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Klang: Nubert nuLine 264

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  1. 2 Klang: Nubert nuLine 264

Nubert nuLine 264

Der Wechsel von meinen Geithain ME150 zu den Nubert fällt leicht, da auch die Nuberts mit Bi-Wiring-Terminals ausgestattet sind. Insofern muss ich nicht einmal die Kabel wechseln. Wobei: Das Entfernen der serienmäßigen Brücken ist ein Erlebnis. Die Dinger sind so massiv – ich würde sie fast für Schmiedeteile halten.

alice francisNach der dringend anzuratenden Einspielzeit – zwei, drei Tage sollten Sie den nuLine 264 mindestens gönnen – macht Alice Francis, St. James Ballroom den Anfang meiner Hörsession. Mit modernem Swing vertragen sich die Nubert vorzüglich. Das Ganze klingt anspringend und vermittelt einen hohen „Mittwipp-Faktor“. Allein: die untersten Basslagen könnten etwas knackiger sein. Dafür reichen die Nubert weiter herunter als meine vom Volumen sicher doppelt so großen Geithains. Aber wie dem auch sei, es groovt jedenfalls schön satt.

patricia barberEtwas anspruchsvoller wird es mit Patricia Barbers Album Modern Cool. Auch hier wissen die nuLine 264 mit ihrem mächtigen Bassfundament zu beeindrucken. Das wirkt nicht aufgedunsen, aber auch hier würde ich mir ganz unten einen Zacken mehr Kontrolle wünschen. Beim Titel „Constantiople“ fällt mir auf, wie souverän die Lautsprecher den gestrichenen Kontrabass reproduzieren. Sobald nicht die allerunterste Octave im Spiel ist, zeichnen sie sehr plastisch das Schwingen der Seiten nach, die Resonanzen des großen Instruments, sein Ausschwingverhalten.

Aber auch das „byzantinische Geflirre“ der Musik, das dem Stück sein orientalisches Flair verleiht, wissen die Nubert fein aufzulösen und tonal korrekt umzusetzen. Und an den Höhen habe ich ebenfalls nichts auszusetzen. Im Gegenteil. Die Aufnahme neigt bei Lautsprechern, die in den Höhen etwas ruppig sind, gerne zum Zischeln. Bei den Nubert ist davon nichts zu merken. Als besonders kritisch empfinde ich das Stück „She’s a Lady“, die Coverversion eines alten Paul-Anka-Stücks. Der Titel kommt mit der sparsamen Instrumentierung, hauptsächlich ein Kontrabass, über die Nubert richtig gut rüber.

Nubert Bi-Wiring

Eigentlich ein guter Titel, um mich mit den Schaltern auf der Rückseite zu beschäftigen. Da ich gerade beim Thema Hochton bin, fange ich mit dem Schalter für die Hochtoneinstellung an. Das Umschalten von „Neutral“ auf „Brillant“ ist klanglich gut nachvollziehbar. Zu meiner Überraschung neigt die Wiedergabe nun immer noch nicht zum Zischeln – für mich ein Zeichen, dass die nuOva-Kalotte wirklich ein hervorragender Wandler ist, der im Hochton detailreich abbildet, aber kein Eigenleben entwickelt.

Insgesamt wirkt die Abstimmung nun tonal etwas frischer, und ja, brillanter. Das Fingerschnippen auf der Aufnahme tritt nun deutlich in den Vordergrund. Auch das Perlen von Klavieranschlägen in den höheren Lagen tritt stärker nach vorne, ohne dass die Gesamttonalität ernsthaft aus dem Gefüge gerät. Summa summarum ist mir diese Brillanz aber doch ein wenig zu viel. Für stark bedämpfte Räume mag diese Einstellung aber genau richtig sein.

Nubert nuLine 264 Hochtöner

Im Gegenzug versuche ich es mit der Schalterstellung „Sanft“. Wobei ich persönlich „sanft“ eher mit etwas Wärme und einem verstärkten „Mollgefühl“ verbinden würde. Das ist aber nicht die Richtung, in die sich das Klangbild nun verändert. „Weniger brillant“ wäre passender, denn auch in dieser Schalterstellung bleibt die Wiedergabe frisch, dynamisch und ansprechend, dennoch nehmen sich der obere Mitteltonbereich und der Hochton nun leicht zurück. Auch hier bleibt die Gesamttonalität im Ruder, da die Wirkung nicht gravierend, aber hörbar ist. Sicher eine gute Option für akustisch wenig bedämpfte Räume. Die Wirkung des Hochton-Schalters finde ich auf alle Fälle überzeugend.

Die Wirkung des Bass-Schalters ist schon drastischer. Stellt man von „Neutral“ auf die Position „Reduziert“, werden Bässe unter 100 Hz ausgefiltert, die Lautsprecher verlieren einiges von ihrem soliden Tieftonfundament. Das Ergebnis allerdings klingt ebenfalls überzeugend. Gut, man büßt das Tieftonfundament ein. Was aber nun an Bässen wiedergegeben wird, ist wunderbar schnell und knackig. Insgesamt kommt mir die Wiedergabe so fast homogener vor, weil der weichere Tiefbass nun einfach wegfällt.

Nubert nuLine 264 Bassreflex

Man hat also die Wahl, ob man lieber die untersten Lagen mitnimmt und dort auf ein wenig Kontrolle verzichtet oder ob man den Bassbereich lieber nur im kontrollierten Bereich laufen lässt. Mit gefällt die letztere Option auch ziemlich gut. Nubert empfiehlt diese Einstellung bei wandnaher Aufstellung oder als „Party Modus“, da die Tieftöner hier, von der Wiedergabe tiefster Töne entlastet, deutlich lauter aufspielen können.

dee dee bridgewaterBei Dee Dee Bridgewater, Live At Yoshis, schalte ich allerdings wieder auf die neutrale Bass-Stellung zurück. So viel Bass-Spaß muss sein. Und Spaß machen die Nubert mit dieser Live-Aufnahme reichlich. Die Aufnahme vermittelt viel von der Atmosphäre im Yoschis, und die ist sehr stark von Spaß geprägt – sowohl auf Seiten von Dee Dee, die mit dem Publikum regelrecht herumalbert, als auch auf Seiten des Publikums, dass sich darauf einlässt und der Sängerin begeistert folgt und mitmacht.

Die offensichtlich hervorragende Stimmung macht sich auch musikalisch bemerkbar: Die ganze auf der Aufnahme eingefangene Atmosphäre ist mitreißend, es kommt ungeheuer viel Energie rüber. Ich erwische mich dabei, dass ich hier und da letzte Feinheiten im Ausdruck oder einen Hauch mehr Nachdruck vermisse – bis ich mir ins Gedächtnis rufe, dass ich hier vor Lautsprechern sitze, die im Paar vergleichsweise freundliche 1.570 Euro kosten, während ich Maßstäbe anlege, die vielleicht bei meinen dreimal so teuren Geithain ME150 angemessen wären. Angesichte der Preisklasse der Nubert gibt es hier gar nichts zu kritisieren.

Nubert nuLine 264 Hinten/Rückansicht

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Test: Nubert nuLine 264 | Standlautsprecher

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