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Klang Nubert nuLine 284 (II)

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  1. 4 Klang Nubert nuLine 284 (II)

Nubert Nuline 284Ich selbst bin einer leichten Mittenbetonung gegenüber, so sie denn dem Klangbild insgesamt eine spritzige, treibende Tendenz gibt und nicht ins Näseln abgleitet, grundsätzlich nicht abgeneigt. Lautsprecher, die in diese Richtung entwickelt werden, haben – wohlwissend, dass es sich um „Sounding“ handelt – meine Sympathie, was aber damit zusammenhängt, dass ich Musikrichtungen bevorzuge, die ohnehin „nach vorn“ gehen. Von dieser persönlichen Vorliebe ausgehend, könnte ich der Nubert vorwerfen, dass sie mir in diesem Frequenzband zu sachlich agiert. Könnte. Mache ich aber nicht. Dafür finde ich die Gesamtabstimmung einfach zu gelungen. Weder wird der Präsenzbereich überbetont, noch tönt es zu tief/dunkel. Ich würde das Mittenband tatsächlich „neutral“ nennen und das positiv meinen.

Mit dieser Eigenschaft überzeugte mich kürzlich auch Phonars neue Standbox Veritas P4 Next. Auch sie zeigte ein eher sachliches Mittenspektrum, was sich im Verlauf des Tests als angenehm homogen-natürlich einspielte. Das Nordlicht aus Tarp agierte in dieser Disziplin allenfalls eine Spur tonal heller als die Nubert, was für mich aber allerhöchstens einen geschmacklichen Unterschied ausmacht. Qualitativ ist das nicht zu bewerten. Außer damit, dass die im Paarpreis um knapp 500 Euro günstigere Phonar eben auch wie die Nubert eine sehr gute Darstellung der Mitten hinbekommt. Allerdings bietet sie im Bassbereich nicht die gleiche Performance der nuLine 284 …

Alanis Morissette

Mich verwundert nicht, dass Nubert die Einbindung der oberen Tonlagen in dieses so harmonische Gesamtbild ebenfalls überzeugend gelungen ist. Alanis Morissette bringt ihr live gesungenes „Head Over Feet“ (Album: Alanis Unplugged) extrem dicht am Mikrofon zu Gehör, was die Gefahr bissiger Zischlaute erhöht. Die es natürlich in jeder Gesangsstimme gibt, also durchaus auch zum Ohr transportiert gehören. Aber eben doch bitte nicht so, dass es weh tut. Tut es auch nicht. Gleichwohl werden alle signifikanten „Subinformationen“ und Schwebungen, die gerade bei einer Liveeinspielung für die Abbildung des Konzertsaales wichtig sind, übertragen.

Details gehen nicht verloren, auch in den „Ecken“ des Obertonhauses wirft die nuLine 284 ein gut dosiertes Licht, was aber nie zu grell wird. Zumindest nicht in der „Neutral“-Position des Höhenanpassungsschalters, die ich für die meisten Anwendungen empfehlen möchte. Ist das Nubert Nuline 284Musikmaterial mit ohnehin schon reichem Obertonspektrum gesegnet, etwa bei Bläsern, Klarinetten oder ähnlichen Instrumenten, kann die Schalterposition „Brillant“ zu viel des Guten sein. „Sanft“ halte ich – zumindest, wenn man nicht in einer Turnhalle wohnt – für verzichtbar.

Kümmern wir uns abschließend noch um die Abteilung „Attacke“, auf die ich mich bei Lautsprechern dieser Größenordnung immer ganz besonders freue. Und auch die erledigt die Nubert mit jener lässigen Souveränität, die ich bereits bei ihrer großen Schwester nuVero 14 schätzen gelernt habe. Coheed and Cambrias opulentes Metal-Kleinod „Welcome Home“ (Sampler: Crossing All Over Vol. 18) schleicht sich mit seinem melodiösen und fast volksmusikhaften Gitarrenintro zunächst ganz sanft in die Ohren, um nach wenigen Sekunden einen geradezu brutalen Instrumentensturm – live sogar von einer Marchingband unterstützt, was dem Stück stellenweise eine infernalische Atmosphäre verleiht – loszutreten, der dem Lautsprecher grobdynamisch einiges abverlangt.

Für die grazil wirkende Schwäbin ist das kein Auftrag. Sie prügelt die akustische Gewitterfront so ansatzlos und nachhaltig in den Hörraum und verharrt kurz darauf wieder in völliger Stille, als wenn dieser Laut-Leise-Spagat nichts wäre. Es ist jetzt nicht so, dass andere Lautsprecher der Klasse dies nicht auch könnten. Ich meine aber, etwa bei meiner Magnat Quantum 905, eine Art sanftes Ein- und Ausblenden zu vernehmen. Auch die Rheinländerin ist grobdynamisch ganz und gar nicht schwach auf der Brust – der Unterschied zur Nubert besteht aber in der Ansatzlosigkeit, mit der diese so etwas erledigt.

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Test: Nubert Nuline 284 | Standlautsprecher

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