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Nubert nuControl und Nubert nuPower D: Wie klingt’s?

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Nubert nuControl und Nubert nuPower D: Wie klingt's?

1. Die Kombi im Zusammenspiel

Nubert nuControl und Nubert nuPower D

Zugegeben: Ich bin immer ein wenig skeptisch, wenn ich monströse Leistungsangaben lese. In meinem Kopf saust es dann hin und her: „Braucht kein Mensch!“ „Bei ’nem schönen Breitbänder reichen zwei mal sieben Watt.“ „Das klingt bestimmt erst laut richtig gut.“ So und ähnlich lauten meine Vorurteile. Doch als ich das Verstärkergespann aus Nubert nuControl und Nubert nuPower D in Betrieb nehme, staune ich zunächst fast ob der Dezenz, die mich umgibt. Schuld daran ist die hervorragend feinfühlige Lautstärkeregelung des nuControl: Man muss schon ordentlich am Rad drehen, bis man sich in höhere Lautstärkegefilde hochgearbeitet hat. Dann allerdings schallert es richtig los.

Meine erste Begegnung mit dem Verstärkerduo fand mit dem Song „Déjà Vu“ von Spliff statt. Der Rezensent erwartet zu Recht eine ordentliche Abreibung: Da wären auf der grobdynamischen Habenseite ein virtuoser, mit zahlreichend Slappings gespielter Bass und recht brachial gespielte, klanglich verfremdete Drums. Doch da wären nicht zuletzt ebenso eine fein gezupfte Gitarrenlinie in den Strophen, weitläufige Synthesizerklangflächen und ein spliffleicht verschnupfter Sprechgesang. Ganz klar: Die „Nubi-Amps“ geben richtig Gas. Schon nach zwei Takten habe ich die Lautstärke merklich über Mietwohnungsniveau hochgekurbelt und sitze mit breitem Grinsen auf dem Sofa. Gleich zu Beginn spielen Gitarre und Bass unisono das legendäre Eingangsriff, während die Drums stoisch und wuchtig poltern. Das rockt mit den Nubis richtig gut und elektrisierend los. Doch zugleich gibt es auf dem linken Kanal ein langsames, auf Viertel spielendes Ridebecken. Beides muss – so erwarte ich das von einer guten Kette – nebeneinander sauber koexistieren. Und so ist es bei dem Nubert-Gespann: Einerseits ein richtiger Tritt in die Magengrube durch Bass, Drums, Gitarre – andererseits das Ridebecken, das das Ganze rhythmisch im Zaum hält, klar und sauber wiedergegeben: von der kräftigen Attack über ein schillerndes Obertonspektrum bis zum langen Ausklingen.

Nubert nuControl und Nubert nuPower D Volumeregler

Wenn es in die Strophe geht, lebt der Song in erster Linie von dem bewusst dominant nach vorne gemischten Bass. Schön ist, wie die Nubert-Verstärker diesen exakt in der stereofonen Bühnenmitte festnageln und auf das ihm zustehende Podest heben. Aber sie können noch etwas anderes herausarbeiten: Der Bass wurde nämlich insgesamt – und das ist im Grunde paradox – so aufgenommen und im Mix dargeboten, dass auch die hohen Frequenzanteile gut hörbar sind. Während man im Studio sonst häufig dem Bass per Tiefpass eine „Kellerregion“ zuweist, hat man hier bei der Produktion bewusst darauf verzichtet – was Sinn ergibt: Denn nur so „knackt“ das Slapping richtig in den Ohren.

Der Gesang hingegen, den man ja per se erst einmal in höheren Frequenzganggefilden als den Bass verorten würde, klingt tonal vergleichsweise gepresst, so als hätte man ihn eher ins untere bis mittlere Tiefenband gezwängt. Dieses Paradoxon sauber herauszuschälen gelingt der Nubert-Kombi – und das spricht für ein exzellentes tonales Differenzierungsvermögen, das auch bei höheren Lautstärken einwandfrei funktioniert. Klasse. Und weil ich oben davon sprach: Auch beim Zurückdrehen des Pegelstellers keine nennenswerten Abstriche. Trotz Class-D in der Endstufensektion und digitaler Lautstärkeregelung im Vorstufenbereich: Wenn man nicht gerade flüsterleise hört, bleibt das Klangbild weiterhin voll, differenziert, weitläufig. Im untersten Zehntel des Regelbereichs kann es hingegen Sinn machen, die Loudness hinzuzuschalten – sonst gerät der Tieftonbereich ja generell, bei allen Verstärkern, gerne etwas blass.

Soweit der ungefilterte Ersteindruck, steigen wir mal etwas tiefer in die einzelnen Disziplinen ein. Hierzu erstmal eine Betrachtung der analogen Hochpegeleingänge. Als Quelle dient der C.E.C. CD5-CD-Spieler. Tonal sticht zunächst einmal nichts heraus. Trotz der brachialen Verstärkerleistung geht es im Tieftonbereich völlig gesittet zu, da wird nichts überbetont. Aber, es wird – wenn das anliegende Material es hergibt – durchaus mit voller Kelle ausgeschöpft. Oder, um es mit Jogi Löw zu sagen: Talent abgerufen. Der Bass im oben genannten Stück kann dann bei entsprechend potenten Lautsprechern in der Tat richtig böse in die Magengrube fahren, bleibt aber auch bei sehr hohen Pegeln absolut unverzerrt – und es kommt nicht zu Kompressionseffekten in anderen Bereichen. Ich könnte unter diesen Umständen auch einen mehr als dreimal so großen Hörraum adäquat beschallen. Doch die Nuberts fügen im Tieftonbereich nichts hinzu – sie warten lediglich auf einen Einsatzbefehl!

Nubert nuControl und Nubert nuPower D von der Seite

Was die Vehemenz und auch Antrittsgeschwindigkeit angeht, kann selbst meine per se schon durchzugsstarke Abacus-Ampollo-Endstufe tatsächlich nicht ganz mithalten, sie spielt zwar ähnlich weit in die Tiefe hinunter, ist dabei aber nicht ganz so wieselflink bei der Sache. Im Mittenband würde ich dem Nubert-Gespann ebenfalls eine klare und saubere Wiedergabe attestieren, die allerdings im Detail nicht ganz so nuanciert gerät, wie ich das schon einmal mit anderen Komponenten hörte (die allerdings wiederum im Bass allesamt das Nachsehen haben). Ich denke da an den Audiomat Arpège, überhaupt an „Kollegen aus der Röhrenbranche“, aber auch den Jawil Audio Asgard, die hier insgesamt etwas leuchtender, farbenkräftiger aufspielten, insbesondere bei Stimmen oder akustischen Instrumenten in Mittenlagen wie Gitarre oder Klavier. Im Höhenbereich ist das Nubert-Gespann im positiven Sinne neutral und ausgewogen. Nichts wird verdeckt, verhangen oder begradigt: Becken, Transienten, Atemgeräusche, Percussion kommen glasklar und – je nach geliefertem Material – durchaus hell und glitzernd, aber stets zischelfrei. Im Vergleich zu den erstgenannten Alternativgeräten (Audiomat, Jawil) zeigt sich das Nubert-Gespann hier auch auskunftsfreudiger, während jene in den allerhöchsten Höhen ein wenig abrunden.

Und – wir verlassen nun das Thema Tonalität – auch eine andere Sache können der Nubert nuControl und der nuPower D besser, auch als mein Abacus Ampollo: Sie füllen den Raum mit mehr Breite und Tiefe. Überhaupt ist das eine echte Paradedisziplin des schwäbischen Doppels: Sie zieht eine breite, tiefe, ungemein klar strukturierte Bühne auf, in der die einzelnen Akteure viel Raum um sich herum haben, trotzdem fällt das Ensemble nicht auseinander. Das ist nicht selbstverständlich, denn ich habe durchaus schon Amps gehört, die eine ähnlich breite und tiefe Bühne aufziehen, hier wirkten die Akteure aber im Gesamtbild etwas verloren.

Nubert nuControl und Nubert nuPower D

Ich denke da etwa an meinen kleinen, aber geschätzten Yarland-Röhrenverstärker, der da durchaus Effektvolles zaubert, zuweilen aber auch so wirkt, als würde eine kleine Band schlicht und einfach auf eine Festivalbühne projiziert, was dann summa summarum etwas ins Unrealistische lappt. Besonderer Gewinn aus der guten Bühnenabbildung lässt sich bei tonal etwas „chaotischer“ Musik ziehen. Als Beispiel die Libertines mit ihrem Libertinesneuen Album Anthems for Doomed Youth. Der Song „Gunga Din“ ist geradezu archetypisch für Doherty, Barât und Konsorten: Zwischen Reggae-Anleihen und nach vorne preschenden Widerhaken-Refrains stolpernd, bringt er auch tonal ziemlich viel Uneinheitlichkeit mit sich: hallige, scheppernde Drums, einen außergewöhnlich bauchigen Bass, in ähnlichen Lagen konkurrierende Gitarren (linientreues Voicing wird ja bei den Libertines generell überbewertet) – all das kann auch mal zum Klangbrei führen. Anders über das Nubert-Doppel: Da die einzelnen Klangquellen im Mix räumlich gut voneinander separiert werden, entsteht großes Hörvergnügen, denn die akkurate Schallquellenverteilung sorgt für das gerade richtige Maß aus energetischem Gesamtbild UND klarer Erkennbarkeit aller Instrumente.

Interessanterweise sieht das klangliche Bild noch ein wenig besser aus, wenn wir den Nubert nuControl digital füttern. Genau das tat ich, denn der C.E.C. CD5 hat praktischerweise auch Digitalausgänge. Das ermöglicht es, einen direkten A/B-Vergleich zwischen Analogeingang 1 und digitalem Koaxial-Eingang 1 durchzuführen. Um es kurz zu sagen: Das bisschen Feinsinn, das im Mittenbereich wie oben beschrieben zu kurz kam, war plötzlich da. Die Ursache für diesen Unterschied liegt, so vermute ich, in der A/D-Wandlung des nuControl – nicht im Eigenklang des im CD 5 verbauten Wandlers, denn dieser lässt ebenjene Feindifferenzierung keinerseits vermissen, was ich intern an anderen Verstärkern gegenprüfen konnte. Daher die klare Empfehlung: Wer mit Quellen arbeitet, die sowohl analoge wie digitale Ausgänge besitzen, dem würde ich empfehlen, den nuControl eher mit einem Digitalsignal zu beschicken. Zumindest sollte man beide Varianten ausprobieren, letztlich ist es ja auch Geschmackssache.

2. Die Klangchrakteristik des Nubert nuControl

Eine Vor-Endstufenkombi „schreit“ natürlich auch nach einem Test in den Einzeldisziplinen. Hierzu habe ich den Nubert nuControl analog gefüttert und mit zwei anderen Komponenten kontrastiert: der rein analogen Vorstufe Funk LAP 2 sowie dem B.M.C. Audio PureDac, der ebenfalls über eine Vorstufensektion (genauer: eine digitale Lautstärkeregelung) verfügt. Vorab sei gesagt: Ein solcher Quervergleich ist nicht hundertprozentig „gerecht“, denn der Funk LAP 2 ist eine reinrassige Analogvorstufe und hat dadurch, dass er keine A/D-Wandlung vornimmt, einen gewissen „Heimvorteil“ gegenüber dem nuControl, der ja – so denke ich zumindest – vor allem Freunden digitaler Quellen zugedacht ist. Wir wissen ja: Je weniger dem Signalfluss im Weg steht, desto unbeinflusster sollte sich üblicherweise der Klang darstellen.

Tastschalter an dem nuControl

Im Vergleich zur Funk LAP Vorstufe zeigen sich zwei Dinge: Die stereofone Bühne des Nubert nuControl ist auch bei „lediglich“ analoger Ansteuerung gegenüber dem Funk Lap 2 merklich aufgeräumter, klarer, ordentlicher. Eindeutiger Punktsieg – trotz zusätzlicher A/D-Wandlung im nuControl. Tonal sieht’s erwartungsgemäß ein bisschen anders aus. Der Lap 2 spielt im Mittenband wieder das entscheidende Gran vielschichtiger als die Analogsektion des Nubert nuControl. Schön zu hören bei „Too Much Of One Thing“ von den Go-Betweens. Eine klassische Akustiknummer mit reduziertem Schlagzeug, Akustikgitarren, Bass und Gesang. In der Bridge zwischen zwei Strophen haben wir eine den Rhythmus vorgebende, schrammelig spielende Gitarre, die von einer zweiten Gitarre eine einfache Melodielinie zur Seite gestellt bekommt. Über die Funk-Lap-Vorstufe sind diese Gitarren in ihrem Klangcharakter besser voneinander zu unterscheiden – die eine etwas mittiger, voluminöser, die andere heller und klarer. Anders wiederum bei den Höhen: Hier spielt die Nubert-Vorstufe – immer noch analog beschickt – mit mehr Auflösung und bringt das Schlagzeug mit mehr Brillanz und Klarheit, während die Funk-Lap-Vorstufe hier etwas wolkiger aufspielt. Über den BMC PureDAC hingegen haben wir gegenüber der Funk-Vorstufe ein umgekehrtes Bild: In den Höhen ebenso klar und gut auflösend wie die nuControl, dafür „untenrum“ abgesoftet – im Tiefton zwar durchaus flink, aber eben mit weniger Volumen und Masse, eher drahtig.

Innenansicht

Und digital beschickt? Hier kommt das Mittenband über die Nubert nuControl – nach der oben beschriebenen Erfahrung mit der kompletten Nubert-Kombi stand das eigentlich auch zu erwarten – wiederum schön und differenziert zur Geltung. Wer also auf der Suche nach einer Vorstufe ist, der ist mit der nuControl in Sachen Höhen, Bass, Dynamik und stereofoner Bühne generell nicht nur auf der sicheren Seite, sondern nachgerade bestens bedient. Wer zudem auf akustische Feinzeichnung im Mittenband aus ist, der findet vor allen Dingen Befriedigung, wenn er die nuControl mit Quellen verbindet, die digitale Musikdaten ausspeien. Na ja, fast logisch, dass ein mit DSP-Paket versehendes, digitales Schaltungsherz insbesondere bei der Fütterung mit Nullen und Einsen seine vollen Stärken ausspielt.


3. Die Klangchrakteristik des Nubert nuPower D

Und nun zäumen wir das Pferd von hinten auf: Der nuControl-Vorverstärker darf eine Pause machen, Bühne frei für den nuPower D. Im Direktvergleich zum Abacus Ampollo zeigen sich drei entscheidende Unterschiede: Zum einen sind die größeren Leistungsreserven des nuPower D klar spürbar. Damit meine ich nicht nur die fundamental höhere Endleistung, die sich in einer größeren unverzerrten Endlautstärke widerspiegelt. Der Nubert nuControl D spielt auch dynamisch einen Zacken alerter. Nehmen wir Shostakovichs Klavierkonzert Nr. 2, op. 102. Im dritten Satz (Allegro) geht’s verhältnismäßig filigran los: virtuoses, aber dezentes Klaviervorspiel auf einem sanften Rhythmusteppich aus Streichern. Dann, plötzlich und unvermittelt: Tutti-Ausbrüche mit Unisono-Spiel aller Beteiligten und wildgewordenen Paukisten. Diese schroffen Wechsel zwischen feinziseliertem Spiel und tumber Orchesterfülle meistert der Nubert nuPower D mit einer Ungerührtheit, die schon fast an Arroganz grenzt. Wie an der Abschleppstange führt er die angeschlossenen Lautsprecher selbst durch holprigstes Terrain – und unterschlägt auch in lauten Passagen nicht den natürlichen Raumhall des Orchestersaals. Nun ist der Abacus Ampollo dynamisch auch nicht gerade ein Kind von Traurigkeit, aber diese Direktheit, diese spielend leicht aus dem Ärmel geschüttelt wirkende Unmittelbarkeit kann er nicht im gleichen Maße bieten.

Wahlschalter am Nubert nuPower D

Der zweite Unterschied: Insgesamt wirkt auf mich die Gesamttonalität des Abacus Ampollo etwas wärmer. Wir sprechen hier von feinsten Abstufungen, keinem gravierenden Sounding – aber der Nubert nuControl D wirkt im Gegenzug etwas „studiohafter“. Wenn wir es mal metaphorisch und mit einem gerüttelten Maß an Übertreibung niederschreiben: Die oben erwähnten Röhrenverstärker zeichnen eher mit Pinsel auf die Leinwand, der Ampollo mit Farbstiften auf Papier – und der nuControl mit Fineliner, Lineal und Millimeterpapier.

Und zu guter Letzt zeigt sich auch beim Nubert nuPower D noch einmal die Fähigkeit, eine große und tiefe Bühne zu errichten. Auch das kann der Ampollo per so schon besser als andere Amps der Preisklasse – aber der nuPower D wiederum lässt bei ähnlich breit wirkender Bühne noch etwas mehr sauber ausgeleuchtete Tiefe zu.

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Test: Nubert nuControl und nuPower D | Vor-End-Kombi

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