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Klang Nubert nuLine 284 (I)

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  1. 3 Klang Nubert nuLine 284 (I)

Lassen Sie uns über Bass reden! Über ziemlich viel davon. Und darüber, dass „viel“ hier nicht nur quantitativ, sondern vor allem qualitativ viel meint. In „A Place Where You Belong“ der Münsteraner Post-Punker Ghost of Tom Joad (Album: Matterhorn) – die sich im Januar 2012 nach nur sechs Jahren Bandgeschichte auflösten – gibt ein elektronisch erzeugter und richtig böse Ghost of Tom Joad (Album: Matterhorn)grollender Tiefbassteppich den Hauptmelodiebogen des Stückes vor. Der ist so vordergründig und so präsent, dass er, wenn man auch nur einen Tick zu laut hört oder der Lautsprecher im Bass ein Quäntchen weniger trocken, eher „saftig“ agiert oder „schiebt“, die darüber liegenden Frequenzbereiche geradewegs zuschmiert. Dieser Basslauf ist auch hervorragend geeignet, Raummoden anzuregen. Es gibt Elektronik-/Lautsprecherkombinationen, mit denen ich dieses Stück in meinem Raum nicht hören kann. Meine Magnat Quantum 905 etwa – überwiegend von einer Yamaha-Kombi (A-S 1000/CD-S 1000) gespeist – kratzt bereits ziemlich an der dröhnigen „Nerv-Grenze“ und bekommt die Kurve nur mit „gebremstem Schaum“, sprich: bei moderater Lautstärke.

Nubert-Ausführungen
Die nuLine 284 ist nicht nur in Weiß zu haben, sondern auch in Schwarz, Titan, Kirsche und Walnuss

Jetzt könnte man meinen, mit der großen Nubert und ihren gleich drei Basstreibern müsste der Versuch in einer akustischen Matschkatastrophe enden. Das Gegenteil ist der Fall. Die Nubert Nuline 284„Grummelmelodie“ kommt durchaus mit einer physischen Intensität, die sowohl in der Magengegend als auch unter den Fußsohlen kribbelt, zu Gehör. Nie schaukelt sie sich aber zu einem Dröhnen auf, sie bleibt gleichzeitig tief und knochentrocken-strukturiert, ja fast reliefartig. Warum mir bei dieser Beschreibung die Oberflächenstruktur einer Schieferplatte vor meinem inneren Auge erscheint, weiß ich jetzt auch nicht. Aber das Bild gefällt mir.

Ehrlich gesagt bin ich überrascht, wie viel „Kellerarbeit“ die Hersteller in dieser ja noch als „Kaufklasse“ zu bezeichnenden Region in den letzten Jahren geleistet haben. Kaum jemand erlaubt sich Unsauberkeiten, grobe Schnitzer gleich gar nicht. Es geht nicht mehr grundsätzlich darum, ob ein Standlautsprecher zum Paarpreis von rund 2.000 Euro viel oder wenig Bass „kann“, eine erwachsene Tieftondarstellung erwarte ich inzwischen von allen. Und sie wird auch herstellerübergreifend geliefert. Dennoch ist das „Wie“ entscheidend: Eine Wharfedale Jade 5 zum Beispiel, die ich unlängst an dieser Stelle für ihr kerniges Fundament lobte, könnte eventuell noch einen Tick „mächtiger“ als die Nubert gewesen sein – das möchte ich aber aus der Erinnerung heraus nicht beschwören wollen. Zweifellos kommt sie aber an die ansatzlose Schnelligkeit und den staubtrockenen Punch der Schwäbin nicht ganz heran.

Elbow (Album: The Seldom Seen Kid)Bei „The Fix“ von Elbow (Album: The Seldom Seen Kid) zeigt sich exemplarisch der bruchlose Übergang zwischen Oberbass und Grundtonbereich, auf dessen „Kante“ die Stimme des Sängers Guy Garvey treffsicher balanciert, aber nie kippt. Zugleich scherenschnittartig umrissen wie auch als integrativer Bestandteil der Band steht sie im Mittelpunkt des Geschehens und trotzdem weit vorn im Raum. Das liest sich gegensätzlich, beschreibt das Gehörte aber treffend. Die eigentümlich raue Stimme Garveys bekommt über meine Magnat eine ganz leicht angewärmte Fülle. Das ist nicht unangenehm, verleiht es dem Nubert Nuline 284Gesang des Briten doch etwas wohlig Voluminöses. Diese „Tönung“ bleibt über die Nubert nuLine 284 gänzlich aus, sie klingt aber dennoch nicht unterkühlt oder zu flach. Fast geriet ich in einen inneren Zwist, konnte ich doch mangels eines Live-Abgleichs nicht wirklich beurteilen, welcher Klangcharakter nun der „echte“ ist. Zumindest hat die neutraler wirkende Interpretation der Schwabenbox etwas ernsthafteres, so dass ich geneigt bin, ihr das höhere Maß an Authentizität zuzusprechen.

Ohnehin empfinde ich das gesamte Mittenspektrum als bemerkenswert homogen, schlackenlos und leichtfüßig. So perlt das Klavierintro in Kate Nashs „Mouthwash“ (Album: Made of Bricks) einem kristallklaren Wasserfall gleich aus den Lautsprechern, die schräg-schöne und leicht schleifpapierene Intonation der Nash kann außerordentlich gut innerhalb des Gesamtgeschehens geortet werden und geht auch dann nicht unter, wenn ihre Band mit vollem Einsatz zum Refrain einsetzt. Die musikalische Darbietung ist von einer Selbstverständlichkeit geprägt, die jedem Instrumentalisten seinen festen Platz zuweist – was einen guten Eindruck der kompositorischen Struktur vermittelt –, diese „Grundordnung“ aber stets dem musikalischen Ganzen unterordnet.

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