zwischen den Lautsprechern gerückt wurden, wanderten jetzt hinter die einzelnen Lautsprecher. Auch der Aspekt „Raumdarstellung“ gerät den nuLine 34 also mehr als ordentlich.

Was gibt es zum Charakter der nuLine 34 sonst noch zu sagen? Auf Youtube kann man sich ein Video mit Impressionen von der Aufnahme des schon erwähnten Terakaft-Albums ansehen. Das ist alles andere als audiophil gemacht, auch wenn im Mastering noch etwas von der bei High-Endern so beliebten Hall-Soße über alles gegossen wurde. Der Rhythmus geht bei „Awa Adouina“ zwar gut ins Bein, jedoch liegt die nuLine 34 bei diesem Song nicht auf der antreibenden, sondern minimal auf der relaxten Seite. Das dürfte der Preis für die wahrlich beeindruckenden Bassfähigkeiten der Box sein. Aber bitte beachten: Ich habe „minimal“ geschrieben, und das meine ich auch so.

Der Rhythmus ist bei diesem Stück im Übrigen zwar ein wichtiger, aber nicht der Hauptaspekt. Hier geht es um die Kraft der Musik und um die politische Aussage (Terakaft – auf Deutsch: Karawane – ist eine Gruppe, die maßgeblich von Touareg getragen wird. Die Songtexte geben häufig einen Kommentar zur politischen und wirtschaftlichen Situation dieses Volkes, dessen Siedlungsgebiet sich über mehrere aktuell sehr unruhige afrikanische Staaten erstreckt). In dem verlinkten Clip kann man sehen, mit welcher Ernsthaftigkeit und Inbrunst die Musik gemacht wurde. Dass hier Musiker dem Hörer eine Botschaft vermitteln wollen, dass sie den Hörer auf der Gefühlsebene und intellektuell erreichen wollen, macht die Nubert mit hoher emotionaler Intensität deutlich – eine Fähigkeit, die man ihr nicht hoch genug anrechnen kann.

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Test: Nubert nuLine 34 | Kompaktlautsprecher

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