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Noch bevor dieser Test das Licht der Öffentlichkeit erblickt, wurde sein Gegenstand schon auf den Seiten von fairaudio erwähnt: Leser Dr. Christian Goldmann wünschte sich kürzlich einen Test der nuLine 34 mit Subwoofer. Tja, wenn Sie mich fragen, wird’s den wohl eher nicht geben.
Mein erster Eindruck der nuLine 34 wurde nämlich vor allem durch den wirklich überraschenden Tiefgang bestimmt. Das Album Based on a True Story der neuseeländischen Dub/Reggae/Spaßmacher-Band Fat Freddy’s Drop wird von dem Song „Ernie“ eröffnet. Der hat gleich die ultratiefe Basslinie, die das Album bei HiFi-Vorführungen beliebt und gefürchtet macht.
Sorry, aber außer für Tiefbass-Fetischisten mit sehr großen Räumen wüsste ich nicht, wofür man bei der 34 einen Subwoofer bräuchte. Auch eine elektronische Basserweiterung braucht die nuLine 34 aus meiner Sicht ungefähr so dringend wie Lionel Messi ein Buch über Fußballtricks. Die Box geht erstaunlich tief hinunter, ähnlich tief wie die KEF R900 (eine Standbox, die ich für ihren Tiefgang gelobt habe) und deutlich tiefer als die Burmester B10. Die 48 Hz sind absolut glaubhaft.
Ansonsten bietet der Song noch ein wunderbar verzögertes Klavierintro, fette Bläser, Synthies, Schlagzeugarbeit vom Feinsten und, ach ja, etwas nuscheligen Gesang (der dürfte eher nicht der Grund für den überragenden Erfolg des Albums sein). Das Album habe ich ausgewählt, weil ich die Nubert gleich mal so richtig herausfordern wollte. In Anbetracht des recht moderaten Preises wusste ich nicht so recht, wie groß die Kompromisse sein würden, mit denen ich mich da in den kommenden Wochen abplagen würde. Schließlich bin ich erheblich teurere Boxen gewohnt.
Hmmm. Von „abplagen“ kann schon mal keine Rede sein. Die NuLine 34 kommt ausgesprochen erwachsen und gar nicht kompromissbehaftet daher. Im Gegenteil, der erste Eindruck ist äußerst erfreulich. Keine ohrenfälligen Verfärbungen, keine dramatischen Ausreißer im Frequenzgang, keine Schärfe im Hochton, keine störenden Timinganomalien. Klanglich alles im grünen Bereich. Schickes, einwandfrei verarbeitetes Gehäuse. Was sagt noch mal das Preisschild?
Und damit sind wir dann auch gleich bei dem Grund, warum dieser Bericht viel später fertig wurde, als es Chefredaktion und Hersteller gern gehabt hätten. Die Box klang erheblich besser, als ich es nach ihrem Preis erwartete. Sehr erheblich. So erheblich, dass sie mein Konzept von Preis-Leistungs-Verhältnis im Lautsprecherbereich ernsthaft zum Wackeln brachte. Ich wollte ihr deshalb ganz besonders gründlich auf den Zahn fühlen, um sicher zu sein, dass ich nicht doch irgendwo einen dicken Hund übersehen habe. Trotz aller Mühe habe ich aber keine dicken Hunde gefunden. Im Gegenteil, meine Achtung vor der Leistung der nuLine 34 stieg mit weiterer Beschäftigung immer weiter. In Anbetracht des Preises der Box habe ich an ihr nichts, aber auch gar nichts auszusetzen.
Da ich Tests der Sorte „alles toll“ aber äußerst langweilig finde (irgendwie denke ich dann immer an Robert Musil und seinen Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“) und der Leser außerdem ja nun mal eine Beschreibung erwartet (von der Chefredaktion ganz zu schweigen), breche ich an dieser Stelle die Beschreibung doch noch nicht ab (soll ja nicht mein letzter Bericht für fairaudio gewesen sein …), sondern mache mich mal daran, die Qualitäten der Box etwas aufzudröseln und auch die Bereiche aufzuzeigen, in denen die Box vom gedachten Ideal abweicht.
Unser mittlerweile fünfjähriger Sohn hat „Hui Buh, das Schlossgespenst“ für sich entdeckt. Wie bei Kindern dieses Alters üblich, hört er ein einmal für gut befundenes Hörbuch andauernd, weswegen ich über die nuLine 34 gefühlte 7.564 Mal die Folge „Der verfluchte Geheimgang“ mithören durfte. Dieses Hörspiel weist zahlreiche Soundeffekte im Stil aktueller Kinosoundtracks auf. An den bedrohlichen Stellen gibt es viel lauten Tiefbass. Über die nuLine 34 wurden diese Tiefbasselemente äußerst beeindruckend wiedergegeben, gelegentliche Besucher mochten gar nicht glauben, dass aus so kleinen Boxen so viel Bass herauskommt – mit etwas Raumunterstützung hat man guten Pegel bis, so schätze ich, knapp über 40 Hz.
Besonders erfreulich ist dabei, dass diese Ausdehnung im Bass nicht mit undefiniertem Tieftonsumpf erkauft wird. Der Bass-Bereich ist vielmehr klarer als bei vielen deutlich größeren und teureren Lautsprechern, wie sich außer bei Fat Freddy’s Drop zum Beispiel auch bei Terakafts Titel „Awa Adouina“ von der CD Kel Talasheq zeigte. Der Song wird getragen von einer sehr schön rollenden und swingenden Basslinie. Die konnte man über die nuLine 34 wunderbar nachverfolgen. Auch den Hip-Hop-Bass auf dem Stück „I’ve got that tune“ von der CD The Groove Sessions der Gruppe Chinese Man meisterte die kleine Nubert, ohne sich zu verschlucken, jedenfalls bis zu durchaus gehobener Zimmerlautstärke. Auf die bei der nuLine 34 gefundene Tiefton-Abstimmung kann das Nubert-Team wirklich stolz sein.
Sehr beeindruckend im Verhältnis zur Gehäusegröße sind auch die grobdynamischen Fähigkeiten der Nubert. Wie ich oben schon andeutete, ging die Box für meine Bedürfnisse allemal laut genug, ohne dass ohrenfällige Verzerrungsprodukte den Hörgenuss gestört hätten. An ihre Grenzen konnte ich sie nur mit dem Chinese-Man-Stück bringen, das aber auch für wesentlich teurere Boxen einen Stolperstein bilden kann. Übertrieb ich den Rechtsdreh am Lautstärkeregler, machte die Box im Bassbereich einfach zu. Lästige Verzerrungen gab es auch dann nicht.
Die tonale Balance der nuLine 34 ist insgesamt recht ausgewogen. Der Bass im Bereich so zwischen 80 und 120 Hertz kam in der von mir bevorzugten Aufstellung etwas betont. Das führt aber nicht dazu, dass die Box insgesamt warm klänge, im darüber liegenden Grundton wirkt die Box vielmehr eher etwas zurückhaltend, wie sich insbesondere bei männlichen Stimmen zeigt. Der König Julius wird in dem erwähnten Hui-Buh-Hörspiel von Christoph Maria Herbst gesprochen. Die Wiedergabe seiner Stimme gelang grundsätzlich sehr überzeugend, die Stimme klang sehr natürlich, hatte aber etwas weniger Brustkorb als gewohnt. Dasselbe Phänomen konnte man bei der Stimme von Gil Scott-Heron auf seiner CD I’m new here hören, auch Scott-Herons Bariton hatte nicht ganz die physische Größe, die andere Lautsprecher ihm geben. Frauenstimmen dagegen wirkten sehr ausgewogen. Insgesamt liegt der Stimmbereich eher ein kleines bisschen auf der nüchtern-informativen als auf der schmeichelnd-betörenden Seite. Zuckerguss verteilt die nuLine 34 nicht, der Schmelz muss schon auf der Aufnahme enthalten sein.
Test: Nubert nuLine 34 | Kompaktlautsprecher